Читать книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst - Страница 23

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Kapitel 18

Sie warteten zu dritt.

Perry Rhodan, Reginald Bull und Julian Tifflor – drei Männer, die wie Ende dreißig wirkten und die eine Freundschaft verband, die bald drei Jahrtausende zurückreichte. Drei überaus wichtige Männer, vielleicht sogar die wichtigsten Männer der Liga überhaupt: der Terranische Resident, der Verteidigungs- und der Außenminister der Liga.

»Wo bleiben sie nur?«, schnaubte Bull, an dessen Ungestüm die Jahrtausende sich die Zähne ausgebissen hatten. »Was fällt diesen Muskelprotzen ein?«

»Sie lassen uns etwas zappeln, alter Freund. Eine kleine Spitze, um uns wissen zu lassen, dass es ihnen nicht passt, sich von uns herumkommandieren zu lassen.« Rhodan störte sich nicht an der Ungehaltenheit Bulls. Er wusste, dass sie zu einem guten Teil vorgetäuscht war. Bull lief sich warm für das Spiel, das gleich folgen würde. Es war ein uraltes Spiel, erfunden, lange bevor die Terraner ihre Heimatwelt verlassen hatten, und den Unsterblichen hatte es zahllose gute Dienste geleistet. Im Umgang mit Menschen aller Spielarten, aber – zu ihrer Verblüffung – auch mit vielen Fremden, beinahe so, als gäbe es jenseits aller unüberbrückbar erscheinenden Unterschiede eine Gemeinsamkeit aller Intelligenzwesen.

Das Spiel hieß guter und böser Polizist. Der Gute war freundlich und verständnisvoll, der Böse drängend und aggressiv. Der Gute der Strohhalm, der Böse eine furchtbare Naturgewalt, vor der es eben nur eine Rettung gab: sich an den Strohhalm zu klammern.

Rhodan und Bull hatten das Spiel über die Jahrtausende vielfach variiert. Mal gab Bull den Bösen, mal gab Rhodan ihn, mal wechselten sie – zur Verblüffung ihrer Gegenüber – mitten im Spiel die Rollen. Heute, gab Bull durch seine Bemerkung zu verstehen, war er in Stimmung für den Bösen.

»Ich bin sicher, sie werden gleich eintreffen«, sagte Julian Tifflor, der Dritte der Freunde, die sich in einem Konferenzraum der IMDABAN versammelt hatten. Er saß etwas abseits, als gehörte er nicht ganz in den Kreis der legendären Unsterblichen, als fehlte ihm etwas, das sie auszeichnete, ein Mann von unbestreitbaren Qualitäten, aber unter dem Strich eben doch nicht das Material, aus dem Unsterbliche gemacht werden. Tifflor war der Joker, der Dritte im Spiel, der Gesichtslose – und der Unterschätzte.

»Das Beiboot mit der Delegation des Interimskommandanten hat angedockt«, verkündete in diesem Augenblick die Bordpositronik.

Die drei Männer nickten einander zu. Sie widmeten sich den Holotickern, die vor ihnen in Augenhöhe entstanden, und sogen die aktuellen Lagemeldungen auf, die aus dem gesamten Gebiet der Liga Freier Terraner einliefen. Es waren keine guten Nachrichten, die sie lasen.

Nach kurzer – ungewöhnlich kurzer – Zeit öffnete sich die Tür des Konferenzraums, und die oxtornische Delegation trat ein.

