Читать книгу Genesis IV - Alfred Broi - Страница 14

XI

Оглавление

Als sich die Amarula langsam durch die Wasseroberfläche drückte, standen Kendig und Malawi bereits ungeduldig auf dem Kai und erwarteten die Ankunft ihrer Freunde.

Nachdem sie die Bibliothek von Ajuminaja erreicht hatten, hatte Kendig versucht, mit Rimbo und Idis Kontakt aufzunehmen, doch scheinbar verhinderten die dicken Mauern des Gebäudes eine Verbindung und so hatte er sein Headset ausgeschaltet.

Erst als sie schließlich im Stützpunkt ihrer Helfer zur Ruhe gekommen waren, hatte er sich wieder seiner Freunde in dem Flugboot erinnert. Schnell gab er ihnen ihre Koordinaten durch und zwanzig Minuten später legte das Schiff an.

Als Rimbo und Idis aus der seitlichen Einstiegsluke traten, waren Kendig und Malawi sichtlich erfreut, ebenso Idis, die sofort auf ihre Freundin zulief und sie umarmte.

Nur in Rimbos Gesicht konnte man eine Mischung aus Sorge und Verärgerung erkennen. „Alter, verdammt!“ polterte er dann auch sofort los und starrte Kendig vorwurfsvoll an. „Wir hatten uns schon echte Sorgen gemacht!“

„Ja, sorry!“ gab Kendig zurück. „Die Dinge liefen nicht so, wie wir es geplant hatten!“

Rimbo verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln. „Ich wusste gar nicht, dass wir einen Plan hatten?“

„Sehr witzig!“ erwiderte Kendig säuerlich. „Aber im Ernst! Ohne fremde Hilfe wären wir am Arsch gewesen!“

„Das sehe ich genauso!“

Kendig fuhr überrascht herum und erkannte Rupas hinter sich, der ihn mit einem breiten Grinsen anschaute.

„Und sie sind?“ fragte Rimbo mit ernster Miene.

„Das ist Rupas!“ entgegnete Kendig schnell, um gar nicht erst eine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen. „Er hat uns das Leben gerettet!“

„Und ich!“

Wieder fuhr Kendig herum und musste erkennen, dass sich auch Malissa zu ihnen gesellt hatte. „Stimmt! Und sie!“ bestätigte er mit einem Nicken.

Rimbo hatte augenblicklich ein breites Grinsen auf den Lippen, trat einen halben Schritt vor und reichte Malissa die Hand. „Von einer solch reizenden Lady würde ich auch gern mal gerettet werden!“

Während Malissa geschmeichelt lächelte, bemerkte Rimbo nicht, wie Idis zu ihm trat. „Pass auf, was du sagst, Schatz!“ raunte sie ihm zu und warf Malissa einen abschätzigen Blick zu. „Sonst gibt es für dich keine Rettung mehr!“

„Hallo?“ Rimbo war sofort entsetzt. „Ich wollte doch nur freundlich sein!“

Idis nickte. „Du hast mich schon verstanden!“ Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn auf den Mund. Als sie sich wieder von ihm trennte, hatte sie seine Unterlippe zwischen ihren Zähnen und zog erst ein Stück daran, bevor sie sie wieder losließ.

„Aua!“ rief Rimbo, doch Idis grinste nur süffisant mit schmalen Augen. Als er sich umblickte, sah er Belustigung in den Augen aller anderen. „Tut mir leid!“ Er schaute Idis vorwurfsvoll an. „Ich meinte: Die Freunde meiner Freunde sind natürlich auch meine Freunde!“ Er atmete er einmal tief durch und grinste breit. „Hübsch habt ihr es hier!“

„Danke!“ erwiderte Rupas. „Was dagegen, wenn sich unsere Leute um ihr Schiff kümmern?“ Er deutete mit dem Kopf auf ein Wartungsteam in der Nähe.

