Читать книгу Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 11

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Mahmut Talani saß in einem Coffee Shop nach amerikanischem Vorbild. In einer Weltstadt wie Hamburg gab es auch so etwas. Der Coffee Shop trug den Namen „Luigi’s Lounge“, obwohl der Besitzer weder italienischer Abstammung war noch Luigi hieß. Talani hatte sich mit einem Cappuccino und ein paar Donuts an den Tisch in der hintersten Ecke gesetzt. Von hier aus konnte man den gesamten Coffee Shop gut übersehen, hatte einen freien Blick auf die Tür und konnte notfalls über den Zugang zur Küche und den Toiletten zum Hinterausgang flüchten.

Talani blickte nervös auf seine Uhr.

Der Mann, auf den er wartete, war bereits überfällig.

Ich will nicht hoffen, dass diese Ratte mich auch hereinlegen will!, ging es ihm grimmig durch den Kopf.

Ein Mann mit dunklen Locken, Mitte dreißig und von schlaksiger Statur betrat den Coffee Shop. Er hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben und ließ den Blick durch das Lokal schweifen.

Sein Blick blieb kurz an dem Mann haften, der sich am Tresen hinter seiner Zeitung vergraben hatte und wanderte schließlich weiter zu Talani.

Der Lockenkopf stutzte erst. Dann näherte er sich Talanis Tisch.

„Hey, Mann, ich hätte Sie fast nicht erkannt! Mit den blonden Haaren und den blauen Augen...“

„Halten Sie Ihren Mund, Jannis und setzen Sie sich.“

Jannis nahm sich einen Stuhl und setzte sich rittlings drauf.

„Woher haben Sie denn auf die Schnelle so himmelblaue Kontaktlinsen hergekriegt?“, fragte er. „Jedenfalls sehen Sie jetzt aus wie ein Schwede!“

„Ich brauche Ihre Hilfe.“

„Kann ich mir denken. Also, was wollen Sie und wie viel sind Sie bereit dafür zu zahlen?“

„Ich brauche einen vollständigen Satz Papiere auf den Namen Björn Svenson. Besitzt sowohl die schwedische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft.“

„Haben Sie alle nötigen Unterlagen besorgt?“

„Sicher.“

Talani holte einen braunen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und reichte ihn an Jannis weiter. „Da ist auch die vereinbarte Anzahlung drin. Den Rest gibt’s bei Lieferung der Ware.“

Jannis grinste, warf einen kurzen Blick in den Umschlag und steckte ihn ein.

„Okay“, meinte er.

„Wann sind Sie fertig?“

„Wollen Sie Qualitätsarbeit oder billigen Ramsch, mit dem Sie schon im Airport hier in Hamburg auffliegen?“ Jannis machte eine ausholende Geste. „Es ist nicht mehr so leicht wie früher, Pässe zu fälschen! Diese biometrischen Merkmale, die neuerdings in den Dingern drin sein müssen... Und dann auch noch schwedische Papiere! Die kennt doch kein Mensch.“

„Eben!“, erwiderte Talani. „Und bei einem schwedischen Pass schaut niemand so genau hin wie bei einem Dokument aus dem Iran oder Libyen.“

Jannis lachte. „Ihnen ist jemand ziemlich dicht auf den Fersen, was?“

„Sparen Sie sich Ihr Gequatsche“, knurrte Talani. „Sagen Sie einfach, wann Sie fertig sind!“

Talani fragte sich, weshalb Jannis so nervös war. Er blickte sich nun schon zum dritten Mal in Richtung der Fensterfront um.

Die Außentür des Coffee Shops flog zur Seite.

Zwei maskierte Männer in dunklen Rollkragenpullovern stürmten herein. Sie trugen automatische Pistolen mit aufgeschraubten Schalldämpfern.

Jannis sprang auf und schnellte zur Seite.

Talani begriff sofort, dass der Lockenkopf dies deshalb tat, um die Schussbahn freizumachen. Offenbar hatte dem Dokumentenfälscher jemand noch sehr viel mehr für seine Dienste gegeben, als er für die Anfertigung des Dokumentensatzes für einen gewissen Björn Svenson bekommen hätte.