»Das ist alles?«, sagte Bull anstatt einer Begrüßung. »Du bist allein gekommen?«

»Ja. Hast du etwas daran auszusetzen? Ich bin Deshwan Jankoff, Interimskommandant der oxtornischen Heimatflotte. Genügt dir das nicht?«

Der Mann stand reglos im Türrahmen, die überbreiten Schultern leicht nach vorn gereckt, als wollte er die Terraner anspringen, die nach wie vor saßen. Er war fraglos ein alter Mann. Ein sehr alter. Sein ausgemergelter Kopf, der einem Totenschädel glich, ließ daran keinen Zweifel. Ansonsten ... Perry Rhodan gelang es erst lange Zeit nach ihrer Begegnung zu benennen, wie der Eindruck zustande kam, aber Deshwan Jankoff wirkte alles andere als alt. Er strahlte eine Tatkraft und Ungeduld aus, vor der man sich unwillkürlich wegzuducken suchte. Ähnlich wie Bull in dieser Hinsicht, kam Rhodan der Gedanke, und er ahnte, wie ihr Treffen enden musste: mit einem Zusammenprall zwischen Bull und dem Oxtorner. Die Frage war nur, wer wen gegen die Wand drücken würde. Für den Oxtorner sprach die zähe Konstitution seines Menschenschlags und die ihnen bislang noch unbekannten Qualitäten, die ihn zum Befehlshaber der oxtornischen Heimatflotte gemacht hatten, für Bull die Erfahrung, die Unterstützung seiner Freunde und seine Hartnäckigkeit, eine Eigenschaft, die sogar noch seine Ungeduld übertraf.

»Ich hätte erwartet, dass du einige deiner Interimsoffiziere mitbringst, oder wie du sie nennst«, sagte Bull. »Du wärest gut beraten, die Ergebnisse dieses Treffens möglichst breit zu streuen.«

»Wäre ich das?« Der Oxtorner bedachte Bull mit einem frostigen Totenkopflächeln.

Der Unsterbliche hielt dem Blick stand. »Dir könnte etwas zustoßen. In diesem Fall wäre eure Flotte nicht nur führungs-, sondern auch orientierungslos, unfähig, im Gesamtkontext der Lage zu agieren.«

»Schön zu sehen, dass ihr Terraner euch Gedanken um unser Wohlergehen macht. Ich kann dir aber versichern, dass ich keinerlei Absichten hege, mir etwas zustoßen zu lassen. Ich versichere dir, ich bin der Letzte, der einen latenten Todeswunsch hegt.«

»So siehst du aus!« Bull stampfte wütend auf. »Ich weiß gar nicht, wieso wir mit dir sprechen! Interimskommandant! Was für ein grotesker Titel! Was ist mit der Ersten Oxtornerin? Wieso meldet ...«

»Sie ist unabkömmlich. Sie misst sich mit den Tieren und Pflanzen der Chliitsümpfe. Sie will nicht gestört werden.«

»Das ist eine schöne Ausrede! Auf was wartet sie noch, bis sie ihr Amt wahrnimmt? Das Ende des Universums?«

»Sie kann nicht gestört werden. Dilja Mowak hat bewusst keinerlei Kommunikationsgerät mitgeführt.«

»Ach ja, hat sie das nicht?« Bulls Gesicht hatte sich tiefrot verfärbt. »Eine schöne Anführerin habt ihr da. Verzieht sich in die Sümpfe und ...«

»... in dem Bewusstsein, dass ihr Volk in der Lage ist, auf sich selbst zu achten. Ich besitze alle Vollmachten, in ihrer Abwesenheit die oxtornische Heimatflotte zu befehligen.«

»Wie bitte? Ein ... ein ...« Bull suchte nach Worten.

Höchste Zeit für den Guten, aktiv zu werden. Rhodan erhob sich und ging auf den Oxtorner zu. »Es freut mich, dass du die Zeit gefunden hast, mit uns zu sprechen, Deshwan.« Er hielt ihm die Hand hin. Der Oxtorner zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er sie. Sein Händedruck unterschied sich in nichts von dem eines Terraners. Es war eine bedeutsame Geste: Der Oxtorner hätte Rhodans Hand mühelos zerquetschen können. Dass er seine Kräfte nicht einmal andeutete, war ein Signal. Deshwan Jankoff war trotz seines schroffen Auftretens ernsthaft zur Kooperation bereit.

