Читать книгу Dämon I - Alfred Broi - Страница 9
IV
ОглавлениеHerrgott, er hatte immer gedacht, der Einbruch würde das Schwierigste werden, dabei hatten ihn diese beiden Frauen mehr durcheinandergebracht, als alles Geld in Fort Knox!
Aber er hatte widerstanden. Mit etwas wackligen Knien ging er, nachdem er auch diese Frau gut verschnürt hatte, aus dem Ankleidezimmer und überquerte den Flur zum Schlafzimmer der Paddingtons.
Beinahe hätte er nicht aufgepasst! Als seine Hand sorglos zur Türklinke griff, war es fast schon zu spät.
Gottverdammt, er musste sich wieder fangen. Jetzt und auf der Stelle. Er musste den Einbruch durchstehen. Nachher wäre noch genügend Zeit für erotische Spielchen.
Ziemlich entsetzt riss er die Hand wieder an seinen Körper.
Er konnte nicht so einfach zufassen und hineinspazieren. Das wäre doch viel zu einfach gewesen.
Die Alarmanlage hatte, auch das wusste er, vier Millionen Dollar gekostet und da waren die Sicherungsanlagen an den Hauswänden, Fenstern und Türen nur ein geringer Teil gewesen.
Den weitaus größten Batzen hatte die Sicherungsanlage hier am und im Schlafzimmer gekostet.
Und da wollte er einfach hineinspazieren! Irgendwo mussten das Geld ja geblieben sein.
Er atmete ein paarmal tief durch und fasste sich zwischen die Beine. Richtete seinen Penis wieder bequem aus und gewann seine Fassung zurück.
Neben der Tür waren drei Schalter untereinander angeordnet.
Diese Schalter mussten in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden, erst dann würde die Tür ohne Alarm aufspringen.
Also, welches war die richtige Reihenfolge?
Ganz einfach: Mitte, oben, unten!
Er hatte diese Dinger schon so oft gesehen und auch geknackt, dass er sie fast im Schlaf öffnen konnte.
Flink huschten seine Finger über die Schalter.
Eine Sekunde später wechselte das kleine rote Licht über den Schaltern auf grün und wieder eine Sekunde später sprang die Tür auf.
Ruhig verharrte er am Eingang und ließ die Tür ganz aufgleiten.
Der Raum war mäßig beleuchtet, gab den Blick aber auf das riesige Bett (Er fragte sich ernsthaft, wozu die beiden das noch brauchten?) und auf diverse kleinere Möbelstücke frei.
Nachdem er sich genau umgeschaut hatte, nahm er ein kleines Gerät von seinem Gürtel und setzte es sich auf den Kopf. Es sah aus, wie ein Nachtsichtgerät und hatte fast auch die gleiche Funktion.
Es war eine Infrarotbrille, mit der er Lichtschranken erkennen konnte.
Doch was er da sah, waren nicht ein paar von diesen Dingern, sondern ein ganzes Meer davon. Der ganze Raum war plötzlich tiefrot.
Himmel, das war mehr, als er erwartet hatte!
Da würde er nie durchkommen, wenn...
Ja, wenn er nicht gewusst hätte, dass irgendwo der Sender war, der die Lichtschranken produzierte.
Denn, da waren zwar hunderte von diesen Dingern, aber sie alle gingen nur von einem Punkt aus.
Sehr nachlässig. Aber doch gut genug, um jeden noch so guten Einbrecher abzuhalten.
Aber doch nicht gut genug für ihn.
Er verstellte die Frequenz seiner Brille, nahm einen anderen Filter. Die Lichtschranken verschwanden vor seinen Augen.
Was blieb waren zwei tiefblaue Punkte an der gegenüberliegenden Wand.
Der eine war deutlich zu sehen, der andere durch einen Tisch halb verdeckt.
Er überlegte. Der freie Punkt war nicht der, den er brauchte. Der andere war der Richtige. Von ihm gingen alle Lichtschranken aus.
Schnell nahm er eine kleine Armbrust vom Rücken, spannte sie und legte einen Pfeil ein, an dessen Ende keine Spitze war, sondern ein ca. 5 cm großer Saugnapf, dessen Innenseite mit Carbonglas ausgekleidet war. Diese Art Glas war sehr sauber gearbeitet und die konvexe Oberfläche würde dafür sorgen, dass der Sender nicht gestört wurde.
Er wechselte nochmals den Farbfilter an seiner Brille und konnte jetzt sowohl den Sender, als auch die Lichtschranken sehen.