Blutrot leckte das Mündungsfeuer aus den beiden Schalldämpferwaffen der Maskierten heraus. Zwei Schüsse wurden kurz hintereinander abgegeben. Jedes Mal entstand ein Geräusch, das wie ein heftiges Niesen oder ein Schlag mit einer Zeitung klang.

Die Kugeln fetzten durch Talanis Kleidung hindurch.

Darunter kam grauer Kevlar-Stoff zum Vorschein. Schon seit Tagen trug der Halb-Iraner sicherheitshalber eine kugelsichere Weste. Verschiedene Schichten dicht gewebter Materialien verhinderten, dass die Projektile in den Körper eindrangen. Die kinetische Energie, mit das Geschoss auftraf, wurde dabei auf eine größere Fläche verteilt. Für den Betroffenen war die Wirkung eines Treffers je nach Abstand und Kaliber mit einem kräftigen Tritt oder dem kräftigen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand vergleichbar.

Mahmut Talani stöhnte schmerzvoll auf.

Er wurde vom Stuhl geschleudert, riss gleichzeitig eine Automatik unter seiner Windjacke hervor und feuerte.

Getroffen sanken die beiden Maskierten zu Boden.

Talani hatte sie mit Kopftreffern niedergestreckt.

Stöhnend erhob er sich und betastete dabei vorsichtig seinen Brustkorb. Er konnte von Glück sagen, wenn er keine Rippe gebrochen hatte. Aber mit ein paar ausgedehnten Hämatomen musste er rechnen. Er rang nach Luft. Das Atmen schmerzte.

Jannis kauerte mit weit aufgerissenen Augen am Boden. Er hatte sich während des Schusswechsels hingeworfen, um nicht getroffen zu werden.

Jetzt zitterte er.

Den braunen Umschlag, mit Talanis Unterlagen und der Anzahlung für die falschen Papiere presste er an sich.

Talanis Gesichtsausdruck verzog sich zu einer Grimasse.

„Gib es zu, du hast diese Bastarde zu mir geführt....“

„Nein, ehrlich, ich wusste von nichts!“

Talani feuerte. Jannis’ Körper durchlief ein Ruck. Der Lockenkopf schrie auf, als die Kugel ihm in den Oberschenkel fuhr.

„Ich will die Wahrheit hören!“, beharrte Talani. „Oder ich teste mal, wie viel Blei ein menschlicher Körper so verträgt!“

Er legte kurz an, feuerte ein weiteres Mal und traf Jannis an der Hand. Der braune Umschlag rutschte blutverschmiert zu Boden.

„Ich hatte keine andere Wahl!“, schrie Jannis. „Die haben mich gezwungen!“

„Bestell Vic Noureddine schöne Grüße von mir, wenn ihr euch in der Hölle trefft!“, knurrte Talani. Sein Gesicht wurde dabei zu einer Grimasse des Hasses. Er feuerte zweimal. Die Kugeln fuhren Jannis in die Brust und die Stirn.

Talani trat an den Toten heran, um ihm die Unterlagen wieder abzunehmen, mit denen dieser die falschen Papiere hätte anfertigen sollen.

Der Halb-Iraner kniete nieder.

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung an jener Tür, die hinten heraus führte.

Talani sah nicht mehr als einen Schatten. Er ließ sich fallen, drehte sich um die eigene Achse und riss seine Waffe empor.

Aber er kam nicht mehr zum Schuss.

Ein roter Punkt bildete sich mitten auf seiner Stirn. Talani sackte leblos und mit erstarrten Augen in sich zusammen.

An der Hintertür stand der dritte Mann des Killer-Trios, das offenbar mit dem Auftrag hier her geschickt worden war, ihn zu ermorden.

Dieser Mann war ebenfalls maskiert.

Er senkte den durch einen Schalldämpfer verlängerten Lauf seiner Waffe.

Aus der Ferne waren bereits die Sirenen von Einsatzfahrzeugen der Hamburg Polizei zu hören. Vermutlich hatten Leute außerhalb des Coffee-Shops die Schüsse aus Talanis Waffe gehört, die ja nicht mit einem Schalldämpfer versehen war.

Der Maskierte nickte dem vollkommen blass gewordenen Mann hinter dem Tresen kurz zu, ehe er sich in Richtung Hinterausgang wandte und davonlief.

Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis

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