Читать книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst - Страница 27

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Kapitel 22

Das Gefechtssystem ihres Anzugs dirigierte An-Keyt zum Nachtlager des Trupps. Die Loowerin ging die Logdaten der vergangenen Stunden durch. Sie stieß auf eine Lücke von mehreren Minuten. Die Aufnahmen des Systems – optisch, akustisch, Orter- und Tasterdaten – setzten abrupt aus, kurze Zeit, nachdem sie sich von ihrem Trupp abgesondert hatte. Erst einige Subeinheiten nach ihrer Begegnung mit dem flachäugigen Fremden setzten sie wieder ein. Es war, als hätte jemand das System nach Belieben herunter- und wieder hochgefahren. Ein verstörender Gedanke. An-Keyt war an Ausfälle der Technik gewöhnt. Zu hastig war der Feldzug vorbereitet worden, zu umkämpft waren die Ressourcen, als dass es hätte anders sein können. Doch ein Ausfall dieser Größenordnung?

An-Keyt rief das Diagnosesystem ihres Anzugs auf. Bei dem Ausfall handelte es sich um ein routinemäßiges Herunterfahren. Wartungsarbeiten, erhielt sie lapidar Auskunft. Zu lapidar, als dass sie sich damit zufrieden gegeben hätte. Sie sprach das System direkt an.

»Was ist das für eine Lücke in den Aufzeichnungen?«

»Ein Routine-Wartungsintervall«, kam die Auskunft.

»Wieso ist er dann nicht in den Logdateien verzeichnet?«

»Das ist ein Beleg dafür, dass ein Wartungsintervall notwendig war«, antwortete das System. Ausweichend, schien An-Keyt wider besseres Wissen. Sie übertrug loowerische Maßstäbe auf einen Computer. Das Anzugsgefechtssystem kannte keine Kategorien, in denen »ausweichend« vorgekommen wäre.

»Wieso wurde die Wartung nicht wie üblich in der Ruheperiode durchgeführt?«

»Sie war dringlich.«

»Was meinst du mit ›dringlich‹?«

»Dringend notwendig.«

Dabei blieb es, mehr bekam sie nicht aus dem Gefechtssystem heraus. Sie versicherte sich, dass das System arbeitete – sie hatte keine Möglichkeit festzustellen, ob es einwandfrei arbeitete – und setzte ihren Weg fort. Sie begegnete keinen weiteren Flachaugen, auch wenn sie das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass hinter jedem Vorsprung ein Feind auf sie lauerte.

Es war ein weiter Weg für An-Keyt. Zu Fuß und mit rudimentären Anzugssystemen zugeschaltet, um eventuellen feindlichen Ortern zu entgehen. Der Marsch war anstrengend, aber nicht so anstrengend, dass es sie daran gehindert hätte, über das Geschehene nachzudenken – falls überhaupt etwas geschehen war, sie nicht Opfer ihrer eigenen Einbildung geworden war. Schließlich hatte sie den Geschmack des Peschtans gespürt. Vielleicht wirkte es bereits in winzigen Dosierungen? Hatte es ihr Trugbilder vorgegaukelt?

Sie besaß keinen Beleg. Logdateien existierten nicht. Sie selbst war unverletzt, ihr Anzug unversehrt. Keine Schmorstelle zeigte an, dass sie einem Flachauge mit knapper Not entkommen war. Möglich, dass ihr ID-Stift die Begegnung aufgezeichnet hatte, möglich, dass nicht. An-Keyt wusste nicht, wie die Stifte arbeiteten. Wenn die Daten, die die Stifte aufzeichneten, komplett vom Gefechtssystem des Trägers stammten, mussten sie ebenso lückenhaft wie ihre Quelle sein. Sie hatte keinen Zugriff auf ihren ID-Stift, konnte ihre Gedankengänge nicht verifizieren. Der Stift war irgendwo in ihren Körper implantiert, die Loowerin wusste nicht einmal, an welcher Stelle. Er konnte erst nach ihrem Tod ausgelesen werden. Ein Mechanismus, der verhinderte, dass Soldaten mit den Daten herumspielten, die Aufzeichnungen verfälschten. Ihre Erfahrungen, die Dokumentation ihrer Fehler und Leistungen war ein Schatz, der nicht ihnen gehörte, sondern der Gemeinschaft.

