Читать книгу Was wäre, wenn ... - Angelika Rohwetter - Страница 31
Übung: Ich kann es nicht versuchen
ОглавлениеBesonders gern demonstriere ich mit einer kleinen Übung die Schwierigkeit, die das Wort versuchen mit sich bringt. Mit diesem Wort entsteht gleichzeitig das innere Bild einer Unmöglichkeit: Eine Patientin beschrieb das so: »Es fühlt sich an, als ob, wenn ich etwas versuchen will, ich all meine nicht hilfreichen Gewohnheiten aufrufe: Ich versuche, aber es ist so schwer, aber ich kann eigentlich nicht, aber ich glaube nicht an den Erfolg dieser Maßnahme …«
Wenn Patientinnen mir versichern, sie wollen etwas versuchen, bitte ich sie zu versuchen, aus ihrem Sessel aufzustehen. Sie stehen entweder auf oder bleiben sitzen. Das ist beides nicht die Aufgabe. Selten ist es sinnvoll, etwas versuchen zu wollen. Man kann etwas einige Male tun, um dann festzustellen, dass es keinen Spaß macht, dass man es nicht mag oder dass es einfach nicht das Richtige ist. Man kann es tun oder lassen: Das ist die zu fällende Entscheidung. Aber versuchen?
Andere, wenig hilfreiche Wörter sind die, die besonders gern in Streitfällen benutzt werden, nämlich immer und nie und deren Verwandte. Auch in der Einzeltherapie tauchen sie auf, wenn Konflikte mit Freunden, Partnerinnen oder Vorgesetzten geschildert werden. Auch in der Erinnerung an Kindheitsverletzungen tauchen sie auf: »Meine Mutter hat immer…« Auch hier ist es gut, diese Wörter zu ersetzten. Wenn etwas immer so ist (das verletzende Verhalten des Partners), dann kann man es nicht ändern. Und was man nicht ändern kann, ist kein Thema für eine Psychotherapie. Relativierende Ersatzworte können sein: Manchmal, ziemlich oft, oft, wiederholt, mehrmals…