Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 55
Оглавление17
Zwei Stunden später erreichten die beiden Grovers Park. Es ging schon auf den späten Nachmittag zu. Die Sonne hatte sich längst wieder hinter dichten grauen Wolken verzogen, und es sah ganz so aus, als würde es schon bald regnen. Dazu kam noch ein unangenehmer Wind, der Monicas lange Haare durcheinanderwirbelte, als sie das schmiedeeiserne Tor öffnete. Sie fror und sehnte sich nach einem behaglichen Feuer im offenen Kamin des Wohnzimmers. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, so war sie doch sehr froh darüber, dass sie in diesem Moment nicht allein war. Die Einsamkeit und Abgeschiedenheit der alten Villa gefiel ihr jetzt nicht mehr so sehr, nachdem all diese rätselhaften Dinge geschehen waren. Dinge, deren bloße Existenz sie vor wenigen Tagen noch angezweifelt hätte!
Während Mike seinen Wagen auf das Grundstück fuhr und Monica wieder das Tor hinter ihm schloss, schaute sie unwillkürlich hinüber zu dem alten Haus. Zugegeben, es war ein prächtiges Anwesen, ganz aus grauem Stein errichtet. Mit zahlreichen Erkern und Nischen und einem großzügig angelegten Park. Aber sie ertappte sich jetzt wieder bei dem Gedanken, dass sie sich vor der bevorstehenden Nacht fürchtete. Einer Nacht, in der sie ganz bestimmt wieder kaum würde schlafen können, weil vielleicht wieder unerklärliche Dinge geschehen ...
»Ein beeindruckendes Anwesen«, meinte Mike zu ihr, als er ihr zur Tür folgte. »Aber mir persönlich wäre es zu abgeschieden und einsam. Warten Sie mal ab, bis hier richtig Schnee liegt. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob die Stadtverwaltung von
Brighton auch diese schmale Zufahrtsstraße räumen lässt. Vielleicht gibt es sogar Tage, in denen Sie gar nicht von hier wegkommen werden.«
»Sie machen mir Mut«, versuchte es Monica mit einem ironischen Lächeln. »Aber ich brauche nun einmal diese Ruhe, um an meinem neuen Buch arbeiten zu können.« Sie schloss die Tür auf. »Gehen Sie nur durch ins Wohnzimmer. Ich koche uns einen Kaffee. Wenn Sie sich nützlich machen wollen, kümmern sie sich doch um den Kamin. Holz ist genug da.«
»Mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Mike. »Und die Idee mit dem Kaffee ist wirklich gut. Das Wetter wird immer ungemütlicher.«
Während Monica in der Küche verschwand, betrat Mike das Wohnzimmer.
Er sah sich kurz um, bevor er hinüber zum Kamin ging. Augenblicke später hatte er schon ein Feuer entzündet und legte dann langsam größere Holzscheite nach. Bis die Flammen groß genug waren, um nicht mehr auszugehen.
»Sehr schön!«, lobte ihn Monica, als sie das Feuer im Kamin sah. »Falls Sie irgendwann einmal beim Brighton Chronicle aufhören sollten - ich stelle Sie sofort als Hausdiener ein!«
Mike musste bei diesen Worten unwillkürlich lächeln. Je mehr Zeit er mit Monica verbrachte, umso wohler fühlte er sich. Monica war eine junge, unkomplizierte Frau voller Ideen und Tatendrang. Sie hatte etwas an sich, was ihn faszinierte.
»Milch und Zucker?«, riss ihn Monicas Stimme aus seinen Gedanken.
»Ja, bitte«, meinte Mike hastig, der auf der Couch Platz genommen hatte und zusah, wie ihm Monica eine Tasse von dem heißen dampfenden Kaffee eingoss und sie ihm dann reichte. Ihre Fingerspitzen berührten sich dabei nur ganz kurz, aber genau in diesem Augenblick fühlte Monica wieder dieses eigenartige Kribbeln.
»Möchten Sie zuerst das Interview, oder wollen Sie einen Blick in das Tagebuch werfen, Mike?«, wollte sie von ihm wissen.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann zuerst das Interview«, erwiderte Mike. »Lassen Sie uns doch den offiziellen Teil hinter uns bringen. Ich verspreche Ihnen, Sie nicht mit vielen Fragen zu quälen. Und selbstverständlich werde ich nur über solche Dinge schreiben, denen Sie auch zustimmen. Der Brighton Chronicle ist schließlich kein Revolverblatt.«
»Solche Dinge traue ich Ihnen auch gar nicht zu«, meinte Monica. »Also schießen Sie los mit Ihren Fragen – was wollen Sie wissen?«
Die nächste halbe Stunde machte sich Mike fieberhaft Notizen über das, was sie ihm über sich und ihre Arbeit erzählte. Sie war ihm dankbar darüber, dass er kaum Fragen über Monicas Privatleben stellte, sondern sich vielmehr auf die Autorin Monica Sellers konzentrierte. Natürlich wollte er mehr darüber wissen, worum es in Monicas neuem Buch ging, aber sie schüttelte nur lächelnd den Kopf.
»Seien Sie mir nicht böse, Mike, aber in dieser Hinsicht bin ich abergläubisch. Es bringt Unglück, wenn man zu früh etwas über das neue Buch verrät. Ich hoffe nur, dass Sie das nachvollziehen können.«
»Durchaus«, nickte Mike. »Aber Sie werden doch bestimmt sagen können, wann mit dem neuen Buch zu rechnen ist?«
»Wenn es nach dem Verleger ginge, dann würde es morgen schon in den Buchhandlungen zu kaufen sein«, antwortete Monica. »Aber das wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich denke, ich werde den Winter über ziemlich beschäftigt sein. Und da Sie mir ja schon angedeutet haben, dass ich dann höchstwahrscheinlich eingeschneit sein werde, ist das doch die ideale Voraussetzung, um in Ruhe schreiben zu können, nicht wahr?«
Mike legte seinen Notizblock beiseite. »Mir gefällt der Gedanke ganz und gar nicht, dass Sie diese Zeit hier allein zubringen müssen. Schließlich haben Sie mir doch von dieser ... Erscheinung erzählt?« Er zögerte ein wenig, die passenden Worte zu finden, denn es fiel ihm schwer, über Dinge zu sprechen, an deren Existenz er zweifelte. Und doch glaubte er Monica, was sie ihm erzählt hatte.
»Ich glaube, Sie sollten jetzt wirklich einen Blick in Helen Crawfords Tagebuch werfen«, schlug ihm Monica vor. »Dann werden Sie besser verstehen, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen.«
Mike sah ihr nach, wie sie das Wohnzimmer verließ und kurz darauf wieder zurückkam. In der Hand hielt sie ein in Leder gebundenes Buch und gab es ihm. Mike nahm es entgegen und blätterte