»Bitte, setz dich, Deshwan.«

Der Oxtorner kam der Aufforderung nach. Zögernd, wie es schien. Vielleicht, weil er im Sitzen weniger bedrohlich wirkte, trotz seiner überbreiten Schultern.

»Wir haben dich eingeladen, um uns mit dir im Licht der jüngsten Ereignisse zu beraten.«

»Davon bin ich ausgegangen. Allerdings nicht davon, dass gleich drei Unsterbliche mich erwarten. Was verschafft mir – uns – die Ehre?«

»Ich denke, das wird dir am Ende unserer Besprechung klar sein.« Rhodan deutete auf den letzten verbliebenen Holoticker, der sich vor Tifflor aufgebaut hatte. »Es gibt Nachrichten von großer Tragweite. Doch davon später. Zuerst sollten wir die Lage vor Ort analysieren. Deshwan, wann habt ihr die fremde Flotte in Praesepe zuerst geortet?«

»Ich habe euch die Ortungs- und Logdaten bereits übermitteln lassen.«

»Natürlich. Aber wir würden gern von dir persönlich eine Einschätzung der Lage erhalten. Wenn du so freundlich wärst ...«

Der Oxtorner zuckte die Achseln. »Also gut. Der erste Flottenverband der Fremden wurde am achten April 1341 NGZ um 4:35 Liga-Standardzeit durch einen Frachter geortet, um 4:39 wurde er unabhängig davon von einem oxtornischen Raumer geortet.«

»Warum so bescheiden, Interimskommandant?«, schaltete sich Bull ein. »Die Daten besagen, dass du selbst diese Ortung vorgenommen hast.«

»Das ist ein Detail ohne Belang. Ein Zufall, kein Verdienst von meiner Seite.«

»Ein großer Zufall, nicht wahr?« Bull war drauf und dran, die Faust auf den Tisch zu knallen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. »Oxtorner sind nicht gerade begeisterte Raumfahrer und ...«

»Wie du aus meinem Lebenslauf ersehen kannst, der ohne Zweifel in euren Daten zu finden ist, bin ich in dieser Hinsicht kein gewöhnlicher Oxtorner. Ich habe mein Leben auf vielen Welten und Schiffen verbracht.«

»Seltsamerweise findet er sich nirgends. Wenn du so liebenswürdig wärst, ihn nachzureichen? Zur Komplettierung unserer Unterlagen ...«

»Sicher, sobald es meine Aufgaben zulassen.« Es war ein unangreifbares »Nein«, wie es einem Diplomaten zur Ehre gereicht hätte. Es ließ Rhodan aufhorchen. Es sagte ihm, dass Deshwan Jankoff mehr war als ein schießwütiger alter Mann.

»Das ist sehr freundlich von dir«, entgegnete Bull mit einem starren Lächeln. »Aber zurück zu den Fremden. Du bist genau zur richtigen Zeit im richtigen Sektor gewesen? Steigst innerhalb kürzester Zeit zum Kommandierenden der oxtornischen Heimatflotte auf? Das sind eine Menge Zufälle.«

»Wir Oxtorner glauben daran, dass man sich der Verantwortung stellen muss, ob es einem gefällt oder nicht. Ich hatte bislang geglaubt, dass in dieser Hinsicht Konsens zwischen den Terranern und meinem Volk besteht ...«

»Das tut es auch«, versicherte Rhodan. Er legte dem Freund beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Bully, mäßige dich bitte. Das ist keine Vernehmung, sondern ein Koordinationsgespräch unter Gleichen.« Er wandte sich wieder an Deshwan. »Bitte, berichte weiter.«

Der Oxtorner ließ den Blick zwischen Rhodan und Bull hin- und herwandern. Die Verwunderung war ihm anzusehen. Galten Rhodan und Bull nicht als unzertrennliche Freunde? Aber sie zeigten offen Differenzen! Und was war mit Tifflor? Der Unsterbliche starrte wortlos in seinen Holoticker und flüsterte lautlos von Zeit zu Zeit etwas vor sich hin, als sei er ein einfacher Assistent, betraut mit protokollarischen Aufgaben.

