Читать книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst - Страница 17

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Kapitel 12

Lifkom Tremter war von einer Zerbrechlichkeit, die Talina immer wieder von Neuem erstaunte. Ohne den Schutzanzug, den er nie ablegte, würde jede Windböe, ja selbst eine sternenklare, kühle Nacht auf Oxtorne den Tod für den haarigen Terraner bedeuten. Für ihn oder jeden anderen Angehörigen seines Volkes. Ihrer Technik beraubt, starben Terraner wie Fliegen. Kein angenehmes Bild, mit Sicherheit keins, das Talina behagte, aber eins, das in vielerlei Hinsicht passend war. Die Terraner und ihre rudimentär modifizierten Nachkommen gab es in so großen Mengen, dass der Vergleich zu den Fliegenschwärmen nahe lag, die sich an Frühlingstagen vergeblich an den stahlharten Häuten der Oxtorner abmühten. Auf jeden lebenden Oxtorner kam eine unübersehbare Zahl von Terranern.

Wie war das möglich?

Talina erinnerte sich noch, wie sie als Kind von der Existenz der Terraner erfahren hatte. Zuerst hatte sie nicht daran glauben wollen. Was für ein Unsinn! Terraner waren für sie ein Ammenmärchen, eine Geschichte, mit der man Oxtornerkinder an der Nase herumführte. Fabelwesen, wie der fliegende Okrill, der sich auf ungehorsame Kinder stürzte, sie in seinen Fängen in seinen Horst trug und sie so lange mit seiner langen, elektrisch geladenen Zunge kitzelte, bis sie vor Lachen starben. Oder die Höhlenmenschen, die ihr ganzes Leben lang in geschlossenen Räumen verbrachten, Häusern, Gleitern und Raumschiffen. Oder die Couchmenschen, die ihr Leben sitzend und liegend fristeten und sich jeden Schritt von Maschinen tragen ließen, statt sich ihrer Körper zu erfreuen, den Rausch zu spüren, mit dem der Puls im Schädel hämmerte und die Luft in den überstrapazierten Lungen brannte.

Nein, Terraner waren Hirngespinste, ersonnen, um sich über kleine Mädchen und Jungen lustig zu machen. Sie war sich absolut sicher gewesen.

»Alle Stationen besetzt und einsatzbereit?«

Talina blickte von ihrem Holoschirm auf. Modesto stand kerzengerade in der Zentralemitte und lächelte, ganz der stolze Kommandant, der mit seinen Leuten auf große Fahrt geht, und nahm die Klarmeldungen entgegen. Die Wunde an seinem Oberschenkel hatte sich bereits wieder geschlossen, und nur eine gewisse Steifheit verriet noch die Verletzung seines Arms.

Einige Meter weiter hatte sich Lifkom auf einer Pneumoliege niedergelassen. Ganz der Terraner. Manchmal kam es Talina so vor, als sei das Streben von Tremters Volk nur auf ein Ziel ausgerichtet: stets eine Sitzgelegenheit zu finden. Lifkom wirkte bleich. Seine für gewöhnlich ohnehin blasse Haut hatte ein ungesundes Grau angenommen. Fürchtete er die Mission, die vor ihnen lag? Modesto hatte seine Beziehungen und sein gewinnendes Lachen eingesetzt, um die BANDIKOT in die vorderste Reihe zu bringen. Ein hartes Stück Arbeit. Alle Schiffe der Heimatflotte hatten sich darum beworben, diese Mission zu fliegen. Endlich an die Fremden herankommen, auch wenn es nur ein Tasten war, das Ergebnis des Kompromisses, auf den sich Deshwan Jankoff mit Perry Rhodan verständigt hatte – es waren Aussichten, die jeden Oxtorner beflügelten.

War es möglich, dass die Terraner so viel anders waren? Zauderer allesamt, an der Spitze der Oberzauderer Perry Rhodan?

Oder bildete sie sich die Blässe Lifkoms lediglich ein? Das Kunstlicht in der Zentrale verfremdete Dinge, auch wenn die Bordpositronik tausendmal beteuerte, dass sein Spektrum dem Illemas entsprach. Talina hielt Lifkom für einen merkwürdigen – faszinierend merkwürdigen! –, aber mutigen Mann. Seine körperliche Unzulänglichkeit stand dem nicht entgegen. Im Gegenteil, gerade die Tatsache, dass der Terraner sich mit seiner überempfindlichen Konstitution unter die wahren Menschen wagte, zeugte von seinem Mut. Und vielleicht würde er sogar eines Tages seinen Anzug ablegen und sich der Welt stellen, wie es sich gehörte: nackt, ganz auf die eigene Stärke vertrauend.

»Danke«, sagte Modesto, als die letzte Klarmeldung aus verschiedenen Schiffsteilen eingelaufen war. »Wir brechen auf!«

Die BANDIKOT setzte sich in Bewegung, löste sich behutsam aus dem Verband. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie ihre Schwesterschiffe hinter sich gelassen hatte. Als der Kreuzer ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte, endete die Beschleunigungsphase. Antriebslos fiel der Kreuzer der fremden Flotte entgegen.

