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7 – Sorbonne

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Madame Zink hatte den Chinesischen Gong auf der Theke des Le Petites abgestellt, während Professor Gräulich mit Nickels Hundeleine als auch dem Bilderrahmen, den er für Zinks Portrait gekauft hatte, kämpfte.

Madame Le Blanc kam freudig zu ihnen heran. »Wie? Schon zurück? Sagen Sie nicht, dass Ihnen unser Paris nicht gefällt!«, sagte sie in spaßigem Ton.

Hinter ihr kam schwanzwedelnd ein Dalmatiner angesprungen.

Im gleichen Augenblick riss Nickel sich los und hechelte auf den Dalmatiner zu.

»Nickel, wirst du wohl!«, rief Madame Zink aufgeregt aus.

»Keine Angst, Madame, Sorbonne tut Ihrem Hund nichts.« Sie wandte sich der Dalmatiner-Hündin zu. »Nicht wahr, Sorbonne, du bist ein ganz liebes Mädchen.«

»Eine Hundedame, na dann«, antwortete Zink erleichtert.

»Hast du’s nicht gehört, Zink? Der Dalmatiner ist eine Hündin!«, warnte Evelyn.

»Was sagst du? Ach du dickes Hühnerei, daran habe ich gar nicht gedacht. Hierher, Nickel, aber sofort!«

»Aber, aber, lassen Sie die beiden doch. Sehen Sie nur, wie gut sie sich verstehen.«

»Sicher, schon. Nur, mein Hund ist ein Rüde.«

»Um so besser, nicht wahr? Dann können auch unsere Hunde den Flair der Liebe, der über Paris liegt, kennen lernen«, amüsierte sich Madame Le Blanc.

Professor Gräulich kämpfte unterdessen mit dem großen Bilderrahmen. Mit betroffenem Gesicht sah er Madame an. »Beinahe wäre er mir aus der Hand gefallen. Nicht vorzustellen, wenn er zerbrochen wäre und Ihr Portrait zerstört hätte.«

»Oh ja, nicht auszudenken, Gräulich. Da hätte ich doch tatsächlich nichts mehr, worüber ich mich jeden Tag aufs Neue ärgern könnte«, entgegnete Madame mit einem angewiderten Blick auf das Bild, das der Straßenmaler als ihr Portrait bezeichnet hatte.

»Gib jetzt Ruhe, Zink! Bring deinen Chinesischen Gong nach oben. Ich will endlich zu meiner Franzosenkappe kommen.« An den Professor gerichtet, fragte sie: »Nicht wahr, mein bester Gräulich, Sie kaufen mir doch eine Baskenmütze. Aber fliederfarben, wenn ich bitten darf. Und was das Finanzielle angeht: Sie wissen ja selbst, weshalb ich nicht in der Lage bin, mir selbst eine zu kaufen. Es sein denn, einer von euch würde mir mit ein bisschen Kleingeld aushelfen. Nur ein paar Euro, damit ich nicht ganz so arm wirke.« Sie drehte sich zu Quentin. »Nun, wie wär’s, Junge? Gibst du deiner armen Großtante ein bisschen Geld?«

Madame Le Blanc folgte dem Gespräch mit Überraschung. »Haben Sie Ihr Porte-monnaie verloren, Madame Li Nola?«, erkundigte sie sich besorgt.

»So kann man das nicht sagen«, versuchte sich Evelyn herauszureden. Wie hätte sie Madame Le Blanc auch erklären sollen, dass sie ein Geist war, und Geister weder Geld, noch Porte-monnaies benötigten.

»Nein, so ist es auch nicht.« Kim blickte mit einem verschwörerischen Blick zu Evelyn. »Unsere Tante ist in einem Alter, da verlegt man schon einmal etwas, ohne zu wissen, wohin. Aber seien Sie unbesorgt, bisher hat sich alles immer wieder angefunden.«

»Ah, so«, antwortete die Le Blanc verständnisvoll und bedachte Evelyn li Nola mit einem Blick des Bedauerns. Vergesslich, nein, so hätte sie die alte Dame gar nicht eingeschätzt. Eher im Gegenteil. Zumal sie so alt gar nicht wirkte.

Quentin war es, der das unbequeme Thema beendete. Er bückte sich zu dem Dalmatiner und strich ihm über den Kopf, dabei wandte er sich Madame Le Blanc zu, während Zink nach oben ging, um endlich den Chinesischen Gong in ihrem Zimmer abzustellen.

»Sorbonne? Ein etwas eigenartiger Name für einen Hund. Mich erinnert er an die Universität. Oder wollen Sie damit andeuten, dass der Dalmatiner überaus schlau ist, um dass er diesen Namen trägt?«, erkundigte sich Quentin.

Madame Le Blanc lächelte. »Sorbonne, sie ist ein sehr schlaues Tier, das stimmt. Allerdings hat sie nicht deswegen ihren Namen. Ein Freund meines verstorbenen Mannes Albert, Gott hab ihn selig, hat ihn auf dem Universitätsgelände gefunden. Der Freund meines Alberts, er ist Professor. Er lehrt an der Sorbonne. Von daher hatte er zu wenig Zeit, um sich um den Hund zu kümmern, der wohl ausgesetzt worden war, denn es hatte sich niemand gefunden, noch gemeldet, der den Hund vermisst hätte. So kam Sorbonne zu uns. Und weil sie nun mal auf dem Gelände der Sorbonne gefunden worden war, dachten wir, dass dies der passende Name für sie wäre.«

»Das ist sehr interessant.« Kim war begeistert, zumal sie sowieso einen Hang für außergewöhnliche Tiernamen hatte.

Durch ihre Rückkehr unterbrach Zink ungewollt die Unterhaltung.

»Können wir jetzt endlich gehen und meine Kappe kaufen?«, erkundigte sich Evelyn.

»Sicher, beste Freundin«, schmunzelte Madame Zink, die die Vorliebe Evelyns für Hüte und dergleichen kannte.

»Dann viel Spaß. Wir können uns heute Abend, wenn Sie möchten, noch ein wenig unterhalten«, schlug Madame Le Blanc vor.

Kim nahm ihre Tasche, dabei fiel sie ihr aus den Händen, so dass die Tarotkarten aus der Tasche herausfielen.

Madame Le Blanc erblickte die Karten. Nachdenklich sah sie Kim an. »Mein Mann, er hatte, kurz vor seinem Tod, auch Tarotkarten gefunden. Die sahen den Ihren sehr ähnlich.« Die Wirtin sah nachdenklich auf die am Boden liegenden Tarotkarten. »Doch das ist eine etwas längere Geschichte. Wenn Sie möchten, erzähle ich sie Ihnen irgendwann einmal, wenn Sie Zeit haben, bei einem guten Glas Rotwein. Doch nun möchte ich Sie nicht länger aufhalten.« Ihre Hand fuhr unter Sorbonnes Schnauze. »Sorbonne, aus! Jetzt ist es genug. Du musst deinen Hundefreund fürs Erste gehen lassen. Später könnt ihr immer noch miteinander spielen«, lachte sie und zog Sorbonne von Nickel fort.

Auch Zink zog ihren Hund zu sich heran. Nur widerwillig folgte er ihr. Mit einem Blick zu Sorbonne zeigte Nickel, dass er viel lieber bei der Hundedame geblieben wäre, als mit Madame und den anderen spazieren zu gehen.

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