Rimbo schüttelte den Kopf. „Sie gehört ihnen!“

„Irgendetwas, dass gemacht werden muss?“

„Sie könnte mal wieder gewaschen werden!“ Rimbo grinste breit, dann klopfte er Rupas freundschaftlich auf die Schulter.

Der erwiderte seine Geste zunächst etwas widerwillig, doch dann huschte ein diebisches Grinsen in sein Gesicht. „Ich sehe, wir werden noch viel Freude mit ihnen haben!“

Während sie alle aus der großen Höhle in den Verbindungstunnel gingen, wandte sich Rimbo an Kendig. „Was ist mit Esha, Shamos und dem Priester?“

Kendig lächelte. „Keine Sorge. Die sind wohlauf!“

„Haben sie gefunden, wonach sie gesucht haben?“

„Ich weiß nicht?“ Kendig rümpfte die Nase. „Wir mussten am Ende doch recht übereilt aufbrechen! Aber sie haben einen ganzen Sack voll Schriftstücke mitgenommen. Und wie ich Shamos kenne, ist der schon mit Feuereifer bei der Auswertung!“

„Nun komm schon, Liebling!“ Esha saß neben ihrem Mann, hatte sich zu ihm gedreht, ihren linken Arm auf den Tisch gelegt und sah ihn eindringlich an. „Lass dich nicht so hängen!“

Shamos erwiderte ihren Blick nicht, sondern schaute starr nach vorn. Sein Körper wirkte irgendwie eingesunken und kraftlos, in seinem Gesicht zeigten sich deutlich die Anstrengungen der vergangenen Stunden. Es wirkte alt, farblos und ausgemergelt. „Ich lasse mich nicht hängen!“ erwiderte er mit leiser, zittriger Stimme. „Ich sehe nur der Realität ins Auge!“

„Was zum Teufel soll das heißen!“ hob Esha an. „Du warst es doch, der hier alle wild gemacht hat, mit deiner Idee nach der Rettung unserer Welt. Hast du wirklich geglaubt, dass würde ein Spaziergang werden?“

„Was? Nein!“ Shamos schüttelte den Kopf. „Aber, ich hatte gehofft, wir würden eine echte Chance haben!“

„Wer sagt dir denn, dass du sie nicht bekommen hast?“

Shamos wandte seinen Kopf und schaute seine Frau jetzt direkt an. In seinen Augen konnte sie Hoffnungslosigkeit und Schmerz erkennen. „Aber du warst doch selbst dabei. Wir waren noch nicht fertig. Wir hätten noch so vieles durcharbeiten müssen!“

„Ja...!“ Esha schien ihn im ersten Moment zurechtweisen zu wollen, doch dann hielt sie inne und atmete tief durch. „Ja ich weiß! Aber was bitte schön, sollen wir denn jetzt tun? Heulen? Wütend sein? In Selbstmitleid zerfließen?“

„Nein!“ Shamos schüttelte den Kopf. „Nur der Wahrheit ins Auge schauen und akzeptieren, dass wir alle sterben werden!“

„Ach was!“ Esha straffte ihren Körper. „Gestorben wird hier schon mal gar nicht. Zumindest noch nicht! Und es ist doch auch gar nicht so, als hätten wir überhaupt keine Beute gemacht. Klar, besser wäre es gewesen, der Herr hätte noch so zwei bis zwanzig Wochen Zeit gehabt, die alten Schriften genau zu studieren, aber das war ja nun mal nicht!“ Sie wartete, bis Shamos sie ansah und warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Okay, Pech gehabt. Tief einatmen und wegdrücken. Blick nach vorn und das Beste aus dem machen, was man hat!“

Shamos lachte verächtlich auf. „Und was soll das sein?“

„Supergeiler Sex bis zur Apokalypse!“

„Was?“ Shamos war sofort sichtlich entsetzt.