»Nun, wir haben die Fremden angefunkt. Um Identifikation gebeten, sie darauf hingewiesen, dass sie sich in unserem Hoheitsgebiet befinden. Sie reagierten nicht. Also haben wir ihnen Hilfe angeboten. Sie gaben wieder keine Antwort, stattdessen sprangen sie.«

»Wie weit und wohin?«

»Nicht sehr weit. Über 3,7 Lichtjahre. Und wohin? Sie schienen kein Ziel zu haben. Sie sind von einem Punkt weitab vom nächsten System zum nächsten Punkt weitab gesprungen. Durch einen glücklichen Zufall habe ich ihre Flotte wiedergefunden. Über den Rest wisst ihr Bescheid. Die oxtornische Heimatflotte nahm sich der Sache an. Die Liga schickte Verstärkung, über die ich anfangs erfreut war.«

»Jetzt nicht mehr?«

Der alte Oxtorner straffte sich. »Dein grundloses Zaudern, Perry Rhodan, hat verhindert, dass wir das Problem rechtzeitig an der Wurzel angegangen haben. Hättest du unseren Angriff nicht gestoppt, hätte die Flotte der Fremden längst Farbe bekennen, ihre wahren Absichten enthüllen müssen. Und wir hätten sie, wenn es zum Gefecht gekommen wäre, dezimiert, wenn nicht gar ausgelöscht.«

»Das bezweifle ich!« Bull war rot angelaufen. So tiefrot, dass Rhodan sich nicht mehr sicher war, dass sein Freund die Empörung spielte. »Habt ihr keine Augen im Kopf? Ihr müsst doch längst die Ortungsdaten analysiert haben, die während der Schlacht der beiden Flotten aufgezeichnet wurden. Diese Fremden sind uns überlegen! Ihre Offensiv- und Defensivkapazität liegt mindestens zwanzig Prozent über der unserer besten Schiffe, wahrscheinlich um über dreißig Prozent – und die Schiffe eurer Heimatflotte scheinen mir, höflich ausgedrückt, nicht auf dem allerneuesten Stand zu sein. Perry hat euch das Leben gerettet, ihr solltet ihm dankbar sein!«

Deshwan Jankoff lehnte sich zurück. »Leistung, Leistung, Leistung – ihr Terraner lernt nie dazu, was? Ihr glaubt an Leistung, aber immer nur an die eurer Technik. Ihr vergesst darüber das eigentlich Entscheidende: den Menschen. Der Mensch macht den Unterschied.«

»Auch wenn er in einer mehrere hundert Meter durchmessenden Stahlkapsel steckt, gegen die Gewalten anbranden, die einen ganzen Planeten pulverisieren können?«

»Das ist genau mein Punkt: Man darf sich nicht einengen lassen.«

»Salbungsvolle Worte – und wie wollt ihr das anstellen?«

»Das wirst du sehen – falls man uns die Gelegenheit gibt, es zu beweisen.«

»Ich bitte euch«, meldete sich Rhodan wieder zu Wort. »Ich denke, niemand hier am Tisch zweifelt den Mut und die Kompetenz eines der übrigen Anwesenden an, oder?«

Schweigen antwortete ihm.

»Na also. Immerhin sind wir bereits zum Kern unserer Besprechung vorgedrungen: der Frage, ob ein Angriff auf die Fremden überhaupt erforderlich ist.«

»Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte der Oxtorner.

