Читать книгу Buddhismus für Anfänger, Fortgeschrittene und Gottverlassene - Andreas D. Werner - Страница 27
ОглавлениеDer Geist – unser schlimmster Feind
Wir haben in den vorangegangenen Meditationsübungen bereits erfahren können, wie eigensinnig unser Geist mit der Gedankenproduktion und wie ungestüm er mit den Gedankenblitzen verfährt. Und obwohl unser Geist uns so nah und ein wesentlicher Bestandteil von uns ist, kann er uns doch von einem zum anderen Augenblick in allergrößte Not bringen. Er kann uns in alle nur denkbaren Gemütszustände reißen und uns zu ungeheuerlichstem Blödsinn verleiten. Er kann uns beunruhigen, nervös und unkonzentriert machen, in uns Ängste und Sorgen schüren. Er kann uns hinterhältig und verschlagen agieren lassen. Schlimmer noch: Als wäre er unser ärgster Feind, kann unser Geist uns absolut zerstörerisch und mutwillig zu den bösesten Gedanken verleiten. Er kann uns die schlimmsten Handlungen planen lassen und uns zu deren Ausführung motivieren. Ungeheuer groß ist die Palette der Schäden, die wir dabei anderen Menschen zufügen können. Unser Geist kann wahrlich unser schlimmster Feind sein. Wir sind es folglich selbst, die unser Unglück und Leid produzieren. Es geschieht in uns. Sie müssen bei der Frage nach dem Verursacher Ihres Unglücks und Leids mit dem Finger auf sich selbst zeigen. Genau genommen müssten Sie mit dem Finger an Ihren Kopf tippen. Das ist die Wahrheit, das versucht der Buddhismus uns mit seiner Lehre zu vermitteln.
Der Geist – unser bester Freund
Die Lösung ist eigentlich ganz banal: Wenn unser Geist unser schlimmster Feind sein kann, dann sollten wir dem etwas entgegensetzen und überlegen, ob wir unseren Geist nicht auch zu unserem besten Freund machen können. Ein Freund, der uns nicht ins Verderben, ins Unglück und Leid treibt, sondern der uns hilft, alle Widrigkeiten des Lebens zu meistern und glücklich und zufrieden durchs Leben zu gehen, trotz allen Ungemachs. Lassen Sie uns unseren Geist zum Freund und Beschützer machen, lassen Sie uns alles Feindliche aus unserem Geist verbannen.
Versuchen Sie ab jetzt, eine Art Zuchtmeister, Kontrolleur Ihrer Gedanken zu sein. Als oberste Kontrollinstanz bestimmen Sie selbst, wann Sie innere Ruhe und Harmonie wünschen. Wir wollen die Kultivierung unseres Geistes vorantreiben. Widersetzt sich Ihr Geist, gleich aus welchem Grund, dann erzwingen Sie die innere Ruhe und Harmonie des Geistes durch die Meditation der Leere – und zwar immer wieder, bis es gelingt.
Empfinden Sie Ihren Geist als angenehm und förderlich, als konzentriert und aufmerksam im positivsten Sinne, dann nutzen Sie ihn entsprechend für Ihre Alltagstätigkeiten und auch für das Studium und die praktische Anwendung buddhistischer Grundsätze.
Sind die Gedanken kreativ und richtig gut, gar brillant, dann bringen Sie diese unverzüglich zu Papier, egal wie spät es ist, auch nachts um vier Uhr. Wenn Sie solche Momente untätig verstreichen lassen, sind diese kreativen und überaus positiven Ideen oft für alle Zeiten verloren. Später ärgern Sie sich, dass Sie sich nicht mehr erinnern können, Ihnen die Ideen nicht nochmals einfallen.
Geschieht in Ihrem Kopf Gegenteiliges, sind Gedanken negativer Natur, dann versuchen Sie zu analysieren, was die Ursache dafür sein kann, z. B. Eifersucht, Begierde, Wut – und unterbinden Sie derart negative Gedanken unverzüglich. Negatives Gedankengut gehört künftig nicht mehr zu Ihrem Repertoire.
War unser Geist mit seinen negativen Gedanken bisher unser schlimmster Feind, so setzen wir jetzt alles daran, diese Denkstrukturen aufzudecken, zu erkennen und unseren Geist zu unserem besten Freund zu machen. Wie das funktioniert, zeigt uns die Lehre Buddhas, und zeige ich Ihnen in den folgenden Kapiteln. Mit dem Ziel vor Augen, herauszufinden, wie wir allerorts und zu jeder Zeit und unter allen Umständen glücklich und zufrieden leben können, nun wissend, dass wir unseren Geist zu unserem besten Freund machen können, konzentrieren wir uns jetzt auf die ursprüngliche Lehre Buddhas.