Esha grinste breit. „War nur ein Scherz, mein Schatz!“ Sie tätschelte über seinen Kopf, als wäre er ein Schuljunge. „Aber wie wäre es, wenn du erst einmal die Dinge sichten würdest, die ihr mitgehen lassen habt?“

Shamos brummte. „Das war nur ein in Panik ausgeführter Handstreich. Das war niemals ausreichend!“

„Sagt wer?“ entgegnete Esha sofort streng. „Du miesgelaunter, perspektivloser Sack ohne Hoffnung oder der energiegeladene, starke und megaattraktive Wissenschaftler, in den ich mich so wahnsinnig verliebt habe und der nichts unversucht lässt, uns allen eine Zukunft zu verschaffen?“

„Der...äh...!“ Shamos war verunsichert.

„Wusste ich es doch!“ fuhr Esha dazwischen und grinste breit. „Also, mein süßer Ehemann. Wie wäre es, wenn du dein Mimosentum ablegen würdest und das tust, wofür du hierhergekommen bist? Wofür wir alle dir gefolgt sind? Mit großem Vertrauen in dich und noch größerem Mut! Sieh dir Pater Matu an...!“ Esha wandte sich halb um und deutete mit dem Kopf durch eine große Glasscheibe, die in Hüfthöhe die komplette Wand ausmachte und den Blick in einen Nebenraum offenbarte. Dort sah man den Priester gebückt vor einem großen Tisch stehen und die Papiere ordnen, die sie in seiner großen Umhängetasche in aller Eile mitgenommen hatten. Matu agierte hochkonzentriert und mit sehr viel Bedacht. „...der tut genau das, was du auch tun solltest. Wer sagt denn, dass sich in den Schriftstücken, die ihr mitnehmen konntet, nicht doch genau das befindet, wonach ihr gesucht habt?“

„Aber...?“

„Ach was. Nichts aber!“ Esha brummte einmal genervt. „Steh auf und hilf ihm, anstatt hier in Selbstmitleid zu zerfließen. Das ist total ab turnend. Rette lieber wieder die Welt, das macht dich nämlich irre attraktiv...!“ Sie verpasste ihm einen sanften Kuss auf die Wange. „...und mich rattenscharf!“ hauchte sie ihm noch ins Ohr.

„Und wenn es sinnlos ist?“ fragte Shamos noch, doch sah man ihm an, dass Esha ihn überzeugt hatte.

„Dann hast du zumindest alles getan, was nötig war! Dann kriegst du auch wieder Sex!“ Sie grinste breit. „Ich liebe dich!“ Sie küsste ihn nochmals. „Und jetzt geh zu Pater Matu und hilf ihm!“

Shamos schaute ihr einen langen Moment direkt in die Augen, dann nickte er ihr lächelnd zu. „Ich liebe dich auch!“ Er küsste sie abermals, dann erhob er sich. Doch anstatt zu Matu zu gehen, nahm er zwei Becher und füllte sie mit dampfendem Kaffee.

„Was machst du?“ fragte Esha.

„Ich glaube, den können wir beide dabei gut gebrauchen!“

Esha nickte ihm mit einem breiten Lächeln zu. „Ihr schafft das!“ Sie hob beide Hände und streckte die Daumen in die Höhe.

Shamos lachte. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ Dann ging er zur Verbindungstür auf der linken Seite und drückte sie mit dem Gesäß auf.

„Selbstbefriedigung, Schatz!“ Esha grinste ein breites, diebisches Grinsen. „Ist doch klar, oder?“

Shamos lachte leise auf und verschwand dann im Nebenraum.

Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, ging die Eingangstür des Raumes auf und Malawi und Kendig, gefolgt von Idis, Rimbo, Malissa und Rupas kamen herein.

„Esha!“ rief Idis sofort erfreut und umarmte die junge Frau, was herzlich erwidert wurde.

„Schön euch wiederzusehen!“ meinte Esha aufrichtig.

„Wo sind...?“ fragte Rimbo, doch dann sah er Shamos und Matu im Nebenraum. „Alles klar! Ich sehe es!“ Er ging direkt auf die Verbindungstür zu.

„Nein!“ rief Esha aber sofort. „Nicht!“ Und als Rimbo sie überrascht ansah, fügte sie hinzu. „Lasst die beiden erst einmal in Ruhe!“

„Wieso?“ Rimbo hielt zwar inne, war aber nicht überzeugt.

