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Rentiere

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Kriminaldirektor Lothar Uphoff hatte sich eine weihnachtliche Krawatte mit kleinen Rentieren umgebunden. Wie immer wirkte er unbeholfen, wenn er feierlich sein wollte. Im Sitzungszimmer der Norder Kripo hatte sich das ganze Team zusammen mit der Staatsanwältin eingefunden.

»Liebe Frau Kollegin van Immen!«, begann er seine Ansprache und lächelte die versammelten Kollegen an. »Wir freuen uns, dass Sie …, dass wir durch Sie, nachdem Frau Wessels in den verdienten Ruhestand gegangen ist, wieder voll sind … also, dass unser Team wieder voll ist …, vollzählig ist, meine ich, zumindest für eine gewisse Zeit. Wir hoffen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen, und wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, dann können Sie mich gern ansprechen.«

»Vielen Dank für die netten Worte.« Theda van Immen hatte sich erhoben. Sie war etwa einsachtzig groß und hatte kurze dunkelblonde Haare, trug eine cremefarbene Jeans und einen dazu passenden Pullover aus Kaschmirwolle. Ihre Stimme klang angestrengt geschäftsmäßig. »Ich bin nicht hier, um mich wohlzufühlen, sondern um zu arbeiten. Ihre Freude, mich hier zu sehen, wird sich etwas legen, wenn Sie erfahren, warum ich hier bin. In ein paar Wochen werden Sie es sowieso wissen, wenn Sie nicht ohnehin schon im Bilde sind. In meiner vorigen Dienststelle wurde mir nahegelegt, mich wieder nach Ostfriesland zurückzubewerben. Man hat mir vorgeworfen, ich störe die gedeihliche Zusammenarbeit und sei nicht in der Lage, mit den Kollegen zu kooperieren.«

Alle schwiegen betreten.

»Meine mangelnde Kooperation bestand darin«, fuhr sie fort, »dass ich einen Staatsanwalt angezeigt habe, der mehrere Verfahren gegen Freunde aus seinem Golfclub blockiert hatte. Außerdem wollte ich nicht akzeptieren, dass zwei Kollegen fast immer angetrunken ihren Dienst machten.«

Sie wandte sich an Uphoff. »Es ist schön, wenn Sie mir anbieten, dass ich mich an Sie wenden darf, wenn es Probleme gibt. Aber diese Versprechen habe ich in meiner letzten Dienststelle etwas zu oft von Vorgesetzten gehört.«

Sie schluckte. »Und jetzt habe ich auch noch meinen Einstand verdorben. Entschuldigen Sie, Sie haben es sicher gut gemeint.«

Einige Sekunden herrschte verlegenes Schweigen. Man hörte das Ticken der Uhr über der Tür. Dann ging die Staatsanwältin auf die Kriminalbeamtin zu und reichte ihr die Hand. »Mein Name ist Gesine Ackermann. Ich bin zwar Staatsanwältin, aber ich spiele nicht Golf. Ich habe ein wenig mitbekommen von Ihrem Fall. Sie haben viel Rückgrat bewiesen. Herzlich willkommen!«

Habbo Janssen drückte ihr die Hand. »Ich spiele höchstens mal Minigolf mit meinen Kindern, aber da habe ich bisher noch keine einflussreichen Freundschaften schließen können. Sie werden gut mit uns klarkommen.«

Gerrit Roolfs sah, dass Christian Gronewold sich während des anschließenden allgemeinen Händeschüttelns verdrücken wollte. »Willst du unsere Neue nicht eben begrüßen?«, fragte er.

Gronewold zog verächtlich die Mundwinkel nach unten und zischte: »Kein Bedarf. Auf sogenannte Kolleginnen, die andere anschwärzen, habe ich so was von keinen Bock, wie du dir das kaum vorstellen kannst.«

Morgen kommt der Weihnachtsmann

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