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Bald sollten die Bauarbeiten beginnen. Der 1925 geborene und 1995 verstorbene Rudolf Amberg führte ein Planungsbüro für Untertagebau, er war beim Bau des Strassentunnels der ständige Experte der Eidgenössischen Finanzkontrolle. Zuhanden der Gotthardbaukommission verfasste das Ingenieurbüro Amberg im August 1969 einen Bericht, in dem die Ursachen der später eintretenden Krisen weitsichtig vorhergesagt wurden. «Das Bauprogramm für einen Tunnelbau wird massgebend durch die kalkulierte durchschnittliche Vortriebsleistung bestimmt. Alle übrigen Arbeiten, wie das Einziehen der Betonverkleidung, Abdichtungen, Montagen usw. folgen dem Vortrieb in einem bestimmten Abstand und können leistungsmässig je nach Bedarf ohne grössere Schwierigkeiten forciert werden. Sie lassen sich der Vortriebsleistung anpassen. Entscheidend bleibt somit letztere, und auf ihr basiert so betrachtet grösstenteils auch die Kostenkalkulation.»33 In der Vergangenheit sei diesem Sachverhalt wenig Beachtung geschenkt worden. Die gewählten Baumethoden und die Art und Weise, wie das Bauprogramm und die Kosten eingehalten werden könnten, sei Sache des Unternehmers gewesen. Sehr oft seien trotzdem Nachforderungen erhoben worden.

«Die scharfe Konkurrenzsituation im Bereich des schweizerischen Tunnelbaus, sowie das Prestige der schweizerischen Unternehmer in einer Submission unter Teilnahme ausländischer Firmen haben dazu geführt, dass mit hohen absoluten und spezifischen Leistungen kalkuliert werden musste. Dementsprechend wurden durchwegs hohe Vortriebsleistungen angenommen, wie sie bis heute in der Schweiz noch nicht erreicht worden sind. Da, wie eingangs erwähnt worden ist, Programm und Kostenentwicklung weitgehend von der Einhaltung der kalkulierten Vortriebsleistung abhängen und diese wesentlich über dem bisher Erreichten angenommen wurde, ist eine kritische Beurteilung der von den Unternehmern zur Erreichung dieser Leistungen vorgesehenen Installationen und Geräte notwendig.»34 Bis ins Detail befasste sich der Bericht mit Arbeitsabläufen, Transportfragen und Sprengschemas. Amberg warnte zum Beispiel vor grobstückigem Sprengschutt, bei dessen Zerkleinerung und Abtransport Mehrkosten drohten. Auch hier hatten die Konsortien Rekordleistungen versprochen. Deshalb müsse die Bauleitung ein verstärktes Mitspracherecht bei Installationen und Baumethoden haben, monierte der Autor, sie müsse sich im Gegensatz zur bisherigen Praxis intensiv mit der Durchführung der Vortriebsarbeiten beschäftigen.

Die Konfliktlinien waren so vorprogrammiert. Die Konsortien standen unter Druck, sie hatten Höchstleistungen, wie sie im Schweizer Tunnelbau noch nie erreicht worden waren, versprochen. Zugleich sollte die Baukommission bis ins Detail in die Bauausführung hineinwirken, wobei die Unternehmen die Folgen zu tragen hatten.

Durchschlag am Gotthard

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