Читать книгу Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker - Страница 20

Оглавление

14


Ardal Janzen betätigte einige Tasten auf der Steuerkonsole und lauschte mit halbgeschlossenen Augen. Die ständig einlaufenden Funkmeldungen hatten ihn neugierig gemacht. Aufmerksam registrierte er die Nachrichten, die über die Kommunikationskanäle kamen. Obwohl er die Einsamkeit des Weltraums liebte und suchte, sobald er Zeit und Gelegenheit dazu fand, mochte er doch nicht von allem angeschnitten sein. So stellte die Kommunikationsanlage an Bord für ihn den Kontakt zu den anderen Menschen her.

Janzen, von der Sonne gebräunt und mit einem Dreitagebart ausgestattet, hockte im Pilotensitz seines stattlichen Sternenkreuzers NUKOLEE und blickte durch das Panoramafenster hinaus in den schwarzen Weltraum mit seinen unzähligen leuchtenden Sternen. Da war er schon wieder, der Funkspruch von Axarabor, der sich auf das Passagierschiff mit dem klangvollen Namen SEELENSPLITTER bezog. Doch das Schiff, dass mit zweihundert Passagieren und fünfzig Mann Besatzung irgendwo im Sanduy-Sektor kreuzte, meldete sich nicht.

„Sie hätten bestimmt einen Notruf gesendet, wenn etwas passiert wäre“, murmelte Janzen im Selbstgespräch vor sich hin. „Und das hätte ich mitbekommen, denn schließlich bin ich schon seit Tagen unterwegs.“

Außerdem, so kombinierte er weiter, waren in diesem Sektor seit geraumer Zeit keine Raumanomalien mehr aufgetreten, sodass man hätte befürchten müssen, die SEELENSPLITTER wäre solch einem Phänomen zum Opfer gefallen. Janzen schaltete auf Autopilot und erhob sich aus seinem Sitz, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. An Bord seines Schiffes herrschte eine fast sterile Sauberkeit. Das hing mit dem Beruf zusammen, den Janzen ausübte. Der junge Mann arbeitete als Arzt in einem der größten Krankenhäuser auf Gulukay.

Doch im Augenblick genoss er seinen wohlverdienten Jahresurlaub. Janzen liebte die Einsamkeit und die Weite des Alls. Manchmal träumte er davon, eine hübsche Frau an seiner Seite zu haben, aber er war wählerisch, und die Richtige war ihm noch nicht begegnet. Dann wollte er doch lieber ungebunden sein. So musste er auf niemanden Rücksicht nehmen. Seine Gedanken kehrten wieder zu der vermissten SEELENSPLITTER zurück. Ob sich der Kommandeur inzwischen gemeldet hatte?

Er setzte sich wieder in den Pilotensitz und drückte einige Tasten auf der Konsole. Er kam im richtigen Augenblick.

„Die SEELENSPLITTER nahm Kurs auf den Sanduy-Sektor. Wir bitten alle dort kreuzenden Schiffe nach der SEELENSPLITTER Ausschau zu halten und eventuelle Schiffbrüchige zu retten. Da der Kommunikationsoffizier sich nicht meldet, ist zu befürchtet, dass ein Unglück passiert ist.“

Aufmerksam hörte Janzen zu. Offenbar hatten die Angehörigen der Passagiere solange Druck ausgeübt, bis die zuständigen Stellen sich dazu entschlossen, einen Notruf zu senden. Oder es gab Anhaltspunkte, dass mit dem Schiff etwas geschehen war. Nach kurzem Überlegen stellte Janzen eine andere Frequenz ein. Wenig später meldete sich die Raumstation RT-764.

Janzen gab seine Position durch und fuhr fort: „Ich befinde mich im Sanduy-Sektor. Falls die SEELENSPLITTER in meiner Nähe vermutet wird, bitte ich um detaillierte Angaben. Werde dann die Augen offenhalten und mich gegebenenfalls wieder melden.“

„Verstanden, NUKOLEE“, gab der Kommunikationsoffizier der Station zurück. „Bisher ist nur bekannt, dass der Kontakt zur SEELENSPLITTER vor zwei Stunden abgebrochen ist. Da das Schiff auch nirgendwo gesichtet wurde und sich trotz mehrmaliger Aufforderung nicht meldete, scheint Sorge angebracht.“

„Welches Ziel wollte die SEELENSPLITTER ansteuern?“, fragte Janzen. Sein Interesse an dem verschwundenen Schiff vermochte er sich selbst nicht zu erklären. Vermutlich war es sein Instinkt, der ihm sagte, das da etwas nicht stimmte.