Der Zufall hatte Talina auf die BANDIKOT geführt. Sie waren spät am Raumhafen eingetroffen, mussten nehmen, was noch zu haben war. Aber sie hätte es weit schlechter treffen können. Die BANDIKOT war eines der modernsten Schiffe der Heimatflotte, wenn auch ein kleines. Einhundert Meter durchmaß die Kugelzelle. Jagdkreuzer der DIANA-Klasse nannten die Terraner den Typ. Oxtorne hatte das Schiff wie alle übrigen seiner Flotte aus terranischen Werften bezogen. Seit der Auslieferung waren sie unverändert geblieben, ihre Wartung wurde von Robotern übernommen, ansonsten überließ man die Schiffe sich selbst. Talina hatte vor einigen Jahren aus einer Laune heraus eine Hypnoschulung absolviert, die sie zu einer Raumfahrerin machte, die auf die Erfahrung hunderter von Vorgängergenerationen Zugriff besaß und auf keinerlei eigene. Damals war sie wütend auf sich gewesen über die Zeitverschwendung. Die Schulung hatte eine Stunde länger gedauert als angekündigt, und sie hatte ein wichtiges Rennen verpasst. Jetzt war sie froh, dass sie sich die Zeit genommen hatte. Die Schulung war der entscheidende Faktor in ihrem Griff nach dem Posten der Ersten Offizierin gewesen.

Sie passierten die letzte Vorposteneinheit. Die BANDIKOT war auf sich allein gestellt. Talina genoss den Kitzel der Ungewissheit. Es war, als hätten sie ein neues Spiel entdeckt. Alles konnte in den nächsten Minuten geschehen. Alles. Aber was immer es sein mochte, sie waren gerüstet. Sie waren Oxtorner. Nicht totzukriegen. Mit Häuten aus Stahl und Reflexen, die, was ihre Schnelligkeit anging, an die einer Positronik herankamen. Mit ihnen war nicht zu spaßen. Und sie hatten ein gutes Schiff.

Die BANDIKOT entfesselte, falls nötig, eine für eine Einheit ihrer Größe beachtliche Feuerkraft, aber im Grunde genommen hatten ihre Konstrukteure sie nicht für offene Schlachten konzipiert. Ihr Element war die Schleichfahrt hinter feindlichen Linien, der schnelle Vorstoß, gefolgt von einem ebenso schnellen Rückzug, das geduldige Lauern auf den Feind. Ihr HÜ-Schirm konnte – kurzzeitig – einem Energieansturm standhalten, der ein weit größeres, herkömmliches Kriegsschiff in erhebliche Schwierigkeiten gebracht hätte. Kurzzeitig, das hieß dreißig, höchstens sechzig Sekunden. Bis dahin hatte der Jagdkreuzer seine überraschte Beute kampfunfähig geschossen oder den Rückzug angetreten. Überraschung war die Luft, die die BANDIKOT atmete.

Sie würden ohne sie auskommen müssen.

Ganz gleich, wie groß die Schäden an den fremden Schiffen waren, einige ihrer Orter würden noch arbeiten. Auf den Schirmen der Fremden musste sich die BANDIKOT deutlich abzeichnen. Ein Orterreflex, der langsam auf sie zudriftete, den Zielrechnern ausgiebig Zeit gab, die Geschütze auszurichten, die Zielkoordinaten mit tödlicher Exaktheit zu bestimmen.

Die BANDIKOT hatte die Schutzschirme deaktiviert. Die Geschütze blieben in den Buchten, die Panzerplatten über ihnen geschlossen. Die Nugasreaktoren brummten in Bereitschaft, die Zyklotraf-Kurzzeitspeicher waren zu hundert Prozent gefüllt. Die Funkzentrale sendete währenddessen auf allen Frequenzen eine Friedensbotschaft.

»Vorbereiten auf Feindfeuer!«, befahl Modesto.

Aus dem Augenwinkel heraus verfolgte sie, wie Lifkom eine der Pneumoliegen aufsuchte. Gleich darauf zeigte ein Glitzern an, dass ein Schirmfeld ihn schützte; mechanische Gurte schoben sich aus der Liege und schlossen sich über ihm.

Talina überlegte einen Augenblick. Der Okrill hatte es sich bei Modesto bequem gemacht, alle einlaufenden Betriebsdaten lagen innerhalb der Sollwerte. Die Oxtornerin war für den Augenblick entbehrlich.

Sie ging zu Lifkom und legte sich auf die Liege neben ihm. Er lächelte sie dankbar an, ohne etwas zu sagen. Sie erwiderte das Lächeln. Lifkom hatte in den letzten Monaten viel über ihr Volk gelernt. Er erkannte ihre Geste, wusste sie zu schätzen. Talina hatte ihm zuliebe eine Schwäche eingestanden, verließ sie sich doch auf die Technik der Pneumoliegen anstatt auf ihre eigenen Kräfte.

