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1 bis 4. Bändchen
Einleitung
I.
Der Sturm

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Acht Tage nach der von uns erzählten Scene kam, ungefähr um fünf Uhr Abends, ein mit vier Pferden bespannter und von zwei Postillons geführter Wagen aus Pont-à-Mousson, einem zwischen Nancy und Metz liegenden Städtchen. Es waren im Posthotel frische Pferde an den Wagen gespannt worden und dieser setzte, trotz der erfolglosen Einladungen einer höflichen Wirthin, welche auf der Schwelle ihres Hauses die verspäteten Reisenden betrachtete, die Fahrt nach Paris fort.

Die vier Pferde, welche den Wagen zogen, waren kaum an der Ecke der Straße mit der schweren Maschine verschwunden, als zwanzig Kinder und zehn Gevatterinnen, welche während der paar Minuten, die man zum Umspannen brauchte, um die Kutsche her standen, in ihre Wohnungen mit Geberden und Ausrufungen zurückkehrten, welche bei den Einen eine übermäßige Heiterkeit, bei den Andern ein tiefes Erstaunen offenbarten. Dies kam davon her, daß noch nichts diesem Wagen Aehnliches über die Brücke gefahren war, welche fünfzig Jahre vorher der gute König Stanislaus über die Mosel hatte schlagen lassen, um die Verbindung zwischen seinem kleinen Königreich und Frankreich zu erleichtern. Wir nehmen sogar die seltsamen elsassischen Fourgons nicht aus, welche an Markttagen von Pfalzbourg die zweiköpfigen Phänomene, die tanzenden Bären und die nomadischen Stämme der Gaukler, die Zigeuner der civilisirten Länder, brachten.

Ohne ein neckisches, spöttisches Kind, oder eine schmähsüchtige, neugierige Alte zu sein, konnte man vor Erstaunen stehen bleiben, wenn man dieses monumentale Gefährt sah, das, an vier Rädern von gleichem Durchmesser hängend und gestützt durch starke Federn, nichtsdestoweniger rasch genug vorrückte, um den den Zuschauern entschlüpfenden Ausruf:

»Das ist ein seltsamer Wagen, um damit Extrapost zu fahren,« zu rechtfertigen.

Unsere Leser, die ihn zu ihrem Glücke nicht gesehen haben, mögen uns erlauben, ihnen denselben zu beschreiben.

Der Hauptkasten (wir sagen der Hauptkasten, weil diesem Kasten eine Art von Cabriolet voranging), der Hauptkasten war hellblau angemalt und trug in vollem Felde eine zierliche Baronenkrone, welche über einem J und einem B in künstlicher Verschlingung angebracht war.

Zwei Fenster, wir sagen Fenster und nicht Schläge, mit Vorhängen von weißer Mousseline, ließen das Licht in das Innere ein; nur waren diese Fenster, dem profanen Volke beinahe unsichtbar, in dem vorderen Theile des Kastens angebracht und gingen nach dem Cabriolet. Ein Gitterwerk gestattete zugleich, mit dem Wesen, das diesen Kasten bewohnte, zu sprechen, und, was man ohne diese Vorsichtsmaßregel nicht hätte thun können, sich an die Scheiben anzulehnen, an denen die Vorhänge ausgespannt waren.

Der hintere Kasten, der der wichtigere Theil dieser seltsamen Kutsche zu sein schien, welche acht Fuß Länge und sechs Fuß Breite haben mochte, empfing also das Licht nur durch diese Fenster und Luft nur durch eine mit einer Glasscheibe versehene, gegen die Imperiale gehende Oeffnung; um die Reihe der Seltsamkeiten, welche dieses Gefährt den Blicken der Vorübergehenden bot, zu vervollständigen, ragte eine Röhre von Eisenblech um einen guten Fuß aus der Imperiale empor und spie einen Rauch mit bläulichen Wirbeln aus, welche, immer weißer werdend, in einer Säule fortzogen und sich in der Luftfurche des Wagens verbreiteten.

In unsern Tagen hätte eine solche Seltsamkeit keinen andern Erfolg gehabt, als daß man geglaubt haben würde, man sehe eine neue, fortschreitende Erfindung vor sich, in der der Mechaniker auf eine geistreiche Weise die Macht des Dampfes mit der Kraft der Pferde verbinde.

