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Deja vu

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Er war noch niemals zuvor in Los Angeles gewesen. Und sein erster Besuch war alles andere als eine Lustreise.

Da er keine Zeit zu verlieren hatte, hatte er sich ohne Verzögerung am Flughafen einen Mietwagen besorgt und war losgefahren.

Er hatte keine Ahnung, wo er hinmusste, doch das Navigationsgerät, dem er die Adresse eingab, die er sich besorgt hatte, führte ihn sicher an sein Ziel.

Dort jedoch wurde ihm von einer netten, freundlichen und ziemlich hübschen Assistentin namens Karen mitgeteilt, dass seine Zielperson nicht da sei. Auf sein Drängen hin sperrte sie sich zunächst beharrlich, ihm die gewünschte Information zu geben, doch hatte er in all den Jahren, in denen er diesen Job machte, Mittel und Wege kennengelernt, sie ihr doch noch zu entlocken.

Zufrieden setzte er sich wieder in den Mietwagen, gab sein neues Ziel in das Navigationsgerät ein und folgte dessen Anweisungen.

Er wusste gerade noch, dass er nach San Fernando musste und hätte sich sicher ohne Hilfe heillos verfranzt.

So aber nahm er die richtige Ausfahrt und gelangte auf direktem Wege in den verträumten Stadtteil mit seinen herrlich gelegenen Einfamilienbungalows, die es auch auf der Orange Grove Avenue gab.

Er fuhr die Straße einmal hinauf und dann wieder hinunter, bis er sicher war, einen geeigneten Parkplatz gefunden zu haben, von dem aus er das gesamte Gelände – auch in der schnell fortschreitenden Dunkelheit - gut überblicken konnte.

Seine Zielperson hatte er bisher zwar noch nicht gesichtet, doch er war sehr sicher, dass sie hier anwesend war und er sie früher oder später erkennen würde.

Und wenn das passieren würde, dann würde die alte Zeitrechnung aufhören und sich ihrer beider Leben, sowie das von einigen anderen Menschen grundlegend ändern.

Doch obwohl er wusste, dass er hier genau das Richtige tat, hatte er eine gottverdammte Scheißangst vor dem, was dann kommen würde.

*

Haus Nummer 77 war dunkel, seine Bewohner offensichtlich nicht zuhause. Vor der großen, geräumigen und geöffneten Doppelgarage stand kein Auto, alles war ruhig auf dem Grundstück.

Also genau das, was die vermummte Gestalt brauchte, um einen sauberen, schnellen, aber vor allem erfolgreichen Einbruch zu landen.

Diese Gegend hier war geradezu perfekt dafür geeignet. Überall, wo man hinsah, konnte man den Geruch von Geld und Wohlstand riechen. Sicher, es gab hier keine Reichtümer zu ernten, doch dafür war das Risiko auch deutlich geringer, als ein Einbruch zum Beispiel in eine Bank oder in eine der Villen der Superreichen.

Dennoch war diese Gegend ein lohnendes Ziel. In vielen der herrlich gelegenen, blitzsauberen Häusern mit ihren Doppelgaragen, ihrem gepflegten und gehegten Rasenflächen, dem obligatorischen Swimmingpool hinter dem Haupthaus und hier und da einem kleinen, bescheidenen Pool-oder Gästehaus wohnten Ärzte, Börsenmakler, Ingenieure oder Anwälte.

Und alle diese Herrschaften hatten eine kleine, aber doch bedeutungsvolle Eigenschaft - oder eher Marotte - an sich. Sie alle gaben – wie Millionen andere sicherlich auch - nur einen Teil ihres tatsächlichen Einkommens offiziell bekannt. Den anderen Teil schleusten sie am Finanzamt vorbei, doch nicht alles davon landete auf geheimen Konten irgendwo auf der Welt. Ein gewisser Teil – im Normalfall einige tausend Dollar – lag als Bargeld in heimischen Tresoren oder sonstigen Behältnissen. Damit war sichergestellt, dass man immer flüssig war und nichts den Anschein erweckte, man könne nicht, wie man wollte und müsse erst zur Bank fahren.

Die Sicherheitsvorkehrungen, die zum Schutz dieses Geldes vorhanden waren, waren teilweise gar nicht mal schlecht, doch für sie als Profi kein wirkliches Hindernis. Zusammen mit einem guten Informanten, den sie entsprechend am Erlös fair und gerecht beteiligte, hatte die Gestalt ständig gut zu tun und sich bereits ein schönes finanzielles Polster geschaffen, das es ihr erlauben würde, sich in drei – maximal fünf - Jahren zurückzuziehen und den Rest ihres Lebens in einem Land mit nichts außer Sonne, Strand, Meer – und bildschönen, erschwinglichen, kakaobraunen Körpern zu verbringen.

Der Gedanke daran brachte der Gestalt ein breites Grinsen auf die Lippen - das man jedoch unter der schwarzen Gesichtsmaske nicht sehen konnte – noch verstärkt durch die Tatsache, dass ihr dieser Job hier diesem Ziel ein gutes Stück näher bringen würde.

Denn in Haus Nummer 77 wohnte ein Anwalt, der nebenbei Geschäfte für die Mafia abwickelte, was ihm ein ordentliches Zweiteinkommen bescherte.

Von ihrem Informanten wusste die Gestalt, dass der Kerl gerade gestern erst bezahlt worden war – in einer höheren fünfstelligen Größenordnung! – und das sich dieses Geld noch immer hier im Haus in einem Tresor befand.

