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Ein leises Lächeln spielte um Dr. Buchmanns Lippen, als er die schlanke Silhouette der einsamen Spaziergängerin bemerkte, die geradewegs auf seine Bank zusteuerte. Immer schön melodramatisch, die liebe Eva, ging es ihm durch den Kopf, und das Lächeln wurde zu einem wölfischen Grinsen. Sie hätte ja auch zu ihm in die Dienststelle kommen oder ein Treffen in einer Gaststätte vereinbaren können. Doch egal, heute war ein schöner Tag, ein Hauch von Frühling wehte durch den Großen Garten, und von der gegenüberliegenden Wiese lächelten die Schneeglöckchen zu ihm herüber. Bald ist es Zeit für den Garten, dachte Dr. Buchmann glücklich, rekelte sich zufrieden auf der Bank und ließ die Sonne in sein Gesicht scheinen.

Sein nächster Gedanke vertrieb den kurzen Moment des Glücks. Eva tat gut daran, vorsichtig zu sein. Die Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind durfte nie nachlassen. Wenn sie ihn in diesen abgelegenen Winkel des Parks bestellte, würden gute Gründe dafür vorliegen.

Als die langjährige Kampfgenossin vor seiner Bank stehen blieb, stand Dr. Buchmann auf und drückte sie fest an sich. »Es ist viel Wasser die Elbe hinabgeflossen, seit unserem letzten Treffen. Schön dich zu sehen.«

Eva lächelte ihn herzlich an und setzte sich dicht neben ihn.

Da ihre letzte Begegnung über drei Jahre zurücklag, hatten sich die zwei eine ganze Menge zu erzählen. Nachdem sie sich ausgetauscht hatten, lehnte sich Dr. Buchmann entspannt zurück. »Also, Evchen, wenn du mich hierher zitierst, dann muss es einen triftigen Grund dafür geben. Wo drückt der Schuh?«

Eva boxte ihm freundschaftlich in den Oberarm. »Zitiert? Ich habe dich lieb gebeten, alter Brummbär.« Unvermittelt wurde sie ernst. »Hast du das von Siegfried gehört?«

Dr. Buchmann pfiff leise. »Aha, daher weht der Wind. Hast du was mit der Sache zu tun?«

»Also bitte! Weißt du schon Näheres?«

»Nicht viel, nur dass er aus nächster Nähe erschossen wurde, hingerichtet. Ich vermute, dass ein Racheakt dahintersteckt.«

Eva nickte nachdenklich. »Unangenehme Sache. Das Dumme ist, dass seine Frau, die blöde Kuh, der Polizei meinen Namen genannt hat. Zwei Kriminalisten sind im Geschäft aufgekreuzt und haben Fragen gestellt. Ich brauche dir nicht zu erklären, welche Auswirkungen das haben kann.«

»Und ich soll dir das Problem vom Hals schaffen.« Seine Miene versteinerte.

»Du weißt, wie wichtig meine Arbeit ist.«

Er schien etwas abzuwägen. Als er zu einem Schluss gekommen war, reichte er ihr die Hand. »Ich kümmere mich um die Angelegenheit.«

»Eins noch.« Eva hob die Stimme. »Die beiden Bullen hießen Unger und Friedrich. Unger kannst du vergessen, der ist ein notgeiler, selbstverliebter Idiot. Der andere aber hat es faustdick hinter den Ohren, auf den solltest du ein Auge haben.«

»Ich werde es mir merken.«

Eva wollte aufstehen, doch er hielt ihre Hand fest. »Du kannst es mir sagen, wenn du Siegfried das Licht ausgeknipst hast.« Er schaute ihr prüfend in die Augen.

Sie hielt seinem Blick stand und zuckte nicht mit der Wimper.

Dr. Buchmann ließ ihre Hand los, lächelte breit und hob die Schultern. »Na ja, Siegfried ist kein großer Verlust. Früher, ja, da stand er treu zu unserer Sache. In letzter Zeit hat er nur noch in die eigene Tasche gewirtschaftet.«

Als sie sich erhob, stand er ebenfalls auf und drückte sie an sich. »War schön, dich wiederzusehen. Das können wir ruhig bald wiederholen. Und du musst nicht auf einen Mord warten, um dich bei mir zu melden. Komm doch wie früher einfach wieder zum Schießtraining. Du schuldest mir noch eine Revanche seit unserem letzten Wettbewerb.«

Er lachte leise, und sie stimmte ein. »Ist eigentlich eine gute Idee.« Eva hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, winkte ihm noch einmal fröhlich zu und lief eilig davon.

Verlorenes Land

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