Und das war auch nötig. Natürlich musste der Saugnapf auf den Sender, aber doch so, dass keine Lichtschranke unterbrochen wurde.
Er drehte seinen Körper ein wenig, lehnte ihn gegen den Türrahmen.
Ja, so könnte es...! Nein, er musste ein wenig höher gelangen, dann erst würde er den perfekten Schuss bekommen.
Er stemmte sich mit den Füßen auf halber Höhe in den Türrahmen. Sein Kopf stieß dabei leicht gegen die Oberkante. Aber er konnte jetzt ungehindert schießen. Sorgsam visierte er an und gab das Geschoß frei.
Ein kurzes Pfeifen, dann ein dumpfer Aufschlag und der Saugnapf saß fest. Und schlagartig waren da keine Lichtschranken mehr.
Er ließ sich wieder auf die Füße sinken und betrachtete en Pfeil von allen Seiten. Es war kein blaues Licht mehr zu sehen.
Und die himmlische Ruhe sagte ihm, dass kein Alarm ausgelöst worden war.
Zur Kontrolle schaute er aber auf sein Kontrollgerät am Gürtel, doch die Digitalanzeige zeigte nur 40 KHz an, die normale Frequenz in jedem Haushalt.
Ein Alarm würde mindestens Megahertz bringen, wenn nicht sogar, wie bei dieser hochentwickelten Anlage, Gigahertzfrequenzen freisetzen.
Er lächelte ein wenig zufrieden und trat in den Raum. Sein Ziel war der zweite Sender.
Er erkannte ihn sofort. Das Ding gab einen rasiermesserscharfen Lichtstrahl auf die gegenüber liegende Wand ab. Dort war ein Absorber, der die Energie auffing und wieder zurückleitete.
Einen Tritt in diesen Strahl und er würde eine ziemlich üble Schnittwunde bekommen.
Aber er hatte dergleichen ja auch nicht vor.
Er griff in seine Hosentasche und holte eine Art Hufeisen hervor, an dessen einen Ende ein Digitalziffernblatt abstand.
Vorsichtig schob er das Gerät von unten um den Sender und schaltete es ein.
Der Sender strahlte in einer bestimmten Frequenz. Wahrscheinlich im hohen Megaherzbereich. Er musste die Frequenz bestimmen, neutralisieren und umkehren. Nur so konnte er die Tür zum Tresor öffnen.
Er ließ sein Gerät zunächst die oberen Megaherzbereiche absuchen, mit sehr hoher Geschwindigkeit. Irgendwo bei 980 MHz leuchtete eine kleine Lampe auf und das Gerät stoppte seinen Lauf.
40 Gigahertz zeigte es an. Er ließ das Gerät mit halber Geschwindigkeit zurücklaufen. Wieder leuchtete die Lampe, das Gerät stoppte bei 982 MHz.
Jetzt schaltete er auf Handbetrieb um, ging Frequenz für Frequenz ab.
Bei 987 MHz leuchtete die Lampe erneut auf, ein leises Pfeifen war zu hören und der Sender änderte seine Farbe von blau auf grün.
Das war das Zeichen. Die Tür zum Tresor wurde geöffnet.
Und was war die Tür zum Tresor?
Er musste wieder lächeln.
Das Bett war die Tür! Dieser alte, stinkreiche Drecksack schlief auf seinem Geld, träumte wahrscheinlich nachts von seinen Millionen.
Diese verrückten Engländer. Snobs ohnegleichen.
Mit einem leichten Summen wurde das Bett in die Wand gezogen und der Tresor war frei.
Er ließ das Gerät am Sender zurück und ging zum Bett.
So weit, so gut.
Bis jetzt war alles nur Spaß gewesen, zumindest hatte es ihm Spaß gemacht. Doch ab jetzt würde er schwer nachdenken müssen, denn von den vier Millionen Dollar, die die Sicherungsanlagen gekostet hatten, hatte allein der Tresor, beziehungsweise die Sicherheitsvorkehrungen dafür, zwei Millionen Dollar gekostet.
Und deshalb sah das Ding auch gar nicht aus, wie ein Tresor, sondern es war ein Schachbrett! So fiel er gar nicht auf, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass es ziemlich ungewöhnlich war, etwas Derartiges unterm Bett zu haben.
Und so musste er wohl oder übel Schach spielen. Schach mit dem Computer. Konnte er ihn besiegen, waren ihm die Juwelen sicher.
Wenn nicht, war er nicht nur sieglos, sondern auch angeschmiert. Aber es half nichts. Das System ließ sich nicht anders überlisten.
