Читать книгу Morgen kommt der Weihnachtsmann - Andreas Scheepker - Страница 28

Klischee

Оглавление

Nadine Becker, die Geschäftsführerin von Tammo Tjarksens Norder Hauptgeschäft, residierte in ihrem Büro, das mit einer futuristischen Schreibtischlandschaft und nach Feng-Shui-Regeln platzierten Sitzmöbeln ausgestattet war. Für sich selbst hatte Tjarksen das ganze obere Stockwerk als Chefetage ausbauen lassen.

Vor drei Jahren hatte Nadine Becker ihr BWL-Studium abgebrochen und war wieder nach Norden gekommen. Ihr Vater hatte ihr damals eine Stelle bei Tammo Tjarksen besorgt. Inzwischen leitete sie das Norder Stammhaus von Tjarksens Ladenkette Koop in! mit zwölf Angestellten. Auch wenn sie ihr Studium nur bis vor die Diplom-Vorprüfung absolviert hatte, inszenierte sich Nadine gern als akademisch gebildete Managerin und erfolgreiche Geschäftsfrau.

Nadine Becker sah durchs Fenster, wie Gerrit Roolfs aus einem Auto stieg und auf das Geschäft zukam. Das Kommissariat hatte ihr vor einer Stunde telefonisch den Besuch von Hauptkommissar Gerrit Roolfs als »reine Routinesache« angekündigt, aber sie ließ sich nicht so leicht Sand in die Augen streuen. Wenn ein Hauptkommissar zu ihr kam, um über Tammo Tjarksen zu reden, dann musste er einen Verdacht haben. Aber wie viel konnte er wissen? Nadine beschloss, genau das in diesem Gespräch herauszufinden.

Als es an die Tür klopfte, griff sie sich schnell ein Handy aus der Schublade und rief »Herein«. Als Roolfs ins Zimmer trat, sprach sie in das Telefon: »Das müssen wir jetzt knallhart durchziehen, Herr de Boer. Das nützt nichts.«

Nadine Becker winkte Roolfs herablassend zum Zeichen, dass er sich setzen dürfe, und nahm ihr gespieltes Telefonat wieder auf: »Hören Sie, de Boer, ich lass mir von Ihnen nichts vormachen. Ich bin ein Profi. Bei mir können Sie mit solchen Ausreden nicht landen, verstehen wir uns?«

Roolfs fixierte sie mit seinem Blick. Nadine Becker drehte sich zur Seite und gab vor, ihrem fiktiven Gesprächspartner zuzuhören. »Ob ich so einverstanden bin?«, fragte sie schließlich wie zur Antwort. »Aber hallo. Ich sehe, wir verstehen uns. Wenn Sie nicht klarkommen, rufen Sie mich einfach an. Okay!« Sie legte das Handy beiseite und strahlte Gerrit Roolfs mit einem liebreizenden Lächeln an. »Und was kann ich für Sie tun, Herr Hauptkommissar?«

Gerrit Roolfs nahm Nadines Handy und betrachtete es einen Moment. Dann sagte er schlecht gelaunt: »Verraten Sie mir doch einfach, wer Tammo Tjarksen ermordet hat. Dann können Sie sich in Ruhe weiter mit Ihrem leeren Handy unterhalten.«

Morgen kommt der Weihnachtsmann

Подняться наверх