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Überall schrillten die Sirenen. Captain Ying schreckte auf. Irgendwo knirschte Metall und zerbarst. Ein heftiger Stoß erschütterte das Schiff. Ying wurde aus dem Bett geschleudert und landete auf dem Boden. Mühsam rappelte sie sich wieder auf und drückte die Sprechtaste der internen Kommunikationsanlage. Immer noch schrillten die Sirenen. Ihr Heulen war kaum zu ertragen.

„Commander“, schrie sie. „Was ist passiert?“

„Es hat eine Explosion gegeben.“

„Wo?“

„Ebene X-8.“

„Ich komme.“

Hastig zog Ying sich an, verließ ihre Kabine, lief den Korridor entlang und fuhr mit dem Lift nach unten. Commander Thome erwartete sie bereits. Voller Unbehagen starrte er auf die Verriegelung, die den Bereich des Wartungssystems vom restlichen Schiff abschottete. Neben dem Commander stand ein Angehöriger des technischen Personals.

„Nun?“, fragte Ying.

„Das Schiff ist schwer beschädigt“, erwiderte Thome. „Der Raum, in dem sich das Wartungssystem befindet, ist vollkommen zerstört. Zwei Besatzungsmitglieder starben. Leutnant Mar Dolynski und Computertechniker Heyden Taghan.“

„Was hatten sie dort zu suchen?“

„Ich weiß es nicht. Sämtliche Überwachungsgeräte waren abgeschaltet. Es gibt keine Aufzeichnungen. Aber wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie schnell gestorben sind.“

Ying sah den Commander lange und bedeutungsschwer an. „Wissen wir denn, wie es dazu kam?“, fragte sie.

„Offenbar sind die beiden Männer ohne Erlaubnis dort eingedrungen und haben versucht, Daten über das Schiff abzurufen.“

„Aber dadurch kann doch keine Explosion ausgelöst werden“, erwiderte Ying. „Das automatische Sicherheitssystem hätte höchstens die Tür verriegelt und den Zugang gesperrt.“

„Ich weiß, die Sache ist ziemlich mysteriös. Im Augenblick können wir den Schaden, der dem Schiff zugefügt wurde, noch gar nicht richtig abschätzen.“

„Dann überprüfen sie das Computerprotokoll“, ordnete Ying an. „Wir müssen endlich herausfinden, was hier vorgeht.“

„Ja, Captain.“

„Erstatten Sie mir umgehend Bericht, sobald Sie die Untersuchung abgeschlossen haben. Ich bin in der Zentrale.“

Thome salutierte. Captain Ying wandte sich ab, ging mit raschen Schritten den Gang entlang und betrat den Lift. Die Kabine setzte sich in Bewegung. Langsam entspannte sich die Haltung des Commanders. Tief in seinem Innern wusste er, dass Captain Ying nicht einmal annähernd so selbstsicher war, wie sie sich nach außen hin gab. Ihr gingen diese seltsamen Vorfälle genauso unter die Haut wie allen anderen Besatzungsmitgliedern. Vielleicht sogar noch tiefer. Sie zeigte es nur nicht.

Commander Thome wandte sich an den Techniker. „Na, dann werden wir mal alles überprüfen. Wir müssen den Fehler finden. Ich kann nicht zulassen, das unsere Passagiere durch solche Pannen nervös gemacht werden.“

*


CAPTAIN YING BETRAT die Kommandozentrale. Sofort fiel ihr Blick auf den Panoramabildschirm. Im ersten Moment dachte sie an eine optische Täuschung, doch dann erkannte sie, dass das Schiff fast regungslos im All schwebte.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

„Das Schiff treibt im interstellaren Raum“, antwortete der Navigator. „Wir sind mehr als zehn Jahre vom nächsten bewohnten Planeten entfernt.“

„Wir treiben? Wie schwer sind die Schäden?“

„Sehr schwer“, erwiderte der Mann. „Allerdings nicht lebensbedrohend. Der Raum in dem sich das Wartungssystem befindet, ist vollkommen zerstört. Er hängt seitwärts aus dem Schiff heraus. Ansonsten hält sich der Schaden in Grenzen. Der Antrieb ist intakt und auch der Bordcomputer hat nichts abbekommen, soweit wir zumindest im Augenblick feststellen können.“

„Und was gibt es sonst noch?“, erkundigte sich Captain Ying.

„Wenn wir wieder in den Hyperraum eintauchen, werden einige Teile der Außenspannung ausgesetzt sein. Von ihrer Konstruktion her können sie diesem Druck niemals standhalten. Unter Umständen kann das Schiff in der Mitte auseinanderbrechen. Der Antrieb wird sich automatisch ausschalten und dann ...“

„Ich kann es mir vorstellen“, unterbrach ihn Ying. „Können wir etwas dagegen tun? Käme eine Reparatur infrage?“

„Ja, ich denke schon. Die Reparaturroboter müssten nur den Teil der Außenhülle, der durch die Explosion in den Raum hinausgeschleudert wurde, bergen, und das Leck damit abdichten. Das dürfte ausreichen.“

Die Eingangstüren glitten zur Seite. Commander Thome betrat die Zentrale und salutierte vor Captain Ying.

„Untersuchung vorläufig abgeschlossen“, meldete er.