Einem Terraner zuliebe, ausgerechnet.

Als sie zu einer Frau herangereift war, fand Talina heraus, dass die Terraner doch kein Ammenmärchen waren. Der dokumentarische Beweis war erdrückend. Talinas Datenkonsole – ihr wichtigster Lehrmeister, Oxtorner kannten keine Schulen – wartete mit einer Flut von Zeugnissen auf, die keinen Raum für Zweifel ließen. Es gab die Terraner. Sie und die meisten ihrer Abkömmlinge hatten sich in der Liga Freier Terraner zusammengefunden, einem Verbund von über 3000 Sonnensystemen. Sie stammten von einem Planeten in 500 Lichtjahren Entfernung von Oxtorne, einer Welt, die Talina wie ein Spielzeug vorkam. Als hätte der Schöpfer, die Kosmokraten, die Götter – wer immer das Universum erzeugt hatte – sich warm gearbeitet. Eine Fingerübung vollführt. Die Erde war eine langweilige Welt, schloss Talina aus den Daten ihrer Konsole, mit einer ruhigen, fast unbewegten Atmosphäre, Temperaturschwankungen, die kaum der Rede wert waren, und Bergen, Flüssen und Kontinenten, die sich ihre Bezeichnungen bestenfalls leidlich verdienten. Eine triste Welt, umkreist von einem toten Mond, in der Umlaufbahn um eine kümmerliche Zwergsonne.

Lebewesen gingen aus ihrer Umwelt hervor, passten sich ihr an, so wollten es die ehernen Gesetze des Universums, denen selbst die Kosmokraten untertan waren. Was hatte schon auf einer Welt wie der Erde entstehen können?

»In Geschützreichweite!«, meldete der Orter.

Der Feuerschlag blieb aus. Jederlei Reaktion der Fremden blieb aus.

»Geschwindigkeit auf fünf Prozent Licht verringern«, befahl Modesto. »Kursvektor anpassen.« Er nannte neue Koordinaten. Der neue Kurs zielte auf die Mitte der fremden Flotte.

»Modesto«, setzte die Funkerin an. »Du ...«

Er winkte ab. »Ich weiß. Gegen unsere Befehle. Aber erwartest du ernsthaft, dass wir uns damit zufrieden geben, an der Flotte vorbeizufliegen?«

Nein, natürlich nicht. Modesto hatte die einzig richtige Entscheidung getroffen. Sie waren gekommen, den Fremden auf den Zahn zu fühlen. Also taten sie es.

»Perry Rhodan will dich sprechen«, rief die Funkerin. »Er will wissen, was uns einfällt, gegen seine Befehle zu verstoßen.«

»Weise ihn ab. Wir haben Wichtigeres zu tun.«

Die Unterlichttriebwerke der BANDIKOT flammten auf, brachten sie auf den Kurs, der sie direkt in die Hauptmacht der Fremden führen würde.

Lifkom Tremter schluckte laut. »Mach dir keine Sorgen«, wandte Talina sich an den Terraner. »Wird schon gut gehen.«

Talinas Interesse an den Terranern war damals rasch erloschen. Zugegeben, es umgab sie nach wie vor ein Hauch von Geheimnis. Als Gesamtheit waren sie phänomenal erfolgreich, und, es ließ sich nicht leugnen, sie waren tatsächlich die Vorfahren der Oxtorner. Aber das blieben theoretische Fragen. Talina war jung, ungestüm. Sie trennte sich von ihren Eltern, nahm auf der Suche nach Herausforderungen und Abenteuern die Wanderschaft um Oxtorne auf. Sie fand sie in den Bergen und Meeren, in den Stürmen und Dürren und Fluten, in den Grenzen ihrer Belastbarkeit, in ihren Altersgenossen, die auf derselben Suche waren wie Talina. Die Existenz der Terraner war eine vergessene Fußnote in ihrem Gedächtnis.

Bis zu dem Tag, als sie über Lifkom Tremter stolperte.

Es war während eines Klippenrennens geschehen. Wochenlang hatten Talina und ihre Konkurrenten auf das richtige Wetter gewartet. Es war wie verhext gewesen. Die Klippen von Bengschon, die wie ein Riegel das Äquatorial- vom Südmeer trennten, waren der perfekte Ort. Nirgends sonst auf Oxtorne entstanden so zuverlässig heftige Stürme wie dort – und die Klippen, die senkrecht anderthalbtausend Meter aus dem Meer ragten, versperrten den Winden den Weg. Eine ausgesprochen törichte Idee. Niemand stellte sich den Stürmen Oxtornes in den Weg, nicht für eine nennenswerte Dauer. Nicht einmal Klippen. Die von Bengschon waren vor kaum 200.000 Jahren entstanden, eine Folge der Kontinentalverschiebung. Aber wie es Oxtorne entsprach, waren sie nicht langsam, einige Zentimeter pro Jahr, emporgestiegen, sondern in die Höhe gestürmt, in Jahrhunderten. 200.000 Jahre, Jahrhunderte – beides waren im geologischen Maßstab bloße Momente. Und es würde, in geologischem Maßstab, nur einen Augenblick dauern, bis der Sturm, der Regen und das Meer den Emporkömmling abgeschliffen haben würden.

