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Zwei Stunden später folgte ein weiterer Höhepunkt für die Passagiere der SEELENSPLITTER. Lorne Industries war es gelungen, die bekannte Sopranistin Lulo Stellaris für einen ihrer seltenen Auftritte zu verpflichten. Das Schiff verfügte über ein großes Theater mit zweihundert Sitzplätzen. Spiegelnde Marmorplatten bedeckten den Boden der Säulenhalle, die den Eingang bildete. Eilig strebten die Konzertbesucher ihren Plätzen zu. Als das Licht ausging, verstummte auch das Stimmengemurmel.

Helle Scheinwerfer strahlten die Muschel des Orchesterraums an. Vor dem Hintergrund blinkender Instrumente und dunkler Köpfe hob sich die Silhouette des Dirigenten ab. Das Klopfen seines Taktstocks klang deutlich durch die Stille. Er breitete die Arme aus. Und dann wurde das Publikum von der Flut der alten Musik umspült. Die meisten Menschen empfanden ein ungeheures Vergnügen, als sie die glänzenden, funkelnden Blas- und Streichinstrumente aus Metall und lackiertem Holz betrachteten, mit denen dieses Werk zu Gehör gebracht wurde.

Die Schneckengehäuse aus Blech, die auf Zylinder gespannten Häute, die Metallbecken – das alles war rührend und ergreifend zugleich. In den Köpfen der Passagiere ballten sich allmählich schemenhafte Vorstellungen, Stimmen, unausgesprochene Worte und Gedanken, unterlegt von der Musik, die dröhnend heranflutete und wieder verebbte. Sie drang in die Menschen ein, zwängte sich in alte Erinnerungen, legte sie bloß, wälzte sich wie eine Sturmflut ins Haus, riss Gerümpel und kostbarste Dinge zugleich mit sich fort, und dort, wo kurz zuvor die bescheidene eindeutige Ordnung der Alltäglichkeit geherrscht hatte, war auf einmal alles von unten nach oben gekehrt – ein dunkler Wirbel.

Die Zuhörer wurden von der Musik in ihrem tiefsten Innern erschüttert. Sie versanken in ihr. Sie versuchten sich dagegen aufzulehnen, wollten sich nicht unterwerfen, wollten sich nicht von diesen Klängen abschließen, doch sämtliche Versuche waren vergebens. Gedanken und Erinnerungen wurden von den rasenden Tonfluten mitgerissen, ins Unbekannte getragen, bis der letzte Widerstand brach.

Wehrlos waren sie das Bett eines unbarmherzigen Stromes, der sich immer tiefer in sie eingrub, die festen Ufer ihres Seins aushöhlte und zum Einsturz brachte. Immer wieder kehrte er zurück, um mit verdoppelter Kraft auf sie einstürzen. Plötzlich verstummte alles, als hielte diese gewaltige Musik, durch die eigene Kraft und Kühnheit erschreckt, den Atem an. Eine kurze und so gewaltsame Stille trat ein, dass man selbst das leiseste Räuspern hören konnte. Und dann brauste jene Melodie wieder auf.

Gleichzeitig glitt der rote Vorhang zur Seite. Ein einzelner Scheinwerfer erleuchtete die Mitte der Bühne. Das Publikum begann zu applaudieren. Aus dem Hintergrund tauchte eine Frau auf. Ein langes, silbrig schimmerndes Abendkleid umfloss ihren schlanken Körper. Blonde, gewellte Haare umrahmten ein ovales, ebenmäßiges Gesicht. Die vollen Lippen glänzten in einem hellen rot. Sie bewegte sich mit genau abgemessenen Schritten. Alles gehörte zur Show, vielleicht sogar jedes Zucken ihrer Lider. Es gab keine überflüssige Geste, aber auch keine Bewegung zu wenig. Als sie zu singen begann, versickerte der Applaus wie ein Tropfen Wasser im Sand.

Ihre klare Stimme hatte etwas Betörendes. Sie brauchte kein Mikrofon, keinen Verstärker und keinen Lautsprecher. Sie sang nicht sonderlich laut, trotzdem verstand sie jeder. Ihre Stimme war überall in dem Theater gleich laut und deutlich zu verstehen. Plötzlich gab es über ihr eine Explosion. Funken sprühten und regneten auf Lulo Stellaris herab. Ihr Kleid fing Feuer. Rasend schnell breiteten sich die Flammen aus. Das Publikum hielt den Atem an. Sie glaubten an einen spektakulären Trick. Jeder erwartete, dass das Feuer schlagartig wieder verlöschen würde, doch nichts dergleichen geschah. Schreckensschreie brandeten durch den Saal.

„Sie brennt!“, riefen mehrere Leute wild durcheinander. „So tut doch etwas! Helft ihr!“

Einige sprangen auf und stürzten zur Bühne, um einzugreifen, aber das Feuer war schneller. Von einem Moment zum anderen glich die Sopranistin einer gewaltigen Feuersäule. Lulo Stellaris wollte laut aufschreien, aber es wurde nur ein heiseres Röcheln daraus. Sie taumelte einige Schritte zur Seite und brach dann zusammen. Ein Techniker erschien auf der Bühne. Mit einem tragbaren Feuerlöscher versuchte er, die Flammen zu ersticken. Unter den Zuschauern brach Panik aus. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten viele noch geglaubt, es wäre ein Teil der Show, doch nun erkannten sie die Wahrheit.

Der Feuerlöscher hatte die Flammen erstickt, aber Lulo Stellaris lebte nicht mehr. Mit verrenkten Gliedmaßen lag sie auf der Bühne. Ihr Körper war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wild schreiend liefen die Zuschauer durcheinander. Die Platzanweiser hatten Mühe, die Leute zu beruhigen. Einige wurden von der Masse niedergetrampelt, andere gegen die Wände gedrückt. Als Commander Thome eine Viertelstunde später eintraf, hatten die Platzanweiser die Ordnung wieder einigermaßen hergestellt.

„Was ist passiert?“, fragte er einen der Männer.

„Der Scheinwerfer hatte plötzlich einen Kurzschluss. Die Funken setzten das Kleid der Sängerin in Brand. Bevor wir etwas unternehmen konnten, war sie bereits tot.“

„Ein Kurzschluss?“, fragte Thome irritiert. „Das ist doch vollkommen unmöglich. Die Bühnentechnik ist mehrfach gegen solche Pannen abgesichert.“

Der Mann zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Wir müssen den Captain informieren.“

„Captain Ying schläft. Sie sollte jetzt nicht gestört werden.“

„Aber ...“

„Sorgen Sie hier für Ordnung. Sobald Captain Ying wieder auf ihrem Posten ist, werde ich sie über den Vorfall informieren.“

„Ja, Commander.“

Mission in ferner Raumzeit: 1000 Seiten Science Fiction Abenteuer Sammelband

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