„Sie sind gerade dabei, die Schriftstücke zu ordnen, die sie aus der Bibliothek mitnehmen konnten!“

„Ja, und?“

„Mann!“ seufzte Idis und trat zu ihm. „Die beiden brauchen dazu Ruhe. Du mit deiner großen Klappe würdest sie nur nervös machen!“

Rimbo brummte mürrisch, doch als Idis ihm einen Kuss gab, war er wieder gezähmt. „Dann brauch ich jetzt einen Kaffee!“

„Natürlich!“ Malissa lächelte. „Bedienen sie sich!“

Während Esha das für alle übernahm, setzten sich die anderen an den Tisch.

„Das sieht ja richtig nach Arbeit aus!“ meinte Rimbo und deutete mit dem Kopf in den Nebenraum. Alle anderen folgten seinem Blick und konnten seinen Eindruck nur bestätigen. Shamos und Matu wirkten wirklich sehr konzentriert und waren sichtlich akribisch bei der Zuordnung von Blättern zu bestimmten Stapeln. Shamos wirkte allerdings ein wenig wie ein Motor, der noch nicht so recht auf Touren gekommen war.

„Ich hatte Mühe, Shamos überhaupt dazu zu bewegen, dem Pater zu helfen!“ meinte Esha.

„Warum?“ wollte Malawi wissen.

„Weil er glaubt, sie hätten nicht die richtigen Unterlagen mitnehmen können!“

„Woher weiß er das…?“ erwiderte Idis. „...wenn er sie noch nicht gesichtet hat?“

„Das habe ich ihn auch gefragt!“

„Und?“

Esha lachte leise auf. „Er wusste keine Antwort darauf!“

Daraufhin brummte Idis und warf Rimbo einen abschätzigen Blick zu. „Männer!“

Rimbo war das alles natürlich nicht entgangen und so beugte er sich vor. „Was bitte schön...!“

Weiter kam er jedoch nicht, denn plötzlich wurde die Eingangstür erneut geöffnet und ein junger, ziemlich nervöser Rekrut mit besorgtem Gesicht kam herein. Er ging sofort zu Rupas und Malissa, beugte sich zu ihnen hinab und flüsterte ihnen etwas zu. Die beiden hörten aufmerksam zu und auch ihre Gesichter zeigten augenblicklich große Sorge.

„Wir kommen!“ Rupas nickte dem Rekruten zu, der sich daraufhin umdrehte und wieder verschwand.

Malissa und Rupas erhoben sich. „Entschuldigen sie uns bitte!“ meinte Malissa.

„Wieso?“ fragte Kendig. „Was ist denn?“

„Wir haben einen Notruf aus einem Vorort im Norden der Stadt erhalten! Wir müssen uns darum kümmern!“ erwiderte Rupas. Beide gingen zur Tür.

Kendig warf Rimbo einen Blick zu und einen Moment später nickte sein Freund. „Moment!“ rief er daraufhin.

Rupas und Malissa, die bereits die Tür geöffnet hatte, blieben stehen und schauten ihn mit großen Augen an.

„Brauchen sie Hilfe?“

„Eigentlich...!“ begann Rupas, dann aber schob er die Unterlippe nach vorn. „Wieso, hätten sie Zeit?“

Kendig schaute in die Runde und da alle sofort zu wissen schienen, was er vorhatte, nickten ihm auch alle zu. „Ich denke schon!“ Er schaute nochmals Esha fragend an.

„Ja!“ Sie nickte. „Das wird bestimmt einige Stunden in Anspruch nehmen! Geht und rettet Leben! Ich bleibe hier und kümmere mich um Shamos und den Pater!“

Kendig nickte mit einem Lächeln. „Alles klar! Dann los!“

Wie auf Kommando sprangen alle auf und folgten Rupas und Malissa zurück in die Anlegehöhle.

Genesis IV

Подняться наверх