Also musste er spielen.
Er drückte den blauen Knopf und der Computer war in Betrieb genommen.
Guten Tag, Mr. Paddington!, gab der auf dem Leuchtziffernband zu verstehen.
„Hallo, Miststück!“, gab er leise zurück.
Bitte geben sie den Codeschlüssel ein!
Doch das konnte er nicht. Er kannte ihn nicht und es hätte sinnlose Mühen gekostet, ihn zu bekommen. Mr. Paddington hatte ihn im Hirn, nirgendwo sonst verzeichnet und er war der Einzige, der ihn kannte.
Und weil dem so war, war ein Spiel gegen den Computer die einzige Möglichkeit an das Vermögen heranzukommen, wenn ihm etwas passieren sollte.
Nur wer gut genug war, den Computer zu schlagen, sollte auch das Geld bekommen, so hatte er einmal gesprochen und seine Frau damit an den Rand eines Herzinfarktes getrieben.
Und deshalb würde es jetzt keinen Codeschlüssel geben, auch wenn ihn der Computer gerade zum zweiten Mal dazu aufforderte.
Stattdessen nahm er die weiße Dame und stellte sie auf die Grundposition.
Eine Sekunde später war auf dem Leuchtziffernband zu lesen:
Ah, sie möchten ein Spielchen wagen. Das freut mich. Wir haben schon sehr lange nicht mehr gespielt. Es wird mir ein Vergnügen sein, mich mit Ihnen zu messen.
Sind sie so freundlich und positionieren die Figuren?
Er tat, was der Computer verlangte.
Danke, stand zu lesen, als er fertig war. Sie haben den ersten Zug!
Tja, und so spielte er. Fast eine halbe Stunde.
Und er spielte gut.
Seine Züge waren wohlüberlegt und dennoch sehr schnell ausgeführt.
Nach dem 17. Zug war der Computer seine Dame los, was eine fast einminütige Überlegungspause nach sich zog.
Nach dem 29. Zug war das zweite Schach fällig und das Schachmatt unausweichlich.
Sein Gegner überlegte erneut eine lange Zeit, bevor er auf dem Leuchtziffernband zu verstehen gab.
Matt in zwei Zügen. Sie haben hervorragend gespielt, Mr. Paddington. Ich gratuliere.
Wollen sie die Partie zu Ende spielen?
„Natürlich nicht, du Arschloch!“ gab sein Gegner mit einem breiten Grinsen zu verstehen und drückte den roten Knopf neben dem Leuchtzifferband.
Die Schrift erlosch und ein Piepton ertönte.
Sekundenbruchteile später glitt das Schachbrett zur Seite und der Tresor war geöffnet.
Der Inhalt, der ihm entgegen funkelte, hätte sicherlich jede normale Frau vor Neid erblassen lassen.
Denn da waren nicht etwa ein Dutzend Schmuckstücke zu sehen, da war ein ganzer Arsch voll von diesen Dingern.
Sein Informant hatte gesagt, es dürfte etwa ein halber Zentner sein, aber angesichts dieser Massen schien ihm das leicht untertrieben zu sein.
Naja, war auch egal. Er hatte schließlich nicht vor, jetzt einen großen Sack vollzustopfen und sich damit abzuschleppen.
Er suchte etwas ganz anderes.
Was nützten ihm schließlich 25 Kilo Schmuck im Wert von rund fünf Millionen Dollar, wenn er sich deswegen einen Bruch heben musste.
Da griff er doch lieber nach der kleinen roten Schatulle und öffnete sie.
Der Anblick der vier lupenreinen Diamanten trieb ihm ein breites Lächeln auf die Lippen. Jeder einzelne eine runde Viertelmillion wert.
Und der verdammte Scheiß wog nicht mal 400 Gramm.
Das reichte voll und ganz.
Schnell schloss er die Schatulle wieder und verstaute sie in seinem schwarzen Beutel am Gürtel.
Ein letzter Blick auf das Schachbrett und...
Seltendämlicher Computer. „Nimm es nicht so tragisch Kumpel, aber du scheinst heute nicht deinen Glückstag zu haben!“ Wieder ein Grinsen und ein erneuter Zug der Dame. „Schachmatt!“
Und damit war er auch schon aus dem Zimmer.
Bevor er richtig Gas gab, hielt er vor dem Ankleidezimmer inne und warf einen letzten Blick auf die zweite Hausangestellte.
„Vaja condios, Geilchen. Ich heb ein paar Tropfen für dich auf, für den Fall, dass wir uns wiedersehen!“