„Die SEELENSPLITTER befand sich auf dem Flug nach Raylos. Wir warten noch einige Stunden, dann schicken wir ein Suchkommando los. Halten Sie die Augen offen, und weiterhin guten Flug.“

„Danke“, gab Janzen zurück. „Ich melde mich, sobald ich etwas entdecke.“

Er beendete die Verbindung und beschleunigte. Plötzlich sprach das Ortungsgerät an. Auf dem Bildschirm zeichneten sich die Umrisse eines unförmigen Bündels ab, das im Weltraum trieb. Es sah einem Wrackteil ähnlich. Mit bloßem Auge konnte der junge Mann jedoch nur ein helles Gebilde ausmachen. Er betätigte einige Tasten auf der Konsole und vergrößerte den betreffenden Ausschnitt auf dem Panoramabildschirm.

„Das ... das gibt es doch nicht!“, stieß er hervor, als er das vermeintliche Wrackteil so nahe vor Augen hatte. Plötzlich spürte er, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat und seine Handflächen feucht wurden. Was er entdeckt hatte, war ein Alptraum. Unwillkürlich dachte er an das vermisste Schiff. Aber das da vorn ließ sich schwerlich damit in Zusammenhang bringen. Es war nur eine Gedankenassoziation, die keiner vernünftigen Erklärung standhielt.

Routiniert führte er die nächsten Handgriffe aus. Er korrigierte den Kurs seines Kreuzers, verringerte die Geschwindigkeit und öffnete das Schott. Das Schiff näherte sich dem Bündel. Janzen zögerte kurz und überlegte, ob er nicht einfach seinen Flug fortsetzen und sich nicht mit diesem makaberen Fund belasten sollte. Schließlich hatte er Urlaub. Aber wenn er den Fund an Bord holte, würde es mit der Erholung bald vorbei sein, das ahnte er. Aber seine Neugier siegte über die Bequemlichkeit.

Er manövrierte das Schiff ganz nah an das Bündel heran, fing es ein und schloss das Schott wieder. Dann schaltete er Autopilot ein. Janzen erhob sich aus seinem Sitz und ging nach hinten. Da lag er nun und ließ sich kaum noch als Mensch identifizieren. Zunächst hatte Janzen vermutet, dass er erstickt war, doch die Verstümmlungen widersprachen dieser Annahme. Der Rumpf und das Gesicht des Toten waren mit tiefen roten Einschnitten übersät, so als ob er mit einem scharfen Messer attackiert worden wäre. Die Kälte des Weltraums hatte die Leiche konserviert.

Janzen holte ein paar Gummihandschuhe aus der Bordapotheke, streifte sie über, packte den Toten und trug ihn in den Lagerraum neben dem Wohnbereich. Dann schloss er die Tür hinter sich. Als Arzt war er einiges gewöhnt, trotzdem bereitete ihm dieser Anblick ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Während er die Verletzungen auf dem Rumpf und im Gesicht untersuchte, überlegte er sich, wie der Tote wohl in den Weltraum gekommen war. Hatte man ihn über Bord geworfen? Oder war er das Opfer eines Unfalls?

Dass dieser Mann mit eigener Kraft ins All gekommen war, konnte Janzen sich nicht vorstellen. Lag ein Verbrechen vor? Oder war es ein Unglücksfall? Janzen gelangte zu der Überzeugung, dass ihm die medizinische Klärung dieses Falls leichter fallen würde, als die kriminalistische. Konzentriert untersuchte er den Leichnam. Es gab keinen Zweifel. Dieser Mann hatte sich die Verletzungen nicht selbst zugefügt. Und er war auch nicht durch einen Unfall gestorben.

Janzen verließ den Lagerraum und schloss die Tür hinter sich. Ihm war, als sei er aus einem düsteren Alptraum aufgewacht. Seine Lebensgeister kehrten zurück. Nachdem er die Gummihandschuhe abgestreift und in den Müllvernichter geworfen hatte, kehrte er zurück ins Cockpit und betätigte das Kommunikationsgerät. Dann nahm er Verbindung zur nächsten Raumstation auf. Der zuständige Offizier versicherte ihm, dass er sofort das Hauptquartier auf Axarabor informieren würde.

„In Ordnung. Ich versuche inzwischen, die Herkunft des Toten zu ermitteln.“

„Gut, aber bleiben Sie in Ihrer jetzigen Position. Ein Schiff der Raumflotte wird bald mit Ihnen Kontakt aufnehmen.“

„Gut. Vielen Dank.“

Janzen beendete das Gespräch. Die Herkunft des Toten hoffte der Mediziner, mithilfe astronomischer Berechnungen auf die Spur zu kommen. Er wandte sich dem Bildschirm der Raumortung zu und rief die Sternenkarte des Sektors auf, in dem er sich befand. Seine exzellenten astronomischen Kenntnisse kamen ihm wieder einmal zugute.

Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband

Подняться наверх