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Drittes bis Sechstes Bändchen
XI.
Das Moor

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Athos und Monk durchschritten mit einander auf ihrem Wege vom Lager nach der Tweed denjenigen Theil der Gegend, durch welchen Digby die Fischer geführt hatte, als sie von der Tweed nach dem Lager gingen. Der Anblick dieses Ortes, der Anblick der Veränderungen, welche die Menschen hier bewirkt hatten, war ganz geeignet, den grüßten Eindruck auf eine so zarte und so lebhafte Einbildungskraft wie die von Athos hervorzubringen. Athos schaute nur diese verwüsteten Orte an; Monk schaute nur Athos an, der, die Augen bald zum Himmel aufgeschlagen, bald auf die Erde gerichtet, suchte, dachte, seufzte.

Digby, den der letzte Befehl des Generals und besonders der Ausdruck, mit dem er gegeben worden, beunruhigt hatten, folgte den nächtlichen Wanderern ungefähr zwanzig Schritte; als sich aber der General umwandte, als ob er darüber, daß man seinen Befehlen nicht Folge leistete, erstaunt wäre, begriff der Adjutant, sein Benehmen müßte unbescheiden erscheinen, und kehrte in sein Zelt zurück.

Er vermuthete, der General wolle incognito in seinem Lager eine von jenen von der Wachsamkeit gebotenen Revuen vornehmen, welche jeder erfahrene Feldherr am Vorabend eines entscheidenden Treffens vorzunehmen nicht verfehlt; er erklärte sich für diesen Fall die Gegenwart von Athos, wie sich ein Untergeordneter stets Alles erklärt, was von Seiten des obersten Führers Geheimnißvolles vorgeht, Athos konnte und mußte sogar in den Augen von Digby ein Spion sein, dessen Mittheilungen den General erleuchten sollten.

Nachdem sie ungefähr zehn Minuten durch die Zelte und Posten gegangen waren, die sich in der Umgegend des Hauptquartiers viel näher angeschlossen fanden, gelangte Monk mit seinem Begleiter auf eine kleine Chaussee, welche in drei Zweigen auslief. Der links führte nach dem Fluß, der in der Mitte nach der Abtei Newcastle am Moor, der rechts durchschnitt die ersten Linien des Lagers von Monk, nämlich die Linien zunächst bei der Armee von Lambert. Jenseits des Flusses war ein Vorposten von dem Heere von Monk, der den Feind überwachte: er bestand aus hundert und fünfzig Schottländern, welche über die Tweed geschwommen waren und für den Fall eines Angriffs wieder zurückschwimmen und das Lärmzeichen geben sollten; doch da sich an diesem Ort keine Brücke fand und die Soldaten von Lambert sich nicht so rasch ins Wasser begaben, wie die von Monk, so schien der letztere auf dieser Seite nicht viel zu befürchten.

Diesseits des Flusses, etwa fünfhundert Schritte von der alten Abtei, hatten die Fischer ihre Wohnstätte, mitten unter einem wimmelnden Haufen kleiner Zelte, welche die benachbarten Clans, die ihre Weiber und Kinder mit sich führten, aufgeschlagen hatten.

Dieses ganze Gemenge bot im Mondschein einen ergreifenden Anblick; der Halbschatten adelte jede Einzelheit, und das Licht, dieser Schmeichler, der sich nur der glatten Seite der Dinge anschmiegt, hob auf jeder verrosteten Muskete den noch unberührten Fleck, auf jedem Leinwandfetzen den weißesten und am wenigsten beschmutzten Theil hervor.

Monk kam also mit Athos, diese düstere Landschaft durchschreitend, welche von einem doppelten Schimmer, vom silbernen Schimmer des Mondes und vom röthlichen Schimmer der sterbenden Wachtfeuer, beleuchtet war, nach dem Scheideweg der drei Chausseen. Hier blieb er stehen, wandte sich an feinen Gefährten und fragte ihn:

»Mein Herr, werdet Ihr Euren Weg erkennen?«

»General, wenn ich mich nicht täusche, führt der mittlere Weg gerade nach der Abtei.«

»So ist es; doch wir werden Licht nöthig haben, um in den unterirdischen Gewölben sicher zu gehen.«

Monk wandte sich um.

»Ah! Digby ist uns gefolgt, wie es scheint,« fügte er bei; »desto besser, er wird uns verschaffen, was wir brauchen.«

»Ja, General, es ist in der That dort ein Mensch, der seit einiger Zeit hinter uns geht.«

»Digby?« rief Monk, »Digby? Ich bitte, kommt hierher.«

Doch statt zu gehorchen, machte der Schatten eine Bewegung des Erstaunens, und statt vorzuschreiten, zurückweichend, bückte er sich und verschwand längs dem Hafendamm, indem er sich nach dem Quartier wandte, das den Fischern angewiesen worden war.