Dies wäre um so wahrscheinlicher gewesen, als dem Wagen, dem, wie gesagt, vier Pferde und zwei Postillons vorangingen, ein einziges hinten mittelst einer Leine angebundenes Pferd folgte. Dieses Pferd, das durch seinen kleinen Kopf, durch seine magern Beine, durch seine enge Brust, seine dicke Mähne und seinen flatternden Schweif die charaktaristischen Merkmale der arabischen Race bot, war gesattelt: was andeutete, daß zuweilen einer von den geheimnißvollen, in dieser zweiten Arche Noah eingeschlossenen Reisenden sich das Vergnügen eines Rittes machte und neben dem Wagen galoppirte, dem ein solcher Gang unwiderruflich versagt zu sein schien.

In Pont-à-Mousson erhielt der Postillon des vorhergehenden Relais ein doppeltes Trinkgeld von einer weißem, muskeligen Hand, die zwischen den zwei ledernen Vorhängen durchschlüpfte, welche den vorderen Theil des Cabriolet beinahe ebenso hermetisch verschlossen, als die Mousselinevorhängeden vorderen Theil des Kastens schlossen.

Der erstaunte Postillon nahm rasch seinen Hut ab und sagte: »Ich danke, Monseigneur.« Und eine sonore Stimme antwortete in deutscher Sprache, welche man noch in der Gegend von Nancy versteht, wenn man sie auch nicht mehr spricht:

»Schnell, schneller!«

Die Postillons verstehen beinahe alle Sprachen, wenn man die Worte, die man zu ihnen spricht, mit einer gewissen metallischen Musik begleitet, nach der diese Race, die Sache ist allen Reisenden vollkommen bekannt, sich äußerst lüstern zeigt; die zwei neuen Postillons thaten auch Alles, was sie konnten, um im Galopp wegzufahren, und nur nach Anstrengungen, welche mehr der Kraft ihrer Arme, als den Kniebeugen ihrer Pferde Ehre machten, willigten sie, des Krieges müde, ein, sich auf einen ziemlich anständigen Trab zu beschränken, denn er erlaubte ihnen offenbar, zwei und eine halbe bis drei Lieues in der Stunde zurückzulegen.

Gegen sieben Uhr spannte man in Saint-Mihiel um; dieselbe Hand schob durch die Vorhänge die Bezahlung der zurückgelegten Post und dieselbe Stimme ließ eine ähnliche Aufforderung vernehmen.

Es versteht sich, daß der seltsame Wagen dieselbe Neugierde erregte, wie in Pont-à-Mousson; die einbrechende Nacht trug dazu bei, ihm ein noch phantastischeres Aussehen zu geben.

Nach Saint-Mihiel fing das Gebirge an. Hier angelangt, mußten sich die Reisenden begnügen, im Schritte zu fahren; man brauchte beinahe eine halbe Stunde, um eine Viertelslieue zurückzulegen. Auf dem Gipfel der Steige hielten die Postillons an, um ihre Pferde einen Augenblick schnaufen zu lassen, und die ledernen Vorhänge auf die Seite schiebend, konnten die Reisenden im Cabriolet einen ziemlich ausgedehnten Horizont überschauen, den jedoch die ersten Dünste des Abends zu verschleiern anfingen.

Das Wetter war bis drei Uhr Nachmittags klar und warm gewesen, wurde aber gegen Abend erstickend. Eine von Süden kommende, große, weiße Wolke, die dem Wagen absichtlich zu folgen schien, drohte diesen zu erreichen, ehe er in Bar-le-Duc, wo die Postillons anzuhalten und die Nacht zuzubringen vorschlugen, angelangt wäre.

Auf einer Seite durch den Berg und auf der andern durch eine abschüssige Böschung eingeengt, fiel der Weg gegen ein Thal ab, in dessen Hintergrund man die Maas sich hinschlängeln sah, und bot eine halbe Lieue lang einen so raschen Absturz, daß es gefährlich gewesen wäre, ihn anders als im Schritt hinabzufahren; diesen klugen Gang wählten auch die Postillons, als sie wieder aufbrachen.

