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15 – Besorgnis

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Madame Le Blanc wartete einen Moment und lauschte. Als sie auf ihr Klopfen keine Antwort bekam, drehte sie vorsichtig den Türknauf, in der Hoffnung, dass Madame Zink das Zimmer nicht verschlossen hatte.

Langsam und leise öffnete sich die Tür. Schwanzwedelnd rannte Nickel ihr entgegen, durch die geöffnete Tür an ihr vorbei, hin zu Sorbonne, während Madame Le Blanc das Zimmer betrat. »Madame Zink, hören Sie mich? Bitte nicht erschrecken, ich wollte nur nach Ihnen sehen.« Voller Besorgnis trat sie auf Zinks Bett zu.

Madame Zink lag auf ihrem Bett. Ihr Kopf glühte und ihr rechtes Auge war dick angeschwollen. Langsam drehte sie sich zu Madame Le Blanc. Wie unter Schmerzen, antwortete sie: »Madame Le Blanc, danke, dass Sie nach mir sehen. Es gibt keinen Grund, sich um mich Sorgen zu machen. Ich werde irgendetwas gegessen, oder etwas berührt haben, das ich nicht vertrage. Ist bestimmt nicht mehr als ein kurzweiliges Unwohlsein. Ich nehme an, dass diese leidige Unpässlichkeit bis morgen früh wieder verschwunden sein wird.« Sie mühte sich, der Frau verschwörerisch zuzublinzeln. »Zumindest hoffe ich es. Immerhin will ich auch von Paris noch etwas sehen. Im Bett liegen, kann ich auch bei mir zuhause, dafür musste ich nicht nach Frankreich reisen.« Sie seufzte. »Dennoch wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben und guter Dinge sein, dass es mir bis morgen wieder besser geht.« Sie rang sich ein Lächeln ab.

»Madame, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber so wie Sie aussehen, wäre es besser, ich würde einen Arzt für Sie rufen.«

»Danke, das ist lieb von Ihnen, doch ich brauche bestimmt keinen Arzt.«

Ein vorsichtiges Klopfen am Türrahmen unterbrach das Gespräch der beiden. Pater Pascal stand in der Tür. Er wirkte etwas unbeholfen und leicht verlegen. »Entschuldigen Sie, dass ich hier einfach so anklopfe, aber ich war auf der Suche nach Madame Le Blanc, und dabei konnte ich nicht umhin, einen Teil von Ihrem Gespräch mit anzuhören.« Er machte einen Schritt ins Zimmer. »Ich bin Pater Pascal von der Kathedrale St. Claire. Vor einigen Jahren war ich als Missionar in Afrika. Damals musste ich mir so einiges an Wissen, hinsichtlich der Medizin aneignen. Von daher, wenn Sie möchten, Madames, würde ich mir sehr gerne die Patientin einmal ansehen. Wer weiß, vielleicht kann ich sogar auf irgendeine Art, behilflich sein.«

Madame Le Blanc blickte von Pater Pascal zu Madame Zink. Mit fragendem Blick sah sie sie an. »Madame Zink, darf der Pater Sie untersuchen?«

Zink blickte an Madame Le Blanc vorbei, hin zu Pater Pascal. Sie sah einen jungen Mann vor sich, mit einem freundlichen, offenen Lächeln.

Kraftlos streckte sie dem Pater ihre Hand entgegen. »Wenn Sie schon einmal hier sind, Pater. Aber ich sage Ihnen gleich, es ist mit Sicherheit nur eine kurzfristige Unpässlichkeit.«

Pater Pascal zog sich einen Stuhl an ihr Bett heran. Er schenkte der Frau im Bett ein zuversichtliches Lächeln, dennoch konnte er die Sorge, die sich in seinen Augen spiegelte, nicht verborgen halten.

»Möchten Sie, dass ich das Zimmer verlasse, Pater Pascal?« Madame Le Blanc trat vom Bett Madames zurück.

Der Pater lächelte, während er mit der Untersuchung Madame Zinks begann. »Nein, das müssen Sie nicht. Bleiben Sie hier, wenn Sie möchten.«

»Nein, ich werde nach unten gehen und eine gute Hühnersuppe für den Professor und Madame kochen. Hühnersuppe, sie tut immer gut. Wenn Sie möchten, Pater, es reicht auch für Sie.«

»Hühnersuppe? Nein danke, Madame Le Blanc. Hühnersuppe esse ich gar nicht. Aber danke für Ihr nett gemeintes Angebot. Gräulich jedoch, er isst Hühnersuppe immer sehr gerne«, lehnte Zink dankend ab, der bereits der Gedanke an Hühnersuppe, Übelkeit verursachte.

»Professor Gräulich, ja, nach ihm habe ich auch noch sehen wollen. Vielleicht geht es ihm unterdessen besser.«

Pater Pascal neigte den Kopf in Richtung Madame Le Blanc. »Professor Gräulich? Ein weiterer erkrankter Gast?«, fragte er; dabei zog sich eine Augenbraue besorgt in die Höhe.

