Читать книгу Das Seelenkarussell - Band 1 - Vera - Andreas Loos Hermann - Страница 16

Kapitel 12

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„Dann bin ich jetzt tot“, stammelte sie.

„Na endlich, langsam kommst du auch schon drauf“. Ihre Oma lächelte. „Willkommen in der Wirklichkeit, mein Kind“, rief sie aus und strahle sie dabei an.

Vera sah ihre Oma an, „aber es gibt doch gar kein Jenseits, das hat die Wissenschaft doch zweifelsfrei festgestellt.“

„Wissenschaft, papperlapapp, was weiß denn schon die Wissenschaft vom wirklichen Leben, doch fast noch gar nichts“, entgegnete ihre Oma trocken.

Vera wollte sich noch nicht geschlagen geben, ihr Intellekt beharrte darauf, dass das nicht sein könne, schließlich war sie ihr ganzes Leben fest überzeugt gewesen, es gäbe nur das Leben auf der Erde und nichts sonst. Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse belegten doch ganz klar, dass alle Gefühle und Gedanken nur Funktionen des Gehirns und der Biochemie des Körpers sind.

Doch ihre Gefühle, die ihrer Meinung nach nur ein Ergebnis der biochemischen Reaktionen verschiedenster chemischer Substanzen in ihrem Gehirn waren, sagten ihr, Oma habe recht.

Oma machte einen Vorschlag. „Wenn du es nicht glaubst, dann gehen wir doch in die Passage zurück und sehen nach, was dort los ist.“ In Vera verkrampfte sich alles. Nein, das wolle sie nicht, stieß sie hervor.

Doch Oma hatte sie an der Hand genommen und es gab kein Zurück mehr. Schon waren sie in der Passage.

Es musste bereits beträchtlich Zeit vergangen sein. Die Polizei hatte die Passage abgesperrt. Vera sah gerade, wie ihr Körper von zwei Sanitätern auf eine Bahre gelegt wurde. Über den Kopf war ein Tuch gebreitet. Sie konnte den Körper gerade noch an ihrem gelben Kleid erkennen, das über und über mit Blut, Schmutz und Gehirnflüssigkeit überzogen war. Der ganze Gehweg war voll Blutlachen, Blutspritzer klebten an der Auslagenscheibe, vor der ihr Körper auf den Asphalt gekracht sein musste. Alles in allem, nicht gerade ein schöner Anblick. Vera schauerte.

Trotzdem gab sie sich einen Ruck und sprach einen der Polizisten an. Sie fragte ihn auf französisch, was denn hier passiert sei.

Dass der Polizist überhaupt nicht reagierte, überraschte Vera nun nicht mehr wirklich. Aber plötzlich wusste sie, dass der Polizist besorgt an seine Tochter dachte, die in einer anderen Passage als Verkäuferin arbeitete und er sich Sorgen machte, dass sich solche Vorfälle womöglich häufen könnten, das erschreckte sie kräftig.

Sie sah Oma an. Diese stand neben ihr und meinte: „Was hast du erwartet, so ist es nun, wenn man da ist, wo du nun bist.“

Vera vergaß fast ihren Schrecken über die gleichmütige Antwort ihrer Oma und rief: „Warum sprichst du immer in Rätseln mit mir, sag mir doch endlich, was los ist!“

„Das tue ich doch die ganze Zeit, aber du willst mir ja nicht glauben. Dein Verstand sagt dir dauernd etwas Anderes, als dir deine Erfahrung sagt, die du jetzt gerade jetzt machst. Es gibt Leute, die hängen halbe Ewigkeiten auf dieser Ebene rum, das hast du doch nicht nötig, Vera.“

„Wer sind diese Leute?“, fragte Vera vorsichtig. „Ach, das sind arme Tote, die sich als Poltergeister oder als Quälgeister anderer Leute bemerkbar machen müssen, die haben kein gutes Leben“, meinte Oma traurig.

„Aber wer sagt mir, dass nicht doch alles ein Traum ist“, widersprach Vera noch immer.

„Und wer sagt dir, ob nicht dein bisheriges Leben der Traum war, und du jetzt gerade im Aufwachen bist“, entgegnete ihre Oma.

Vera kniff sich in den Oberarm und sie spürte sich selbst. „Jetzt siehst du es selbst, hast du das schon einmal im Traum gemacht?“, fragte ihre Oma.

„Aber dann lebe ich ja, denn ich weiß doch ganz sicher, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Ich will ins Hotel zurück.“ Ihr schmutziges Kleid fiel ihr ein, sie sah an ihrem Körper hinab. Das Kleid war strahlend sauber und so gelb, wie es immer gewesen war.

Sie wollte raus aus dieser Szene, die für sie einfach zuviel Unglaubliches und Unerhörtes hatte. „Ich will ins Hotel“, wiederholte sie.

Das Seelenkarussell - Band 1 - Vera

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