Oder besser doch befunden hatte, denn gerade in diesem Moment konnte sie den Safe öffnen und auf die Bündel von Geldscheinen schauen, die sich darin auftürmten.

Nachdem sie kurz erfreut und zufrieden durchgeatmet hatte, nahm sie das Geld aus dem Tresor und war mit jedem Bündel noch erfreuter. Am Ende zählte sie über vierzigtausend Dollar, die sie schnell in ihrem Rucksack verschwinden ließ.

Bevor die Gestalt dann das Schlafzimmer, in dessen begehbaren Kleiderschrank sich der Tresor befunden hatte, verließ, hielt sie für eine Sekunde inne und lauschte nach verdächtigen Geräuschen. Doch sie hörte nichts, was sie beunruhigte. Während sie den Flur im ersten Stock entlang huschte, malte sie sich schon einen herrlichen, dreiwöchigen Urlaub auf Jamaika aus, den sie sich nach diesem Coup sicherlich erst einmal verdient hatte.

Dabei übersah sie allerdings den dunklen Schatten, der sich an der hinteren Hauswand entlang langsam und lautlos zur Nebeneingangstür schob und dort auf ihre Ankunft wartete.

Die Überraschung war dann auch sehr groß, als die Gestalt schließlich die Tür öffnete, um so das Haus und den Tatort unsichtbar, geräuschlos und auf nimmer Wiedersehen zu verlassen und dabei mit einem derben Schrecken in das verhüllte Antlitz eines bösen, schwarzen Geistes blickte.

Mit einer Wollmaske im Gesicht und dünnen Handschuhen war er komplett in schwarz gehüllt, was einem schon einen düsteren Schock versetzen konnte.

Breitbeinig stand der Kerl, der etwas größer als sie selbst war, vor ihr und hatte zu allem Überfluss auch noch eine Beretta auf sie gerichtet.

„Ssswai.....Möklschkaiiiden.....!“

Die Stimme des Mannes vor ihr klang merkwürdig verzerrt, aber auch irgendwie lallend und sehr schwer. Innerhalb eines Wimpernschlages wandelte sich ihr Schrecken in Irritation. Plötzlich erkannte sie, dass die Haltung des Mannes alles andere als gerade und angespannt war, sondern eher schwankend und labberig wirkte. Außerdem konnte die Gestalt jetzt sehen, dass die Wollmaske, die der Kerl trug – und damit garantiert mehr wie ein Einbrecher aussah, als sie selbst – nicht ordentlich auf dem Kopf saß, sondern merkwürdig, ja fast schon ulkig verrutscht war, sodass der Mund- und die Augenschlitze ihn wie Quasimodo aussehen ließen. Letztlich wehte ihr auch noch ein übler, widerwärtiger Geruch in einer Mischung aus Schweiß, einer Alkoholfahne und derbem Mundgeruch entgegen, die sofort Übelkeit in ihr auslöste.

Und da erkannte sie, dass ihr Gegenüber zwar bewaffnet, aber auch deutlich betrunken war.

Mit einem genervten Stöhnen, mit dem sie sich entspannte, wurde sie sich aber auch bewusst, dass sie hier dennoch nicht verweilen durfte, sondern die Flucht ergreifen musste. Also musste sie handeln.

„Ach leck mich doch..!“ stieß sie verärgert hervor und sofort danach krachte ihr rechtes Bein wuchtig in die Kronjuwelen ihres Gegenübers, der daraufhin schmerzhaft quiekend aufschrie. Der Oberkörper des Geistes klappe nach vorn, seine Hände zuckten an die schmerzende Stelle. Doch schon schoss der rechte Arm der Gestalt in die Höhe und ihre Faust donnerte wuchtig in das vermummte Gesicht ihres Gegners.

Während der ein dumpfes, überraschtes, aber auch ersticktes Geräusch von sich gab, nach hinten taumelte, dabei seine Waffe aus den Händen verlor und dann hilflos und schwer mit dem Rücken voran zu Boden krachte, wandte die Gestalt sich ab und lief in Richtung Straße davon.

*

Christopher Jeremiah Freeman wurde schlagartig kochend heiß unter seiner voll beschissenen Gesichtsmaske und während er übelst nach Atem rang, musste er sich schwer beherrschen, nicht hemmungslos zu kotzen. Der dumpfe und taube Schmerz in seinem Schritt trieb heiße Wellen durch seinen Körper bis unter die Schädeldecke und er spürte, wie ihm schwindelig wurde.

Schlagartig wich alle Kraft aus seinem geschundenen Körper und er wünschte sich nichts sehnlicher, als irgendwo ganz weit weg von allem und jedem zu sein, um wieder klar im Kopf zu werden und seine Ruhe zu haben.

„Verdammter Hurensohn!“ stieß er verärgert und gestresst hervor.

Eigentlich hatte er es ja auch von Anfang an gewusst: Diese Art von Jobs brachte nichts als Ärger ein.

Doch noch eigentlicher musste er zugeben, dass er doch gar keine andere Wahl gehabt hatte, als ihn anzunehmen.

Seine Geschäfte als Privatdetektiv liefen äußerst bescheiden – ach was, sie liefen hundsmiserabel und grottenschlecht.

