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17 – Malcolm, der Zigeuner

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Der Fremde lächelte sie beruhigend an. Mit leisen Worten, dass auch niemand von den Nachbartischen sie hören konnte, antwortete er: »Um Ihnen zu erzählen, worum und weshalb es sich bei dem Schatten handelt, brauchen wir etwas mehr Zeit als nur ein paar Minuten.«

»Wir haben Zeit, nicht wahr, Quentin. Wir können doch versuchen, in dieser Landgaststätte ein Zimmer zu bekommen und übernachten. Somit hätten wir Zeit genug, um einige Dinge zu besprechen.« In ihren Augen lag die Angst, aber auch die Hoffnung, dass der Fremde etwas wusste, um sie von ihren fürchterlichen Träumen, von denen ihr Verlobter bisher nicht die geringste Ahnung hatte, zu befreien.

Quentin blickte mit unglücklicher Miene vor sich hin. Er legte die Finger gegeneinander und dachte nach. Wie sehr hatte er sich auf einen Tag und eine Nacht mit ihr alleine gefreut. Und nun das. Warum hatten sie ausgerechnet heute auf diesen Fremden treffen müssen? Und warum hier in Frankreich? Und weshalb immer sie? Warum wurden sie wieder und wieder mit den Schrecken der Vergangenheit konfrontiert? Als er Kims bittende Augen sah, konnte er nicht Nein sagen, und so stand er auf, ging zu der molligen Wirtin an den Tresen und fragte nach einer Übernachtungsmöglichkeit.

Mit bedauerndem Gesichtsausdruck kam Quentin zurück an den Tisch. »Nichts zu machen. Alles ausgebucht. Die Wirtin sagt, dass es zurzeit des Arkadenfests, stets voll und ausgebucht ist. Tut mir leid, Kim.«

»Schade.« All ihre Enttäuschung lag in diesem einen Wort. Sie wollte, musste, mehr über diesen Vergangenheitsschatten herausfinden. Unbedingt!

»Ich könnte meinen Vater fragen. Vielleicht hat er eine Idee, wo sie heute schlafen könnten.« Der Fremde sah Kim aufmerksam an. »Ich glaube, dass es sehr wichtig für Sie wäre, etwas darüber zu erfahren. Immerhin ist es Ihr Leben, das in Gefahr ist.« Er stand auf, verließ, mit einer kurzen Entschuldigung auf den Lippen, den Tisch. Kurz danach war er wieder da. »Ich habe es geregelt. Sie können für heute Nacht mit zu uns kommen. Ich habe soeben mit meinem Vater telefoniert, habe ihm von Ihrem Problem erzählt, und er war sofort damit einverstanden, dass ich Sie mitbringe. Dabei fällt mir ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Malcolm.«

»Malcolm? Malcolm, wie weiter?« Quentin war nicht begeistert von dem Vorschlag des Fremden. Zudem war er überzeugt, dass er auch in Kims Gesicht den Anflug von Zweifeln bemerkt hatte.

Der Fremde lachte, wobei er makellos weiße Zähne zeigte. »Nennen Sie mich einfach, wie es hier jeder tut: Malcolm, der Zigeuner. Das reicht schon.«

»Mir aber nicht. Ich, ich bin auch nicht nur Quentin, sondern Quentin Sommerwein. Und meine Verlobte heißt König. Kim König. Und Sie? Malcolm, wie?«

»Malcolm, der Zigeuner. Und mehr auch nicht.«

»Aber …«

»Mademoiselle, wozu ein Aber? Was machen Namen schon für ein Gewicht?« Er lachte erneut. Zu Quentin gewandt, sagte er: »Monsieur, und sollten Sie befürchten, dass ich Ihnen etwas zuleide tun wollte, glauben Sie, dass dann ein Nachname daran etwas verändern würde? Ich bitte Sie. Ich bin Malcolm, akzeptieren Sie es, so wie es ist.«

Quentin schluckte, beharrte jedoch nicht weiter auf den Nachnamen des Fremden. Immerhin machte es Sinn. Wenn er sie tatsächlich in eine Falle locken wollte, dann würde es am Ende auch nichts daran ändern, ob er ihnen einen Nachnamen genannt hätte oder auch nicht.

Sie tranken noch ein weiteres Glas Wein, danach zahlten sie ihre Rechnung, und verließen gemeinsam mit Malcolm das Bremedelle.

»Wartet bitte auf mich. Ich muss noch zur Toilette«, bat Kim; und kam kurz darauf auch schon wieder zurück. Weiß wie die Wand. Sie wirkte etwas verstört, und ihre Worte zitterten über ihre Lippen hinaus: »Kein Licht in den Toilettenräumen.« Verlegen sah sie Quentin an, vermied jedoch den Blick auf den Fremden. »Ich glaube, ich war in der Herrentoilette. Zumindest sind an der Wand, eine Unzahl von Männerpissoirs gehangen.«

Quentin zog sie lachend an sich. »Wenn jemandem so etwas passieren kann, dann dir. Aber zum Glück haben auch die Männer ihre Toilettentürchen, nicht wahr.« Er küsste sie lachend auf den Hals. »Ich hoffe, es waren nicht gerade ein paar Männer dabei, na du weißt schon was, zu tun.«

»Nein, Gott sei Dank, nicht«, antwortete sie leise, und war dankbar, dass in dem schwachen Licht ihre verlegene Röte nicht zu sehen war.

Malcolm war bereits vorausgegangen und wartete neben Cemetery Car auf die beiden.

Da er zu Fuß gekommen war, nahm er auf dem Rücksitz des Leichenwagens Platz, während er Quentin den Weg zu seinem Elternhaus erklärte.

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