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Ich begleitete Sam Folder auf dem Weg zur Ausfahrtsrampe, während Milo mit dem Leiter des Security Service sprach. Sam und ich gingen die Strecke ab, von der wir annahmen, dass auch der Täter sie gegangen war. Einer der Security Guards begleitete uns und stand uns Rede und Antwort. Er hieß Roger Dolinsky und war am Vorabend der Schichtführer gewesen. Ich versuchte zwischenzeitlich, das Field Office zu erreichen, um weiter zu geben, dass der Täter vermutlich ein Nachtsichtgerät benutzt hatte. Aber mein Handy bekam erst Netzkontakt, als wir die Auffahrtsrampe erreichten. Ich bekam Max Carter an den Apparat.

„Es muss ein Gerät gewesen sein, dass auf Infrarotbasis arbeitet und dadurch auch bei absoluter Dunkelheit funktioniert.“

„Die Herkunft dieses Gerätes könnte ein Ermittlungsansatz sein“, glaubte Max. „Schließlich sind die Infrarotgeräte fiel seltener und technisch aufwendiger als diejenigen, die auf dem Prinzip der Restlichtverstärkung arbeiten.“

„Ich hoffe, ihr bekommt etwas heraus.“

„Nachtsichtgeräte werden vorwiegend beim Militär benutzt“, stellte Max fest. „Da der Täter damit umgehen und sogar schießen konnte, liegt der Schluss nahe, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der das in der Army gelernt hat.“

„Du kannst ja mal nachsehen, ob einer der frommen Lebensschützer, die bis jetzt auf unserer Liste stehen, vielleicht ein martialisches Vorleben als Marine oder etwas in der Art hatte“, schlug ich vor.

Ich hörte, wie Max an seinem Terminal herumtippte.

„Volltreffer!“, stieß er dann hervor. „William C. Blaise war bei der Army. Ich werde mal sehen, ob sich darüber Näheres in Erfahrung bringen lässt.“

Max unterbrach die Verbindung.

Wir erreichten die Schranke. Sam sah sich um.

„Waren Ihre Leute gestern hier?“, fragte ich inzwischen Roger Dolinsky.

„Nein. Jedenfalls nicht zu Fuß“, erklärte der Security Guard. „Ich habe ein paar Posten an das Ende der Ausfahrtrampe beordert, nachdem wir begriffen hatten, was geschehen war.“

„Wann war das der Fall?“

„Bereits unmittelbar nach der Tat. Wir konnten den Mündungsblitz der Waffe sehen – außerdem noch ein anderes Licht.“

„Haben Sie eine Ahnung, worum es sich gehandelt haben könnte?“

„Die Polizei meint, es stamme von Guthries aufleuchtenden Handy Display. Als der Strom ausfiel, wollte er damit wohl für Licht sorgen.“

„Ich habe etwas gefunden“, meldete Sam. „Hier ist jemand durch einen Ölfleck gelaufen. Ich werde Fotos von dem Abdruck machen, sodass wir hinterher das Profil und die Größe des Schuhs haben.“ Sam sah Dolinsky einen Moment lang an. „Wir werden nicht umhin können, es mit den Schuhen Ihrer Leute zu vergleichen. Auch wenn angeblich keiner von denen zu Fuß hier gewesen ist – es könnte ja sein, dass Sie sich irren.“

„Ich möchte von Ihnen noch wissen, wie Ihre Anordnungen lauteten, nachdem Ihnen bewusst wurde, dass ein Schuss gefallen war.“

„So klar, wie Sie vielleicht denken, war das erst gar nicht. Im Vordergrund standen zunächst der Stromausfall und die Gebäudesicherung. Dann wurden alle Ein- und Ausgänge mit Posten besetzt und ich bin mit mehreren Männern ins Parkdeck gegangen. Wir hatten nur eine Taschenlampe. Auf solche Einsätze sind wir nämlich nicht vorbereitet.“

„Verstehe.“

„Der Hausmeister war auch dabei. Wir sind zum Sicherungskasten gegangen und haben den Strom wieder eingeschaltet. Aber weshalb die Sicherung rausgeflogen ist, kann sich niemand erklären.“

„Könnte der Täter sie nicht einfach ausgeschaltet haben?“

„Der Kasten wird mit einem elektronischen Schloss gesichert. Man braucht eine Chip Card in Verbindung mit einem Zahlencode, um an die Sicherungen heranzukommen. Der Hausmeister besitzt eine solche Karte – und wir natürlich auch.“

„Zeigen Sie mir gleich den Kasten“, verlangte ich.

„Gerne, Agent Trevellian.“

„Zuerst möchte ich mit Ihnen aber noch die Rampe hinaufgehen, um zu sehen, wo Ihre Leute postiert waren.“

„Sie meinen, der Täter könnte meinen Männern durch die Lappen gegangen sein?“ Dolinsky schüttelte den Kopf. „Unmöglich!“

„So, wie Sie mir das geschildert haben, war der Täter längst weg, als Ihre Leute die Rampe abriegelten!“, hielt ich ihm entgegen.

Wir erreichten das Ende der Rampe. Eine Asphaltbahn führte zurück zur Straße. Auf der anderen Seite schloss sich ein Park an. Ein Hot Dog Stand befand sich dort und sorgte dafür, dass all die von ihrer Terminhetze geplagten Anwälte und Ärzte im Brandon Tower schnell satt werden konnten.

Ein Mann stand im eigentlichen Ausfahrtsbereich auf einem Stück, das weiß gestreift war. Kein Fußgänger hatte dort Zugang.