»Und wieso das?«

»Ich denke, das ist spätestens seit dem Erscheinen der zweiten Flotte und der folgenden Schlacht offensichtlich. Diese Fremden sind uns überlegen, waffentechnisch und offenbar auch, was ihre Überlichtantriebe angeht. Sie springen aus dem Stand durch den Hyperraum!«

»Ich stimme deinem Urteil zu, Deshwan. Aber die technologische Kapazität allein stellt für sich genommen noch keinen feindlichen Akt dar.«

»Natürlich tut sie das. Diese Fremden können ihr militärisches Potenzial jederzeit gegen uns richten. An einem Ort und zu einem Zeitpunkt, den sie allein bestimmen. Ein militärischer Schlag würde uns unvorbereitet treffen. Wir müssen ihnen zuvorkommen und ...«

»Es ist interessant«, unterbrach ihn Bull, der sich betont lässig zurücklehnte, »dass ausgerechnet der Mann, der eben noch vom alles entscheidenden menschlichen Potenzial geredet hat, mit der Begründung von technologischer Überlegenheit auf der Gegenseite einen Angriff fordert, von dem nur eines sicher feststeht: das er eine Menge Menschenleben fordern wird.«

Deshwan Jankoff sprang auf. »Was fällt dir ein, Terraner?« Seine Finger schlossen sich um die Kunststoffplatte des Tischs. Es knackte, und Sprünge pflanzten sich in der Platte fort. »Willst du mich beleidigen, weil dir selbst der Mut gefehlt hat, entschlossen zu handeln?«

Rhodan sprang ebenfalls auf, bereit, zwischen die beiden Männer zu gehen. Er und Bull tauschten einen schnellen Blick aus.

Eingreifen?, fragte Rhodan.

Nein, kam die Antwort, ich habe ihn im Griff!

»Nichts liegt mir ferner«, sagte Bull. Er erhob sich, beugte sich vor, in die Reichweite der Arme des Oxtorners. »Ich will nur sicherstellen, dass nicht unnötig Blut vergossen wird. Sieh mich an, Deshwan Jankoff! Ich bin Verteidigungsminister der Liga. Krieg ist mein Geschäft. Seit langer Zeit. Mein Geschäft, nicht meine Leidenschaft. Wenn es nötig wird, militärische Gewalt anzuwenden, werde ich nicht zögern, sie zu befehlen. Ich werde nicht zögern, töten zu lassen, auch nicht, selbst zu töten. Aber nur unter zwei Bedingungen: Erstens müssen alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein. Und zweitens müssen diese Tode einen Sinn haben. Schlimmeres verhindern.«

»Ihr Terraner hängt sehr am Leben, nicht?« Der alte Oxtorner löste seinen Griff um die Tischplatte. Bruchstücke fielen zu Boden. »Und ihr macht es euch leicht, die Bedrohung für andere klein zu reden. Terra ist weit weg. Was wäre, wenn eine fremde Flotte wie diese in der Nähe eurer Heimat auftauchte? Oxtorne ist vom Punkt der letzten Ortung lediglich fünfunddreißig Lichtjahre entfernt, Suavity nur sechsundzwanzig. Wer garantiert uns, dass die Fremden nicht jeden Augenblick über Oxtorne oder einer anderen Welt Praesepes erscheinen?«

»Niemand«, sagte Rhodan. »Eben deshalb sind wir hier.«

»Mit einer Hand voll Schiffe! Mir wäre es lieber, die Liga hätte uns mehr Schiffe und dafür weniger Unsterbliche geschickt!« Deshwan Jankoff fixierte Rhodan.

Der Erste Terraner ließ sich nicht irritieren. Er war der Gute. Er würde ruhig bleiben, ganz gleich, welche Provokationen der Oxtorner ihnen entgegenschleuderte.