Sie kam nicht an die Daten auf ihrem ID-Stift heran. Doch was war mit dem Oberkommando? Die Loowerin konnte sich nicht vorstellen, dass es ebenso hilflos war wie sie. Die Kommandeure, allen voran Kilan-Gerp, mussten Zugriff auf die ID-Stifte haben. Ihre Verantwortung für das Wohl des Ganzen erforderte es zwingend. An-Keyt musste also nur Meldung machen, um an die Daten ihres ID-Stifts zu kommen. Negan-Parr mochte viele Schwächen haben, aber der Vordenker war kompromisslos gewissenhaft. Er würde auf ihre Meldung hin handeln. Umgehend und korrekt bis in die Tentakelspitzen. Er konnte nicht anders.

Nur: Was, wenn der ID-Stift die Begegnung nicht aufgezeichnet hatte? An-Keyt hatte sich unerlaubt von ihrem Trupp entfernt. Negan-Parr würde das missfallen – und er würde ebenso wenig darüber hinweggehen, wie er alles daransetzen würde, den fehlenden Daten auf den Grund zu gehen. An-Keyt, der ohnehin nur zu bewusst war, dass ihr Status in der Gruppe gering war, würde den letzten Funken an Respekt von Negan-Parr verlieren, noch tiefer sinken als selbst der Söldner. Der Vordenker würde sie entsprechend einsetzen: für die gefährlichsten Einsätze.

An-Keyt brachte den Gedanken mit unpassender Ruhe zu Ende. Es war nur gute Entelechie. Der Vordenker stand in der Verantwortung. Er musste seinen Teil zum Gelingen des Ganzen tun. Die Fähigkeit, seine Soldaten korrekt einzuschätzen, sie entsprechend einzusetzen – dazu war er Vordenker. Und auf dieser Skala geriet An-Keyt in bedrohliche Nähe, die entbehrlichste ihres Trupps zu werden. Die Loowerin war einfache Soldatin. Ihre Aufgabe war es, zu töten. Nicht mehr, nicht weniger. Bislang hatte sie sie erfüllt. Nicht in herausragendem Maße, aber auch nicht so ungenügend, dass Negan-Parr zum Eingreifen gezwungen wäre.

Berichtete sie jetzt aber dem Vordenker von ihrer Begegnung, würde ihr Status augenblicklich in den freien Fall übergehen. Sie hatte das Peschtan nicht genommen. Sie hatte sich von ihrem Trupp abgesondert. Schlimm genug. Würde aber der ID-Stift ihre Darstellung nicht belegen, sie stünde bestenfalls als Lügnerin da, schlechtestenfalls als Verwirrte, als Soldatin, die der psychischen Belastung des Kampfs nicht standgehalten hatte. Eigentlich ein Fall für die Ärzte hinter den Linien. Nur, dass niemand mehr hinter die Linien gebracht wurde, der noch auf zwei Beinen stehen konnte. Zu wenige Kämpfer waren noch übrig. Jeder wurde gebraucht, auch solche, deren Verstand angegriffen war.

Beide Vorstellungen waren An-Keyt zuwider. Sie war keine Lügnerin. Sie wusste, was sie erlebt hatte. Ihre Körperhaare hatten sich noch immer nicht beruhigt. Und sie hatte ihren Verstand beisammen, auch wenn sich der Loowerin das Tiefenbewusstsein mit einer Hartnäckigkeit entwand, wie es das noch nie getan hatte, seit sie zu ihm durchgebrochen war, vor Jahren.

Sie musste also darauf setzen, dass der Stift korrekt gearbeitet hatte. Dann ...

An-Keyt stoppte abrupt, als ihre Gedanken einen Sprung machten. Die einzig mögliche Folgerung zogen. Was dann? Angenommen, der Stift hatte ihre Begegnung aufgezeichnet – den Beweis, dass sie einem Flachauge begegnet war, ohne den geringsten Versuch unternommen zu haben, es zu töten. Ebenso wenig, ihm zu folgen, um herauszufinden, wo es und seine Brut hausten. Ohne irgendetwas unternommen zu haben. Diese Möglichkeit, erkannte An-Keyt, war noch niederschmetternder als alle übrigen. Sie würde sich keine Sorgen um ihren Status innerhalb des Trupps mehr machen müssen, sie würde keine Subeinheit mehr bei ihm bleiben. Das Oberkommando würde sie versetzen, in eine der Strafeinheiten, von denen die Soldaten einander flüsternd erzählten, wenn sie glaubten, dass Negan-Parr sie nicht hören konnte. Niemand hatte je eine solche Einheit gesehen, aber An-Keyt zweifelte nicht an ihrer Existenz. Und genauso wenig daran, dass sie in einer Strafeinheit der baldige Tod erwartete.

