Читать книгу Acht - Andreas Michels - Страница 14
ОглавлениеFür einen Moment kehrte Schweigen ein, dann wandte sich ihr Auftraggeber der Villa zu. »Gut, dann kommen wir gleich zum Geschäftlichen. Ich vertrete die Erbengemeinschaft des verstorbenen Professor Uhlig.« Während er sprach, zog der Anwalt einen kleinen Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Aus dem Anwesen wurden bereits alle Wertgegenstände entfernt. Was sich noch in dem Gebäude befindet, soll komplett entsorgt werden.« Mit diesen Worten öffnete er die Gartentür und schritt auf die Villa zu. »Das Gleiche gilt für auch für den Geräteschuppen und die Gartenlaube hinter dem Haus!« Alex, genau wie auch Karel, folgte ihm auf dem Fuße und sah sich neugierig in dem verwilderten Garten um.
»So, da wären wir!« Mit diesen Worten stieg Schneider wenig später mit federnden Schritten die vier Treppenstufen zur Haustür nach oben und suchte nach dem passenden Schlüssel. Karel zog derweil zwei Paar Arbeitshandschuhe aus einer Beintasche. Eines davon wurde schweigend an Alex weitergereicht, bevor er dem Anwalt ins Innere des Hauses folgte. Direkt hinter der schweren Eingangstür erstreckte sich eine kleine Halle, vor der mehrere Türen, aber auch zwei Treppen nach oben abgingen. Schneider durchquerte den Eingangsbereich, ohne sich umzusehen, während Alex zunächst wie vom Donner gerührt stehenblieb. Hier sah es aus, wie nach einer Bombenexplosion: Die Überreste der noch vorhandenen Möbel lagen als Einzelteile überall verstreut herum. Zwischen den Trümmern fanden sich Papierfetzen, welche zumeist wohl zu handschriftlichen Manuskripten gehört haben mochten. Gekrönt wurde das Ganze durch großzügig über die Wände gesprühte Graffitis.
Alex tauschte mit Karel schweigend einen bedeutungsschweren Blick und folgte dem Anwalt dann weiter in Richtung des ehemaligen Wohnzimmers.
Auch hier herrschte das pure Chaos, aber dennoch konnte man dem Raum ansehen, dass er einst überaus gemütlich eingerichtet gewesen sein musste. Nun aber lagen die meisten Bücher aus den Regalen gerissen und mitunter zerfetzt im Raum verstreut. Auch die zertrümmerten Überreste einiger Vitrinen konnte er ausmachen. Daher kam auch das Glas, welches nun unter den Schuhen der Männer knirschte. Alex kratzte sich im Nacken. »Ich will ja nichts sagen … aber ihre Erbengemeinschaft scheint nicht sehr erpicht auf das restliche Erbe gewesen zu sein?«
Schneider beäugte inzwischen die Reste einer zerfledderten Readers Digest Ausgabe. Er sah zu Alex und schmunzelte. »Nein, das Durcheinander haben wir eher einigen Punks zu verdanken, die hier kürzlich eingebrochen sind. Das Haus stand lange leer und war offensichtlich nicht mehr bewohnt, also wohl ein perfektes Ziel. Polizei und Versicherung haben es erst vor ein paar Tagen freigegeben.« Der Anwalt erhob sich, während er sprach. »Ich denke, wir müssen nicht sehr viel mehr besprechen, oder?« Diese Frage ging an Karel, der zur Antwort nickte. »Nein, müssen wir nicht! Ist ja alles wie gehabt!«
Alex schaute sich um und sah den restlichen Tag rapide schwinden. Ins Obergeschoß hatten sie noch nicht einmal geschaut. Wenn es dort genauso aussah, würden sie mindestens fünf Fuhren brauchen, um das Gröbste an Abfall aus dem Gebäude entfernen zu können. Wohin er auch sah, überall lag Papier herum. Fotokopien mit handschriftlichen Kommentaren darauf, Buchseiten und eng bekritzelte Briefe in jeder nur erdenklichen Form.
Noch während Alex sich umsah, verschwanden Karel und der Anwalt bereits in Richtung Haustür. Bald darauf hörte er den hochgezüchteten Motor des BMW aufheulen, doch kam der Pole erst deutlich später zurück ins Wohnzimmer gestapft.
Er klopfte sich die Hände ab und schaute sich um. »Dann wollen wir mal! Fang du schon mal mit dem Zusammenräumen an! Ich sehe zu, dass ich was zu essen und ein paar Kisten auftreibe. Bis dann!«
Bevor Alex antworten konnte, verschwand sein Chef auch schon wieder nach draußen.