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Siebentes bis Zehntes Bändchen
XIV.
Der Wein von Herrn von la Fontaine

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Die Wagen brachten schon die Gäste von Fouquet nach Saint-Mandé, schon erwärmte sich das ganze Haus von den Zurichtungen zum Abendbrod, als der Oberintendant auf der Straße nach Paris mit seinen raschen Rossen hineilte und, über die Quais fahrend, um weniger Menschen auf dem Wege zu finden, das Stadthaus erreichte. Es war drei Viertel auf acht Uhr. Fouquet stieg an der Ecke der Rue du Long-Pont aus und wandte sich zu Fuß mit Gourville nach der Grève.

An der Wendung des Platzes erblickten sie einen schwarz und veilchenblau gekleideten Mann von gutem Aussehen, der allein in einen Miethwagen zu steigen sich anschickte und den Kutscher nach Vincennes fahren hieß. Er hatte vor sich einen großen Korb voll von Flaschen, die er in der Schenke zum Bild Unserer Lieben Frau gekauft.

»Ei! das ist Vatel, mein Haushofmeister, » sagte Fouquet zu Gourville.

»Ja, Monseigneur,« erwiederte dieser.

»Was hat er im Bilde Unserer lieben Frau gemacht?«

»Ohne Zweifel Wein gekauft.«

»Wie? man kauft Wein für mich in einer Schenkel« rief Fouquet. »Mein Keller ist also so elend bestellt!«

Und er ging auf den Haushofmeister zu, der seinen Wein mit ängstlicher Sorgfalt im Wagen ordnete.

»Hollah! Vatel,« sagte er mit gebieterischer Stimme.

»Nehmt Euch in Acht, Monseigneur,« sprach Gourville, »man wird Euch erkennen.«

»Gut! . . . was ist mir daran gelegen? Vatel!«

Der schwarz und veilchenblau gekleidete Mann wandte sich um.

Es war ein gutes und sanftes Gesicht, ohne Ausdruck, das Gesicht eines Mathematikers, abgesehen vom Stolz. Ein gewisses Feuer glänzte in den Augen dieses Mannes, ein ziemlich seines Lächeln schwebte auf seinen Lippen, doch der Beobachter hätte bald bemerkt, daß dieses Lächeln auf nichts anwendbar war, daß dieses Feuer nichts erleuchtete.

Vatel lachte wie ein Zerstreuter, oder beschäftigte sich wie ein Kind.

Beim Ton der Stimme, die ihn rief, wandte er sich um.

»Ah!« sagte er, »Monseigneur.«

»Ja, ich. Was Teufels macht Ihr da, Vatel? . . . Wein; Ihr kauft Wein in einer Schenke der Grève; wenn es noch im Tannenzapfen wäre.«

»Aber, Monseigneur,« sprach Vatel ruhig, nachdem er Gourville einen feindseligen Blick zugeworfen hatte, »in was mischt man sich hier? . . . Ist mein Keller schlecht versehen? . . . «

»Nein, gewiß nicht, Vatel, nein; aber . . . «

»Was! aber. . entgegnete Vatel.

Gourville berührte den Ellenbogen des Oberintendanten.

»Aergert Euch nicht, Vatel, ich glaubte, mein Keller, Euer Keller, wäre gut genug versehen, daß man, sich der Mühe, seine Zuflucht zu dem Bild Unserer Lieben Frau zu nehmen, überheben könnte.«

»Ei! mein Herr,« sagte Vatel, der mit einer gewissen Geringschätzung von Monseigneur zum Herrn herabfiel, »Euer Keller ist so gut bestellt, daß gewisse Gäste von Euch, wenn sie bei Euch zu Mittag speisen, nicht trinken.«

Fouquet schaute erstaunt Gourville und dann Vatel an.

»Was sagt Ihr da?«

»Ich sage, Euer Kellermeister habe nicht Weine für jeden Geschmack, und die Herren von la Fontaine, Pelisson und Conrart trinken nicht, wenn sie zu Euch kommen. Was wollt Ihr, diese Herren lieben den starken Wein nicht.«

»Nun, und dann?«

»Dann habe ich hier einen Joigny – Wein, den sie lieben. Ich weiß, daß sie einmal in der Woche, um davon zu trinken, in das Bild Unserer Lieben Frau kommen, und deshalb kaufe ich hier ein.«

Fouquet hatte nichts mehr zu sagen . . . er war beinahe bewegt.

Vatel hatte ohne Zweifel noch viel zu sagen, und man sah wohl, daß er sich erhitzte.

»Das ist gerade, wie wenn Ihr es mir zum Vorwurf machen würdet, Monseigneur, daß ich selbst in der Rue Planche-Mibray den Apfelmost hole, den Herr Loret trinkt, wenn er in Euer Haus kommt.«

»Loret trinkt Apfelmost bei mir!« rief Fouquet lachend.

