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Die Auswirkungen waren nicht auf das Restaurant beschränkt. Im gesamten Schiff wurden die Passagiere durcheinandergewirbelt. Die Verletzungen hielten sich jedoch in Grenzen. Es gab nur einige Prellungen und Hautabschürfungen. Auch in der Kommandozentrale nahmen die Männer und Frauen wieder ihre Positionen ein. Captain Ying saß in ihrem Sessel und klammerte sich immer noch an den Lehnen fest. Es dauerte einige Minuten, bis sie registrierte, dass die Erschütterungen vorbei waren.

„Was ist geschehen?“, fragte sie. „Gab es eine Kollision?“

„Nein“, erwiderte der Navigator. „Das Schiff geriet plötzlich außer Kontrolle.“

„Weshalb?“

„Ich weiß es nicht.“

„Führen Sie eine Überprüfung durch.“

„Ja, Captain.“ Der Mann betätigte einige Tasten auf seiner Konsole, doch die Ergebnisse befriedigten ihn in keiner Weise. „Die Auswertung hat nichts ergeben. Ursache unbekannt.“

„Wie ist das möglich? Hat der Computer eine Fehlfunktion?“

„Nein.“

Ying blickte starr vor sich hin. Sie hatte immer mehr das Gefühl, das ihr die Kontrolle zu entgleiten drohte. Innerhalb der letzten Stunden waren an Bord Dinge geschehen, für die sie keine logische Erklärung fand. Aber sie durfte sich auch nicht anmerken lassen, dass sie die Situation nicht im Griff hatte. Ying wandte sich an den Kommunikationsoffizier.

„Fordern Sie Berichte von allen Sektionen an.“

Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten, klangen jedoch allesamt positiv. Keiner der Passagiere hatte sich ernsthafte Verletzungen zugezogen. Auch die Besatzungsmitglieder waren mit einem Schrecken davongekommen.

„Wir sollten sämtliche Systeme einer genauen Überprüfung unterziehen“, sagte Commander Thome. „Diese Fehlfunktion muss eine Ursache haben.“

„Veranlassen Sie alles nötige“, sagte Ying. „Ich werde erst einmal ein paar Stunden schlafen.“

„In Ordnung“, erwiderte Thome und salutierte.

Ying verließ die Zentrale, betrat den Lift und fuhr vier Ebenen tiefer. Dort verließ sie die Kabine, ging den Korridor entlang und betrat ihr Quartier. Sie war müde und brauchte dringend einige Stunden Schlaf. Ying legte die Uniform ab und stellte sich in die Nasszelle. Das warme Wasser wirkte entspannend. Nach zehn Minuten stellte sie die Dusche ab. Luftströme aus kleinen Düsen trockneten ihren Körper.

Sie verließ die Nasszelle, streifte sich leichte Schlafkleidung über und legte sich aufs Bett. Das Licht wurde automatisch gedimmt, bis es nur noch ganz schwach leuchtete. Ying hasste es, im Dunkeln zu schlafen. Sie legte sich auf die Seite und schloss die Augen. Doch sie fand keine Ruhe. Immer wieder musste sie an die Ereignisse der vergangenen Stunden denken. Erst nachdem sie sich mehrmals von einer Seite auf die andere gewälzt hatte, gelang es ihr, einzuschlafen.

Als sie wieder erwachte, wurde sie von einer gespenstischen Halluzination heimgesucht. Ying lag auf dem Rücken. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie sich ein Teil der Decke löste und in ein waberndes Flammenmeer verwandelte. Eine Gestalt kam zu ihr herab. Sie war klein und zierlich, mädchenhaft schmal, fast ätherisch, mit heller, durchscheinender Haut und schulterlangen weißen Haaren. Sie kam aus dem Nichts und fand leichtfüßig Stufen in der Luft. Die ganze Kabine glühte plötzlich im Widerschein eines unheimlichen Feuers. Das Gesicht war ... verbrannt.

Ying wollte schreien, doch kein Laut drang über ihre Lippen. Sie wollte aufspringen und zur Tür stürzen, aus der Kabine fliehen, irgendwohin, wo andere Menschen waren, aber sie konnte sich nicht bewegen. Es war ein schrecklicher Moment, noch weit entsetzlicher, als der Anblick von Garvin Teeds Leiche. Ying war nicht nur von einer Lähmung befallen, sondern irgendetwas in ihr, in ihrem Kopf, hinderte sie daran, auch nur einen Muskel zu rühren.