»Es scheint, es war nicht Digby,« sagte Monk.

Beide waren mit dem Auge dem Schalten, der auf diese Art verschwand, gefolgt. Doch ein Mensch, der um elf Uhr Abends in einem Lager, das zehn bis zwölftausend Mann inne hatten, umherschweift, ist nichts so Seltenes, daß Athos und Monk über dieses Verschwinden halten in Unruhe gerathen sollen.

»Da wir indessen nothwendig eine Laterne, eine Fackel oder dergleichen haben müssen, um zu sehen, wohin wir unsere Füße setzen, so wollen wir diese Laterne suchen,« sagte Monk.

»General, der erste der beste Soldat wird uns leuchten.«

»Nein,« erwiederte Monk, der beobachten wollte, ob nicht irgend ein Zusammenwirken Mischen dem Grasen de la Fère und den Fischern stattfinde, »nein, einer von den französischen Matrosen, welche diesen Abend Fische an mich verkauft haben, wäre mir lieber. Sie gehen morgen wieder ab, und das Geheimniß wird bei ihnen besser bewahrt sein; während, wenn sich das Gerücht verbreitete, man habe Schätze in der Abtei von Newcastle gefunden, meine Hochländer glauben würden, es liege unter jeder Platte eine Million, und dann ließen sie vom ganzen Gebäude keinen Stein auf dem andern.«

»Macht es, wie Ihr wollt, General,« sagte Athos mit so natürlichem Ton, daß ihm offenbar Alles, Soldat oder Fischer, gleichgültig war, und daß man leicht einsehen konnte, er gebe Niemand einen Vorzug.

Monk näherte sich der Chaussee, hinter welcher derjenige verschwunden war, den der General für Digby gehalten hatte, und begegnete einer Patrouille, welche die Runde durch die Zelte machte und sich nach dem Hauptquartier wandte; er wurde mit seinem Gefährten angehalten, gab das Losungswort und ging weiter.

Durch das Geräusch erweckt, erhob sich ein Soldat in seinem Plaid, um zu sehen, was vorgehe.

»Fragt ihn, wo die Fischer seien,« sagte Monk zu Athos; »wenn ich diese Frage an ihn richtete, würde er mich erkennen.«

Athos näherte sich dem Soldaten, der ihm das Zelt bezeichnete; sogleich wandten sich Monk und Athos nach dieser Seite.

Es kam dem General vor, als ob in dem Augenblick, wo er sich näherte, ein Schatten dem ähnlich, welchen er schon gesehen, in das Zelt schlüpfte; als er aber eintrat, erkannte er, daß er sich getäuscht haben mußte, denn Alles schlief durcheinander, und man sah nur verschlungene Arme und Beine.

Athos, der befürchtete, man habe ihn im Verdacht, er siehe in Verbindung mit einem von seinen Landsleuten, blieb vor dem Zelt.

»Halloh!« rief Monk französisch, »aufgewacht!«

Zwei oder drei Schläfer erhoben sich.

»Ich brauche einen Mann, um mir zu leuchten,« fuhr Monk fort.

Alles gerieth in Bewegung, die Einen erhoben sich, die Andern standen völlig auf. Der Anführer war zuerst aufgestanden.

»Eure Herrlichkeit kann sich auf uns verlassen,« sagte er mit einer Stimme, welche Athos beben machte. »Wohin soll es gehen?«

»Ihr werdet es sehen. Rasch eine Laterne!«

»Ja, Eure Herrlichkeit. Beliebt es Eurer Herrlichkeit, daß ich sie begleite?«

»Du oder ein Anderer, das ist mir gleichgültig, wenn mir nur Einer leuchtet.«

»Das ist seltsam,« dachte Athos, »was für eine sonderbare Stimme hat dieser Fischer!«

»Feuer, Ihr Leute!« rief der Fischer, »rasch, beeilt Euch!«

Dann sich an denjenigen wendend, welcher zunächst bei ihm war, sagte er leise:

»Leuchte Du, Menneville, und sei auf Alles gefaßt.«

Einer von den Fischern schlug Feuer und zündete mit Hilfe eines Schwefelhölzchens eine Laterne an.

Sogleich war das Zelt vom Licht überströmt.

»Seid Ihr bereit, mein Herr?« fragte Monk Athos, der sich abwandte, um sein Gesicht nicht der Helle auszusetzen.

»Ja, General,« erwiederte er.

