Читать книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst - Страница 20

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Kapitel 15

Deshwan Jankoff war bei seinem Okrill, als der Alarm kam. Behutsam setzte er die Schale ab, aus dem er dem Tier Nährlösung auf die Zunge hatte träufeln lassen, und stellte eine Verbindung zur Zentrale her.

Das Holo seines Stellvertreters Rivol erschien. Deshwan blickte in ein junges, glattes Gesicht, das auf einem breiten Stiernacken saß. Rivol war auf konventionellerem Weg als er selbst in seine Position aufgestiegen: durch Entschlossenheit und körperliche Kraft. »Was ist?«, fragte der Interimskommandant. »Hat sich die Trümmerflotte in Bewegung gesetzt?«

Trümmerflotte. Es war eine Bezeichnung, die Deshwan selbst den fremden Schiffen verliehen hatte. Eine Notlösung mangels jedwelcher Informationen, eine simple Ableitung vom Äußeren ihrer Schiffe, und zugleich – Deshwan war sich dessen durchaus bewusst – eine Bezeichnung, die ihm beinahe zwangsläufig vor allen anderen hatte in den Sinn kommen müssen. Ihm war, seit er das erste Mal die zerschundenen Rümpfe der fremden Schiffe gesehen hatte, als blicke er in eine Art Spiegel. Der Stahl, aus dem diese Schiffe erbaut waren, war nicht weniger zerfurcht als seine Haut. Zeichen des Alters, einer bewegten, wechselhaften Existenz, die Narben schlecht verheilter Wunden. Er hatte vom ersten Moment an eine Verbundenheit mit den Fremden empfunden. Sie hatten viel eingesteckt, nicht anders als er selbst. Aber sie hatten nicht aufgegeben. Wie er selbst. Und waren sie, wie er selbst, fragte er sich, auf dem Weg zu ihrer Erfüllung?

Eigentlich sollte ihn diese Verbundenheit mit Zuversicht erfüllen, doch das tat sie nicht. Die Erfahrung eines langen, wechselhaften Lebens hatte ihn gelehrt, dass diejenigen, die am meisten miteinander teilten, am fürchterlichsten aufeinander prallten.

Rivol schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Wir rechnen aber jeden Augenblick damit.«

»Was willst du damit sagen?«

»Sieh es dir selbst an!«

Der Kopf Rivols verschwand, machte den aufbereiteten Orterdaten Platz. Deshwan nutzte den Moment des Übergangs, um nach Koppin zu sehen. Der Okrill hatte die Zunge nach wie vor wie ein mehrere Meter langes, rotes Band auf dem Boden ausgerollt, und wartete darauf, dass sein Meister die Fütterung fortsetzte. »Koppin, du musst dich einen Moment gedulden«, flüsterte Deshwan. »Gleich bist du dran, ich muss nur noch etwas erledigen.« Der Okrill stieß zu Deshwans Erleichterung eine Art Seufzer aus und rollte die Zunge wieder ein. Koppin ertrug Veränderungen in seiner Tagesabfolge mit zunehmendem Alter nur schwer. Mit feinem Instinkt rebellierte er gegen sie, indem er sich in Rage brachte und sein altes Herz zu einer abrupten Höchstleistung zwang, die zu leisten es eigentlich nicht mehr in der Lage war. Nichts hätte Deshwan mehr zu treffen vermocht, als der Anblick des alten Okrills, der sein verblassendes Leben aufs Spiel setzte. Es war nicht der Tod an sich, der den Oxtorner schreckte, sondern die Art. Er hatte sich für Koppin ein würdevolleres Ende ausgemalt als in einer Raserei, die lediglich dazu diente, Aufmerksamkeit zu heischen.

Koppin war ein guter Okrill. Er hatte Deshwan ein überlanges Oxtornerleben lang treu begleitet. Der Preis dafür war die Achtung und Aufmerksamkeit seines Meisters gewesen, in einer Absolutheit, die Deshwan enge Freundschaften unmöglich gemacht hatte, von Beziehungen abgesehen, die sich auf das Physische beschränkten. Doch im Gegenzug hatte Koppin ihn nie im Stich gelassen, wenn es darauf ankam. So auch in diesem Augenblick nicht. Koppin spürte, dass dringlichere Angelegenheiten es erforderten, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, und handelte entsprechend. Er blieb ruhig.

