Читать книгу Sammelband 7 Mystery Thriller - Der Sommer der Geheimnisse - Alfred Bekker - Страница 52
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Bernard Crawford blickte von seinem Schreibtisch hoch, als Monica sein Büro betrat. Er war ein etwas untersetzter, grauhaariger Mann Anfang Fünfzig und setzte ein freundliches Lächeln auf, das allerdings seine Augen nicht erreichte. Monica sah das sofort.
»Guten Tag, Miss Sellers«, begrüßte er sie überschwänglich und reichte ihr seine Hand, Monica entzog sie ihm jedoch rasch wieder, denn seine Handflächen waren unangenehm feucht. »Ich bin untröstlich, dass wir noch gar keine Gelegenheit hatten, uns persönlich kennenzulernen. Aber ich kenne sie besser, als Sie vielleicht glauben. Sehen Sie das Buch dort drüben im Regal? Es kommt Ihnen bestimmt bekannt vor ...«
Ihre Blicke folgten seinem Fingerzeig. Tatsächlich - im Regal ganz links stand Monicas Buch Im Irrgarten der bösen Träume, mit dem sie den ganz großen Durchbruch geschafft hatte.
»Als ich über Grimsby erfuhr, dass ausgerechnet Sie sich für Grovers Park interessierten, war ich umso froher«, fuhr Crawford fort.
Monica nahm auf seine Einladung hin Platz. Irgendwie spürte sie, dass seine zur Schau getragene Freundlichkeit nicht ehrlich war. Nein, irgendwo in seinem Inneren lauerte etwas, das Monica gar nicht gefiel.
»Ich will mich so kurz wie möglich fassen, weil ich unangemeldet gekommen bin. In einem der Zimmer habe ich noch alte Fotos und Kleidung gefunden. Ich nehme an, es handelt sich um persönliche Dinge Ihrer Frau. Möchten Sie diese Sachen wiederhaben? Ich meine, haben Sie noch Verwendung dafür, obwohl ...«
Unwillkürlich hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, was sie gerade hatte sagen wollen.
Crawford ergriff jetzt das Wort. »... meine Frau schon seit Jahren spurlos verschwunden ist«, vollendete er Monicas Gedankengänge. »Sie haben sich gut informiert, wie ich feststellen muss. Aber ich frage mich, warum Sie sich so sehr für eine Geschichte interessieren, die schon so lange zurückliegt, Miss Sellers. Finden Sie nicht, dass ich ein Recht darauf habe, das zu erfahren?«
Die letzten Worte klangen eine Spur drohender, und in den Augen des Immobilienhändlers blitzte es für Bruchteile von Sekunden auf.
»Ihre persönlichen Angelegenheiten gehen mich nichts an, Mr. Crawford«, antwortete Monica. »Ich will nur für klare Verhältnisse sorgen. Wenn Sie die Fotos und die Kleider noch haben wollen, dann lasse ich sie Ihnen zuschicken ...«
»Sie können damit machen, was Sie wollen, Miss Sellers«, meinte Crawford. »Meine Frau hat mich von einem Tag zum anderen verlassen - ohne Gründe. Es sind schon einige Jahre ins Land gegangen, und ich hatte jede Menge Ärger deswegen. Wenn man zu gleichen Teilen an einer Firma beteiligt ist, gibt das gewaltige juristische Probleme. Ich habe Helen deshalb für tot erklären lassen - und es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Werfen Sie die Sachen von mir aus in die Mülltonne - sie gehören ohnehin der Vergangenheit an. Es ist aber trotzdem nett, dass Sie vorher gefragt haben. Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?«
»Nein«, antwortete Monica rasch.
»Woher wissen Sie eigentlich, dass meine Frau verschwunden ist?«
»In Brighton redet man darüber«, antwortete Monica.
»Und weshalb haben Sie vorher noch Grimsby aufgesucht?«, fragte Crawford sie unvermittelt. »Natürlich weiß ich das längst. Mr. Grimsby hat mich angerufen. Hören Sie gut zu, Miss Sellers. Ich weiß, dass Sie eine bekannte Autorin mit sehr viel Fantasie sind. Vielleicht tragen Sie sich ja mit dem Gedanken, all diese Dinge zu einem Buch zu verarbeiten. Aber das wünsche ich nicht - Helen ist ein Teil meiner Vergangenheit, ein Kapitel, das für mich keine Bedeutung mehr hat. Ich würde es nicht gerne sehen, wenn sich meine Anwälte mit Ihnen unterhalten müssten ...«
Diese Worte kamen ihm ganz höflich über die Lippen. Aber sie stellten eine unverhüllte Drohung dar.
»Danke für Ihre Zeit, Mr. Crawford«, sagte Monica und verabschiedete sich von dem Immobilienhändler. Sie nickte ihm nur noch kurz zu und vermied es, ihm die Hand zu geben.