Ein Geräusch schreckte An-Keyt auf. Ein leises Zischen. Sie brachte ihren Strahler in Anschlag, den sie nicht mehr aus den Greiflappen gelegt hatte, seit sie wieder auf die Beine gekommen war. Sein Lauf zeigte auf ein Helk-Modul. Es war hier, um sie sicher in das Nachtlager ihres Trupps zu geleiten. An-Keyt ließ es mit sich geschehen. Sie nahm ihre Umwelt kaum wahr, zu sehr nahm das innere Ringen sie in Anspruch. Sie musste melden, was geschehen war. Ihre entelechische Schulung verlangte es von ihr. Eigeninteresse steht hinter dem der Gemeinschaft zurück. Dieser Glaube war der Fels, auf dem ihre Überzeugungen ruhten. Deshalb hatte sie sich dem Krieg für das Leben angeschlossen, deshalb war sie an diesen Ort zwischen die Dimensionen gereist und säte Tod und Vernichtung. Die Gemeinschaft war alles. Sie war nichts.

Ich bin nichts.

Ich bin nichts.

Ich bin nichts.

An-Keyt wiederholte den Satz, wie um sich selbst zu hypnotisieren. Ohne Erfolg. Ein anderer Impuls war stärker. Sie wollte leben. Leben, leben, leben. Sie hatte es sich geschworen.

Als die Schleuse des Nachtlagers vor ihr zur Seite glitt, hatte An-Keyt ihre Entscheidung getroffen.

An-Keyt hatte sich in den wenigen Momenten, die ihr vor dem Eintreffen in das Nachtlager blieben, eine Geschichte zurechtgelegt. Ohne würde sie nicht durchkommen. Schließlich hatte sie sich mehrere Subeinheiten lang vom Trupp entfernt. Negan-Parr würde darauf bestehen, zu erfahren, wo sie gewesen war, was sie getan hatte und, natürlich, wieso sie sich ohne Befehl entfernt hatte. Negan-Parr würde jedes Detail wissen wollen, sich erst zufrieden geben, wenn alle offenen Fragen zu seiner Zufriedenheit geklärt waren.

Und die übrigen Soldaten? Einem Teil würde ihr Schicksal egal sein. Eigentlich den meisten. Sie würden sich auf sie stürzen, außer sich vor Wut, dass An-Keyt ihnen den wertvollen, immer zu knappen Schlaf gestohlen hatte. Sie würden jede Ungenauigkeit erkennen, sie ans Licht zerren, sie zerreden ... kurz: An-Keyts hastig zusammengezimmertes Lügengebilde in der Luft zerfetzen.

Die Loowerin betrat das Nachtlager. Ihr Körperhaar, das eben erst wieder zu einer gewissen, wenn auch elektrisierten Ruhe gefunden hatte, war in Aufruhr. Gnädig gedämpftes Licht empfing sie – und sechs fest schlafende Loower.

An-Keyt verharrte auf der Stelle, überprüfte ungläubig die Zeitanzeige ihres Anzugs. Es war zu früh, viel zu früh. Der Trupp kam niemals schon um diese Zeit zur Ruhe. Die Anspannung des Tages, selbst die eines Tages ohne jedes Ereignis, das eine Nachricht an das Bereichskommando wert gewesen wäre, war zu groß. Die Zweidenker mussten erst langsam herunterkommen, bevor sie Schlaf fanden, trotz der beruhigenden Tabletten, die sie schluckten. Die Soldaten versuchten, jeder auf seine Weise, die Spannung abzubauen. Negan-Parr mit seinen endlosen Analysen der strategischen Lage. Der Söldner, indem er sich aus dem Helk-Netz die besten Gefechte des Tages zog und sie regungslos verfolgte, eingehüllt in den feinen Dunst, den seine vibrierende Sprachblase erzeugte. Lef-Krar und Mirton-Kehn mit ihren endlosen Liebesspielen. Die übrigen mit geflüsterten Gesprächen, die sich unweigerlich auf die Trümmersphäre konzentrierten, die perfekte Welt, die sie zurückgelassen hatten, zu der es kein Zurück mehr gab. Im Nachtlager erwartete An-Keyt um diese Zeit alles, nur nicht Loower im Tiefschlaf.