„So schnell?“, fragte sie überrascht.

„Ja, es gab leider nicht viel zu untersuchen. Sämtliche Computerprotokolle wurden gelöscht.“

„Wie ist das möglich?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt ein Programmierfehler vor. Vielleicht war auch die Explosion die Ursache.“

„Wir haben noch ein anderes Problem. Wenn das Leck außerhalb des Schiffes nicht repariert wird, können wir nicht mehr in den Hyperraum eintauchen.“

„Was ist mit den Reparatur-Robotern? Können sie das Problem lösen?“

„Ich denke schon.“

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren.“

Ying nickte. Sie wusste, dass alles getan werden musste, um eine Panik unter den Passagieren zu vermeiden. Schon jetzt überstiegen die Katastrophen an Bord alles, was sie jemals in ihrer Karriere erlebt hatte. Sie wandte sich wieder dem Panoramabildschirm zu und betrachtete die Sterne. Hier, in den Tiefen des interstellaren Raumes, war es auf den ersten Blick kaum anders als in einem Planetensystem, dachte sie. Die Sterne waren kalte, gefrorene Lichtpunkte; wenn man sie aus dem Schutz einer Atmosphäre heraus betrachtete, blinkten, ja tanzten sie vor dem Auge – hier jedoch waren sie starr und unbeweglich, sie erschienen einfach weitaus kälter. Aber das gleiche Phänomen zeigte sich eben auch, wenn man sie auf einer Reise durch ein Planetensystem betrachtete; hier, in den Tiefen des Alls, welche die Menschen nur mit ihren überlichtschnellen Schiffen durchmaßen.

Captain Ying versuchte eine Zeitlang, eine bekannte Sternenkonstellation ausfindig zu machen, doch sie war völlig orientierungslos und wusste nicht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. Sämtliche Konstellationen waren ihr unbekannt. Auf dem Bildschirm erstreckten sich die Sterne in atemberaubender Unendlichkeit. Dazwischen lag das finstere Nichts. Der Anblick der Sterne konnte ihr nicht die gewohnte Gelassenheit zurückgeben. Der Eindruck war viel zu bedrückend, als das rationale Erkenntnis hier etwas genützt hätte.

In diesem Moment wechselte das Bild auf dem Schirm. Das Seitenschott wurde sichtbar. Langsam glitt es zur Seite. Vier Reparatur-Roboter schwebten daraus hervor. Sie versuchten die geborstenen Fragmente der Hülle einzusammeln und zum Schiff zurückzubefördern. Doch es gelang ihnen nicht. Die Teile waren zu groß. Zwei Roboter kollidierten, wirbelten um ihre eigene Achse und verschwanden in der Tiefe des Raums. Ein dritter verfing sich in einer Metallverstrebung. Sämtliche Versuche, sich daraus zu befreien, misslangen. Der vierte Roboter flog noch einige Zeit unschlüssig hin und her, dann kehrte er unverrichteter Dinge ins Schiff zurück.

„Was soll das?“, fragte Ying. Ein harter Zug legte sich um ihren Mund. Ihre Augen blitzten wachsam.

In diesem Augenblick begannen die Schreie. Ein schrilles Aufkreischen, vielstimmig, voller Todesangst. Dann ein ersticktes Schluchzen. Es drang aus den Lautsprechern. Alle hatten sie es im Ohr.

„Was ist das?“, stieß Ying hervor. Sie musste fast schreien, um das Schluchzen und Stöhnen zu übertönen. Die Geräusche bedrückten sie so sehr, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sie wandte sich an den Kommunikationsoffizier. „Woher kommen diese Schreie?“

„Aus dem gesamten Schiff“, erwiderte der Mann mit zitternder Stimme.

„Schalten Sie um auf visuelle Übertragung.“

Der Mann betätigte einige Tasten auf seiner Konsole. Er gab sein möglichstes, um den Befehl des Captains auszuführen. Währenddessen ebbte der Strom des Schreiens und Wimmerns nicht ab. Es klang wie eine dämonische Symphonie.

„Visuelle Übertragung fehlgeschlagen“, meldete der Offizier. „Sämtliche Kameras sind ausgefallen.“

„Nehmen Sie Verbindung zur nächsten Raumstation auf“, befahl Ying dem Kommunikationsoffizier.

„Sofort, Captain!“ Der Mann betätigte einige Tasten auf seiner Konsole. Er versuchte es auf sämtlichen Frequenzen, doch es gelang ihm nicht, einen Funkspruch abzusetzen. „Unmöglich, Captain. Innerhalb des Schiffes muss es ein Störfeld geben. Die Signale dringen nicht nach außen.“

„Können Sie das Störfeld lokalisieren?“

„Negativ.“

Noch immer ertönten die Schreie aus den Lautsprechern. Plötzlich lief ein Zittern durch das Schiff. Captain Ying musste sich an ihrem Sitz festhalten, sonst wäre sie gestützt. Dann erloschen sämtliche Lichter. Von einem Moment auf den anderen war es dunkel. Weder die Deckenbeleuchtung noch die Apparaturen leuchteten. Das Zittern hielt unverändert an. Das dumpfe Donnern mehrerer Explosionen hallte durch das Schiff.

Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband

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