Talina gedachte, diesen Augenblick bis zur Neige auszuschöpfen.

Endlich flauten die Stürme ab. Das Feld der Wettbewerber war auf zwei Dutzend zusammengeschmolzen, die fest Entschlossenen, die über Wochen des Nichtstuns ausgeharrt hatten. Hunderte von Oxtornern mit schwächerem Willen hatten die Klippen in der Zeit verlassen, um woanders schneller und müheloser eine Herausforderung zu finden. Talina hatte ausgehalten, in einem engen Unterstand, der die Kletterer vor den Stürmen schützte, die selbst Oxtorner davongeweht hätten, eingepfercht wie Tiere. Eine echte Willensprüfung und in diesem Sinne bereits Teil des Rennens.

Der Preis, der winkte, war zu verlockend. Es gab keine höheren Klippen auf Oxtorne als die von Bengschon. Bergflanken ja, eine Vielzahl sogar, aber sie waren trotz ihrer größeren Höhe nur mindere Hindernisse. Ihr Gestein war fest, Vorsprünge gewährten Halt, und fanden sich gerade keine passenden, musste man nur die Faust in den Fels treiben, um sie zu schaffen. Die Klippen von Bengschon dagegen bestanden aus Kreidefels. Einem Material, so brüchig und weich, dass es die Bezeichnung »Fels« nicht verdiente. Es zerbröselte unter den Füßen, zwischen den Fingern. Der Griff eines Kletterers ging unvermutet ins Leere, statt hartem Fels hielt er plötzlich nur Sand in der Hand. Und manchmal blieb es nicht dabei. Ganze Felspartien kamen ins Rutschen, von den Elementen geschwächt und rauen Oxtornerhänden und -füßen ihres Halts beraubt. Ein Sturz aus mehreren hunderten Metern inmitten einer wirbelnden Wolke aus Tonnen von Gestein ... es gab Grenzen für das, was ein Oxtorner aushielt. Deshalb waren sie nach Bengschon gekommen.

»Reaktion?«, fragte Modesto in die Zentrale.

Die Ortungspunkte der fremden Flotte standen jetzt dicht beieinander, erinnerten Talina an eine Herde Vieh, die sich schutzsuchend aneinander drängte. Schutzsuchend und wehrhaft.

»Nein. Keine Tasterimpulse. Energiemuster konstant.«

»Gut. Wir bleiben auf Kurs.«

Dann, endlich. Ein klarer Tag. Unwirklich blauer Himmel. Der Rennmeister gab das vereinbarte Zeichen. Er blies in das Gehäuse einer brustkorbgroßen Muschel, die die ersten Kletterer vor einem Jahrtausend am Strand gefunden hatten. Es war ein durchdringender, urzeitlicher Ton. Die Kletterer, die gerade aßen, sprangen auf und rannten los, zu den Klippen. Eine Ausrüstung, die sie hätten schultern müssen, existierte nicht. Ihr Rüstzeug bestand aus ihrem Körper, ihrer Geschicklichkeit und ihrem Mut.

Talina ging in Führung. Sie war eine gute Läuferin, leicht und mit langen Beinen, aber eine eher durchschnittliche Kletterin. Zu dünne Arme. Wenn sie eine Chance haben wollte, musste sie auf den ersten Metern Boden gut machen. Beim Start, beim Abstieg. Ihre bloßen, von dicker Hornhaut zusätzlich geschützten Füße stemmten sich in das immerfeuchte, scharfe Klippengras, trieben sie in weiten Sprüngen voran. Ihr Puls schnellte hoch. Weit über die Zweihundertermarke, weit über das hinaus, was selbst eine junge Oxtornerin länger als eine Hand voll Sekunden aushalten konnte. Mehr brauchte es aber nicht. Talina sah den Rand der Klippe auf sich zukommen, das Ende des Grüns, so abrupt, als sei es mit einem Messer abgeschnitten, dahinter blauer Himmel. Und, anderthalbtausend Meter unter ihr, vorerst unsichtbar, das Meer.

Noch eine Hand voll Sprünge!

Talina erlaubte sich im Flug eine halbe Drehung, um das Feld der Wettbewerber zu übersehen. Es hatte sich bereits aufgefächert, die Kletterer waren auf dem Weg zu den Plätzen, die sie jeweils für optimal geeignet für den Abstieg hielten. Niemand hatte mir ihr mithalten können. Talina kam auf, immer noch mit dem Gesicht entgegen der Bewegungsrichtung, federte den Aufprall ab, richtete sich mit einer perfekten Halbdrehung von Neuem aus, spannte die Oberschenkelmuskeln an, um mit dem nächsten Sprung, einem mächtigen, demonstrativen Satz, vielleicht schon die Abbruchkante zu erreichen ...

