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Geheimnis

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»Drohbriefe?« Renate Tjarksen drückte die Zigarette, die sie gerade angesteckt hatte, im Aschenbecher wieder aus. »Ich weiß nichts von Drohbriefen. Davon hat Tammo nie etwas erzählt. Wir haben immer alles offen besprochen. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander.«

»Ich nehme an«, beruhigte Gerrit Roolfs sie, »Ihr Mann wollte Sie damit nicht belasten. Wenn er sie aufbewahrt hat, wo könnten sie dann sein?«

»Im Tresor ist nichts«, sagte eine Stimme von hinten. Klaus Tjarksen stand in der Tür. »Den habe ich schon durchgesehen.«

Renate Tjarksen drehte sich um, und ihre Ketten und Armbänder klirrten. »Klausi, du hast doch wohl nicht …«

»Keine Sorge, Mutti. Ich habe nur nachgesehen, ob da ein Hinweis ist, wer Papa auf dem Gewissen hat. Aber da waren nur Geschäftsunterlagen und ein paar tausend Euro.«

»Wir haben immer ein bisschen Geld im Haus«, erklärte Renate Tjarksen. »Zur Sicherheit. Wenn mal was ist.«

»In Ordnung«, sagte Roolfs. »Wenn Ihr Mann etwas aufbewahren wollte, das niemand finden durfte, wo hat er das versteckt?«

»Er hat einen großen, alten Schreibtisch in seinem Büro. Wo der Schlüssel ist, weiß nur er.«

»Der Schlüssel liegt in dem Brillenetui in der Schublade«, erklärte Klaus mit gelangweilter Stimme. »Den Schreibtisch wollte ich mir heute Nachmittag vornehmen.«

»Klaus, ich weiß gar nicht, was ich dazu noch sagen soll …« Renate Tjarksen legte ihre Fingerspitzen auf die Schläfen, schloss die Augen und verzog schmerzerfüllt das Gesicht.

»Mutti, jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt müssen wir die Verantwortung für alles übernehmen. Papa hätte das auch so gewollt.«

»Das kann doch alles Wolfgang machen. Der weiß doch über alles Bescheid.«

»Aber uns gehört die Firma. Und darum müssen wir auch über alles Bescheid wissen.«

»Ich weiß nicht, ob das richtig ist. Papa ist ja noch nicht mal unter der Erde.« Renate Tjarksen zündete sich wieder eine Zigarette an.

»Frau Tjarksen«, griff Hauptkommissar Roolfs in das Gespräch ein, »vielleicht können wir die Briefe finden und erhalten so einen wichtigen Hinweis darauf, wer Ihren Mann getötet hat. Das wollen Sie doch auch.«

Renate Tjarksen nickte und hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. »Kommen Sie bitte mit, Herr Hauptkommissar. Und du bitte auch, Klaus.«

Eine halbe Stunde später hatten Klaus Tjarksen und Gerrit Roolfs alle Schubladen und Fächer des großen Schreibtisches in Tammo Tjarksens Arbeitszimmer durchsucht. Sie fanden einige Geschäftsunterlagen, vier leere und zwei halbvolle Cognacflaschen und ein paar Männermagazine.

»Na so was«, spottete Klaus Tjarksen. »Der knallharte Geschäftsmann hält sich mit Pornoheften und teurem Cognac bei Laune.«

»Klaus, wie kannst du nur so über deinen Vater reden?«, fauchte Renate Tjarksen.

»Siehst du hier auch, was ich sehe, Mutti?«, sagte Klaus provozierend und tippte mit der Fußspitze gegen eine leere Cognacflasche.

Gerrit Roolfs sah sich den Schreibtisch schweigend an, zog die leeren Schubladen auf und fühlte hinein, tastete mit den Fingern auf der Oberfläche und an den Seiten entlang und ging einen Schritt zurück.

»Entschuldigen Sie, ich muss mal meinen Kollegen anrufen«, sagte er und tippte die Nummer von Habbo Janssen in sein Handy. »Habbo, wie weit bist du? … Hmmm … aha … Kannst du hierher kommen, zu Tjarksens? Und kannst du bei Wilhelm Adomeit vorbeifahren und ihn mitbringen? Er wohnt in der Neustadt. Königsberger Straße. Die Hausnummer musst du dir aus dem Telefonbuch heraussuchen. Ja, wir brauchen seine Hilfe. Ich rufe ihn gleich an, damit er Bescheid weiß.«

»Ist das ein Privatdetektiv, den Ihr Kollege mitbringt?«, fragte Klaus Tjarksen.

»Nee, das ist ein alter Möbeltischler.«

Morgen kommt der Weihnachtsmann

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