Hätte er mit Karen nicht eine Sekretärin gehabt, die ihn abgöttisch begehrte und nur deshalb bei ihm blieb, weil sie die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben hatte, dass er sie eines Tages vögeln würde – was er sicherlich in einem anderen Leben vor gar nicht allzu langer Zeit ausgiebig, mit größtem Vergnügen und wuchtig getan hätte – wäre er längst raus aus dem verdammten Privatdetektivgeschäft gewesen und würde als Penner mittellos unter einer der zahlreichen Brücken der Stadt sein erbärmliches Dasein fristen. So aber nahm sie für ihn Aufträge an und trieb ihn letztlich auch dazu, sie auszuführen – was ihm jedoch nur noch mehr schlecht als recht gelang.

Denn seine körperliche Verfassung war jenseits von Gut und Böse. Woran das lag, konnte er sich nur bedingt erklären. Sicherlich tat er nicht gerade viel für seine Fitness, doch hatte er kaum Übergewicht, sodass er eigentlich besser drauf sein müsste. Zugegebenermaßen nahm er – wenn er des Nachts allein mit sich und seinen Gedanken war, aber manchmal auch tagsüber – gern mal einen Schluck Scotch zu sich, doch er war weit davon entfernt, ein Alkoholiker zu sein – nein, dass ganz sicher nicht – sodass es absolut noch einen anderen Grund geben musste, warum ihm nahezu alles, was ihm früher leicht von der Hand ging, jetzt derbe Schwierigkeiten bereitete und auch sein Gedächtnis und seine Empfindungen ziemlich stark beeinträchtigte.

Klar war, dass ihm im Moment auch die ständigen Nachtschichten in dieser Gegend zu schaffen machten, die besser zu ertragen waren, wenn er gegen die Kälte und die Eintönigkeit dann und wann einen tiefen Schluck Scotch zu sich nahm. Doch natürlich achtete er stets darauf, nicht betrunken zu sein, um genau für einen solchen Moment, wie er ihn gerade erlebt hatte, gewappnet zu sein.

Und dennoch war es ihm passiert: Er war schnell, kompromisslos, klassisch – und vor allem sehr schmerzhaft überwältigt worden.

Und war auch sonst an ihm nichts mehr so, wie in seinem früheren Leben, so hatten sein Schwanz und seine Eier zumindest noch so etwas wie Stolz in sich. Und genau der war es jetzt, der ihn erbärmlich stöhnend zurück auf die Beine trieb. Während er sich dabei die Maske vom Kopf riss und somit viel besser durchatmen konnte, versuchte er sich zu orientieren und das Bild vor seinen Augen weniger schwammig werden zu lassen.

Doch Christopher hatte hier schon die letzten zwei Wochen jede Nacht verbracht und so brauchte er nur wenige Sekunden, um zu wissen, was er zu tun hatte. Mit einem bitteren Geschmack im Mund, einem flauen Gefühl im Magen und tierischen Kopfschmerzen schnappte er sich zunächst seine Beretta vom Rasen und machte sich dann schnaufend und rasselnd wie eine alte ausrangierte Dampflok an die Verfolgung dieses widerlichen Einbrecherpenners, einer Spezies, die er sowieso noch nie besonders gemocht hatte.

*

Fast hätte die Ruhe und Eintönigkeit dazu geführt, dass er weggedöst wäre. Doch gerade, als sein Gehirn ihm einschläfernde Gedanken und Bilder einflößte, bemerkte er Bewegung auf einem der Grundstücke auf der anderen Straßenseite etwa dreißig Meter hinter ihm.

Eine dunkel gekleidete Gestalt mit einem Rucksack in der linken Hand stürmte in hohem Tempo auf den Bürgersteig, hielt dort abrupt inne und blickte sich gehetzt um. Ihr Gesicht konnte er nicht erkennen – womöglich trug sie eine Gesichtsmaske – doch tippte er auf einen Mann, der sich urplötzlich wieder in Bewegung setzte, durch eine Lücke in den parkenden Autos auf die Straße lief und sie in seine Richtung hinauf hetzte.

Durch den Rückspiegel beobachtete er die Gestalt dabei und war sich eine Zeitlang nicht ganz sicher, ob das nicht doch schon seine Zielperson war. Dann aber sah er, wie sie neben einem dunkelroten BMW-1-Cabrio stehen blieb, den Rucksack auf den Beifahrersitz warf und sich selbst mit einem eleganten Sprung hinter das Steuer wuchtete. Da wusste er, dass diese Person nicht sein Zielobjekt war, das die aber bestimmt jeden Moment ebenfalls irgendwo dort auftauchen würde.

Er sollte sich nicht getäuscht haben.

*

Während er an Geschwindigkeit gewann und das leicht zur Straße abfallende Rasenstück neben dem Haus hinab rannte, konnte er deutlich hören, wie ein starker, spritziger Motor gezündet wurde.

Das konnte nur der Einbrecherarsch sein. Also beschleunigte Christopher nochmals, obwohl er das Terrain vor sich nicht vollkommen deutlich erkennen konnte. Plötzlich tauchte eine gut zwei Meter hohe Hecke vor ihm auf, die das Grundstück von der Straße abschirmte. Verdammt, schoss es ihm durch den Kopf, an dieses Grünzeug konnte er sich gar nicht erinnern. Aus den Augenwinkeln konnte er jedoch schemenhaft durch die Zweige hindurch einen roten Wagen erkennen, der mit quietschenden Reifen aus einer Parklücke etwa zehn Meter weiter links ausscherte. Da wusste er, dass er keine Zeit verlieren durfte. Er drückte sich vom Boden ab, riss seine Arme vor das Gesicht und donnerte in vollem Lauf mit einem lauten Brüllen durch die Hecke hinaus auf den Bürgersteig.