»Energetische Emissionen steigen an!«

Die Meldung riss Talina aus ihrer Erinnerung.

»Einzelheiten!«, verlangte Modesto. »Eröffnen sie das Feuer?«

Das Zentraleholo zoomte die fremde Flotte heran. Aus Punkten wurden Schemen, aus Schemen das gestochen scharfe Bild eines der bizarren Schiffe. Es hatte eine längliche Form, war über 700 Meter lang. Der Standardtyp der Fremden, falls man bei ihnen von so etwas wie »Standards« sprechen konnte. Talina versuchte, im Rumpf so etwas wie offene Geschützluken zu erkennen. Vergeblich, es gelang ihr nicht einmal, den Rumpf an sich zu erkennen. Sie hatte eher das Gefühl, auf einen Schrotthaufen zu blicken.

»Die Emissionen stammen von den Einheiten, die uns am nächsten stehen«, meldete der Orter. »Energieleistung steigt weiter an. Liegt jetzt bei 163 Prozent des Ausgangswerts.« Der Orter schöpfte Atem. »191 Prozent. HÜ-Schirm hochfahren?«

»Nein. Wir halten Kurs. Unterlichttriebwerke auf Bereitschaft.«

Die Entscheidung war gefallen. Sie legten ihr Schicksal in die Hände der Fremden. Die Distanz zum ersten ihrer Schiffe betrug nur noch wenige Lichtsekunden. Zu nah, als dass der HÜ-Schirm der BANDIKOT auch nur einer einzigen Salve hätte trotzen können oder sie darauf hoffen konnte, sich mit Maximalbeschleunigung davonzumachen.

Talina spürte eine Berührung am Handgelenk. Es war die Hand Lifkoms. Sie nahm sie in die ihre, hielt sie fest.

Die Hand des Terraners ... wie damals auf den Klippen.

Talina trat auf etwas Weiches, Glitschiges. Sie rutschte ab. Keuchte. Ihre gespannten Oberschenkel entluden die für den nächsten Sprung gespeicherte Kraft. Talina schrie auf. Ihr rechtes Bein bohrte sich tief in das Gras, das andere rammte gegen eine Kalksteinplatte. Der Stein zerbröselte. Der Schwung trug Talina weiter – bis ihr im Boden eingeklemmter Fuß sie festhielt. Schmerz explodierte in ihrem Knöchel, die Fessel um ihren Fuß gab nach, entließ ihn. Talina rollte bis an die Abbruchkante, kam zum Liegen. Ihr verletzter Fuß baumelte kraftlos über dem Abgrund.

»Nein!« Talina krallte die Finger in den Boden und zog sich vom Abgrund weg. »Nein, nein, nein!« Hilflos verfolgte sie, wie ihre Konkurrenten sich nacheinander die Klippen herunterstürzten, sich an den Tauen abseilten, die sie vor Wochen angebracht hatten. Niemand kam auf den Gedanken, wegen ihr anzuhalten oder sogar das Rennen insgesamt zu unterbrechen. Talina bewegte sich, kroch vom Abgrund weg. Der Beleg dafür, dass sie am Leben war, bei Bewusstsein. Man würde sich später um sie kümmern. Die Kletterer fielen aus ihrem Blickfeld.

»Verdammt!« Ausgerutscht! Nicht hingesehen, wo sie hinsprang! Einen dümmeren Anfängerfehler gab es nicht. Scham überkam sie, blendete den Schmerz aus, verdrängte jeden Gedanken. Dann kam die Wut. Auf sich selbst, für ihre Dummheit, auf die anderen, die einfach weitermachten, als wäre nichts geschehen, auf die Ungerechtigkeit der Welt. Wochenlang hatte sie ausgehalten – und nun das?

Talina kroch weiter, zu der Stelle, an der sie ausgerutscht war. Den verletzten Fuß, der jetzt wie taub war, zog sie nach. Der Boden hatte sich glitschig angefühlt. Weich und fest zugleich. Worauf war sie ausgerutscht? Vielleicht ein Tier? Sie würde ihm den Hals umdrehen. Falls es einen Hals besaß, falls noch etwas zum Umdrehen übrig war. Oder war es ein Stück Abfall gewesen? Sie hatten seit Wochen auf der Klippe campiert, einiges war angefallen. Sie würde das Miststück finden. Das Stück und den, der gegen die guten Sitten verstoßen und es weggeworfen hatte, und dann würde sie ihm den Hals umdrehen ...

