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Forellenfilets à la Braunberger

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Versammlung in den Räumen des Gymnasiums, in der Nähe der Kunstschule. Im Publikum ein paar örtliche Amtspersonen, viele Politiker, darunter einige Abgeordnete, hohe Offiziere in Uniform und einige mittelständische Industrielle, die sich für die neuen Unterrichtsmethoden interessierten. Der Saal: hell erleuchtet, aber kalt. Boden und Bänke waren feucht. Der »Chef«, wie Gropius allgemein genannt wurde, wie immer höchst elegant gekleidet. Das kommt von Alma Mahler, flüstert Martin. Hans war schon früher gekommen. Er sagte: Schaut euch mal aufmerksam um – das ist hier keine Schulversammlung, sondern die Parodie eines politischen Kongresses. Jede Partei blieb für sich, insbesondere die Studenten. Sogar die Schüler von Johannes Itten waren da, die »Jünger Arcadiens«, die mit ihm aus Wien gekommen waren. Ihr Heiliger saß in ihrer Mitte, rasierter Schädel, Stahlbrille, Hemd mit koreanischem Stehkragen, vergeistigter denn je. Die »Nostalgiker«, wie Ewa sie nannte, hatten sich um das Rednerpult geschart, zusammen mit den »Träumern« – auch dies eine Ewa-Definition für die Schüler, die hofften, die Welt neu zu gründen, indem sie bei der Form eines Teelöffels ansetzten.

Der Chef war gerade damit fertig geworden, die Figur des »Künstler-Handwerkers« zu lobpreisen, und Itten spreizte sich schon wie ein Pfau, reckte das Kinn, als hätte er gerade eine Investitur erlebt. Neben Gropius Ernst Hardt, Generalintendant des Weimarer Theaters, er lächelte befriedigt und nickte mit dem Kopf. Du wirst sehen, sagte Hans, gleich wird er mit dem Gesamtkunstwerk loslegen. Woher willst Du das wissen? Weil er ohne Maske sprechen muss – weißt Du nicht, Oscar Wilde? »Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er für sich selbst spricht. Gib ihm eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen.« Deswegen ist hier alles vorhersehbar. Dann gingen wir.

Wir sind keine Partei, Hannah, wir sind die Bösen, murmelte Hans mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen, vergiss das nie. Man muss dem Gegner auf den Fersen bleiben. Als ich ein Mädchen war, hatte ich geglaubt, dass die richtigen Antworten die Welt verändern könnten. Jetzt bin ich schon mit ein paar Brotkrumen der Wahrheit zufrieden. Ich dachte an meinen Vater, der immer behauptet hatte, der politische Attentäter sei das gefährlichste Tier der Herde, weil ihm ein uneinnehmbarer Zufluchtsort in seinen Überzeugungen eigen ist – oder, wenn man so will, in seiner Psychopathologie. Seine Stimme erklang ganz klar in meinem Inneren, aber ich konnte mich nicht an den Gesichtsausdruck, den er dabei hatte, erinnern: War er verurteilend oder nüchtern-feststellend gewesen? Das Ziel lag vor uns, zur Linken. Und wie immer in solchen Situationen, in denen der Instinkt regiert, überkam mich eine Angst, die dann aber sofort verdrängt wurde von etwas anziehendem und abstoßendem zugleich: der Jagdlust.

Vier Forellenfilets enthäuten und parieren. In einer tiefen Pfanne das Weiße von ein paar Lauchstangen (als Julienne geschnitten) mit 50 g Butter andünsten, dazu klein gezupften Estragon geben. Darauf die Forellenfilets anrichten und drei Gläser Moselweißwein beifügen. Langsam erhitzen und drei bis vier Minuten kochen lassen, dann die Filets herausnehmen und warmstellen. Den Fond in der Pfanne mit einem Glas Sahne lösen, durchs Spitzsieb geben, dazu eine Nuss Butter, Salz, weißen Pfeffer und etwas Thymian. Filets auf einem vorgewärmten Teller anrichten, mit der Sauce beträufeln, dazu Pellkartoffeln und im Ofen geschmorte Tomaten reichen. Mit Minzblättern garnieren.

Die rote Köchin

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