Deshwan widmete seine Aufmerksamkeit den Orterdaten. Die Trümmerflotte hing unverändert im Raum. Sie driftete mit wenigen Kilometern pro Sekunde, einer Geschwindigkeit, die im All einem Beinahestillstand gleichkam. Hätte Deshwan eine terranische Flotte oder Schiffe anderer Völker der Milchstraße in diesem Zustand angetroffen, er hätte mit Sicherheit davon ausgehen können, dass der Verband eine Ruheperiode eingelegt hatte. Eine der unvermeidlichen Wartungsphasen, bevor man sich wieder an das mühselige Geschäft der Beschleunigung machte, um schließlich in den Linearraum zu schlüpfen und seinem Ziel entgegenzufliegen. Zu kriechen, wie Deshwan es unweigerlich nannte. Er schimpfte sich selbst für den Begriff, nahm seine Unfähigkeit, ihn aus seinen Gedanken zu verbannen, als ein Zeichen von Altersstarrsinn, ein Indiz dafür, dass er die Fähigkeit verloren hatte, sich Veränderungen anzupassen. Und das konnte er sich nicht leisten. Leben war Veränderung, sein Leben war Veränderung. Hörte er auf, sich zu verändern, hörte er auf zu leben.

Und dennoch. Kriechen. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln. Seit dem abrupten Anstieg der Hyperimpedanz, des hyperphysikalischen Widerstands des Universums, schien ihm das Leben im Kriechgang voranzuschreiten. Alles dauerte eine halbe Ewigkeit: Beschleunigen, Überlichtetappen, Abbremsen. Und der Lohn der Mühen? Früher hatte er in Tagen die gesamte Milchstraße durchquert, heute war ein solcher Flug ein Unterfangen, das nur aufwändige Expeditionen wagen konnten. Das endlose Kriechen löste in Deshwan Jankoff eine unbändige Ungeduld aus, die ihn an seine Jugend erinnerte. Nur, dass er damals ein ganzes Leben vor sich gehabt hatte, um sein Ungestüm zu stillen. Jetzt blieben ihm nur wenige Jahre, vielleicht sogar Monate. Genug Zeit, um mit ein wenig Glück die ersten Fünften über das Eis marschieren zu sehen.

Wenn nichts dazwischen kam.

Wie etwa die Trümmerflotte. Die Trümmerschiffe krochen weder, noch flogen sie. Sie sprangen. Aus dem Stand. Keine primitive Transition, wie sie sein eigenes Schiff beherrschte, kein Beschleunigen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit, um sich dann mit der Brechstange durch den Hyperraum zu katapultieren, was den Besatzungen Schmerzen zufügte, die selbst Oxtorner nur mit Mühe wegstecken konnten. Nein, die Fremden hüpften mit einer Leichtigkeit eines Kindes beim Spielen davon. Ein Ausschlag der Energietaster, weit geringer als man erwarten sollte, war der einzige Hinweis auf einen bevorstehenden Sprung. Einen Augenblick später befanden die Schiffe sich bereits Lichtjahre entfernt. Deshwan hatte den Vorgang mehrfach verfolgt, und jedes Mal war es ihnen nur durch Zufall gelungen, die Fremden wiederzufinden. Ihre Sprünge folgten keinem offensichtlichen Kursvektor, keinem erkennbaren System überhaupt.

Wie stellten sie es an? Wie setzten sie sich mühelos über die Grenzen hinweg, die die Kosmokraten allen Intelligenzen gesetzt hatten, die das Normaluniversum bewohnten? Und: Was hatten die Fremden vor? Der alte Oxtorner hätte nichts lieber getan, als die Trümmerflotte zu vergessen. Einfach weiterfliegen, nein, kriechen eben, und sie hinter sich zurücklassen. Sollten diese Fremden herumspringen, wie sie wollten. Das All war groß, unendlich, es bot mehr als genug Platz, um jede denkbare oder undenkbare Verrücktheit auszuleben. Sollten sie eben. Deshwan interessierte es nicht. Er hatte seine Aufgabe, die Aussicht – endlich, nach vielen Rückschlägen – auf Fünfte, die Sorge um Koppin, ohne den er sich kein Leben vorstellen konnte, das die Bezeichnung verdiente, die Sorge um sich selbst. Er wusste nicht, wie lange er noch durchhalten würde. In ihm brannte ein Feuer, das ihn antrieb, doch ein Blick in den Spiegel genügte ihm, um zu sehen, wovon sich dieses Feuer nährte. Eines Tages würde es ihn aufgezehrt haben.