„Hey, Sie!“, rief der Security Guard unwirsch. „Gehen Sie da weg!“

Der Mann war etwa vierzig Jahre alt und hager. Ich schätzte ihn auf ein Meter achtzig. Die Hände hatte er in den Taschen seiner Jacke vergraben.

„Alles klar!“, sagte der Hagerere. Er wirkte dennoch wie angewurzelt.

„Hören Sie schwer?“, rief Dolinsky.

„Warten Sie mal, ich möchte mit dem Mann reden“, verlangte ich.

Kurz entschlossen ging ich auf ihn zu und zog meinen Dienstausweis. „Jesse Trevellian, FBI! Darf ich fragen, wer Sie sind und was Sie hier tun?“

„Hier soll etwas passiert sein.“

„Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“

Er zog einen Presseausweis und hielt ihn mir unter die Nase. Ich sah ihn mir an. Er hieß Jay McIntosh. „Ich sehe mich nur um, dass ist ja wohl nichts Verbotenes.“

„Nein. Aber es wundert mich, dass Sie nicht einfach mit dem Wagen in die Garage fahren und ein Parkticket erwerben!“

„Das bekommen Sie nur, wenn Sie sich bei der Einfahrt in der Sicherheitszentrale melden und angeben können, bei wem Sie einen Termin haben. Die Angestellten haben natürlich eigene Parkausweise. Aber ansonsten ist es schwer, da hineinzukommen.“

„Sie kennen sich aber aus!“

Er schluckte. Ich fragte mich, weshalb McIntosh meinem Blick dauernd auswich. Er vermied es regelrecht mich anzusehen. Ein Goldkreuz fiel mir auf, das um seinen Hals baumelte.

„Ich bin hinter der Guthrie-Story her. Untersuchen Sie den Fall, Agent Trevellian?“

„Ja.“

„Vielleicht können Sie mir ja weiter helfen.“

„Tut mir leid, aber erstens stehen wir in unseren Ermittlungen noch ganz am Anfang und zweitens kann ich nicht ohne Absprache mit dem Field Office Informationen heraus geben, die entweder fahndungsrelevant sind oder die Rechte Dritter verletzen könnten.“

Er zuckte mit den Schultern. „Das ist schade“, bekannte er.

„Für welche Zeitung schreiben Sie?“

„Ich… bin freier Journalist. Mal für den Hoboken Chronicle, mal bringen Sie von mir etwas in ein paar lokalen Radio- und Fernsehsendern. Warum fragen Sie?“

„Weil Sie weder eine Kamera oder ein Aufnahmegerät dabei haben!“

„Ich mache Hintergrundreportagen, keine Foto-Stories. Und da muss man erst einmal gründlich recherchieren! Die Kamera habe ich im Übrigen im Wagen liegen…“ Er sah auf die Uhr. „Leider muss ich jetzt weg…“

„Sie sind mit dem Wagen da?“

„Sagte ich doch.“

„Wo haben Sie ihn abgestellt?“

„Man muss ein Stück durch den Park und dann links.“

„Gehen wir zusammen, Mister McIntosh.“

Er sah mich ziemlich perplex an. „Ich verstehe jetzt nicht so ganz, was hier läuft, Agent Trevellian!“

„Ganz einfach. Wir gehen davon aus, dass der Täter zu Fuß das Parkhaus verlassen hat. Er muss also ganz in der Nähe seine Wagen abgestellt haben. Möglicherweise auf dem Parkplatz, den Sie erwähnten.“

Ich begleitete McIntosh zum Parkplatz. Hoboken ist keine Großstadt und der Parkplatzbedarf ist ganz gewiss nicht mit dem in New York vergleichbar. Aber auch hier werden freie Asphaltflächen, auf denen man seinen Wagen abstellen kann, in bestimmten Gegenden immer knapper. Jenseits des Parks befanden sich zahlreiche Geschäfte. Dementsprechend hoch lagen die Parkgebühren.

„Was bringt es Ihnen zu wissen, dass der Täter seinen Wagen hier vermutlich abgestellt hat?“, fragte McIntosh.

„Er könnte Spuren hinterlassen haben!“

„Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass Sie davon ausgehen, hier Reifenprofile eines Wagens zu finden, der gestern Abend abgestellt war?“

„Ich weiß nur, dass unsere Erkennungsdienstler sich alle Mühe geben werden.“ Ich gab ihm meine Karte. „Falls Sie bei Ihren Recherchen etwas herausfinden, das mit dem Fall zu tun hat, dann lassen Sie es mich wissen, Mister McIntosh.“

Er steckte die Karte ein. „Glauben Sie nicht, dass Sie von mir etwas ohne Gegenleistung hören.“

„Darüber könnte man reden!“

Mir fiel zum ersten Mal das rötliche Feuermal auf der Außenseite der rechten Hand auf, die er bis dahin stets in seiner Jackentasche vergraben hatte. Jay McIntosh bezahlte sein Parkticket am Automaten, stieg in seinen Wagen – einen silbergrauen Mitsubishi – und fuhr bis zur Schranke. Nachdem er sein Ticket in den Schlitz gesteckt hatte, öffnete sich die Schranke und er fuhr davon. Ich griff zum Handy und rief Sam an.

„Was gibt es, Jesse?“

„Ich habe hier vielleicht einen Fingerabdruck des Täters.“

„Wie bitte?“

„Na ja, nicht gerade auf dem Silbertablett. Ihr werdet ein bisschen danach suchen müssen.“

„Du sprichst in Rätseln, Jesse!“

Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis

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