Vorsichtig machte die Loowerin einen Schritt in den Raum. Es stank nach Schweiß und Verdauungsgasen. Und da war noch etwas, was An-Keyt nicht einordnen konnte. Ein süßlicher Geruch. Unpassend. Und widerwärtig, wie sie nach einigen Atemzügen feststellte.

Was war hier los? Ihre Kameraden trugen ausnahmslos Kampfanzüge, lediglich die Helme hatten sie eingeklappt. Die Anzüge sahen mitgenommen aus, als wäre der Trupp durch furchtbare Gefechte gegangen. Sie waren fleckig. Manche der Flecken waren Spritzer, wie von einem Regenschauer, andere waren großflächig, als hätte man Kübel von Flüssigkeit über dem Träger ausgeschüttet. Gemeinsam war allen Flecken ihre dunkle Farbe. Auf den ersten Blick hätte man sie für Elemente eines Tarnanstrichs halten können, aber als An-Keyt die Blicke ihrer Stielaugen über den Raum wandern ließ und die süßliche Luft in ihre Lungen pumpte, kam ihr ein Verdacht, so furchtbar, dass sie versucht war, auf der Stelle kehrtzumachen und wieder hinauszurennen in das Labyrinth der Gänge der PAN-THAU-RA, um sich den Flachaugen auszuliefern.

Nein. Nicht!, dachte sie. Bitte nicht!

Ihre Bitte wurde nicht erhört. Die Blicke ihrer Stielaugen blieben an einer Ecke des Raums hängen. Kein Loower schlief dort. Auf einem ungeordneten Haufen, achtlos aufeinander geworfen, lagen Messer. Es waren schwere Werkzeuge, so lang wie loowerische Flughäute. Mit Doppelschneiden, eine glatt und scharf, die zweite gezahnt wie eine Säge. An-Keyt erinnerte sich an den Tag, als die Messer auf dem Transporter ausgegeben worden waren. Wie die Soldaten die primitiven Werkzeuge ungläubig angestarrt und gescherzt hatten, ob der Neundenker etwa von ihnen erwartete, dass sie sich mit Messern den Weg durch das Sporenschiff schnitten. Seit die Soldaten durch die PAN-THAU-RA marschierten, war noch kein Tag vergangen, an dem sie die klobigen, schweren Messer nicht verflucht hätten. Nur das entelechische Kredo, niemals Ressourcen zu vergeuden, hat sie daran gehindert, sie einfach wegzuwerfen.

Nun hatten die Messer ihren Zweck gefunden. Die glänzende Legierung ihrer Schneiden war stumpf, verborgen unter einer klebrigen Schicht, bei der es sich nur um das Blut von Flachaugen handeln konnte.

An-Keyt wurde übel. Sie hatte seit dem vorigen Abend nicht mehr gegessen – zu wenig, wie üblich, auf der PAN-THAU-RA wollte sich kein normaler Appetit einstellen – und so gut wie nichts getrunken. Ihre Kräfte neigten sich dem Ende zu. Ihre Beine knickten ein. Sie waren mit einem Schlag leb- und kraftlos.

An-Keyt fiel – und fing sich auf, gerade in dem Moment, als ihr Höckerwulst auf den Stahlboden prallen wollte. Ihre Tentakel schnellten vor und stoppten den Fall, richteten sie mit einer Kraft auf, die sie längst nicht mehr in sich vermutet hätte.

An-Keyt wollte leben. Immer noch.

Sie tastete nach dem Messer, das an der Seite ihres Anzugs baumelte, hob es hoch und betrachtete das Glitzern seiner makellosen, unbenutzten Klinge im Dämmerlicht. Keiner ihrer Kameraden rührte sich. Das Peschtan hatte sie immer noch im Griff, ließ sie nach der Raserei des Tages wie Tote schlafen. Nicht einmal ein Angriff der Flachaugen oder ein Anruf des Neundenkers persönlich würde sie wecken. An-Keyt umfasste den Griff fester, senkte die Spitze der Klinge – angriffsbereit, wie die Ausbilder ihr beigebracht haben – und setzte sich lautlos in Bewegung.