Sie war hilflos.

Sie konnte nur daliegen und die Gestalt anstarren, die weißhaarige Gestalt aus dem Nichts mit dem verbrannten Gesicht. Sie stand an ihrem Bett und sah sie an, mit klaffenden Wunden, statt mit Augen, und Ying roch den süßen übelkeitserregenden Gestank verbrannten Fleisches. Die verkohlten Lippen öffneten sich, und sie hörte Worte, halb erstickt, und hinter den Worten vernahm sie das Prasseln und Brausen von Feuer.

„Du wirst sterben“, zischte die Gestalt. „Die Gruben der Zeit haben sich geöffnet. Hörst du mich? Ihr werdet alle sterben. Hörst du mich?“

Ying konnte nicht antworten. Klamm vor Angst blickte sie zu ihr auf. Das ist nicht real, schoss es ihr durch den Kopf. Diese Gestalt ist einem Traum entstiegen. Sterne, große Sterne, es ist nur ein verdammter Alptraum!

Die Gestalt lächelte mit rußgeschwärzten Lippen. „Der Tod ist hier. Spürst du ihn nicht? Spürst du nicht, dass er in dir ist?“

Aus den Wunden ihrer Augen tropften Tränen. Eine fiel auf Yings Wange. Sie brannte wie Säure. Der Schmerz löste die Lähmung. Mit einem gellenden Schrei fuhr sie hoch – und plötzlich war die Halluzination verschwunden. Die Gestalt hatte sich in Luft aufgelöst. Die Decke der Kabine war wieder unversehrt. Selbst der beißende Brandgeruch hatte sich verflüchtigt. Zitternd saß Ying im Bett und rieb sich die schmerzende Wange.

Nur ein Alptraum, dachte sie wieder, doch der Gedanke beruhigte sie nicht. Im Gegenteil. Während sich ihr jagender Puls allmählich normalisierte, strich sie sich über ihr zerzaustes Haar. Sie drehte den Kopf und warf einen Blick auf den Chronometer an der Wand. Sie hatte höchstens eine Stunde geschlafen. Ein kleines rotes Licht erregte ihre Aufmerksamkeit. Es stammte von dem Multimediagerät, das schräg gegenüber dem Bett stand. Offenbar hatte sie vergessen, es auszuschalten.

Ying stieg vorsichtig aus dem Bett. Alles drehte sich vor ihren Augen, und sie musste sich wieder setzen. Ein paar Minuten bewegte sie sich nicht, dann stand sie wieder auf. Auch diesmal drehte sich alles, doch sie biss die Zähne zusammen und ging zu der Konsole hinüber. Sie wollte das Gerät gerade ausschalten, als das verbrannte Gesicht erschien und sie angrinste. Die leeren Augenhöhlen bluteten, doch das Blut war nicht rot, sondern gelb.

„Ihr werdet alle sterben“, sagte die Gestalt mit einer dumpfen Stimme.

Wie betäubt starrte Ying die grauenhafte Erscheinung an. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Mit bleichem Gesicht taumelte zurück und streckte abwehren die Arme aus.

„Nein“, keuchte sie. „Nein, das ist unmöglich ... Eine Halluzination ...“

Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Panik an, die sie zu überwältigen drohte. Ich darf nicht durchdrehen, sagte sie sich. Ich muss die Nerven behalten. Es ist nur eine verdammte Halluzination. Captain Ying schloss die Augen und atmete mehrere Male tief durch. Es ist alles Normal, redete sie sich ein. Eine Nachwirkung dieses verfluchten Alptraums. Dieses Gesicht existierte nicht. Es gibt auch keine Gespenster, die durch die Decke zu dir kommen, keine Köpfe, die in der Luft schweben. Wenn du die Augen öffnest, ist alles Normal.

Also öffne die Augen! Los!

Sie wagte es. Vor Erleichterung schrie sie leise auf. Die Erscheinung war fort. Nein, verbesserte sie sich, es hat sie nie gegeben. Alles hat sich nur in meiner Fantasie abgespielt. Sie schaltete das Multimediagerät aus und kehrte wieder zum Bett zurück. Aus der Schublade des Nachttischs nahm sie eine Schlaftablette und schluckte sie herunter. Das Mittel wirkte binnen weniger Sekunden. Ying fühlte sich unendlich müde und schlief ein. Im nächsten Moment leuchtete die rote Taste des Multimediageräts wieder auf.

Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband

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