»Ja, Herr, und darum speist er mit Vergnügen bei Euch.«

»Vatel!« rief Fouquet, indem er seinem Haushofmeister die Hand drückte, »Ihr seid ein Mann! Ich danke Euch, Vatel, daß Ihr begriffen habt, bei mir seien die Herren von la Fontaine, Conrart und Loret ebenso viel als Herzoge und Pairs, ebenso viel als Prinzen, mehr als ich. Vatel, Ihr seid ein guter Diener, und ich verdopple Euren Gehalt.«

Vatel dankte nicht einmal; er zuckte die Achseln und murmelte das erhabene Wort:

»Einen Dank dafür erhalten, daß man seine Pflicht gethan hat, ist demüthigend.«

»Er hat Recht,« sagte Gourville und lenkte die Aufmerksamkeit von Fouquet mit einer einzigen Geberde auf einen andern Punkt.

Er zeigte ihm in der That einen Wagen von niedriger Form, gezogen von zwei Pferden, worauf zwei ganz mit Eisen beschlagene und durch Ketten aneinander gebundene Galgen lagen, während ein Bogenschütze, der auf der Dicke des Balkens saß, wohl oder übel, mit etwas gedemüthigter Miene die Commentare eines Hunderts von Vagabunden aushielt, welche die Bestimmung dieser Galgen witterten und dieselben bis zum Stadthaus geleiteten.

Fouquet bebte.

»Seht Ihr, es ist entschieden,« sagte Gourville.

»Aber es ist noch nicht geschehen,« erwiederte Fouquet.

»Oh! täuscht Euch nicht, Monseigneur, wenn man so Eure Freundschaft, Euer Mißtrauen eingeschläfert hat, wenn die Dinge so stehen, könnt Ihr nichts mehr ändern.«

»Aber ich habe nicht ratificirt.«

»Herr von Lyonne wird es an Eurer Stelle gethan haben.«

»Ich gehe in den Louvre.«

»Ihr werdet nicht dahin gehen.«

»Ihr rathet mir diese Feigheit,« rief Fouquet, »Ihr rathet mir, meine Freunde im Stich zu lassen, Ihr rathet mir, während ich kämpfen kann, die Waffen, die ich in der Hand habe, von mir zu werfen?«

»Ich rathe Euch nichts von dem Allem, Monseigneur; könnt Ihr die Oberintendanz in diesem Augenblick aufgeben?«

»Nein.«

»Nun, wenn aber der König Andere an Eure Stelle setzen wollte?«

»Er wird dies von der Ferne wie von Nahem thun.«

»Ja, aber Ihr werdet ihn nie verletzt haben.«

»Ja, doch ich werde feig gewesen sein; ich will aber nicht, daß meine Freunde sterben, und sie werden nicht sterben.«

»Dazu ist es nöthig, daß Ihr in den Louvre geht.«

»Gourville!«

»Nehmt Euch in Acht . . . Seid Ihr einmal im Louvre, so werdet Ihr genöthigt sein, entweder laut Eure Freunde zu vertheidigen, das heißt ein Glaubensbekenntniß abzulegen, oder sie unwiederbringlich aufzugeben.«

»Nie.«

»Verzeiht mir . . . der König wird Euch nothwendig diese Alternative vorschlagen, oder Ihr werdet sie ihm selbst vorschlagen.«

»Das ist richtig.«

»Darum ist jeder Conflict zu vermeiden . . . Kehren wir nach Saint-Mandé zurück, Monseigneur.«

»Gourville, ich werde mich nicht von diesem Platz rühren, wo das Verbrechen, wo meine Schande in Erfüllung gehen sollen; ich werde mich nicht rühren, sage ich, ehe ich ein Mittel, meine Feinde zu bekämpfen, gesunden habe.«

»Monseigneur,« sprach Gourville, »Ihr würdet mein Mitleid erregen, wenn ich nicht wüßte, daß Ihr einer der guten Geister dieser Welt seid. Ihr besitzt hundert und fünfzig Millionen, Ihr seid ebenso viel als der König durch die Stellung, fünfzigmal mehr durch das Geld. Herr Colbert hat nicht einmal den Geist gehabt, das Testament von Mazarin annehmen zu machen. Wenn man der Reichste eines Königreichs ist, und man gibt sich die Mühe, Geld zu verbrauchen, ist man, wenn man nicht das thut, was man will, ein armseliger Mensch. Ich sage Euch, kehren wir nach Saint-Mandé zurück.«

»Um Pelisson um Rath zu fragen, ja.«

»Nein, Monseigneur, um Euer Geld zu zählen.«

»Auf!« sagte Fouquet, die Augen entflammt; »ja! ja! nach Saint-Mandé!«

Er flieg in seinen Wagen, und Gourville mit ihm. Auf der Straße, am Ende des Faubourg Saint-Antoine, trafen sie das kleine Gefährt von Vatel, der ruhig seinen Joigny-Wein führte.

In vollem Laufe vorüberjagend, erschreckten die Rappen das scheue Pferd des Haushofmeisters, und dieser streckte ganz bestürzt den Kopf auf dem Schlag und rief:

»Habt Acht! habt Acht! meine Flaschen!«

Der Graf von Bragelonne

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