Ihr Ziel war der Messerhaufen. Sie erreichte ihn unbehelligt, beugte sich über die Klingen. Der süßliche Gestank war hier penetrant, bestimmend. An-Keyt hielt den Atem an, beugte sich tiefer dem Boden entgegen und fand, was sie suchte: eine Lache, die sich unter den Messern gebildet hatte. Sie tauchte ihren linken Tentakel hinein. Das Blut war zu einer zähflüssigen Masse geronnen, eben noch ausreichend für ihre Zwecke. Sie schmierte es über die Klinge ihres Messers und schob es unter den Haufen. Sie hielt weiterhin die Luft an, obwohl ihr Puls hämmerte, Sauerstoff einforderte, fuhr mit beiden Greiflappen durch die Lache und schmierte sich Blut über den Anzug.

Als sie fertig war, glich sie ihren Kameraden. Beinahe. An-Keyt war blutverschmiert, die übrigen Soldaten blutverspritzt. Die Loowerin hoffte, dass am Morgen niemand den Unterschied bemerkte, niemand Verdacht schöpfte.

An-Keyt schlich an ihren Schlafplatz, angewidert von sich selbst und der Welt, zugleich berauscht von der Entschlossenheit, mit der sie gehandelt hatte. Niemand würde erraten, was sie getan hatte. Es war zu absurd, zu weit hergeholt. Niemand rechn...

Ein Stöhnen ließ sie herumfahren. Ein Loower hatte sich aufgerichtet. An-Keyt erkannte Lef-Krar, den Navigator. Ein Gurgeln kam aus seiner Sprachblase, als hätte er sich eine der Atemwegsinfektionen zugezogen, die Loower trotz ihrer fortgeschrittenen Medizin häufig plagten. Seine Stielaugen waren ausgefahren, wackelten auf und ab, als wollten sie im nächsten Moment von den Stielen fallen und über den Boden purzeln.

»Nein!« Eine Tröpfchenfontäne begleitete Lef-Krars Ausruf. »Ich will nicht. Nein!«

An-Keyt riss sich von dem Anblick los. Lef-Krar befand sich in seiner eigenen Welt, irgendwo zwischen den Halluzinationen, die ihm das abklingende Peschtan einflößte, und den Plagen seines Gewissens oder Tiefenbewusstseins – sollte er noch eines von beiden besitzen. Was auch immer, der Navigator nahm sie nicht wahr. An-Keyt drehte sich weg, um sich an einer freien Stelle des Bodens niederzulegen.

»Du!«, rief, nein schrie Lef-Krar. »Du!«

An-Keyt erstarrte in der Bewegung. Ihre Stielaugen kreisten fieberhaft. Keiner der übrigen rührte sich. Wenigstens das. Sie wandte sich dem Navigator zu. Seine Stielaugen waren ganz ausgefahren, wie Lanzenschäfte auf sie gerichtet. Oder sah er auf die Wand hinter ihr, in die Ferne?

»Lef-Krar!«, zischte sie. »Leg dich wieder schlafen. Es ist Nacht. Morgen wird anstrengend. Der Krieg ist noch nicht gewonnen.«

An-Keyt erhielt nur ein Gurgeln als Antwort. Falls es sich überhaupt um eine handelte. Das Gurgeln hatte weder Anfang noch Ende, erinnerte eher an das Betriebsgeräusch einer Maschine.

»Lef-Krar«, versuchte sie es ein zweites Mal, lauter. »Leg dich hin. Alles wird gut.«

Das Gurgeln des Navigators ging weiter. Aber der Winkel seiner Augenstiele wurde flacher, sein Körper sackte ein wenig weg, faltete sich entlang des Rückgratscharniers zusammen. Lef-Krar, ein großer und kräftiger Mann, wirkte plötzlich sehr klein und verletzlich.

»Alles wird gut«, sagte An-Keyt. »Du musst nur schlafen.«

Der Navigator sank zurück, und kurz darauf war das Gurgeln zu einem leisen Schnurren geworden. Lef-Krar schlief.

An-Keyt streckte sich auf dem harten Boden aus und versuchte, es ihm gleichzutun.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)

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