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Versteck

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»Adomeit, Tischlermeister Wilhelm Adomeit«, stellte sich der ältere Herr mit vollem, weißem Haar vor, klein und beleibt in Jeans, Flanellhemd und Wolljacke.

»Herr Adomeit, wir haben eine Spezialaufgabe für Sie. Sie müssen ein Geheimfach in diesem Schreibtisch finden«, erklärte Roolfs.

»Jehäimfach? Das krijen wirr schon. Was fier ein scheenes Stick!«, bewunderte Adomeit den Schreibtisch. Er rollte beim Sprechen das ›R‹. Auch nach fast sechzig Jahren Ostfriesland hatte sein Akzent die ostpreußische Färbung nicht verloren.

Adomeit inspizierte das Möbelstück von allen Seiten, streichelte hier und da liebevoll die Oberfläche und befühlte die Schubladen von außen und innen. Dann legte er sich auf den Rücken und betastete den Schreibtisch von unten. Dabei summte er eine schwermütige Melodie.

Renate Tjarksens Armbänder und Ketten klirrten. »Aber da kann doch nichts sein. Tammo hat doch nichts vor uns versteckt.«

»Sein Se jefällichst ruhig, bitte, ich muss mich konzentrieren«, brummte Adomeit von unten und begann mit der Hand verschiedene Stellen abzuklopfen.

»Also, dass Sie mir da nix kaputtmachen. Das ist ein altes Erbstück. Der ist wertvoll«, ermahnte Renate Tjarksen den Tischlermeister. Ihr Schmuck klimperte, ihr Feuerzeug flammte auf, und eine Wolke aus Zigarettenqualm hüllte den Schreibtisch ein. Ihr Handy piepte die Melodie des ABBA-Hits Mamma mia.

»Hallo, Sonni, das ist ja lieb, dass du mich anrufst«, rief Renate Tjarksen. »Ich dachte, du wärst noch auf Fuerto …«

Wilhelm Adomeit krabbelte unter dem Schreibtisch hervor. »Also näi, so kann ich hier nich arbeiten. So wird das nuscht. Lassen Se mich hier mal alläine machen«, sagte er und winkte die anderen mit der Hand aus dem Raum.

»Ich lass mich doch nicht in meinem eigenen Haus …«, wollte Renate Tjarksen protestieren, aber Adomeit entgegnete gemütvoll: »Also, es jibt hier nur zwäi Meechlichkeiten: Entweder Sie bläiben hier im Zimmer oder ich. Bäides jeht nich.«

Habbo Janssen schob Klaus und Renate Tjarksen mit beruhigenden Worten hinaus.

Adomeit wartete, bis die Tür verschlossen war, und flüsterte Roolfs dann zu: »In Ordnung, Herr Hauptkommissar, ich hab das Fach schon längst jefunden. Ich wäiß nur nicht, ob Sie vielleicht zuerst ohne die bäiden räinschauen wollen. Hier, bitte.« Er zog die unterste Schublade auf und öffnete einen doppelten Boden.

Roolfs entnahm dem Geheimfach zwei große Umschläge und einen Schnellhefter. Er setzte sich an den Schreibtisch. Der erste Umschlag enthielt Tammo Tjarksens Testament, das seine Frau und seinen Sohn zu gleichen Teilen als Erben einsetzte. Ein beiliegender Brief wies darauf hin, dass die zweite Ausfertigung des Testamentes beim Notar hinterlegt worden sei.

Im zweiten Umschlag lagen vier Briefe. Roolfs sah sie durch. Es waren die gesuchten Drohbriefe. Im Schnellhefter fand er Gutachten und Expertisen für geschäftliche Projekte.

»Saubere Arbeit, Herr Adomeit. Sie haben was gut bei mir.«

»Da komm ich bäi Jeleejenhäit drauf zurick. Den Rest müssen Se nu ohne mich machen. Sehn Se zu, dass Se bis Wäihnachten damit durch sind, Herr Hauptkommissar.« Adomeit klopfte Roolfs auf die Schulter und ging.

Morgen kommt der Weihnachtsmann

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