Читать книгу Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis - Alfred Bekker - Страница 14

7

Оглавление

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, die Betreiberfirma des Parkplatzes ausfindig zu machen. Der Platz gehörte zu einem Hotel, etwa fünfzig Yards entfernt. Es war nicht schwer, den Direktor davon zu überzeugen, uns zu helfen. Sofern der Täter tatsächlich den Parkplatz benutzt hatte, musste er die Schranke passiert und sein Ticket abgegeben haben.

Wenn wir die Tickets der letzten Nacht auf Fingerabdrücke untersuchten und diese anschließend durch den Computer jagten, stießen wir vielleicht auf jemanden, der sich in irgendeinen Zusammenhang zu Dr. Guthrie bringen ließ.

Ich ließ mir die in Frage kommenden Tickets übergeben. Captain Alonso stellte ein paar Männer ab, um die Mülleimer auf dem Weg zum Parkplatz zu durchsuchen. Vielleicht hatte der Täter ja unterwegs etwas weggeworfen.

Ich kehrte in die Tiefgarage zurück und ließ mir von Roger Dolinsky den Sicherungskasten zeigen. Er lag in einer Nische, etwa 50 Yards vom eigentlichen Tatort entfernt. Die Kameras erfassten diesen Bereich nicht und der Täter hatte das vermutlich ausgenutzt, um die Sicherung abzuschalten. So lautete jedenfalls die bis jetzt plausibelste Theorie, denn Mell Horster hatte den Sicherungskasten erkennungsdienstlich untersucht und jede Menge Fingerabdrücke sichern können, die noch mit denen des Hausmeisters und der Security Guards abgeglichen werden mussten.

Ein Rätsel war nach wie vor, wie der Mörder es geschafft hatte, das elektronische Schloss zu überwinden.

„Vor drei Wochen wurde eine Überprüfung sämtlicher elektronischer Schlösser im Brandon Tower durchgeführt“, verriet mir Dolinsky.

„Wir brauchen Name und Adresse der Firma, die das durchgeführt hat“, erklärte ich.

„Ich werde dafür sorgen, dass Sie bekommen, was Sie brauchen.“

Inzwischen war auch längst unser Chefballistiker Dave Chesnut am Tatort eingetroffen und hatte mit seinen Untersuchungen begonnen.

Mit Hilfe von Laserpointern waren die Schussbahnen exakt zu ermitteln. Dasselbe galt für den Standort, von dem aus der Schütze geschossen hatte. Seine Größe konnte auf Grund von Daves Ermittlungsergebnissen auf ein Meter achtzig geschätzt werden.

Milo hatte sich in der Zwischenzeit zusammen mit den Kollegen des Security Service und der hiesigen Polizei die Videoaufzeichnungen noch einmal genau angesehen. Erkenntnisse, die wesentlich über den bisherigen Erkenntnisstand hinausgingen, ergaben sich dadurch jedoch nicht.

„Wir haben bereits damit begonnen, aus den Videoaufzeichnungen all die Personen herauszufiltern, die im fraglichen Zeitraum überhaupt im Parkhaus anwesend waren“, meinte Milo.

„Wobei sich der Täter durchaus auch Stunden früher hier her begeben und sich unbemerkt in der unbeobachteten Nische aufgehalten haben könnte“, gab ich zu bedenken.

Milo nickte. „Wäre das nicht jemandem aufgefallen?“

„Offenbar nicht.“

Zusammen mit Milo suchte ich schließlich die Praxis des ermordeten Arztes auf. Meredith Jones hielt dort nach wie vor die Stellung.

Als Milo und ich die Praxis betraten, war sie jedoch nicht allein.

Ein Mann mit kantigem Gesicht und hoher Stirn war bei ihr. Ich erkannte ihn als jenen Passanten wieder, der sehr ausdauernd die Arbeiten am Tatort beobachtet hatte.

„Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker“, stellte ich uns vor und hielt dabei zuerst Meredith Jones und anschließend dem Mann mit der hohen Stirn meine ID-Card unter die Nase. „Miss Jones?“

„Captain Alonso hat Sie mir bereits angekündigt“, sagte Meredith Jones.

„Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“, wandte sich Milo an den Mann.

Dieser lächelte verhalten. „Mein Name ist Maxwell. Dr. Eric Maxwell, ich bin Gynäkologe am Bethesda Hospital, Manhattan.“

„Sind Sie so etwas wie eine Vertretung für Dr. Guthrie?“, erkundigte ich mich.

