Читать книгу Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 15

8

Оглавление

Harry Käding war ein übergewichtiger Mann mit glänzendem, schütterem Haar. Wir versuchten etwas früher in der Selene Bar zu sein, aber Käding war noch pünktlicher.

„Das ist gar nicht seine Art“, raunte Roy mir zu. „Ich sag’s dir, da ist irgendetwas faul an der Sache.“

„Die Tatsache, dass er dir nicht sympathisch ist, schalte am besten jetzt einfach mal aus“, riet ich meinem Kollegen.

Allerdings fand ich es ebenfalls merkwürdig, dass ein Mann, der ansonsten dafür bekannt war, meistens etwas spät zu kommen, plötzlich geradezu überpünktlich am Treffpunkt erschien.

Wir bestellten uns einen Drink und setzten uns zu ihm an den Tisch.

„Sie sind früh dran, Herr Käding“, stellte ich fest.

„Ich wollte sicher sein, dass mir niemand gefolgt ist“, erklärte er.

„Also los“, forderte Roy ihn etwas ungeduldig auf. „Was ist so wichtig, dass wir hier sofort antanzen mussten und Sie meinem Kollegen nicht am Telefon sagen konnten?“

„Sagt Ihnen der Name ‚Blitz’ etwas?“

Natürlich sagte uns dieser Name etwas. Einer der gefährlichsten Auftragsmörder aller Zeiten war unter dieser Bezeichnung bekannt geworden. Er hatte mehr als dreißig Morde für verschiedene Syndikate begangen. Seit Jahren war er jedoch nicht mehr aktiv gewesen und es gab Gerüchte, wonach er sich irgendwo unerkannt zur Ruhe gesetzt hatte, um in Frieden sein Vermögen zu genießen.

Die Kripo Hamburg war seit vielen Jahren hinter ihm her,

Allerdings erfolglos. Und seit er sich aus dem aktiven Killer-Business zurückgezogen hatte, war es wohl nahezu unmöglich, noch auf seine Spur zu kommen. Vielleicht genoss er das Leben in Rio, Bangkok oder irgendeinem anderen sonnigen Plätzchen.

„Was ist mit Blitz?“, hakte ich stirnrunzelnd nach.

„Der Kerl ist wieder aktiv geworden.“

„Warum sollte er das tun?“, mischte sich Roy ein. „Dieser Mann hat mit seinen Mordaufträgen mehr Geld verdient, als er jemals ausgeben kann. Er müsste schon reichlich dämlich sein, um noch mal zur Waffe zu greifen und damit das Risiko einzugehen, dass die Justiz es doch noch schafft, sich an seine Fersen zu heften!“

Käding trank sein Glas leer. Er grinste über das ganze Gesicht. Nacheinander musterte er uns kurz und schien dabei abzuschätzen, in wie fern es ihm gelungen war, unser Interesse zu wecken.

„Wie gesagt, es gehen im Moment eine Menge Gerüchte in der Szene um. Eines besagt, dass Blitz es tatsächlich geschafft hat, sein ganzes Vermögen durchzubringen und jetzt wieder arm wie eine Kirchenmaus ist. Er ist also darauf angewiesen wieder zu arbeiten.“

„Ich kann nur hoffen, dass dieses Gerücht eine Ente ist“, meinte Roy. „Was sollen wir jetzt machen? Nur auf Grund vager Andeutungen eines Informanten die Fahndung nach einem Mann wieder aufnehmen, der es sich wahrscheinlich irgendwo unter südliche Sonne gut gehen lässt?“

„Ich habe diese Informationen aus einer brandheißen Quelle“, erklärte Käding. „Wenn ich sie Ihnen nenne, erfahre ich von dort nie wieder etwas. Aber in den letzten Jahren konnten Sie sich auf meine Tipps eigentlich immer verlassen – oder hatten Sie jemals Anlass, sich zu beklagen?“ Er beugte sich vor und sprach jetzt in gedämpftem Ton weiter. „Ich weiß auch, wer als nächster auf der Abschussliste dieses Killers steht!“

Ich hob die Augenbrauen.

„So?“

„Vic Noureddine, der Mann, dessen weißer Weste es niemand ansieht, dass er sich damit im Müll gewälzt hat.“

In diesem Augenblick gingen mir tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. Konnte das ein Zufall sein? Ausgerechnet Vic Noureddine der Mann, der vielleicht hinter Mahmut Talanis Machenschaften steckte, wurde uns hier von Käding als potentielles Mordopfer präsentiert!

„Wer steckt dahinter?“, hakte Roy ziemlich ungeduldig nach.

„Hey, Kommissar! Ihren Job müssen Sie schon selber machen. Aber einer wie Blitz nimmt Spitzenhonorare für seine Mörderdienste. Selbst dann, wenn ihm das Wasser bis zum Kragen steht und er in Geldnot ist. Sie können sich also an den Finger einer Hand ausrechnen, wer da als Kunde in Frage kommt! Und wenn man dann noch Vic Noureddines rasanten Aufstieg in den letzten Jahren sieht... Er hat ziemlich brutal jeden Konkurrenten aus dem Rennen geschlagen und da sind einige auf der Strecke geblieben. Andere mussten sich mit den hinteren Plätzen im Müll-Business zufrieden geben. Ich wette, da gibt es viele, die ihn die Pest an den Hals wünschen...“

„Oder eine tödliche Klette wie Blitz“, vollendete Roy Müller den Satz.

Käding sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. Eine Rolex – und wenn mich nicht alles täuschte, sogar eine Echte. Von den Honoraren, die er vom Kripo Hamburg als Informant bekam, konnte er sich die mit Sicherheit nicht leisten, und was seine zwielichtigen Buchmachergeschäfte anging, so war ich nicht so ganz auf dem Laufenden, wie es derzeit um seine Liquidität bestellt war.

„Ich verdrück mich jetzt“, meinte er. „Wie gesagt, Blitz ist wieder aktiv, so Leid es mir für Sie beide tut. Schließlich wird das für das Kripo Hamburg wohl jede Menge an Zusatzarbeit bedeuten, wenn ich mich nicht irre!“

Er kicherte in sich hinein.

Weder Roy noch ich konnten seinen seltsamen Humor in diesem Augenblick teilen.

Mörder geben kein Pardon: Drei Krimis

Подняться наверх