Da war es. Ein zusammengekrümmtes Bündel. Doch ein Tier? Talina arbeitete sich heran. Ein junger Okrill? Von der Größe kam es hin. Aber Okrills waren nicht so dumm, im Weg herumzuliegen, sie waren vom Tag der Geburt an nicht zu halten, stets aufmerksam, stets auf dem Sprung. Talina erreichte den Körper, legte vorsichtig eine Hand auf. Ihre Wut war verraucht. Sie hatte sich ein paar Bänder gerissen. Ärgerlich, aber sie würden wieder zusammenwachsen. Diese Kreatur hier wirkte wie tot.

Die Haut fühlte sich seltsam an. Wie Leder. Wie Plastik. Kühl und warm zugleich. Sie zog an dem Körper. Er fiel zur Seite, ihr entgegen. Es war ein Mensch. Was sie für die Haut eines Tiers gehalten hatte, war das Material seiner Kleidung. Sein Kopf steckte in einem runden, durchsichtigen Helm, schloss ihn hermetisch von seiner Umwelt ab. Ein Schutzanzug. Wozu? Schutzanzüge brauchte man im Vakuum, auf Welten mit Giftgasatmosphäre. Aber auf Oxtorne ...?

Sie arbeitete sich zum Kopf des Menschen vor. Es war ein Mann. Ein merkwürdiger Mann. Seine Haut war ungesund fahl. Tiefe Linien durchzogen sein Gesicht, seine Augenbrauen waren dünn und ungepflegt. Dafür hatte er überall sonst Haare. Kinn und Teile des Halses und der Backen wurden von einem Stoppelteppich bedeckt, der nahtlos in krauses Lockenhaar überging. Talina war angewidert. Überall Haare! Und sie war fasziniert. Der Mann erinnerte sie an ein wildes Tier. Der Mann war kein Oxtorner. Und er war verletzt, möglicherweise schwer. Talina betastete seinen Körper. Als sie seine linke Hüfte erreichte, zuckte er. Sofort zog sie die Hand zurück. Der Mann stöhnte, seine Augen öffneten sich, die Pupillen rollten, blicklos.

»Wach auf!«

Das Stöhnen wurde leiser. Sie wollte den Mann wachrütteln, als ein Tropfen auf ihre Stirn klatschte. Ein Tropfen! Sie riss den Kopf hoch. Weitere Tropfen prasselten auf ihr Gesicht. Sie stammten aus einer Sturmfront, die mit der Geschwindigkeit eines Gleiters auf sie zukam. Aus dem Landesinnern. Talina schüttelte unwillig den Kopf. Nein. Unmöglich. Die Winde wehten immer von der See. Immer. Es ...

Eine Bö, die sie einige Zentimeter anhob und drohte, sie gegen die Abbruchkante zu tragen, fegte ihre mentale Verweigerung davon. Der Sturm kam von landeinwärts – und wenn sie und dieser seltsame haarige Mann nicht zusahen, dass sie wegkamen, würde er auch sie wegfegen.

»Energieausstoß bei 258 Prozentpunkten!«

Eine Lichtsekunde trennte die BANDIKOT noch von den ersten Einheiten der Fremden. Wie albtraumhafte Schatten hingen sie im Zentraleholo, düstere Schemen vor der Schwärze des Alls.

»344 Prozent!«

Lichter flammten bei den fremden Schiffen auf. Grelle Stichflammen stachen in das Vakuum. Viele hunderte.

Der Feuerschlag! Die Fremden eröffneten das Feuer!

Die Hand Lifkoms klammerte sich so heftig um die ihre, das die Oxtornerin beinahe so etwas wie Schmerz verspürte.

Talina wartete auf das Dröhnen der Kugelzelle, das Bersten von Metall – die letzten Töne, die sie wahrnehmen würde, bevor die gebündelte Gewalt von hunderten Geschützen sie in glühendes Plasma verwandeln würde.

Stattdessen hallte die Stimme des Orters durch die Zentrale. »Es sind ihre Triebwerke! Sie nehmen Fahrt auf ... sie ... sie machen uns den Weg frei!«

Sekunden später stieß die BANDIKOT in den fremden Verband vor.

Modesto lächelte ihr zu. Triumphierend. Wieder einmal hatte sich ihm das Universum gebeugt. Später, wusste sie, würde er sie in seine Kabine rufen, um den Sieg zu feiern. Später, wenn sie wieder heraus waren.

Ihre Gedanken kehrten wieder zu den Klippen von Bengschon zurück.

Sie beugte sich vor, packte den Mann an den Schultern, schüttelte ihn. Sein Kopf flog hin und her. »Los, wach auf! Wir müssen weg von hier!«

Ein Beben durchlief den Körper. Die Pupillen des Manns kamen zur Ruhe, fixierten Talina.

