Читать книгу Durchschlag am Gotthard - Alexander Grass - Страница 24
Ausländische Konkurrenz wird abgeschreckt
ОглавлениеHundert Vertreter von Baufirmen meldeten sich zur Begehung des Baustellengeländes an. Man traf sich am 29. Mai 1968 um 7.45 Uhr im Bahnhofbuffet Göschenen. Die künftigen Tunnelportale und Lüftungsschächte wurden besucht. Die Eingabefrist für die Offerten lief bis zum 31. Oktober 1968. Grosse schweizerische, italienische und österreichische Firmen bewarben sich, aber auch zahlreiche sehr kleine Schweizer Unternehmen. Alle mussten Aufschluss geben über ihre Unternehmensstruktur und nachweisen, dass sie in der Vergangenheit schon Grossbauten erfolgreich ausgeführt hatten.
«Bauen Österreicher den Gotthardtunnel?», titelten die Luzerner Neusten Nachrichten am 17. Oktober 1968: Das günstigste Gebot komme aus Österreich. Auch wenn sich der Bericht als falsch herausstellen sollte, stach die Zeitung doch in ein Wespennest. Denn damals war es Praxis, ausländische Anbieter vom Schweizer Markt fernzuhalten. In einem Bericht des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) hiess es: «Im Jahre 1967 wurden aus konjunktur- und wirtschaftspolitischen Erwägungen keine Nationalstrassenarbeiten mehr an ausländische Unternehmer vergeben, obwohl günstige Offerten vorlagen.»11 Und in einem Brief an Bundesrat Hans Peter Tschudi hatte Robert Ruckli, der Direktor des EASF, am 31. Januar 1968 erklärt: Bei der Zulassung von Ausländern müsse grosse Zurückhaltung geübt werden. «Wir haben es bis jetzt ausdrücklich vermieden, auch nur den Anschein einer internationalen Ausschreibung zu erwecken, denn damit wären wir ja moralisch verpflichtet, ausländische Angebote anzunehmen, wenn sie günstiger wären als schweizerische und wenn die Unternehmer die erforderliche Qualifikation besässen. […] Zudem beabsichtigen wir, in die an die Ausländer gehende Rundfrage noch einen Hinweis aufzunehmen, dass es sich nicht um eine internationale Ausschreibung im strengen Sinne des Wortes handelt und dass über die Zulassung der Ausländer auf Grund der eingegangenen Offerten und der konjunkturpolitischen Beurteilung der Lage zu gegebener Zeit in freiem Ermessen entschieden wird. Wir glauben, dass durch dieses Verfahren ein grosser Teil der Interessenten ausgeschaltet werden kann […].»12 Tatsächlich traf aber eine Flut von Anfragen aus Italien ein, zum Teil von gut bekannten, leistungsfähigen Grossfirmen.