Das gelang auch problemlos, doch irgendwie war er danach nicht in der Lage kurzfristig abzubremsen. So polterte er noch immer brüllend weiter, bevor ihm der rechte Kotflügel eines dort parkenden braunen Plymouth einen derben Strich durch alle seine Rechnungen machte und seinen Lauf abrupt abbremste. Er donnerte mit den Beinen dagegen und sein Oberkörper klappte nach vorn. Er bekam gerade noch rechtzeitig erneut seine Arme vor das Gesicht, bevor es rüde auf die Kühlerhaube geschlagen wäre. Dabei musste er einen tierischen Schmerz hinnehmen, als seine Brust stattdessen auf das Blech schlug, er aber noch immer soviel Schwung draufhatte, dass seine Beine vom Boden abhoben und er, sich zwei Mal überschlagend, über die Haube auf die andere Seite rauschte, wo er weiterhin laut brüllend auf den Asphalt schlug und ihn nur eine reflexartige Rollbewegung vor größerem Schaden bewahren konnte. Dennoch wusste Christopher nicht wirklich, wie ihm geschah, nur seinen Körper spürte er in jeder Faser aufbrüllen. Ihm wurde wieder übel und schwindelig, doch gleichzeitig war er auch stinksauer.

*

Als sie den bösen schwarzen, betrunkenen Geist urplötzlich vor sich auf den Asphalt schlagen sah, erschrak die Gestalt derbe und instinktiv wuchtete sie ihren Fuß auf die Bremse, da sie ihn sonst frontal erwischt und überfahren hätte. Das aber wollte sie dann doch nicht. Ein Einbruch war eine Sache, ein tödlicher Unfall mit Fahrerflucht oder gar Mord etwas völlig anderes.

So quietschte sich der BMW in den Stand, wobei er etwas nach links rutschte.

Dann trat für eine kurze Sekunde vollkommene Stille ein, in der der böse Geist vor ihrem Wagen verschwunden zu sein schien. Da sie aber wusste, dass sie ihn nicht erwischt hatte, starrte sie mit großen Augen nach vorn und wartete mit pochendem Herzen darauf, dass er sich wieder zeigte.

Und das tat er auch keine zwei Sekunden später. Schräg rechts vor dem BMW kam er schweratmend und wild schnaufend auf die Beine, wo er schwankend sicheren Stand suchte. Für einen Moment konnte die Gestalt Christopher gut im Licht der Straßenlaterne erkennen und sie fragte sich sofort, warum ein so ausgesprochen attraktiver und gut gebauter Mann derart betrunken sein musste. Dann aber fing sie sich wieder und erkannte, dass sie jetzt weiterkonnte, es aber auch musste. Sie drehte das Lenkrad nach links und gab Gas, wollte so an ihrem Widersacher vorbeifahren. Aber genau in diesem Moment brüllte Christopher wütend auf und donnerte seine beiden Hände, von denen die rechte noch immer eine Waffe umfasste, rüde auf die Motorhaube.

Das jagte der Gestalt einen weiteren Schrecken ein, doch umso mehr wusste sie, dass sie von hier verschwinden musste. Also gab sie wieder Gas und schließlich gelang es ihr, den BMW an Christopher vorbei zu lenken. Kaum hatte sie das geschafft, trat sie das Pedal bis zum Boden durch und ihr Wagen schoss blitzschnell nach vorn die Straße hinunter.

Christopher hätte das alles gern verhindert, doch hatte er noch immer arge Mühe, die Schmerzen in seinem Körper unter Kontrolle zu bringen und das Bild vor seinen Augen zu schärfen. Sein Aufschrei und der Schlag auf die Motorhaube war lediglich ein Verzweiflungsakt gewesen, der nur für eine Sekunde etwas gebracht hatte. Jetzt aber blieb ihm nichts anderes übrig, als den widerwärtigen Einbrecher in seiner schwuchtelroten Möhre ziehen zu lassen.

Schweratmend mit nach vorn gekrümmtem Oberkörper stützte er seine Arme auf seine Oberschenkel, gönnte sich so einen kurzen Moment Ruhe. Dann erhob er sich mit einem tiefen Atemzug und in seinem Gesicht zeigte sich deutlicher Hass.

Die erste Runde ging an seinen Gegner, doch der Krieg war noch nicht verloren, obwohl er zugeben musste, dass er jetzt lieber ausgiebig gekotzt und sich dann heulend hingehockt und seinem Schmerz gefrönt hätte, als die Verfolgung wieder aufzunehmen. Doch irgendetwas widerlich Aufrechtes und Gnadenloses in ihm gab diesem Wunsch nicht nach und zwang ihn, sich zu bewegen.

Sein Ziel war hierbei sein eigenes Auto, dass er eine Querstraße tiefer geparkt hatte. Von seinem Standpunkt aus waren dass keine zwanzig Meter Luftlinie. Ein kurzer, qualvoller Sprint, der ihm schon vorab heißen Schweiß auf die Stirn trieb und er wäre wieder im Spiel.

Also los dann.