»Ah! der französische Edelmann,« sagte ganz leise der Anführer der Fischer. »Pest! ich habe einen guten Gedanken gehabt, daß ich Dir den Auftrag gegeben, Menneville; er brauchte mich nur zu erkennen! Leuchte, leuchte!«

Dieses Gespräch wurde im Hintergrunde des Zeltes und so leise geführt, daß Monk nicht eine Sylbe hören konnte. Ueberdies plauderte er mit Athos.

Menneville machte sich während dieser Zeit bereit, oder er erhielt vielmehr Befehle von seinem Anführer.

»Nun?« sagte Monk.

»Hier, mein General,« sprach der Fischer.

Monk. Athos und der Fischer verließen das Zelt.

»Es ist unmöglich,« dachte Athos; »welches Hirngespenst machte ich mir da!«

»Gehe voran, folge der mittleren Chaussee und strecke die Beine aus,« sagte Monk zu dem Fischer.

Sie waren nicht zwanzig Schritte gegangen, als derselbe Schatten, der im Zelt zu verschwinden geschienen hatte, wieder herauskam, bis zu den Grundpfählen fortkroch und, beschützt durch diese Brüstung, welche in der Gegend der Chaussee angebracht war, neugierig beobachtete, wohin der General ging.

Alle Drei verschwanden im Nebel. Sie wanderten gegen Newcastle, dessen weiße Steine man schon wie Grabsteine erblickte.

Nachdem sie einige Secunden unter der Vorhalle Halt gemacht hatten, drangen sie in das Innere. Das Thor war mit Arthieben erbrochen. Ein Posten von vier Mann schlief in voller Sicherheit in einer Vertiefung, so gewiß glaubte man sich, der Angriff könnte nicht von dieser Seite kommen.

»Diese Leute werden Euch nicht unangenehm sein?« sagte Monk zu Athos.

»Im Gegentheil, sie werken die Fässer wälzen helfen, wenn es Eure Herrlichkeit erlaubt.«

»Ihr habt Recht.«

Obgleich völlig eingeschlafen, erwachte der Posten doch bei den ersten Tritten der nächtlichen Gäste mitten unter dem Grase und den Brombeerstauden, die sich des Thorwegs bemächtigt hatten, Monk sagte das Losungswort und drang, immer die Laterne voran, in das Innere des Klosters. Er kam zuletzt, die geringste Bewegung von Athos überwachend, seinen Dirk ganz entblößt und bereit, ihn dem Edelmann in die Hüfte zu stoßen, bei der ersten verdächtigen Geberde, die er von ihm sehen würde. Doch Athos ging festen, sicheren Schrittes durch die Säle und Höfe.

Es fand sich keine Thüre, kein Fenster mehr an diesem Gebäude. Die Thüren waren verbrannt worden, einige auf dem Platz, und die Kohlen waren noch durch die Wirkung des Feuers ausgezackt, das ohne Zweifel ohnmächtig, diese durch eiserne Nägel zusammengehaltenen, massigen eichenen Bohlen ganz und gar zu zerstören, von selbst erloschen war. An den Fenstern waren alle Scheiben zerbrochen, und man sah durch die Löcher Nachtvögel entfliehen, welche der Schein der Laterne erschreckte. Zugleich fingen riesige Fledermäuse an, um die zwei Ueberlästigen ihre weiten schweigsamen Kreise zu ziehen, während man in dem Lichte, das an die hohen steinernen Mauern geworfen wurde, ihren Schatten zittern sah. Dieses Schauspiel war beruhigend für Denker. Monk schloß daraus, es befinde sich kein Mensch im Kloster, da die scheuen Thiere noch hier waren und bei seiner Annäherung entflohen.

Nachdem er die Trümmer überschritten und mehr als eine Epheuranke ausgerissen hatte, die gleichsam als ein Wächter der Einsamkeit dastand, gelangte Athos in das Gewölbe, das unter dem großen Saal lag, dessen Eingang aber in die Kapelle führte. Hier blieb er stehen.

»Wir sind an Ort und Stelle, General,« sagte er.

»Hier ist also die Platte?«

»Ja.«

»In der That, ich erkenne den Ring, doch dieser Ring ist flach eingelöthet.«

»Wir brauchen einen Hebel.«

»Das kann man sich leicht verschaffen.«

Umherschauend erblickten Monk und Athos eine kleine Esche von drei Zoll im Durchmesser, welche in einer Ecke der Mauer emporgewachsen war und bis zu einem Fenster reichte, das ihre Zweige verblendet hatten.

»Hast Du ein Messer?« fragte Monk den Fischer.

