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IV

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„Und sie glauben wirklich...?“ meinte Rimbo, nachdem Shamos und Pater Matu mit ihren Ausführungen geendet hatten. „...dass diese Dinge existieren und dass das am Ende funktionieren würde?“ Er schaute Shamos mit großen Augen an.

Der Wissenschaftler erkannte, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren und musste kurz lächeln. „Ja...!“ Er nickte. „...ich glaube daran!“

„Also ich für meinen Teil...!“ rief Malawi mit ziemlich säuerlicher Stimme. „...glaube eher daran, dass hier jemand ganz gehörig den Verstand verloren hat!“

„Ja...!“ Shamos nickte wieder, doch anstatt vielleicht beleidigt oder verletzt über diese Äußerung zu sein, lächelte er erneut. „...ich weiß, dass das alles danach aussieht, als wären wir einfach nur verrückt geworden. Und ich kann ihnen allen jetzt auch keine Beweise liefern, die ihnen die Sicherheit geben würden, hier das Richtige zu tun. Himmel, ich bin Wissenschaftler und habe fast mein ganzes Leben damit verbracht, Dinge zu beweisen. Wenn mir Jemand gesagt hätte: „Ich glaube an eine Lösung des Problems!“ hätte ich ihn nur müde lächelnd angeschaut oder ihn sogar ausgelacht. Beweise sind das, was in der Wissenschaft zählt...! Was zu Lösungen führt...! Was Veränderungen bringt. Und genau so muss es auch dieses Mal sein!“

„Wie soll ich das verstehen?“ fragte Kendig verwirrt.

Shamos lächelte wieder. „Im Moment haben wir...!“ Er deutete auf Matu. „...nichts anderes, als unseren Glauben. Er ist es, der uns antreibt, der sie überzeugt und letztlich dafür gesorgt hat, dass wir an die Ostküste fliegen. Doch wenn er auf Dauer alles bleibt, was wir haben, dann wird das zu wenig sein, um diesen Planeten und seine Bewohner zu retten und wir werden nach wie vor alle sterben! Wenn dieser Glaube aber letztlich zu Beweisen führt, die wiederum eine Lösung aufzeigen, dann ist er als Basis für unser Vorhaben mehr als ausreichend. Und genau aus diesem Grunde sind wir jetzt auf dem Weg nach Osten!“

„Und was glauben sie in Ajuminaja zu finden?“ fragte Kendig.

„Ein Buch!“ erwiderte Matu. „Wir suchen ein Buch!“

„Und wo?“

„In der großen Bibliothek im Süden der Stadt!“

„Wissen sie, dass es dort zu finden ist oder glauben sie es?“

„Das Buch, das wir suchen...!“ fuhr Matu weiter fort. „...gehört nicht zum üblichen Schriftgut, weil es Thesen und Schlussfolgerungen beinhaltet, die nicht der allgemeinen Weltanschauung entsprechen. Dabei ist es eines der ersten Bücher, die überhaupt je geschrieben wurden und somit schon einige tausend Jahre alt!“

„Welches Buch soll das sein?“ fragte Esha.

„Das Buch der Hexamerer!“

„Hexa...was?“ rief Esha.

„Hexamerer!“ erwiderte Pater Matu mit klarer Stimme.

Eshas Blick zeigte sofort Ahnungslosigkeit. Demonstrativ blies sie die Luft in die Wangen. „Sagt mir nichts!“

Pater Matu lächelte milde und hob dann an. „Das ist auch nicht verwunderlich. Das Buch galt von Beginn an als Werk eines Schwachsinnigen, der noch dazu dem Teufel verfallen war. Der Verfasser wurde verfolgt und letztlich mit dem Tode bestraft. Wie üblich kannte die Kirche keine Gnade mit Andersdenkenden!“ Sein Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. „Das Buch aber wurde nie gefunden. Und so konnte man zwar den Menschen mundtot machen, nicht aber verhindern, dass sich über die Jahrhunderte hinweg, die Geheimnisse und Legenden darum immer wieder von allein nährten und nie in Vergessenheit gerieten. Lange Zeit glaubte man an die Existenz eines geheimen Ordens, den der Verfasser des Buches gründete und der im Besitz dieses Buches sein sollte. All das konnte jedoch nie wirklich bewiesen werden. Als dann vor vielen hundert Jahren die Wissenschaft begann, immer mehr Einfluss auf das Leben, das Handeln und auch auf die Ansichten der Menschen zu nehmen, verloren die Überlieferungen und natürlich auch die Legenden aus den Anfängen des Lebens schnell an Gewicht. Die Wissenschaft lieferte weitaus bessere und nachvollziehbarere Erklärungen für das, was uns umgibt. Heute sind die alten Schriften noch immer bekannt, doch finden sie nur noch im Bereich der Kirche und des Glaubens ihren Platz. Ansonsten spielen sie keine Rolle mehr. Deshalb war es auch keine Sensation, als vor knapp einhundert Jahren das legendäre Buch der Hexamerer doch noch auftauchte. Aber anders als noch vor Tausenden von Jahren erzeugten die Texte bei niemandem mehr Herzklopfen oder gar mehr. Am Ende wurden sie milde belächelt und wie schon damals als das Werk eines einzelnen, verwirrten Menschen bezeichnet, denen jegliche wissenschaftliche Grundlage fehlte. Um das Werk aber für die Nachwelt zu erhalten, wurde eine Kopie des Buches angefertigt. Diese Kopie liegt in der Bibliothek von Ajuminaja!“

„Und das Original?“ fragte Malawi.