»Was ... was ist los? Was ist passiert?«

»Du Idiot bist wie ein hirnloser Fels im Weg gehockt! Das ist passiert.«

»Im Weg – hier? Im Weg von was?«

»Des Rennens. In meinem Weg.«

»Rennen? Was für ein Rennen?«

»Stell dich nicht dümmer als ein Felsblock! Das Klippenrennen von Bengschon natürlich!«

»Ich weiß nichts von einem Rennen.«

»Nein? Alle wissen von dem Rennen von Bengschon. Wozu sollte sonst jemand auf die verrückte Idee kommen, auf der Klippe herumzuhocken?«

»Ich wollte die Aussicht genießen. Der Tag ist so wunderbar klar ...«

»Gewesen.« Der Regen kam jetzt von der Seite, stach wie die Spitzen tausender Pfeile in Talinas Haut. Die Aussicht genießen. Der Mann war verrückt! War es entweder schon gewesen, oder der Zusammenstoß hatte nicht nur seiner Hüfte einen Knacks versetzt. Mit den Haaren und der bleichen Haut. Kein Oxtorner sah so aus ... kein Oxtorner. Das war es. Talina klatschte sich mit der flachen Hand gegen den Schädel. Der Zusammenstoß musste auch ihr ein Stück ihres Verstands gekostet haben. Der Mann war kein Oxtorner!

»Wer bist du?«, fragte sie.

»Lifkom Tremter, Botschafter der Terranischen Residenz ...«

Ein Terraner! Natürlich, das erklärte alles. Die absurde Idee, die Aussicht zu genießen, den Schutzanzug – und seinen Zustand.

»Bist du schwer verletzt?«

»Ich weiß nicht. Meine Hüfte brennt wie Feuer. Und ich bin so schwach. Ich kann kaum den Kopf heben.«

»Das wird nicht nötig sein.« Sie nahm seinen Helm zwischen die Hände. »Lifkom Tremter, hör mir gut zu. Du hast eine große Dummheit begangen. Eine riesengroße. Du hast mir das Rennen versaut, du hast dir möglicherweise böse innere Verletzungen eingehandelt, und wenn wir nicht schnell machen, erlebst du gerade deine letzten Augenblicke.«

»Wieso?« Sein Augen weiteten sich. »Der Regen? Der Anzug schützt mich davor.«

»Nicht der Regen. Der Sturm. Er weht dich davon. Niemand sollte sich bei einem Sturm auf den Klippen von Bengschon aufhalten.« Schon gar nicht so ein terranischer Wicht wie du!, fügte sie in Gedanken zu.

»Oh, das wusste ich nicht«, sagte er.

»Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Aber lassen wir das.« Sie entließ seinen Helm aus ihrem Griff, richtete sich auf. »Dein Anzug hat ein Flugaggregat?«

»Ja, natürlich.«

»Bist du kräftig genug, es zu bedienen?«

»Solange ich nicht wieder das Bewusstsein verliere. Es reagiert auf Sprachsteuerung.«

»Gut. Dann musst du uns beide hier herausholen. Ich halte mich an dir fest. Du fliegst.«

»Ist das nicht zu gefährlich? Stell dir vor, du rutschst ab! Willst du nicht lieber gehen? Ihr Oxtorner seid schneller als der Wind ...«

»Nicht einmal halb so schnell, wie dieser sein wird. Und außerdem hat deine Hüfte meinen Knöchel geknackt. Ich kann bestenfalls kriechen.« Sie umfasste den Oberschenkel des Terraners mit beiden Händen. Er fühlte sich weich wie Gelee an, als würde er bei der geringsten Belastung abbrechen. »Los, Abflug!«

Der Terraner flüsterte einen Befehl. Nichts geschah. Er wiederholte ihn. Erst flüsternd, dann brüllte er. Es nützte nichts. Der Anzug reagierte nicht. Der Terraner strich mit der linken Hand über ein Sensorfeld. Die Anstrengung ließ ihn keuchen. Er hob den Kopf an. Adern traten auf seiner Stirn hervor. Dann fiel sein Kopf zurück.

»Es geht nicht. Totalausfall. Das Flugaggregat ist hin, der Schirmprojektor auch. Ich kann froh sein, wenn nicht auch noch der Rest ausfällt und mich die Schwerkraft von Oxtorne an den Boden nagelt. Du musst mehr als meine Hüfte erwischt haben.«

Eine Bö erfasste die beiden. Sie hätte den Terraner davongetragen, hätte sich Talina nicht mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gestemmt und ihn festgehalten. Sie fluchte. »Du verdammter Dummkopf! Wieso musstest du auch hier herumhocken?«

»Ich wollte eure Welt kennen lernen! Ein Gefühl für sie bekommen!«

»Klar. In einem Schutzanzug.«

Die beiden schwiegen. Der Terraner gefangen in trotziger Scham, die Oxtornerin in neu entflammter Wut. Was sollte sie tun? Sie konnte immer noch kriechen. Sie war ausgeruht, bestens trainiert. Sie hatte gute Chancen, es zum Unterstand zu schaffen. Wenn es ihr nicht gelang ... die Stürme erreichten auf den Klippen bis zu tausend Stundenkilometer. Niemand widerstand dieser Gewalt, nicht einmal Oxtorner.