Doch die Fremden waren eine Tatsache. Eine Veränderung, der er Rechnung zu tragen hatte, ob es ihm gefiel oder nicht. Nominell waren die Trümmerschiffe im Territorium der Liga Freier Terraner materialisiert, in einem Sektor, der zur Praesepe-Koalition gehörte, tatsächlich aber im Niemandsland zwischen planetenlosen und unbewohnten Systemen. Irgendwo im All eben. Und das wiederum auch nicht. Die Fremden waren in Deshwans Nähe erschienen, auf die Türschwelle seines Projekts getreten. Es konnte kein Zufall sein. Das All war zu groß für Zufälle dieser Art. Die Fremden waren mit Absicht hierher gekommen. Sie suchten etwas. Ihre sinnlosen Sprünge durch Praesepe, die langen, unergründlichen Perioden der Reglosigkeit – der Schluss war zwingend. Ebenso zwingend wie die Sorge, die er in Deshwan auslöste. Was, wenn die Fremden suchten, was er gefunden und zu wachsenden Teilen auch geschaffen hatte?

In das Holo vor ihm kam Bewegung. Schlagartig. Die Zahl der Ortungspunkte verdoppelte sich. Als habe jemand einen mehrere Lichtminuten langen Strich durch den Raum gezogen und das Bild an seiner Achse entlang gespiegelt. Aus einer Trümmerflotte waren zwei geworden.

Deshwans Herz setzte einen Schlag aus. »Rivol!«, brüllte er in das Akustikfeld. »Eine Verbindung mit Rhodan, schnell!«

»Einen Augenblick.«

Koppin gab einen jämmerlichen Ton von sich. Der Okrill spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Deshwan ging zu dem Tier und kniete neben seinem Kopf nieder. »Keine Angst«, flüsterte er ihm zu. »Es ist nichts.« Er schob eine Hand in das Maul des Okrills und knetete den Ansatz der Zunge. Der Muskel zwischen seinen Fingern pulsierte rasch, trotz der beruhigenden Massage. Der Okrill hatte seinen Meister ein Leben lang begleitet, ließ sich nicht täuschen. Etwas stimmte nicht. Koppin würde sich nicht mit einem Tätscheln abspeisen lassen.

Mit der freien Hand tastete der Oxtorner nach einem Sensor an der Unterkante des Körbchens und betätigte ihn. Der Okrill schnaufte einmal laut, dann sackte er betäubt zusammen. Deshwan griff nur ungern zu diesem Mittel. Er genoss die Gesellschaft seines Okrills, seine bloße Anwesenheit beruhigte ihn bereits. Selbst wenn Koppin schlief, was er immer öfter und länger tat. Doch Bewusstlosigkeit ... es war, als knipse er den Okrill aus. Ein kleiner Tod. Denn das machte den Tod aus. Nicht mehr zu bestimmen, sondern derjenige zu sein, über den bestimmt wurde.

Dazu kam, dass Koppin regelmäßig einen Zornanfall bekam, wenn er erwachte. Der alte Okrill hatte längst nicht mehr die Kraft, aktiv am Leben teilzunehmen; nahm Deshwan ihm auch noch die Möglichkeit, es passiv zu tun, drehte er durch.

Doch Deshwan blieb keine Wahl, er brauchte in diesem Moment seine volle Konzentration.

»An alle Einheiten: Gefechtsbereitschaft!«

Es war ein irrsinniger Befehl. Irrsinnig nach terranischen Maßstäben. Deshwans Flotte zählte keine 500 Einheiten, selbst wenn man Rhodans 15 Schiffe hinzuzählte. Die beiden Trümmerflotten zusammengenommen kamen auf nahezu zehntausend Einheiten. Der einzig vernünftige Befehl konnte sein, in sicherem Abstand zu beobachten und eine schnelle Flucht vorzubereiten. Doch Deshwan war kein Terraner, noch waren es die Besatzungen seiner Schiffe. Sie waren Oxtorner. Menschen, die keine Grenzen kannten und aus diesem Grund immer auf der Suche nach ihnen waren. Die niemals davonrannten. Die Hindernisse im sicheren Bewusstsein, dass ihnen nicht mehr als eine blutige Nase drohte, stets frontal angingen. Und sollten sie sich irren ... nun, in diesem Fall hatten sie eine Grenze gefunden und bestürmten sie immer wieder und wieder, bis sie sie endlich überwunden hatten und sich aufmachten, die nächste zu suchen.

Die Besatzungen folgten dem Befehl des Interimskommandanten, weil es ihrer Mentalität entsprach. Nur wenige der Männer und Frauen ahnten seine wahre Motivation: Deshwan Jankoff suchte nicht nach neuen Grenzen, er wähnte sich mit dem Rücken zur Wand.