»Ja, Herr.«

»So schneide diesen Baum ab.«

Der Fischer gehorchte, doch nicht ohne daß sein Messer Scharten bekam.

Als die Esche abgeschnitten und zu einem Hebel geformt war, drangen die drei Männer in das unterirdische Gewölbe.

»Bleibe hier stehen,« sagte Monk, dem Fischer einen Winkel des Gewölbes bezeichnend, »wir haben Sprengpulver bei uns, und Deine Laterne wäre gefährlich.«

Der Mann wich mit einem gewissen Schrecken zurück und blieb pünktlich an dem Posten, den man ihn angewiesen hatte, während Monk und Athos sich um eine Säule wandten, an deren Fuß ein Mondstrahl gerade auf den Stein fiel, welchen zu suchen der Graf de la Fère von so fern her gekommen war.

»Hier ist es,« sagte Athos, auf die lateinische Inschrift deutend.

»Ja,« sprach Monk.

Dann, da er dem Franzosen noch ein Mittel, auszuweichen, bieten wollte, fügte er bei:

»Bemerkt Ihr nicht, daß man schon in diesen Keller gedrungen, ist und daß mehrere Statuen zerbrochen sind?«

»Mylord, Ihr habt ohne Zweifel sagen hören, die religiöse Ehrfurcht Eurer Schottländer gebe gern zur Bewachung den Statuen der Todten die kostbaren Gegenstände, die sie im Leben besessen. So mußten die Soldaten glauben, unter dem Fußgestell der Statuen, welche die Mehrzahl dieser Gräber schmückten, wäre ein Schatz vergraben. Deshalb haben sie Fußgestell und Statue zerbrochen; doch das Grab des ehrwürdigen Stiftsherrn, mit dem wir es zu thun s haben, zeichnet sich nicht durch ein Denkmal aus. Es ist einfach und wurde beschützt durch die abergläubische Furcht, welche Eure Puritaner stets vor einem Kirchenraube gehabt haben; nicht ein Stückchen von dem Mauerwerk dieses Grabes ist zerbröckelt worden.«

»Das ist wahr,« sagte Monk., Athos nahm den Hebel.

»Soll ich Euch helfen?« fragte Monk.

»Ich danke, Mylord. Eure Herrlichkeit soll nicht die Hand an ein Werk legen, dessen Verantwortlichkeit sie vielleicht nicht gern übernähme, wenn sie die wahrscheinlichen Folgen davon kennen würde.«

Monk schaute empor.

»Was wollt Ihr damit sagen?« fragte er.

»Ich will damit sagen . . . Doch dieser Mensch . . . «

»Wartet . . . ich begreife, was Ihr befürchtet, und will es Euch beweisen.«

Monk wandte sich gegen den Fischer um, dessen! Silhouette man durch die Laterne beleuchtet erblickte, und rief ihm in befehlendem Ton zu:

»Come here, friend!«

Der Fischer rührte sich nicht.

»Es ist gut,« fuhr er fort, »er versteht das Englische nicht. Sprecht also Englisch mit mir, wenn es Euch beliebt, mein Herr.«

»Mylord,« erwiederte Athos, »oft sah ich, daß Menschen unter gewissen Umständen die Selbstbeherrschung, besaßen, auf eine Frage nicht zu antworten, die man in einer Sprache, welche sie verstanden, an sie richtete. Der Fischer ist vielleicht gelehrter, als wir glauben. Wollt also die Güte haben, ihn wegzuschicken, Mylord.«

»Offenbar wünscht er mich allein in diesem Gewölbe zu behalten,« dachte Monk. »Gleichviel, wir wollen bis zum Ende gehen; ein Mann ist so viel werth als der andere, und wir sind allein.«

»Mein Freund,« sagte Monk zu dem Fischer, »steige wieder die Treppe hinauf, die wir herabgestiegen sind, und wache, damit uns Niemand hier stört.«

Der Fischer machte eine Bewegung, um zu gehorchen.

»Laß Deine Laterne hier,« fügte Monk bei, »sie könnte Deine Gegenwart verrathen und Dir einen, Musketenschuß eintragen.«

Der Fischer schien diesen Rath zu würdigen, stellte die Laterne auf den Boden und verschwand unter dem Gewölbe der Treppe.

Monk nahm die Laterne und trug sie zum Fuße der Säule.