Maxwell schüttelte den Kopf. „Nein. Miles und ich kennen uns vom Studium. Ich hatte heute Morgen einen Termin bei meinem Anwalt, der hier im Brandon Tower seine Kanzlei unterhält. Dadurch habe ich das ganze Theater hautnah mitbekommen. Von Miles’ Tod hatte ich natürlich zuvor schon aus dem Autoradio erfahren.“ Ich bemerkte sein Zögern. Eine tiefe Furche erschien mitten auf seiner Stirn. Er musterte mich einen Moment und fuhr dann fort: „Ich musste einfach vorbeischauen, um Näheres zu erfahren.“

„Hatte Sie in letzter Zeit Kontakt zu Dr. Guthrie?“

„Nein.“

„Wann zuletzt?“

„Ehrlich gesagt seit dem Studium so gut wie gar nicht mehr. Wissen Sie, wir machen einen sehr anstrengenden Job, der viel von denjenigen fordert, die sich dafür entschiedenen haben. Da bleibt nicht viel Zeit, um Freundschaften zu pflegen.“

„Ich habe Dr. Maxwell gesagt, dass sehr wahrscheinlich diese Fanatiker von den sogenannten Lebensschützern dahinter stecken!“, äußerte sich nun Meredith Jones. „Zumindest war das die Vermutung von Captain Alonso.“

„Genau wissen wir das natürlich noch nicht“, schränkte ich ein. „Aber Sie haben Recht, im Moment deutet einiges in diese Richtung.“

„Das, was Miles geschehen ist, kann jedem von uns passieren“, murmelte er. „Ich kenne das! Drohanrufe, Farbbeutel, die gegen das Auto geschleudert werden… Wahrscheinlich muss unsereins damit leben lernen – auch wenn es schwer fällt, so viel Intoleranz zu akzeptieren. Für diese Leute gibt es nur schwarz oder weiß. Grautöne interessieren sie nicht. Wenn eine Frau vergewaltigt wurde oder selbst noch ein halbes Kind ist und deswegen die Verantwortung für ein Baby einfach nicht tragen kann, dann interessiert diese Eiferer das nicht im Geringsten. Und die einzige Empfehlung, die sie Teenagern geben können besteht darin, auf Sex vor der Ehe völlig zu verzichten! Wie unrealistisch das ist, brauche ich Ihnen sicher nicht zu erläutern.“

„Unsere Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang“, sagte ich.

Dr. Maxwell erhob sich von seinem Platz. „Ich muss jetzt zum Dienst. Meine Schicht im Bethesda Hospital beginnt in einer Stunde und Sie wissen ja, wie die Verkehrsverhältnisse im Big Apple um diese Zeit sein können.“

„Allerdings“, nickte ich.

„Falls mir irgendetwas einfallen sollte, was Ihnen vielleicht weiterhilft - die Nummer des FBI steht ja im Telefonbuch.“

„Sie können auch mich persönlich anrufen.“ Ich reichte ihm meine Karte und Maxwell steckte sie ein.

Er verabschiedete sich noch von Meredith Jones und verließ anschließend die Praxis.

„Bevor Sie mir Ihre Fragen stellen, übergebe ich Ihnen schon einmal das hier“, eröffnete die Arzthelferin das Gespräch und gab Milo einen braunen Umschlag.

„Was ist das?“, fragte ich.

„Die Drohbriefe der letzten drei Monate und Aufzeichnungen von unfreundlichen Anrufen.“

„Warum ist das nicht bei der Polizei gelandet?“

„Dr. Guthrie hat nicht mehr daran geglaubt, dass man ihm dort weiterhelfen konnte.“

„Immerhin kam es zu zwei Verurteilungen“, gab ich zu bedenken.

Meredith Jones lächelte gequält. „Sie meinen Braddock und Matlanovich?“

„Ja.“

„Soll ich Ihnen was sagen? Der ganze Wirbel um den Prozess hat Dutzende von weiteren Fanatikern dazu ermutigt, uns zu terrorisieren. Und wer sagt Ihnen, dass diese beiden Typen nicht erneut damit angefangen haben und dabei nur geschickter vorgegangen sind? Zum Beispiel, indem sie darauf geachtet haben, ihr Prepaid Handy regelmäßig zu wechseln oder nicht immer dieselbe Telefonzelle zu benutzen und so weiter. Einige verändern ihre Stimme. Manche wurden fast so etwas wie gute Bekannte. Dr. Guthrie gab ihnen Namen. Da war zum Beispiel der Krächzer, der erkennbar seine Stimme verstellte und sich auf diese Weise wohl davor schützen wollte, eventuell von der Polizei identifiziert zu werden.“

„Gab es in letzter Zeit irgendwelche besonderen Vorfälle?“, fragte Milo. „Ich meine damit Attacken und Belästigungen, die über das Maß hinausgingen, das Dr. Guthrie offenbar gewöhnt war.“

„Dr. Guthrie hat versucht, diese Dinge so gelassen wie möglich zu nehmen. Er sagte mir mal, wenn seine Stunde geschlagen hätte, sei es nun einmal soweit. Aber er wollte sich weder davon abbringen lassen, seinen Beruf auszuüben, noch sich dauernd durch Leibwächter abschirmen zulassen. Das sei kein Leben mehr, so fand er.“ Meredith Jones wischte sich kurz über die Augen. Sie musste schlucken. „Versprechen Sie mir, dass Sie denjenigen zur Rechenschaft ziehen, der dieses Verbrechen zu verantworten hat!“

„Wir werden auf jeden Fall tun, was wir können“, versicherte ich.

Der Mörder ist falsch verbunden: 8 Krimis

Подняться наверх