*

Als Christopher seinen Purzelbaum mit anschließendem Rachenschlag auf den Asphalt über den Plymouth machte, erkannte er ihn im Rückspiegel sofort wieder. Ein kurzes, erfreutes, aber auch deutlich trauriges Lächeln huschte über seine Lippen, dann erschrak auch er, als der BMW auf ihn zuschoss und erst im letzten Moment quietschend in den Stand gebremst wurde.

Sein Handbewegung zum Türöffner erstarb und er starrte atemlos auf das Bild, das sich ihm im Rückspiegel bot.

Eine Sekunde später konnte er wieder erleichtert durchatmen, als er Christopher angeschlagen, aber offensichtlich nicht nennenswert verletzt sehen konnte, wie er sich auf die Füße wuchtete.

Dann schob sich der BMW an ihm vorbei die Straße hinunter und wieder konnte er sich nicht bewegen, so sehr war er vom Anblick Christophers gebannt.

Bis zu dem Moment, wo der sich aufbäumte und loslief. Da wusste er, dass er sofort handeln musste, um ihn nicht zu verlieren.

Also öffnete er die Fahrertür, stieß sie auf, spritzte in die Höhe, wobei er in Christophers Richtung herumwirbelte und rief lauf und deutlich sein Namen.

Christopher hörte den Ruf trotz des eigenen Lärms, den seine arg gebeutelten Lungen verursachten. Und er wusste auch sofort, dass ihm die Stimme bekannt vorkam. Zuordnen konnte er sie jedoch nicht. Allerdings war er sich schon im selben Moment nicht mehr sicher, ob er die Stimme wirklich und wahrhaftig gehört hatte oder ihm sein geschundener Geist nicht einen Streich spielte.

Also reagierte er nicht darauf, sondern lief einfach weiter und erreichte die andere Straßenseite.

Doch schon hörte er seinen Namen erneut. Dieses Mal lauter, deutlicher und wahrhaftiger. Ja, da rief tatsächlich Jemand seinen Namen. Und die Stimme war ihm auch wohl bekannt. Doch konnte das wirklich sein?

Irritiert blickte er sich um und schaute die Straße hinauf, in die Richtung, aus der der Ruf zu kommen schien.

Kaum hatte er dort tatsächlich einen Mann neben einem parkenden Wagen ausgemacht, dessen Anblick seine Vermutung zu bestätigen schien, da ertönte zum dritten Mal sein Name.

Und da wusste Christopher, dass er nicht geträumt hatte.

Leider vergaß er bei all dem Suchen und Schauen und Erkennen, dass es besser gewesen wäre, dass alles im Stehen zu tun und nicht, während man rücklings quer über den Bürgersteig weiterlief. Denn gerade hatte er den Mann dreißig Meter weiter erkannt, da hatte er auch schon die kniehohe Hecke am Rande des Bürgersteigs erreicht, die ihn von der dahinterliegenden Böschung abgrenzte. Und das Schicksal wollte es, dass ihm das Grünzeug erneut zum Verhängnis wurde.

Mit einem abrupten Aufschrei spürte er, wie der Boden unter seinen Füßen nachgab. Doch mehr als seine Arme hilflos in die Höhe zu reißen, konnte er nicht tun, bevor es für ihn auch schon schonungslos abwärts ging.

Seine Beine knickten ein, sein Körper krachte auf die Böschung und er überschlug sich mehrfach, während er die rund zehn Meter Grünfläche auf die darunter liegende Straße hinab purzelte.

Dort bildete eine etwa zwei Meter hohe Mauer und eine weitere Hecke, die ihr bis zur Krone reichte, den Abschluss der Rasenfläche, wo es auf dem letztem Meter noch etwas bergauf ging, sodass Christophers Schwung ein wenig abgebremst wurde..

Dennoch brüllte er entsetzt auf, dann donnerte er durch die Hecke, schoss über die Mauer hinaus und rauschte schließlich in die Tiefe, wobei er nicht verhindern konnte, dass sein Rücken vorausflog.

Doch anstatt kurz darauf auf den Asphalt zu schlagen und sich alle Knochen zu brechen, krachte er wuchtig in den Fahrersitz eines dort parkenden Wagens.

Der Aufprall war zwar noch immer rüde, doch sorgte das Sitzpolster dafür, dass seine Knochen heil blieben, obwohl sein Mageninhalt bedrohlich durcheinander gewirbelt wurde.

Mit einem teils überraschten, teils gestressten Aufschrei endete sein Fall abrupt. „Kacke!“ stieß er schmerzhaft hervor. Dann aber musste er mit großen Augen erkennen, dass er nicht nur auf dem Fahrersitz eines Autos gelandet war, sondern dass es in einem Anfall göttlicher Fügung sogar sein eigener Ford Mustang war, den er heute mal hier geparkt hatte, damit seine ständige Anwesenheit in dieser Gegend nicht durch ständiges Parken am selben Ort zu sehr und zu schnell auffiel. „Oh geil, Mann! Na, wer sagt es denn?“ rief er freudig aus. „Papa ist wieder am Zug!“

Und noch etwas erkannte er sehr schnell: Den roten BMW, der gerade am Ende der Straße mit quietschenden Reifen um die Ecke schoss und dessen Fahrer ihn in seine Richtung lenkte.

Mehr als je zuvor, wusste er, dass er jetzt wieder voll im Spiel war.