„Existiert nicht mehr!“ erwiderte Shamos.

„Warum? Wo wurde das denn aufbewahrt?“ rief Idis.

„In Ara Bandiks!“ Shamos senkte seinen Blick und für einen Moment trat eine bedrückende Stille ein, denn alle waren sich bewusst, dass er Recht hatte. In der einst so überaus grandiosen und atemberaubenden Hauptstadt Poremiens lag die Zerstörungsrate bei nahezu einhundert Prozent. Dort hatte nichts und niemand überlebt.

„Und warum sind sie so sicher, dass es in Ajuminaja besser aussieht?“ fragte Rimbo.

„Bin ich nicht!“ erwiderte Shamos sofort. „Aber ich weiß, dass die Bibliothek dort in den Katakomben einer alten Festungsanlage tief unter der Erde untergebracht war. Vielleicht konnte sie dem Bombenhagel Stand halten. Es ist ohnehin unsere einzige Chance. Wenn es auch dort zerstört wurde, war unsere Mission umsonst!“

Wieder trat Stille ein, als Shamos geendet hatte.

„Also, nur damit ich das richtig verstehe...!“ begann dann Idis langsam. „Wir sind alle hier, weil Shamos...!“ Sie deutete mit dem Kopf auf ihn. „...beim Anblick seines heulenden Freundes die große Krise bekommen hat und dachte, er müsse jetzt mal richtig einen losbrechen!“

Shamos verlor alle Farbe aus dem Gesicht. „Also, so würde ich das…!“

„Und weil ihm als klügstem Kopf des Planeten sonst nichts mehr einfällt...!“ fuhr Idis jedoch unbeeindruckt und geradeheraus dazwischen. „...krallt er sich den Pater hier...!“ Sie deutete auf Matu. „...der als Mann der Kirche bei den Worten Glauben und Wunder natürlich abgeht, wie ein Zäpfchen und beide überreden dann sogar unsere zwei glorreichen Anti-Helden in der ersten Reihe...!“ Sie nickte Rimbo und Kendig zu, denen das Lächeln sofort verging. „...sich die Amarula zu borgen und mal eben um den halben Globus zu rasen, um den Planeten zu retten...und das alles mit nichts Anderem im Kopf als einer uralten Legende, von der schon damals alle dachten, dass sie vollkommen hirnrissig ist!?“

Shamos wollte schon etwas erwidern, doch Matu lächelte nur müde und sagte dann. „Das ist ziemlich krass ausgedrückt...aber es trifft die Sache haargenau!“

Idis erwiderte seinen Blick zunächst ausdruckslos, dann schürzte sie die Lippen und nickte dann bedächtig. „Okay! Dann bin ich für meinen Teil überzeugt!“

„Was?“ Rimbo schien fast explodieren zu wollen. „Aber...!“

„Kein Aber!“ Idis schüttelte den Kopf. Ihr Blick war ernst und ziemlich traurig. „Ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass wir uns hier an einen Strohhalm klammern, der überall voller Löcher ist. Die Aussichten auf Erfolg sind schlechter als Scheiße!“

„Und...!“ Matu wartete, bis Idis ihn ansah. „...warum stimmen sie dem Plan dennoch zu?“

Idis schaute ihn direkt und geradeheraus an. Ihr Blick war klar, aber sehr emotional. „Ich will leben, Pater! So wie wir alle hier. Ich habe die Liebe gesehen...!“ Sie drehte sich zu Rimbo. „...und will sie weiter erleben. Ich will Leben schenken!“ Sie lächelte dünn. Rimbo erwiderte es und nickte. Ja, auch er hatte den Wunsch nach einem eigenen Kind. Idis wandte sich wieder an den Pater. „Ich will eine Zukunft. Für mich, für uns, für alle. Und wenn es auch nur den Hauch einer Möglichkeit einer Chance auf dieses Leben gibt, werde ich alles tun, um sie zu nutzen!“ Sie musste schlucken, weil sich ein Kloß in ihrem Hals gebildet hatte. Allen anderen ging es ähnlich, viele waren den Tränen nahe. Matu blieb stumm und nickte mit einem Lächeln.

Plötzlich grinste Idis. „Oder um es mal klar auszudrücken: Wenn ich wirklich die Hosen runterlassen muss, dann nur, nachdem ich vorher alle Knöpfe probiert habe!“ Sie drehte sich weg und trat hinter Rimbo. „Und jetzt mein Großer flieg so schnell du kannst nach Osten!“

Rimbo lachte auf. „Oh Mann, wie ich diese Frau liebe!“

Und während er die Geschwindigkeit der Amarula tatsächlich noch erhöhte, löste sich die allgemeine Anspannung und wich so etwas wie einer schwachen Zuversicht.

Genesis IV

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