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Übung: Der 30 %-Erwachsene

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Wenn Menschen in Gefühlsausbrüchen beinahe verschwinden, gehen wir davon aus, dass sie gerade mit einem bestimmten Ich-Anteil identifiziert sind. Dieser, ob wütendes Kind oder verlassenes Baby, übernimmt dann die Überhand. Auch hier gilt es, das Thema zu wechseln, allerdings in einer anderen Form.

Diese Übung braucht ein bisschen Vorbereitung, ist aber dann immer wieder anwendbar. So stelle ich mit der Patientin zusammen fest, dass es auch im schlimmsten Schmerz einen erwachsenen Anteil geben muss, sonst säße sie nicht vor mir: Sie hat sich heute gewaschen und angezogen, ein Frühstück gegessen und sich auf den Weg in die Praxis gemacht, ohne sich zu verlaufen. Noch vor wenigen Minuten hat sie mich ganz erwachsen begrüßt. Auch jetzt, wo sie sich wie das verlassene Baby fühlt, sitzt sie mir gegenüber auf einem Stuhl, und wenn ich sie nach ihrer Adresse fragen würde, hätte sie die Antwort sofort parat.

Wenn ich also den Eindruck habe, die Gefühle der Patientin hätten jetzt genügend Raum bekommen, und sie findet von allein nicht heraus, spreche ich sie mit ihrem Namen an und sage etwa: »Frau X, ich würde jetzt gern mit dem 30 %-Erwachsenen-Anteil sprechen.« Da diese Intervention gemeinsam vorbereitet wurde, wirkt sie in der Regel – und die Patientin ist froh, wenn sie wieder in der Gegenwart ankommen kann. Um wie viel Prozent Erwachsensein es geht, wird mit der Patientin gemeinsam ausgehandelt. Interessanterweise setzen die meisten Patienten ihren Erwachsenenanteil höher an, als ich es vermutet hatte. Wunderbar! Damit können wir arbeiten.

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