Eine Querstraße über Cristopher war er gerade an den Rand des Bürgersteigs gelaufen und blickte über die Hecke hinweg die Böschung hinab.

Anfangs konnte er Christopher nicht erkennen und er wollte schon die Rasenfläche überqueren, als er zwei Dinge gleichzeitig sah: Den roten BMW, der einige Meter weiter in die Straße hineinjagte und einen alten Ford Mustang, der urplötzlich aus einer Parklücke quer über die Fahrbahn schoss und den Weg somit versperrte.

Da wusste er, wo Christopher war und er erkannte ihn am Steuer des Fords.

Sofort wollte er wieder rufen, doch schon quietschten die Reifen des BMW, dessen Fahrer das Lenkrad gleichzeitig herumgerissen hatte.

Für einen kurzen Sekundenbruchteil entstand wieder eine trügerische Stille, dann gab der Fahrer des BMW kräftig Gas, der Wagen wirbelte herum und er schoss in entgegengesetzter Fahrtrichtung davon.

Christopher versuchte ihm zu folgen, was ihm jedoch anfangs nur schwerlich gelang, da er den Mustang scheinbar nicht recht unter Kontrolle hatte. Der Wagen hüpfte zweimal nach vorn - fast wäre er in die Reihe parkender Autos auf der anderen Straßenseite gerauscht - dann aber hatte er freie Fahrt und Christopher donnerte mit Vollgas hinter seinem Opfer her.

Ihm selbst blieb nur ein gestresstes Stöhnen, dann lief er kopfschüttelnd und genervt zurück zu seinem Mietwagen, wo er schnell hinter das Steuer sprang und sich ebenfalls in die Richtung der beiden Streithähne aufmachte.

Dabei war er sich sehr sicher, dass ihm all das hier so verdammt widerwärtig bekannt vorkam und die Kacke offensichtlich schon anfangen wollte zu dampfen, bevor sie überhaupt auf der Herdplatte lag.

Typisch Christopher!

*

Sein Mustang-Baby schien heute etwas störrisch, doch letztlich bekam Christopher die Lage wieder unter Kontrolle.

Innerhalb weniger Sekunden hatte er den BMW direkt vor sich und jagte ihn mit Höchstgeschwindigkeit durch den Vorort.

Sein Gegenspieler schien mit jeder Sekunde nervöser zu werden, denn er riss sein Lenkrad immer wieder hektisch hin und her, was er in diesen teils ziemlich engen Straßen gar nicht tun musste. Christopher wäre niemals an ihm vorbei gekommen, er konnte ihn nur vor sich her treiben und warten, bis die Straßen breiter wurden.

Scheinbar aber gefiel dem Einbrecherarsch dieser Gedanke ganz und gar nicht, was Christopher deutlich zufrieden stimmte.

Zwei Querstraßen weiter dann war es auch schon soweit. Die Straße verbreiterte sich zusehends und Christopher hatte keine Lust noch länger zu warten. Er täuschte einen Überholvorgang auf der linken Seite an, der Fahrer des BMW fiel darauf herein, dann riss er sein Steuer plötzlich nach rechts und mit einem kräftigen Tritt auf das Gaspedal rauschte der weit rassigere Motor des Mustang auf der Beifahrerseite an dem BMW vorbei.

Sein Gegenspieler reagierte zwar erstaunlich schnell und gut, doch krachten die beiden Wagen erst dann seitlich zusammen, als es schon zu spät war. Christopher hielt dagegen, die beiden Autos trennten sich wieder und als der Fahrer des BMW ihn erneut rammen wollte, war der Mustang schon an ihm vorbei und setzte sich vor ihn.

Doch Christopher hatte nicht vor, ein langwieriges Ausbremsmanöver durchzuführen, bei dem die Gefahr, dass der widerliche Langfinger irgendwo doch noch eine Lücke in den parkenden Autos zur Flucht nutzen konnte, einfach viel zu groß war.

Er behielt seine Geschwindigkeit bei, bis er etwa eine Wagenlänge zwischen sich und den BMW gebracht hatte, dann trat er wuchtig auf die Bremse und riss das Lenkrad herum. Die Reifen des Mustangs quietschten und qualmten, als der Wagen am Heck herumgewirbelt wurde und innerhalb eines Wimpernschlages quer zur Fahrbahn zum Stehen kam und die komplette Straße versperrte.

Zufällig ergab es sich, das Christophers Manöver genau am Beginn einer Straßenkuppe stattfinden sollte, die hiernach auf einem kurzen Stück ziemlich recht steil zur nächsten Kreuzung abfiel.

Die Fahrerseite des Mustangs kam nur wenige Zentimeter hinter dieser Kuppe zum Erliegen, der Wagen neigte sich entsprechend dem Straßenverlauf zur Beifahrerseite nach unten und lag etwa einen halben Meter tiefer.

Christopher registrierte diesen Umstand jedoch nur am Rande, er hatte vielmehr für einen quälend langen, kurzen Augenblick die Angst, der BMW würde mit voller Geschwindigkeit frontal in den Mustang hinein rauschen.

Dann aber reagierte auch sein Gegenspieler, donnerte seinen Fuß auf die Bremse und riss das Lenkrad nach links. Das Heck des BMW schleuderte herum und einen Sekundenbruchteil später donnerte er mit der Beifahrerseite irrsinnig wuchtig gegen die Fahrerseite des Mustang.