Die Wolke rückte immer vor, und da sie mächtig war und beinahe die Erde streifte, so breitete sie sich immer mehr aus, während die Dünste, welche vom Boden aufstiegen, sich an sie anhingen; man sah sie auch in ihrer unheilvollen Weiße alle die anderen bläulichen Wolken zurückstoßen, welche sich unter den Wind zu stellen suchten, wie es die Schiffe an einem Schlachttage thun.

Durch diese Wolke, die sich mit der Schnelligkeit einer steigenden Fluth am Himmel ausbreitete, wurden bald die letzten Sonnenstrahlen aufgefangen; ein gräuliches, trübes Licht filtrirte nur mühsam auf die Erde und die Blätter, welche zitterten, ohne daß der geringste Wind durch die Luft strich, nahmen die schwarze Tinte an, mit der sie sich unter den ersten auf die Abwesenheit der Sonne folgenden Lagen der Dunkelheit bekleiden.

Plötzlich durchfurchte ein Blitz die Wolke, der Himmel spaltete sich in Feuerrauten, und das erschrockene Auge konnte in die unermeßlichen, wie die Hölle glühenden Tiefen des Firmaments tauchen.

Ein Donnerschlag erschütterte, von Baum zu Baum bis zu dem Gehölze springend, durch das sich die Straße zog, beinahe in demselben Augenblicke sogar die Erde und ließ die große Wolke wie ein wüthendes Pferd laufen.

Der Wagen rollte immer weiter und spie aus seinem Kamin fortwährend Rauch aus; nur war dieser Rauch, zuvor schwarz, nunmehr zart und opalfarbig geworden.

Hienach verfinsterte sich der Himmel gleichsam in Stößen; das Fenster der Imperiale wurde von einem lebhaften, purpurrothen Schimmer übergossen und blieb beleuchtet; offenbar nahm der Bewohner dieser rollenden Zelle, den äußeren Erscheinungen fremd, seine Maßregeln gegen die Nacht, um nicht in dem Werke, das er vollführte, unterbrochen zu werden.

Der Wagen war noch auf dem Plateau des Berges, er hatte die Fahrt abwärts noch nicht begonnen, als ein zweiter Donnerschlag, noch heftiger als der erste und noch mehr mit metallischen Vibrirungen beladen, den Regen von den Wolken löste; er fiel Anfangs in großen Tropfen, stürzte aber bald dicht und starr herab, wie Arme voll Pfeile, die man vom Himmel geschleudert hätte.

Die Postillons schienen sich zu berathen, der Wagen hielt an.

»Nun!« rief dieselbe Stimme, doch diesmal in vortrefflichem Französisch, »was Teufels machen wir?«

»Wir fragen uns, ob wir weiter fahren sollen,« antworteten die Postillons.

»Es scheint mir, daß man mich das fragen müßte, und nicht Euch,« versetzte die Stimme. »Vorwärts!«

Es lag ein so mächtiger Ausdruck des Befehls in dieser Stimme, daß die Postillons gehorchten und der Wagen auf dem Abhange des Gebirges hinabzurollen begann.

»Gut so!« rief die Stimme.

Und die einen Augenblick geöffneten ledernen Vorhänge fielen abermals zwischen die Reisenden und das Vordergestell der Kutsche.

Doch die von Natur thonige und feuchte, durch die vom Himmel fallenden Regenströme erweichte Erde wurde plötzlich so schlüpfrig, daß die Pferde vorzurücken sich weigerten.

»Mein Herr,« sagte der Postillon, der das Deichselpferd ritt, »es ist unmöglich, weiter zu gehen.«

»Warum dies?« fragte die uns bekannte Stimme.

»Weil die Pferde nicht mehr marschiren.«

»Wie weit sind wir noch von der Station entfernt?«

»Ah! diese ist lang, wir haben noch vier Lieues.«

»Wohl, Postillon, lege Deinen Pferden silberne Hufeisen an, und sie werden marschiren,« sprach der Fremde, indem er den Vorhang öffnete und ihm vier Sechs-Livres-Thaler reichte.

»Sie sind sehr gütig,« sagte der Postillon, nahm die Thaler in seine breite Hand und steckte sie in seinen großen Stiefel.

»Der Herr spricht mit Dir, wie mir scheint,« sagte der zweite Postillon, der den silbernen Klang gehört hatte, welchen die Sechs-Livres-Thaler bei ihrer Versenkung von sich gaben, und von einem Gespräch, das ein so großes Interesse bot, nicht ausgeschlossen sein wollte.

