Читать книгу Das Seelenkarussell - Band 1 - Vera - Andreas Loos Hermann - Страница 21

Kapitel 17

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Ihre Eltern fielen ihr ein, sie sollte auch in der Grinzinger Allee noch einmal vorbeischauen, bevor sie, ja was eigentlich …

Die Worte ihrer Oma kamen ihr in den Sinn. Vera konnte sich keinen Reim darauf machen. Welchen Übergang hat sie gemeint und wieso war Oma plötzlich verschwunden. Sie waren doch beide tot. Gab es da noch etwas Anderes, das sie nicht kannte. Drohten ihr womöglich neue Gefahren oder war alles ganz anders. Heute morgen noch hatte sie an Georg gedacht und wie schön der heutige Abend mit Georg in einem feinen Brüsseler Lokal sein würde und wer weiß, was sie nachher gemacht hätten. Und nun stand sie in der Wohnung von Michael und sah ihn mit einem fremden Mädchen im Bett liegen und war tot.

Sie, die an ein Leben nach dem Tode nie geglaubt hatte und auch keine Sekunde in ihrem Leben mit Gedanken an die Zeit nach dem Tode verschwendet hatte, stand nun genauso am Fenster, wie sie vor drei Tagen am Fenster ihres Hotelzimmers in Brüssel gestanden hatte und dachte nach. Irgendwie war es die gleiche Situation und das kam ihr seltsam vor. Am Leben nach dem Tod konnte sie nun nicht mehr zweifeln, da sie mitten drin steckte. Wieso war da so wenig Unterschied zu vorher, als sie noch lebte. Aber eigentlich lebte sie ja jetzt auch, denn sie konnte sich fühlen, sie konnte denken und sie konnte sich bewegen. Sie nahm sogar mehr wahr, als sie wahrnehmen konnte, als sie noch lebte. Ihr kam der Begriff Tod irgendwie unsinnig vor, da sie ja jetzt auch lebte, obwohl sie für die Menschen tot war.

Das war es, der Tod galt für die Menschen, die noch lebten. Für die, die tot waren, war der Tod ganz etwas Anderes. Das war für Vera eine überraschende Erkenntnis über die sie noch weiter nachdenken wollte.

Sie hatte die beiden im Bett einfach ausgeblendet und es war so, wie wenn die beiden gar nicht da wären. Vera wollte ein wenig für sich allein sein. Gedanken aus ihrer Kindheit kamen in ihr auf. Bilder aus ihrem Leben liefen vor ihr ab. Auf einmal hatte sie das Gefühl, das war gar nicht ihr Leben. Das Leben, das sie da im Rückblick sah, war nicht ihr wirkliches Leben oder wenn doch, dann nur ein kleiner Teil davon, denn da müsste doch viel mehr gewesen sein. Das Leben in der besseren Wiener Gesellschaft und die vielen Partys waren doch nicht alles gewesen, was sie je erlebt hatte. Da war noch etwas Anderes gewesen. Vera versuchte sich zu erinnern, es gelang ihr aber sehr schlecht. Erinnerungsfetzen von irgendetwas stiegen in ihr auf, verblassten aber sofort wieder. Waren das ihre Träume gewesen oder waren diese Träume gar keine Träume. Sie spürte, wie sie verwirrt wurde, je mehr sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Da war etwas und sie wusste nicht, was es war. Oder war da gar nichts und sie bildete sich das alles nur ein.

Ein Spaziergang wäre jetzt genau das Richtige, kam ihr plötzlich in den Sinn. Warum sollte sie als Tote nicht auch spazieren gehen können. Es war zwar nicht unbedingt logisch, da sie ja mit der Kraft ihrer Gedanken überall sofort sein konnte, aber jetzt wollte sie durch die Wiener Innenstadt gehen.

Das Seelenkarussell - Band 1 - Vera

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