Metall schlug auf Metall und ächzte erbärmlich, Glas splitterte, ein ohrenbetäubender Knall ertönte.

Doch wer jetzt geglaubt hätte, das Szenario wäre damit beendet gewesen, der hatte sich böse getäuscht und sowohl Christopher, als auch der Fahrer des BMW konnten bei dem, was dann geschah, nur noch ungläubig staunen – ach ja, und natürlich schreien!

Denn ganz offensichtlich hatte der BMW noch immer derart viel Energie in sich, dass die Fahrerseite wie unter der Druckwelle einer Explosion abrupt in die Höhe getrieben wurde. Mit dem Ford auf der Beifahrerseite eine Möglichkeit, Gegendruck auszuüben, vollführte der BMW den nahezu perfekten Stunt.

Mit einem blitzsauberen Überschlag in Querrichtung rauschte der Wagen über den Mustang hinweg. Christopher duckte sich mit weit geöffneten Augen. Während er das vermummte Gesicht des ekligen Einbrecherpissers zum Greifen nahe über sich sah, donnerte der BMW knapp oberhalb der Wundschutzscheibe über ihn hinweg, komplettierte schließlich den Überschlag und krachte mit unbändiger Wucht auf der anderen Seite wieder auf den Asphalt.

Durch die enorme Aufprallwucht platzten alle Reifen gleichzeitig und auch die Hinterachse brach. Mit der noch immer vorhandenen Energie rutschte der Unterboden dann quietschend und funkenschlagend noch einige Meter die Straße hinab, bevor er endgültig zum Erliegen kam.

Normalerweise hätte Christopher diese ganze Aktion mit einem Schulterzucken abgetan.

Er hatte in seinem verdammten Scheißleben schon weitaus Irrsinnigeres gesehen, als dieses Kunststück, sodass sich sein Pulsschlag nicht wirklich erhöht hatte.

Lediglich der sich in ihm befindliche Alkohol wallte kurz auf und nahm ihm für einen Moment die Luft zum Atmen.

Etwas anderes aber nahm ihn in diesen Sekunden viel mehr in Beschlag. Die Gesichtsmaske des Einbrecherpenners war bei seinem Überschlag verrutscht. Und zum Vorschein kamen feine sinnliche Lippen und ebenmäßige, leicht geschminkte Wangenknochen, sowie ein linkes Auge, in einer klaren, stechend blauen Farbe.

Allesamt Bestandteile eines absolut hübschen, aber auch verteufelt weiblichen Gesichtes.

Christopher war sichtlich fasziniert davon. Gleichzeitig aber fragte er sich, ob er das wirklich sah oder er sich das nur einbildete.

So blieb der Gestalt im BMW die Zeit, sich von dem wahrlich derben Schock des Überschlags zu erholen. Noch immer deutlich nervös und mit den Nerven runter, umklammerte ihre rechte Hand instinktiv den Zündschlüssel und versuchte den Motor zu starten.

Nach zwei vergeblichen Versuchen, gelang es ihr auch, doch noch immer zeigte sich bei Christopher keinerlei Reaktion. Lediglich seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

Dann legte die Gestalt den ersten Gang ein und gab Gas. Der BMW-Motor jaulte auf, doch bewegte sich der Wagen nur wenige Zentimeter, dann begann er zu zucken, schließlich hüpfte er nochmals nach vorn, dann ertönte eine wuchtige Fehlzündung und der Motor erstarb mit einer dunklen Rauchsäule am Auspuff wieder.

Die Gestalt stöhnte, donnerte ihre Hände auf das Lenkrad und schrie mit deutlich weiblicher Stimme auf, dann drehte sie sich zurück zu Christopher und starrte ihn für einen Moment reglos an.

Christophers Blick verfinsterte sich zusehends. „Ist das etwa ein Mädchen?“ Er verstummte sichtlich irritiert.

Dies schien auch sein Gegenüber zu bemerken und nach einer weiteren Sekunde völliger Regungslosigkeit, wirbelte ihr Oberkörper herum, ihre rechte Hand schnappte sich den Rucksack mit dem Geld und schon war sie aus dem Sitz und mit einem eleganten Hüpfer aus dem Wageninneren auf die Straße gesprungen. Als ihre Beine auf dem Asphalt aufsetzten schrie sie plötzlich schmerzhaft auf und knickte auf der linken Seite ein. Scheinbar hatte sie sich wehgetan. Nach einem verärgerten Schnaufen aber hetzte sie humpelnd weiter und huschte durch eine Lücke in den parkenden Autos am Straßenrand außer Sichtweite.

Das war der Moment, indem Christopher wachgerüttelt wurde.

„Verdammtes Miststück!“ stieß er hervor, dann riss er die Fahrertür auf und folgte ihr in die angrenzenden Vorgärten. Während er seine Waffe zückte, war er sich ziemlich sicher, dass er sie bald aufgestöbert haben würde, denn ihre Verletzung am linken Fuß war ihm nicht entgangen.

Wieder war eine dichte, mannshohe Hecke das erste, was ihn auf dem Villengrundstück, das er betrat, empfing. Mit einem missmutigen Brummen hob er seine Arme an und schob sich langsam, leise und vorsichtig hindurch.