»Oui. Leider.« Madame Le Blanc blickte den Pater verlegen an. Es war ihr anzusehen, dass ihr das Thema sichtlich peinlich war. Dass ausgerechnet sie kranke Gäste beherbergte. Hoffentlich fand sich die Ursache dafür nicht womöglich auch noch in ihrem Essen. Nicht auszudenken, wäre das! Wenn sich das herumsprechen würde, würde an ihrer Pension ein Makel haften bleiben, den es in all den Jahren zuvor, noch niemals gegeben hatte. Sie hoffte inständig, dass ihr das erspart und die Krankheit der beiden, eine andere Ursache haben würde.

Pater Pascal, dem dies nicht entgangen war, sagte tröstend: »Kein Grund zur Sorge, Madame Le Blanc. Das hat mit Sicherheit nichts mit dem Le Petite zu tun. Wer weiß, möglicherweise ist es eine Viruserkrankung. Oder tatsächlich einfach nur ein kurzweiliges Unwohlsein.«

»Wie auch immer, Pater. Ich gehe jetzt nach dem Professor sehen, danach werde ich mich der Hühnersuppe widmen.«

»Warten Sie, Madame Le Blanc. Ich werde gehen und nach dem Professor sehen. Gehen Sie schon in die Küche hinunter. Wenn ich die beiden Gäste untersucht habe, werde ich zu Ihnen hinunter kommen.«

»Meinen Sie?«

»Sicher, Madame Le Blanc.«

»Gut, wenn Sie glauben, dass es so richtig ist.« Sie wandte sich zu Madame Zink. »Ich nehme Nickel mit mir mit. Er und Sorbonne, sie verstehen sich so gut. Ich werde später mit den beiden spazieren gehen. Diese Woche haben wir, außer Ihnen und Ihren Freunden, keine weiteren Gäste. Von daher lässt sich das gut einrichten. Ach, da fällt mir ein, die beiden jungen Leute, Monsieur Sommerwein und Mademoiselle König, sie sind weggefahren. Sie wollten Sie nicht stören und baten mich, Ihnen über ihren Ausflug Mitteilung zu machen, so wie Sie erwacht sein würden.«

Pater Pascal wurde hellhörig. »Mademoiselle Kim ist weggefahren?«

»Oh ja, zusammen mit Ihrem Verlobten. Pater, kennen Sie Mademoiselle? Das überrascht mich doch nun aber sehr.« Madame Le Blanc sah den Pater verwundert an.

»Das ist nicht weiter verwunderlich. Gestern Abend kam sie zufällig an St. Claire vorbei, als ich gerade dabei war, die Türen zu schließen. Dabei sind wir ein bisschen ins Gespräch gekommen und ich hatte ihr versprochen, sie einmal im Le Petite besuchen zu kommen. Das war übrigens auch der eigentliche Grund, weshalb ich heute vorbeigekommen bin.«

Zink versuchte, sich im Bett aufzurichten. Ihre Hand griff nach der des Paters, während Madame Le Blanc den Raum verließ. Sorbonne und Nickel folgten ihr.

»Quentin und Kim, sie sind in Gefahr. Das ist auch der Grund, weshalb wir diesen Urlaub gemeinsam angetreten haben. Ach, Pater, wenn Sie wüssten … Doch leider, ich kann Ihnen das nicht alles erzählen. Sie sind ein Diener Gottes, Sie würden mir nicht glauben.«

»Sie sollten zuversichtlicher sein, Madame Zink. Auch wenn ich ein Diener Gottes bin, so heißt das nicht, dass ich nicht auch eine eigene Meinung habe. Wenn Sie sagen, dass die beiden jungen Leute in Gefahr sind, wie habe ich das zu verstehen? Was wollen Sie mir damit sagen?«

»Fragen Sie den Professor, Pater. Er kann Ihnen dazu mehr erzählen. Und jetzt, Pater, lassen Sie mich bitte schlafen, denn ich muss schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen, um da zu sein, wenn Quentin und Kim mich brauchen.« Sie sah ihn an, während ihr aufgequollenes Auge tränte. »Mir fehlt doch nichts, oder?«

»Nein, kein Grund zur Besorgnis, Madame. Ich nehme an, dass Sie in ein, zwei Tagen wieder wohlauf sein werden. Doch nun sollten Sie sich ausruhen. Schlaf, Madame, Schlaf ist immer gut.« Er stand auf und schob den Stuhl zurück an seinen ursprünglichen Platz. Freundschaftlich drückte er Madames Hand zum Abschied, bevor er sich auf den Weg zu dem Professor machte.

Madame Le Blanc hatte unterdessen das Gemüse für die Hühnerbrühe geputzt. Zusammen mit dem Huhn, gab sie alles in einen Schnellkochtopf, ließ es kurz aufkochen, und danach ließ sie das Ganze für eine halbe Stunde köcheln.

Währenddessen tobten Sorbonne und Nickel ausgelassen in ihrem Kräutergarten herum.

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