»Ja, er sagt so etwa, wir sollen vorwärts fahren.«

»Habt Ihr etwas gegen diesen Wunsch einzuwenden, mein Freund?« rief der Reisende mit einem wohlwollenden, aber zugleich festen Tone, aus dem zu entnehmen war, daß er in diesem Punkte keinen Widerspruch dulden würde.

»Nein, mein Herr, nicht ich, sondern die Pferde; sehen Sie, sie weigern sich, vorwärts zu gehen.«

»Wozu dienen denn die Sporen?« versetzte der Reisende.

»Ah! wenn ich ihnen das Spornrad ganz und gar in den Bauch drückte, sie würden keinen Schritt mehr machen; der Himmel soll mich vertilgen, wenn . . .,«

Der Postillon konnte seine Blasphemie nicht vollenden, ein Blitzstreich, gleich furchtbar durch das Geräusch und die Flamme, schnitt ihm das Wort ab.

»Das ist ein unchristliches Wetter,« sagte der brave Mann, »Ei! mein Herr, sehen Sie doch, der Wagen rückt jetzt ganz allein vor, in fünf Minuten wird er schneller gehen, als wir wollen. Mein Jesus und Herr! wir rollen unwillkührlich fort.«

Auf das Kreuz der Pferde drückend, welche sie in Ermangelung von Anhalten nicht mehr stützen konnten, nahm die schwere Carrosse in der That eine Bewegung progressiven Laufes, welche die Vervielfältigung der Schweren bald in eine stürmische Umdrehung verwandelte.

Die Pferde wurden vor Schmerz wild und die Equipage flog, sichtbar dem Präcipiß sich nähernd, wie ein Pfeil den dunkeln Abhang hinab.

Es war nicht mehr allein die Stimme, sondern auch der Kopf des Reisenden, was nun aus dem Wagen hervor kam.

»Ungeschickter!« rief er, »Du wirst uns Alle tödten, links die Leitseilc! links doch.«

»Ei! mein Herr, ich möchte Sie wohl hier sehen,« erwiederte der erschrockene Postillon, während er vergebens seine Zügel zusammenzufassen und die verlorene Herrschaft über seine Pferde wieder zu gewinnen suchte.

»Joseph!« rief eine Frauenstimme, die sich zum ersten Male hörbar machte; »Joseph! zu Hülfe! zu Hülfe! Ah! heilige Mutter Gottes.«

Die Gefahr war wirklich dringend, furchtbar, und konnte dieses Anrufen der Mutter Gottes wohl begründen. Stets durch sein Gewicht fortgerissen und nicht mehr durch eine sichere Hand gelenkt, rückte der Wagen immer näher gegen den Abgrund, auf welchem bereits eines von den zwei Pferden zu hängen schien; noch drei Umdrehungen des Rads, und Pferde, Wagen, Postillons, Alles war hinabgeschleudert, zermalmt, vernichtet, als der Reisende aus dem Cabriolet auf die Deichsel stürzte, den Postillon am Rockkragen und am Gürtel seiner Hose faßte, aufhob, wie er es nur mit einem Kinde gethan haben könnte, zehn Schritte hinausschleuderte, an seine Stelle auf den Sattel sprang, die Zügel zusammenfaßte, und mit furchtbarer Stimme dem zweiten Postillon zurief:

»Links, Bursche, links oder ich zerschmettre Dir die Hirnschale!«

Der Befehl brachte eine magische Wirkung hervor; der Postillon, der die Vorderpferde führte, machte, verfolgt von dem Geschrei seines unglücklichen Gefährten, eine übermenschliche Anstrengung, gab dem Wagen die Richtung und führte ihn, mächtig unterstützt durch den Reisenden, auf die Mitte des Pflasters, wo er mit der Geschwindigkeit und dem Lärmen des Donners, gegen den er zu kämpfen schien, hinrollte.

»Im Galopp!« rief der Reisende, »im Galopp; wenn Du nachläßt, fahre ich Dir und Deinen Pferden über den Leib.«

Der Postillon begriff, daß dies keine leere Drohung war, er verdoppelte seine Energie, und der Wagen fuhr mit gräßlicher Geschwindigkeit den Berg hinab; wer ihn in der Nacht hätte vorüberkommen sehen, mit seinem furchtbaren Geräusche, mit seinem flammenden Kamine und dem erstickten Geschrei, dürfte geglaubt haben, er erblicke ein höllisches Fuhrwerk, fortgerissen durch phantastische Pferde und verfolgt von einem Orkan.