Auf der anderen Seite konnte er einen äußerst gepflegten Garten ausmachen. Im Hintergrund sah er einen Swimmingpool, davor einige Liegen und Tische. Linkerhand gab es eine Schaukel, einen Sandkasten und in einer wuchtigen Kiefer ein schon beeindruckend zu nennendes Baumhaus. Überall gab es aber auch viel Buschwerk, Sträucher und Bäume, sodass das Gelände, besonders zur rechten Seite hin, doch ziemlich unübersichtlich war.

Christopher verharrte daher für einige Momente und lauschte. Schon war er wieder frustriert, weil er nichts Verdächtiges hören konnte, da vernahm er ein Rascheln aus einem der dichten Sträucher etwa zehn Meter vor ihm auf der rechten Seite. Auch konnte er dort gerade noch Bewegung erhaschen.

Das war der Hinweis, den er brauchte. Sofort lief er los.

Er war kaum drei Meter gekommen, als urplötzlich etwas ziemlich großes, Schwarzes aus einem weiteren Heckenbusch neben ihm in Brusthöhe frontal auf ihn zukam und ihn im vollen Lauf erwischte.

Ein dumpfer Knall ertönte, als etwas Hartes gegen seinen Körper knallte, ihm einen tierischen Schmerz dort versetzte und ihn von den Beinen riss. Christopher konnte gerade noch entsetzt aufschreien, als er auch schon mit dem Rücken voran auf den Rasen krachte und ihm schlagartig alle Luft aus den Lungen entwich, sodass ihm schwarz vor Augen wurde.

Einen Augenblick später trat die Gestalt aus dem Busch hinaus. Sie hatte ihre Gesichtsmaske mittlerweile wieder gerichtet. In ihren Händen hielt sie eine Art Bobby-Car oder Buggy, den sie vom Rasen gepflückt hatte, um ihn Christopher mit aller Kraft und einem lauten Aufstöhnen direkt vor die Brust zu knallen.

Was offensichtlich auch wunderbar funktioniert hatte, denn der Kerl lag jetzt schwer atmend am Boden und rang mit seiner Besinnung. Während sie sah, dass er seine Waffe bei dem Sturz verloren hatte, erkannte sie wieder, dass Christopher doch eigentlich viel zu attraktiv war, um betrunken zu sein und dermaßen widerlich zu stinken. Dann aber konzentrierte sie sich wieder auf ihre Flucht.

Sie trat zu der Waffe am Boden und hob sie auf. Für einen Moment schaute sie sie an, als würde sie in Erwägung ziehen, sie zu benutzen. Dann aber warf sie sie im hohen Bogen zurück in Richtung Straße. Ein letzter, kurzer Blick auf Christopher, dann wandte sie sich ab und wollte in die entgegengesetzte Richtung davonlaufen.

Doch sie konnte nicht einmal einen ersten Schritt dorthin machen,

Urplötzlich spürte sie einen harten Schlag von hinten gegen ihre Waden und schon im nächsten Moment ging auch sie mit einem halb überraschten, halb schmerzerfüllten Aufschrei zu Boden und landete ebenso hart auf dem Rücken, wie zuvor Christopher.

Allerdings konnte sie den Sturz besser verkraften und so frühzeitig genug sehen, dass Christopher sich wieder aufrappelte, ihr den harten Schlag in die Waden versetzt hatte und jetzt dabei war, ihr einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen. Blitzschnell riss sie ihr rechtes Bein in die Höhe und traf Christopher hart und gut gezielt an der linken Schläfe, wodurch er sein Vorhaben abbrechen musste und zur Seite geschleudert wurde.

Obwohl sie selbst Schmerzen hatte, sprang die Gestalt flink wieder auf ihre Beine, machte einen Schritt auf Christopher zu und trat ihm nochmals, dieses Mal mit dem linken Fuß, gegen seinen Kopf, sodass er schmerzhaft aufschreien musste.

Die Gestalt wartete, bis sein Oberkörper wieder in ihre Richtung trieb, dann wuchtete sie ihm ihr rechtes Knie rüde in den Bauch und drückte ihn zu Boden. Gleichzeitig packte sie mit der linken Hand sein T-Shirt am Kragen, riss ihn damit wieder etwas in die Höhe und donnerte ihm schnell drei wuchtige rechte Geraden ins Gesicht.

Christopher hatte keine Chance, musste die Schläge über sich ergehen lassen. Seine Lippen platzten auf, Blut und Speichel spritzten umher, er musste schmerzhaft aufstöhnen. Doch war sein Körper viel zu schwach, um sich zu wehren. Übelkeit stieg wieder in ihm auf und er spürte, wie die Welt sich vor seinen Augen zu drehen begann. Als die Gestalt über ihm verharrte, trieb sein Kopf kraftlos nach hinten und seine Augen rollten in ihren Höhlen.

Das schien der Gestalt offensichtlich zu reichen. Mit einem missmutigen Brummen, erzeugt durch das Unverständnis, dass der Kerl vor ihr betrunken war und erbärmlich stank, donnerte sie Christopher noch einen letzten Faustschlag ins Gesicht, dann ließ sie von ihm ab. Während er besinnungslos zu Boden sank, erhob sie sich und atmete einige Male tief durch. Dabei fiel ihr plötzlich ein, dass zwar ihr BMW völlig geschrottet worden war, dass der Mustang ihres Widersachers aber wohl noch in Ordnung sein musste. Deshalb machte sie sich sofort daran, den Ort des Geschehens in Richtung Straße zu verlassen.

Dämon II

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