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3 – Die Glocken Saint Claires

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Kim drehte sich unruhig im Schlaf. Immer wieder träumte sie, dass Hände nach ihr griffen. Gesichtslose Hände. Körperlose Hände.

Mitten in der Nacht erwachte sie schweißgebadet. Mit einem raschen Blick auf den schlafenden Quentin, verließ sie das Bett, sehr darauf bedacht, ihren Verlobten nicht zu wecken.

Sie nahm ihre Zigaretten und ging barfüßig auf den einladenden Balkon, der an ihrem Zimmer angrenzte.

Nachdem sie sich eine Zigarette angezündet hatte, blies sie den Rauch von sich.

Sie beugte sich übers Geländer, dabei wanderte ihr Blick zur Gartenterrasse des Le Petites, und auf all die Blütenpracht, die sich unter ihr auftat, die sie im Dunkel der Nacht jedoch nur erahnte.

Von fern hörte sie einen Kater maunzen. Dem folgte das aufgebrachte Gebell eines Hundes. Wahrscheinlich jagt er die Katze. Zornig hörte der Hund sich an.

Kim ließ sich in den breiten Terrassensessel fallen und lehnte sich an. Sie schloss die Augen und dachte über ihren Traum nach.

Wie hieß es im Volksmund? Dass wahr werden würde, was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumte.

»Na danke, dann steht mir in diesem Urlaub nichts Gutes bevor«, formten sie die Worte über ihre Lippen, von einem Frösteln begleitet.

Wofür konnten sie nur stehen, diese Hände, die sie in ihrem Traum verfolgt, und nach ihr gegriffen hatten? Die versucht hatten, sie zu sich hin zu zerren.

Warum waren sie überhaupt nach Frankreich gefahren, obwohl sie doch durch Gräulichs Vision bereits im Vorfeld gewusst hatten, dass Frankreich nichts Gutes für sie bereit halten sollte. Zumindest, dass sie auch hier wieder in Gefahr sein würden.

Statt den Urlaub in ein anderes Land zu verlegen, waren sie übereingekommen, dass sie dieses Mal die Erholungstage gemeinsam antreten würden. Sie allesamt. Doch konnte das die Lösung sein?

Kim drückte ihre Zigarette aus. Nervös zog sie bereits die nächste Zigarette aus der Packung und steckte sie an.

Ein warmer Luftzug umspielte ihre roten Locken. Von fern zog der Geruch der Seine zu ihr herüber.

Kim lehnte sich erneut zurück. Wieder schloss sie ihre Augen. Nochmals überkam sie die Erinnerung an ihren Traum.

Von Weitem hörte sie die Glocken St. Claires schlagen. Lauter und lauter wurden die Glockenschläge.

Sie bohrten sich in Kims Ohren, hoch zu ihrem Gehirn. Was wollten sie ihr sagen? Wollten sie sie warnen? Oder drohten sie ihr womöglich?

Kim durchwühlte mit ihren Händen ihre schweißnassen Haare. Kopfschüttelnd stand sie auf.

Wie konnte sie sich nur von einem Traum dermaßen aufwühlen lassen?

Mit einem Seufzer auf den Lippen, entschied sie sich, zurück ins Bett zu gehen.

Vorsichtig kuschelte sie sich neben Quentin. Suchte seine Nähe, fühlte seinen regelmäßigen Atem an ihrem Gesicht. Und plötzlich überkam sie das Gefühl, dass, gleich, was auch auf sie zukommen, was immer auch geschehen sollte, alles gut werden würde.

Der Gedanke beruhigte sie und sie fiel in einen traumlosen Schlaf.

Der vorherige Alptraum kehrte wieder.

Kim schlief bis zum Morgen durch, als sie erneut den Klang der Glocken St. Claires hörte. Von deren Läuten sie geweckt wurde.

Doch dieses Mal hatte ihr Klang weder etwas Bedrohendes noch etwas Warnendes an sich.

Die Glocken St. Claires waren an diesem Morgen einfach nur läutende Kirchenglocken, die zur vollen Stunde schlugen.

Die Glocken der Kathedrale St. Claire.

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