»Starke Energieausbrüche bei den Trümmerflotten!«, rief Rivol. »Sie bauen Schirmfelder auf! Sie ...«

Eine Lichtflut badete die Kabine des Interimskommandanten. Sie ging vom Holo der Ortung aus. Die Punkte, die für die Trümmerschiffe standen, hatten sich zu Lichtbällen aufgebläht – und sprangen.

Deshwan Jankoff wappnete sich für den ersten Ansturm. Die Fremden hatten die Schirmfelder aufgebaut, sie konnten kein anderes Ziel als seine Schiffe haben. Wahrscheinlich hatten sie nur auf die Verstärkung gewartet, um den Angriff zu beginnen. Er verfluchte Rhodan. Hätte der ängstliche Terraner ihn nicht zurückgepfiffen, sie hätten nur der halben Streitmacht gegenübergestanden.

Der Interimskommandant wartete vergeblich darauf, dass der Schiffsrumpf unter dem Feuer des Gegners erbebte. Die Trümmerschiffe sprangen wie erwartet. Aber nicht zu den Schiffen der Heimatflotte, sie sprangen einander an.

»Die Trümmereinheiten eröffnen das Feuer!«, brüllte Rivol. »Sie ... schießen sich gegenseitig ab!«

Einige Augenblicke lang folgte Deshwan verblüfft der Raumschlacht. Innerhalb dieser Zeit detonierten drei Dutzend Einheiten der Trümmerflotten, darunter mehrere der größten, beinahe ein Kilometer langen Schiffe. Der alte Oxtorner traute seinen Augen nicht. Es musste ein Truggebilde sein. Was er sah, war undenkbar, es war ...

Die Erleichterung setzte mit Verzögerung, aber dafür umso mächtiger ein. Die Fremden hatten es aufeinander abgesehen! Das war die Erklärung! Deshalb die vernarbten Rümpfe ihrer Schiffe, es waren Spuren früherer Gefechte!

Weitere Trümmereinheiten vergingen in Glutwolken. Keines der fremden Schiffe machte Anstalten, die Oxtornerraumer in den Kampf hineinzuziehen.

Die Fremden kämpften einen Bruderkrieg. Einen überaus erbitterten. Deshwan beobachtete, wie Beiboote unter Feuer genommen wurden, ja selbst größere Wrackstücke. Was veranlasste die Fremden zu solcher Grausamkeit? Oxtorner wussten einen guten Kampf zu schätzen, waren bereit zu töten wie auch ihr Leben zu geben, wenn sie es für notwendig erachteten. Aber ihre Vorstellung eines Kampfs war ein Spiel, das festen Regeln folgte. Hatte man den Gegner besiegt, war das Spiel vorbei, und es bestand kein Anlass mehr, auf ihn einzuschlagen. Im Gegenteil, er hatte die Achtung und Fürsorge des Siegers verdient.

Wieso waren die Fremden so unerbittlich? Und, wieder kam der Gedanke hoch, wieso schlachteten sie einander ausgerechnet hier ab, in Praesepe?

»Kommandant!« Rivols Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. »Wir erhalten einen Notruf – von der BANDIKOT!«

»Unmöglich. Sie sollte längst zurück sein. Der Vorbeiflug ...«

»Die BANDIKOT ist nicht an der Trümmerflotte entlanggeflogen, sondern mitten in die Flotte hinein. Die Fremden haben sie ungeschoren gelassen, aber dann materialisierte die zweite Flotte und ...«

»Wo befindet sich die BANDIKOT jetzt?«

»Wir können sie ortungstechnisch nicht anmessen. Die energetischen Eruptionen der Schlacht blenden die Orter. Aber sie muss mitten im Schlachtfeld stecken. Der Kommandant meldet schwere Beschädigungen. Aus eigener Kraft kann die BANDIKOT nicht entkommen!«

Deshwan Jankoff überlegte. Die BANDIKOT hatte seine Befehle missachtet, sie hatte sich ihre Notlage selbst zuzuschreiben. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen, überließe er sie ihrem Schicksal. Niemand, außer ihm selbst. Er hätte nicht anders als der Kommandant der BANDIKOT gehandelt, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, den Fremden auf den Zahn zu fühlen. Der Kommandant des Kreuzers, Modesto, war ein guter Mann. Deshwan Jankoff war vor längerer Zeit bereits auf ihn aufmerksam geworden, hatte erste Fühler zu ihm ausgestreckt. Sie würden Männer wie Modesto brauchen, die mit den Fünften auf das Eis gingen, damit seine Schöpfungen in den ersten kritischen Monaten die Extreme Snowflakes überstanden. Modestos Entscheidung, einen unsinnigen Befehl zu missachten, bewies Deshwan Jankoff, dass ihn sein Gespür nicht getrogen hatte. Modesto war ein wahrer Oxtorner. Er hatte es verdient, dass man für ihn und seine Leute einstand.