Sie musste den Terraner zurücklassen. Ihr blieb keine Wahl. Und wieso auch nicht? Der Terraner war ein erwachsenes Wesen. Ein intelligentes Wesen. Eigentlich. Er hatte sich entschlossen, an einen Ort zu gehen, an dem seinesgleichen nichts zu suchen hatte. War es ihre Schuld, dass er jetzt dafür zu bezahlen hatte?

Sie spürte einen schwachen Zug am Arm. Der Terraner hatte es geschafft, eine Hand zu heben. Seine Augen sahen sie wieder an. Diese riesigen, mitleidheischenden Augen in dem bärtigen Gesicht.

Nein, gib nicht nach! Sie wappnete sich für das, was unweigerlich kommen würde. Es ist seine eigene Schuld. Soll er sehen, wo er bleibt.

»Du ... ich weiß nicht einmal, wie du heißt ...«, seine Finger klammerten sich mit unvermuteter Kraft in das Fleisch ihres Arms, »... du musst dich selbst retten! Du darfst dich nicht für mich opfern. Du hast Recht, ich war ein Idiot. Ich dachte, in meinem Anzug könnte mir nichts passieren. Es tut mir Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Lass mich hier zurück. Rette dich. Hörst du? Rette dich. Geh!«

Talina hörte. Und hörte nicht. Rette dich! Konnte es wahr sein? Sie musste durchdrehen. Ihre Sinne spielten ihr einen Streich. Es war einfach zu viel. Wochenlang im Unterstand eingesperrt, dann der Zusammenstoß, ihr verletzter Fuß, der dumme Terraner, dieser verfluchte, unmögliche Sturm. Sie hörte nicht mehr, was geschah, sie hörte, was sie hören wollte.

»Worauf wartest du noch? Verschwinde! Rette dich!«

Da war es wieder. Die Hand des Terraners sank kraftlos herab, gab ihre frei.

Rette dich! Worauf wartest du noch?

Es ging nicht. Talina packte den Arm des Terraners und zerrte ihn mit sich. Der Mann schrie auf, so laut, dass er das Heulen des Sturms übertönte. »Hör auf! Du reißt mir den Arm aus! Lass mich los!«

Talina hörte nicht auf ihn. Nicht mehr.

Sie zog den Terraner durch das messerscharfe Klippengras, flach gegen den Boden gedrückt. Das Gras ritzte an ihrer stählernen Haut, säbelte bei jeder Bewegung einen Hauch von ihr ab. Von der Seite und von oben rammte der Hagel wie Geschosse auf sie ein. Talina ließ nicht nach. Nicht, als ihre Kräfte zu Ende schienen, nicht, als der Körper des Terraners erneut erschlaffte, nicht, als der Sturm ihr die Orientierung fast unmöglich machte.

Sie erreichte den Unterstand, fiel mehr als dass sie rollte die Felsstufen hinunter, dem entsetzten Rennmeister vor die Füße. Geschunden, ihr Körper ein einziger Bluterguss. Aber Talina überlebte. Der Terraner überlebte – nach vier Wochen in einem Nährtank und Regeneration einer neuen Niere aus körpereigenem Biomaterial. Der Aufprall Talinas hatte seine linke Niere zerquetscht. Es war ein kleines Wunder, dass er nicht innerlich verblutet war.

Damit hatten sich die Wunder des Tages erschöpft. Keiner der Kletterer überlebte ihn. Sie hatten den Sturm nicht kommen sehen, die Steilwand der Klippen hatte ihn vor ihnen verborgen, bis es zu spät gewesen war. Die Kletterer waren auf halbem Weg überrascht worden. Die meisten hatte der Sturm von den Seilen gepflückt. Eine Hand voll Glücklicher hatte Zuflucht in einer Höhle gefunden. Für kurze Zeit: Ein Felsabsturz hatte Höhle, Kletterer und mehrere tausend Tonnen Gestein ins Meer gerissen.

Der Terraner hatte ihr auf verquere Weise das Leben gerettet.

»Talina! Talina, was ist mit dir?«

Lifkom zog an ihrer Hand, sah besorgt zu ihr herüber.

»Nichts ... gar nichts, ich war nur in Gedanken.« Sie schüttelte sich.

»Du verpasst noch alles!«, flüsterte Lifkom. Seine großen Augen sprühten jetzt vor Leben. Sein von Stoppelhaaren halb überwuchertes Gesicht leuchtete rot. »Die Fremden haben einen Kanal für uns gebildet. Wir sind beinahe durch!«

»Beinahe durch?« Talina sah zum Zentraleholo. Es stimmte. Die BANDIKOT hatte die Flotte zu zwei Dritteln durchquert. »Ohne auf uns zu reagieren? Was sind das für Wesen?« Sie wollte aufstehen, zu Modesto gehen. Vielleicht hatte er ...

Die BANDIKOT bäumte sich auf.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)

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