»Kommandant«, sagte Rhodan beschwörend. »Die Chance, dass diese Fremden in einem besiedelten System erscheinen, ist äußerst gering. Alle bisherigen Ortungen erfolgten zwischen Systemen. Im Umkreis von einem Dutzend Lichtjahren von unserem gegenwärtigen Standort befinden sich meines Wissens nach keine bewohnten Welten, mit Ausnahme einer dünn besiedelten Eiswelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Fremden irgendein Interesse an ihr haben könnten. Soweit wir feststellen können, beherrscht sie nur ein einziges Interesse: sich gegenseitig abzuschlachten.«

»Das mag sein. Aber woher willst du wissen, was in den Köpfen dieser Fremden vorgeht, falls sie überhaupt welche haben?«

»Nirgendwoher. Und deshalb schlage ich vor, dass wir versuchen, mehr über diese Fremden herauszufinden.«

»Das haben wir versucht. Und wir haben gesehen, was dabei herausgekommen ist.«

»Das reicht!«, brüllte Bull und sprang ebenfalls auf. »Die BANDIKOT hat gegen alle Befehle gehandelt. Deine Leute haben nicht nur sich selbst, sondern auch den terranischen Botschafter in unverantwortliche Gefahr gebracht, als sie mitten in die fremde Flotte vorstießen!«

»Wo sie von euch im Stich gelassen wurden!«

»Im Stich gelassen? Wie viele Leben hätten wir denn für sie opfern ...«

»Genug!«, Rhodan hob beide Arme. »Diese Diskussion hatten wir bereits. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind zusammengekommen, um zu beraten, wie wir in Zukunft besser zusammenarbeiten können, nicht, um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Und ich bin der Meinung, dass wir mehr über die Fremden erfahren müssen.«

»Nur zu, schickt eure Schiffe aus! Sucht diese Fremden!« Der Oxtorner zuckte mit den Achseln. »Die oxtornische Heimatflotte wird sich in der Zwischenzeit der Verteidigung unserer Welten widmen – und sollten diese Fremden sich auch nur einen einzigen aggressiven Akt zuschulden kommen lassen, schlagen wir los!«

»Das ist leider unmöglich. Ich kann die Schiffe der Heimatflotte nicht freigeben.«

»Wieso das?« Die Hände des Oxtorners griffen ins Leere, als er im Reflex die Tischkante umfassen wollte.

»Weil wir nicht genügend haben. Wir müssen die Fremden finden, bevor sie uns finden. Aber um Praesepe ortungstechnisch wenigstens rudimentär abzudecken, brauchen wir die Einheiten deiner Flotte.«

»Du verlangst von mir, meine Kräfte zu zersplittern? Und das angesichts eines zahlenmäßig und technisch überlegenen Gegners? Das kommt nicht in Frage. Oxtorne hat immer loyal zu Terra gestanden – nun ist es an der Zeit für Terra, zu uns zu stehen.«

Rhodan atmete tief durch. »Deshwan, ich versichere dir, wir tun alles, was in unserer Macht steht.«

»Das sind leere Versprechen! Wo bleibt denn die Ligaflotte?«

Rhodan sah zu Tifflor. »Tiff?«

Der Unsterbliche, der aus manchen Blickwinkeln Rhodan beinahe in unheimlicher Weise ähnelte, nickte. Er flüsterte der Steuerpositronik einen Befehl zu. Der Raum verdunkelte sich. Die Schwärze des Alls umfing die Männer. Und dann schoben sich noch dunklere, willkürlich gezackte Umrisse vor die wenigen Sterne. Es waren Schiffe desselben Typs, wie jene, die sich in Praesepe eine erbarmungslose Schlacht geliefert hatten.

»Diese Aufnahmen«, erläuterte Tifflor, »wurden der IMDABAN eben per Funkrelais überspielt. Sie sind eine knappe Stunde alt. Sie wurden dreißig Lichtjahre vom Solsystem entfernt aufgenommen.«

»Dann ist eine zweite Flotte der Fremden aufgetaucht?«, sagte Deshwan Jankoff. Leise, beinahe flüsternd – das äußere Anzeichen dafür, dass sich die Gedanken des Oxtorners überschlugen.

Tifflor schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so. Das, was du hier siehst, ist die vierzehnte.«

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)

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