»Ah!« sagte er, »es ist wohl Gold in diesem Grabe versteckt?«

»Ja, Mylord, und in fünf Minuten werdet Ihr nicht mehr daran zweifeln.«

Zu gleicher Zeit that Athos einen gewaltigen Streich auf den Kalk, der sich, der Spitze des Hebels eine Spalte bietend, trennte. Athos drückte die Hebestange in diese Spalte ein, und bald gaben ganze Stücke Kalk, sich wie runde Platten ablösend, nach. Da saßte der Graf die Steine und hob sie durch Erschütterungen aus, deren man so zarte Hände, wie die seinigen, nicht hätte fähig halten sollen.

»Mylord,« sprach er, »das ist das Mauerwerk, von dem ich Such gesagt habe.«

»Ja, aber ich sehe die Tonnen noch nicht,« erwiederte Monk.

»Wenn ich einen Dolch hätte, so solltet Ihr sie bald sehen,» versetzte Athos umherschauend. »Leider habe ich den meinigen im Zelte Eurer Herrlichkeit vergessen.«

»Ich würde Euch wohl den meinigen anbieten, aber die Klinge scheint viel zu schwach für die Arbeit zu sein, für die Ihr sie bestimmt.«

Athos schien um sich her irgend einen Gegenstand zu suchen, der die gewünschte Waffe ersetzen könnte.

Monk verlor nicht eine Bewegung seiner Hände, nicht einen Ausdruck seiner Augen.

»Warum verlangt Ihr nicht das Messer von dem Fischer?« fragte Monk; »er hatte ein Messer.«

»Ah! ganz richtig,« erwiederte Athos, »er hat sich desselben bedient, um den Baum abzuschneiden.«

Und er ging gegen die Treppe und sagte zu dem Fischer:

»Freund, ich bitte, werft mir Euer Messer herab, ich brauche es.«

Man hörte das Geräusch des Messers auf den Stufen.

»Nehmt es,« sagte Monk, »es ist ein starkes Werkzeug, wie ich gesehen habe, und eine feste Hand kann es mit Vortheil anwenden.«

Athos schien den Worten von Monk nur den natürlichen und einfachen Sinn beizulegen, unter dem sie verstanden werden sollten. Er bemerkte auch nicht, oder schien wenigstens nicht zu bemerken, daß Monk, als er wieder zu ihm kam, zurücktrat und seine linke Hand an den Kolben seiner Pistole legte; mit der rechten hielt er schon seinen Dirk, Er ging ans Werk, wandte Monk den Rücken zu und gab ihm sein Leben, ohne die Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, preis. Athos schlug einige Minuten lang so geschickt und so scharf auf den dazwischen liegenden Gyps, daß er sich in zwei Theile trennte, und daß nun Monk zwei Tonnen erblickte, welche mit ihren Enden an einander stießen und durch ihr Gewicht unbeweglich in ihrer Umhüllung gehalten wurden.

»Mylord,« sprach Athos, »Ihr seht, daß mich meine Ahnungen nicht täuschten.«

»Ja, mein Herr,« erwiederte Monk, »und ich habe allen Grund, zu glauben, daß Ihr zufrieden seid, nicht wahr?«

»Gewiß; der Verlust dieses Geldes wäre äußerst empfindlich für mich gewesen; doch ich war fest überzeugt, Gott, der die gute Sache beschützt, würde die Entwendung dieses Geldes, das zu ihrem Siege beitragen muß, nicht gestattet haben.«

»Bei meiner Ehre, Ihr seid eben so geheimnißvoll in Worten, als in Handlungen, mein Herr,« sprach Monk, »Ich begriff Euch vorhin durchaus nicht, als Ihr sagtet, Ihr wollet nicht auf mich die Verantwortlichkeit des Werkes laden, das Ihr vollbringt.«

»Ich hatte Recht, wenn ich dies sagte, Mylord.«

»Und nun sprecht Ihr von der guten Sache. Was versteht Ihr unter den Worten: die gute Sache? Wir vertheidigen in diesem Augenblick in England fünf oder sechs Sachen, und dessenungeachtet hält Jeder die seinige nicht nur für die gute, sondern sogar für die beste. Welche ist die Eurige? sprecht, unumwunden, damit wir sehen, ob wir über den Punkt, auf den Ihr ein so großes Gewicht zu legen scheint, derselben Ansicht sind.«

Athos heftete auf Monk einen von den tiefen Blicken, die gleichsam an denjenigen, welchen man anschaut, die Herausforderung richten, er möge es versuchen, einen einzigen von seinen Gedanken zu verbergen; dann nahm er seinen Hut ab und begann mit einer feierlichen Stimme, während der General, eine Hand auf seinem Gesicht, diese lange nervige Hand seinen Schnurrbart und seinen Kinnbart umschließen und sein schwermüthiges Auge in den Tiefen des Gewölbes umherirren ließ.

Der Graf von Bragelonne

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