»An alle Einheiten: Keilformation bilden! Rivol: Versuche, den Notruf zu lokalisieren!«

Ein schneller, mit aller Macht auf einen Punkt konzentrierter Vorstoß konnte Erfolg haben. Die Fremden waren mit sich selbst beschäftigt, sie würden nicht mit dem Eingreifen einer dritten Partei rechnen. Mit etwas Glück ...

»Kommandant! Wir haben den Ausgangspunkt des Notrufs lokalisiert, ungefähr wenigstens.« Eine Markierung erschien im Holo der Schlacht, zeigte den Punkt an. Er lag nahe der Peripherie der Kämpfe. Gut. Es konnte gelingen.

»Gut gemacht, Rivol. Wir greifen an!«

Deshwans Stellvertreter antwortete nicht.

»Rivol, was ist?«

»Deine Verbindung zu Perry Rhodan steht, Kommandant.«

»Danke, Rivol. Später. Sag' ihm, die Sache hätte sich erledigt.«

»Er besteht darauf, mit dir zu sprechen!«

Das kam ungelegen. Sollte er den Unsterblichen ignorieren? Deshwan Jankoff war versucht, aber es wäre unklug gewesen. Die oxtornische Heimatflotte war Teil der Ligaflotte, sie unterstand dem Ersten Terraner. Widersetzte er sich ihm, würde die Betonung bald auf dem ersten Teil seines Titels liegen. Die Terraner waren schwach, aber zahlreich. Es gab dauerhaft kein Ankommen gegen sie. »Stell' in durch, Rivol.«

Das schlanke Gesicht Rhodans erschien. »Was fällt dir ein, Interimskommandant? Deine Schiffe nehmen Gefechtsposition ein!«

»Das ist korrekt.«

»Ich entsinne mich nicht, einen Angriffsbefehl gegeben zu haben!«

»Es handelt sich auch nicht um einen Angriff, sondern um eine Rettungsmission.«

»In Keilformation? Deine gesamte Flotte? Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen.«

»Die BANDIKOT, der Kreuzer, der sich freiwillig zur Erkundung der Trümmerflotte meldete, steckt zwischen den Fronten fest. Soll ich mit gefalteten Händen dasitzen und zuschauen, wie seine Besatzung stirbt?«

»In diesem Fall: ja.«

»Wie kannst du ...«

»Die Besatzung der BANDIKOT hat das Risiko gekannt, auf das sie sich eingelassen hat. Sie hat es gegen ihre Befehle noch einmal erhöht. Ich werde nicht zulassen, dass hunderte oder vielleicht tausende ihr Leben dafür lassen, ein paar Dutzend Lebensmüde zu retten.«

»Das ist nicht dein Ernst. Du bist Terranischer Resident! Du bist verantwortlich für ...«

»... für die Gesamtheit der Liga. Hast du dir eigentlich überlegt, welche Konsequenzen deine so genannte Rettungsmission haben kann? Diese Fremden werden sie als feindlichen Akt werten – und dann fallen sie vielleicht nicht mehr übereinander her, sondern über uns. Willst du das, Interimskommandant?«

»Nein, aber ... aber ...«

Aber ich kann nicht tatenlos zuschauen!, schrie es in ihm. Er schuldete der BANDIKOT seine Loyalität. Was bildete sich Rhodan ein? Seine Leute zum Tod zu verurteilen! Er ...

»Kommandant!« Rivol meldete sich über einen für Rhodan nicht hörbaren Kanal.

»Was ist?«

»Der Notruf der BANDIKOT ... er ist abgebrochen ...«

Die Worte löschten das Feuer, das ihn ihm wütete, augenblicklich. Abgebrochen. Es war zu spät. Die BANDIKOT war vernichtet.

»Kommandant? Hast du mich gehört?«

»Ja ... ja! Ich danke dir, Rivol. An alle Einheiten: Keilformation auflösen. Der Angriff findet nicht statt. Ich wiederhole: Der Angriff findet nicht statt.«

Der Oxtorner schloss die Kanäle, die ihn mit seinem Stellvertreter und Rhodan verbanden, ohne ein weiteres Wort. Er ging zu seinem Okrill, sank auf die Knie und lehnte den Kopf gegen die feuchte Haut des Tiers, das ihn in seiner Bewusstlosigkeit nicht wahrnahm.

Deshwan Jankoff wünschte, er hätte Koppin nicht betäubt. Es war nicht gut, allein zu weinen.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)

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