Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 49
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Es war noch früh am Morgen, als Mike Fisher seinen Rover in Richtung Grovers Park steuerte. Auch wenn der Reporter damit rechnen musste, eine zweite Abfuhr von Monica Sellers zu kassieren, so wollte er es dennoch riskieren. Schließlich war die junge Frau eine bekannte Autorin, und er war es seinem Ruf als Reporter schuldig, dass er so schnell die Flinte nicht ins Korn warf. Zudem hatte Monica bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Mike warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Neun Uhr morgens - dichter Nebel hing noch über den feuchten Wiesen zu beiden Seiten der schmalen Straße. Mike bremste den Wagen ab, als er sah, dass das Tor verschlossen war. In diesem Moment sah er das Auto auf der anderen Seite des Tores näher kommen, das ebenfalls anhielt. Aus dem Wagen stieß Monica Sellers aus.
»Sie schon wieder!«, bekam er zu hören. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir einen Termin vereinbart haben, Mr. Fisher.«
»Haben wir auch nicht«, erwiderte er. »Aber es würde wirklich nicht lange dauern, ganz ehrlich ...«
»Mr. Fisher, ich glaube, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich kein großes Interesse an einem Interview habe«, fiel ihm Monica ungeduldig ins Wort. »Außerdem habe ich es jetzt sehr eilig. Ich muss dringend nach London und möchte keine Zeit verlieren.«
»Sie müssen wirklich schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht haben, Miss Sellers«, meinte Mike. »Hören Sie, der Brighton Chronicle ist eine renommierte Zeitung. Falls Sie sich Sorgen wegen einer objektiven Berichterstattung machen, kann ich Sie wirklich beruhigen ...«
In seiner Stimme klang etwas an, das Monica innehalten ließ.
»Vielleicht überlege ich es mir doch noch mit einem Interview«, sagte sie zu ihm. »Wenn ich zurückkomme aus London, können wir darüber reden. Jetzt aber können Sie mir einen kleinen Gefallen tun - indem Sie mir sagen, wie lange Sie schon bei Ihrer Zeitung arbeiten.«
»Mehr als drei Jahre«, erwiderte Mike sofort. »Aber falls Sie meine berufliche Qualifikation anzweifeln, können Sie gerne meinen Boss Mr. Warner anrufen.«
»Sie verstehen mich falsch«, versicherte Monica. »Ich will nicht wissen, ob Sie schreiben können. Mir geht es nur darum, wie lange Sie schon in der Umgebung von Brighton .wohnen. Haben Sie die Familie Crawford gekannt? Ihr gehörte Grovers Park, bevor ich mich entschloss, diese Villa zu kaufen.
»Wissen Sie denn nichts über die Vorgeschichte dieses Hauses? Bernard Crawford ist etwas rasch von hier weggezogen, als die Sache mit seiner Frau passiert war. Ich kann Ihnen aber nicht viel darüber sagen, denn das war vor meiner Zeit beim Brighton Chronicle ...«
»Was für eine Sache?«, fiel ihm Monica aufgeregt ins Wort. »Mr. Fisher, erzählen Sie es mir bitte. Ich verspreche Ihnen ganz bestimmt ein Interview, wenn ich aus London zurück bin.«
»Also gut«, sagte Mike. »Ich kann Ihnen aber nur das erzählen, was ich von meinen Kollegen erfahren habe. Wenn Sie mehr wissen wollen, müsste ich in dieser Sache recherchieren. Weshalb wollen Sie denn etwas über das Verschwinden von Mrs. Crawford erfahren?«
»Sie ist verschwunden?«
»Soweit mir bekannt, ja«, bestätigte Mike. »Das liegt aber schon mehr als drei Jahre zurück. Mrs. Crawford hat ihren Mann aus unerklärlichen Gründen verlassen. Such- und Vermisstenanzeigen brachten keinen Erfolg. Mr. Crawford hat ein halbes Jahr danach Grovers Park verlassen und zog nach London. Seitdem stand das alte Haus leer - bis Sie es kauften. Ich kann mir gut vorstellen, dass da drin eine Menge Arbeit zu tun ist, nicht wahr?«
Mikes letzte Frage registrierte Monica nur mit halbem Ohr. Helen Crawford war also ganz plötzlich verschwunden, hatte angeblich ihren Mann verlassen? Nein, in Grovers Park war gewiss etwas anderes geschehen. Etwas Schreckliches, das sie nicht beweisen konnte. Aber sie wollte herausfinden, was wirklich geschehen war. Und dazu musste sie nach London fahren.
»Ich schaffe das schon«, sagte sie zu Mike Fisher. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen - ich muss nach London. Vielleicht bleibe ich ein, zwei Tage weg. Sie können mich danach aber gerne anrufen. Bis bald!«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kehrte sie ihm einfach den Rücken zu und fuhr davon.
»Da stimmt doch was nicht«, meinte er. »Na warte, Lady, so schnell kannst du mich nicht abschütteln ...«
Er startete den Motor seines Wagens und gab Gas, dass die Reifen quietschten.
Falls Monica Sellers geglaubt hatte, ihn jetzt loswerden zu können, hatte sie sich getäuscht. Ihr eiliger Aufbruch hatte Mike aufhorchen lassen.
Während er Monica folgte, griff er nach dem Autotelefon und wählte die Nummer seiner Redaktion.
»Lucy, ich bin' s - Mike«, meldete er sich bei der Redaktionssekretärin. »Sag dem Boss, dass das Interview mit Monica Sellers klargeht. Übrigens, ich bin gerade auf dem Weg nach London. Ich bin nicht sicher, ob ich heute noch zurückkomme.«
»Was soll das heißen?«, erkundigte sich die verwirrte Sekretärin. »Hast du vergessen, dass wir heute Mittag Redaktionskonferenz haben, Mike? Da ist Anwesenheitspflicht!«
»Dir wird schon was .einfallen, um mich beim Boss zu entschuldigen, Lucy«, erwiderte Mike. »Sag Warner einfach, dass ich in Sachen Monica Sellers unterwegs bin. Wenn Warner das nicht glaubt, kann er mich ja übers Autotelefon erreichen. Also bye, Lucy!«