Читать книгу Acht - Andreas Michels - Страница 7
ОглавлениеHastig wandte er sich ab, um zu dem Ölgemälde Lenins zu eilen, das den Wandbereich gegenüber der Tür zierte. Mit fliegenden Fingern zog er es beiseite, um gleich darauf den kleinen Tresor zu entriegeln, der sich dahinter versteckte.
Sorokin brauchte drei Versuche, um den keltischen Antennendolch zu greifen, der darin lag. Unter normalen Umständen hätte er nicht gewagt, das liebevoll restaurierte Stück mit bloßen Händen zu berühren, doch gerade gehörte bewusstes Denken nicht mehr zu seinen Stärken.
Dergestalt bewaffnet nahm er in der Mitte des Raumes Aufstellung, hob den Dolch und flüsterte Worte, die ihm schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr über die Lippen gekommen waren. Dennoch verspürte er alsbald das beruhigende Prickeln, als der simple Schutzzauber seine Wirkung zu entfalten begann.
Beständig wiederholte er die Formel, bis das Telefon ein weiteres Mal klingelte … und nicht mehr damit aufhörte. Das schrille Läuten des uralten Apparates begann schon bald an den zerrütteten Nerven Sorokins zu feilen, bis er entnervt in die Richtung des Gerätes sah.
Mit einem Knall wurde die Bürotür aufgetreten und verfehlte den Professor nur knapp. Völlig aus der Bahn geworfen, versuchte er sich wieder auf seinen Spruch zu konzentrieren, doch war der Mann, der nun in der Tür stand, schneller.
Bevor der Professor auch nur den Mund aufbekam, rauschte das Brecheisen in der Hand des Fremden auf das Handgelenk Sorokins herab und zertrümmerte es. Der schmerzgepeinigte Schrei des Mannes hallte durch das Büro und endete jäh, als der Fremde ihm die improvisierte Waffe in die Magengrube drosch.
Wie ein Klappmesser knickte der Historiker zusammen und sank japsend auf die Knie, wobei er das verletzte Handgelenk gegen seine Brust presste. »Was wollen Sie?«, keuchte er mühsam.
»Das wissen Sie genau und in ihrem ureigensten Interesse sollten Sie mich nicht mehr zu lange warten lassen!«, schnarrte der Fremde und wog das Brecheisen in der Hand. Sorokin Blick huschte zu dem in einiger Entfernung liegenden Dolch, aber er würde es nie bis dorthin schaffen, bis ...
Sein Besucher folgte ihm mit den Augen, um mit einem Lächeln zu der Waffe zu schlendern und sie aufzuheben. Versonnen betrachtete er den Fokus. »Ein wunderschönes Stück!«, stellte er fest. »Ein keltisches Original, oder?«
Sorokin schwieg, also wandte sich der Mann dem Historiker erneut zu, wobei er die Faust nun um den Griff des kurzen Ritualdolches ballte. »Eine Antwort, dann sind Sie mich los! Und mit Madrid brauchen Sie gar nicht wieder anfangen! Dort war ich schon!« Ruhig sah er den zusammengekrümmten Historiker an.
»Deutschland! Er ist nach Deutschland gegangen!«, presste dieser nach einigen schmerzerfüllten Atemzügen heraus. »In Regensburg, aber mehr weiß ich nicht! Und jetzt verschwinden Sie und fahren zur Hölle!«
Der Mann hob einen Mundwinkel, als er gemächlich auf Sorokin zuging und das Brecheisen hob.
»Da komme ich her, mein Lieber!«