Doch die Reisenden hatten nur eine Gefahr vermieden, um in eine andere zu gerathen. Die über dem Thale schwebende elektrische Wolke hatte Flügel und eilte so rasch fort, als die Pferde. Von Zeit zu Zeit schaute der Reisende empor, dies besonders wenn ein Blitz die Wolke zerriß, und bei dem Schimmer dieses Blitzes konnte man auf seinem Gesichte eine Regung der Unruhe unterscheiden, die er nicht zu verbergen suchte, denn Niemand außer Gott war da, um ihn zu beobachten. In dem Augenblick, wo der Wagen den Fuß des Abhanges erreichte und durch seinen Schwung fortgezogen auf einem gleichmäßigeren Terrain rasch weiter fuhr, verband plötzlich die ungestüme Versetzung der Luft die zwei Electricitäten, und die Wolke zerriß sich mit einem furchtbaren Krachen, um zugleich Donner und Blitz durchzulassen. Ein Anfangs violettes, dann grünliches, dann weißes Feuer umhüllte die Pferde; die hinteren bäumten sich, schlugen die Luft mit ihren Vorderbeinen und athmeten geräuschvoll die mit Schwefel geschwängerte Luft ein; die vorderen stürzten nieder, als ob die Erde unter ihren Füßen entwichen wäre; aber beinahe in demselben Augenblick erhob sich dasjenige, welches der Postillon ritt, wieder und trug, als es fühlte, daß seine Stränge durch den Sturz zerrissen worden waren, seinen Herrn fort, und dieser verschwand in der Finsterniß, während der Wagen, nachdem er noch zehn Schritte fortgerollt war, an den Leichnam des vom Blitze getroffenen Pferdes stieß und anhielt.

Diese ganze Episode war begleitet von einem gräßlichen Geschrei, das die Frau im Wagen ausstieß.

Es herrschte einen Augenblick eine sonderbare Verwirrung, während welcher Keiner wußte, ob er todt war oder lebte. Der Reisende selbst betastete sich, um seine Identität zu bestätigen.

Er fand sich unversehrt, aber die Frau war ohnmächtig.

Obgleich der Reisende vermuthete, was vorgefallen, denn das tiefste Stillschweigen war plötzlich auf das Geschrei gefolgt, das aus dem Cabriolet hervorkam, wandte er doch nicht der wehklagenden Frau seine erste Sorge zu.

Kaum hatte er den Boden berührt, so lief er im Gegentheil nach dem Hintergestelle des Wagens.

Hier stand das schöne arabische Pferd, von dem wir gesprochen, starr, straubig, jedes Haar emporrichtend, als ob es lebendig wäre, an der Thüre rüttelnd, an deren Griff es angebunden war, und heftig an seiner Leine zerrend. Das Auge starr, das Maul schäumend, war das stolze Thier nach vergeblichen Versuchen, um seine Bande zu zerreißen, durch den Schrecken des Sturmes verblendet geblieben, und als ihm sein Herr, nach seiner Gewohnheit pfeifend, um es zu liebkosen, mit der Hand über das Kreuz fuhr, machte es einen Sprung und stieß ein Gewieher aus, als ob es ihn nicht erkannt hätte.

»Abermals dieses verteufelte Pferd,« murmelte eine gebrochene Stimme im Innern des Wagens; »verflucht sei das Thier, das meine Mauer erschüttert.«

Dann rief dieselbe Stimme, ihren Umfang verdoppelnd, arabisch mit dem Tone der Ungeduld und der Drohung:

»Nhe gullac hogud schaked haffrit!2«

»Erzürnt Euch nicht gegen Dscherid, Meister,« sprach der Reisende, machte das Pferd los und band es sodann an das hintere Rad des Wagens; »er hat Angst gehabt und in der That, man könnte vor Weniger bange bekommen.«

Und als er so gesprochen, öffnete der Reisende den Kutschenschlag, ließ den Fußtritt herab und stieg in den Wagen, dessen Thüre er hinter sich schloß.

2

 Ich sage dir, du sollst ruhig bleiben, Dämon.

Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

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