Читать книгу Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015 - Antje Ippensen - Страница 11

Оглавление

4


Es handelt sich nicht um einen echten Insektoiden. Dafür wirkt er irgendwie zu künstlich. Ich weiß zwar nicht, woran ich das überhaupt erkennen kann, was also tatsächlich den Unterschied macht zu einem echten Insektoiden, aber ich sehe es irgendwie.

Mein Körper ist stocksteif. Die Augen sind geweitet. Vor allem vor Entsetzen. Ich fühle mich körperlich völlig hilflos. Diese Lähmung, die ich einfach nicht überwinden kann, hält mich in ihren Klauen. Ich weiß nicht, woher sie kommt, wieso ich keine Macht über meinen eigenen Körper habe, wo ich ihn doch deutlich spüren kann. Ich will schreien, doch diesmal gelangt kein Laut mehr über meine Lippen.

Ich glaube, mein Mund ist weit aufgerissen, und dennoch gelingt es mir noch nicht einmal, damit tief Atem zu schöpfen. Nein, meine Brust fühlt sich an wie kurz vor dem Zerbersten. Mein Atem stockt komplett. Selbst wenn dieses insektoide Ungetüm mich nicht zerfetzt, werde ich mit Sicherheit ersticken.

Der Hermione stellt sich dem Insektoiden doch tatsächlich in den Weg. Das ist kein Mut mehr. Ist er irrsinnig geworden? Was denkt er sich eigentlich dabei? Etwa, eine Chance zu haben gegen dieses Ungetüm? Das verspeist so einen schwerverletzten Hermionen gewissermaßen im Vorbeikrabbeln.

Eine unsichtbare Kraft scheint den Hermionen zur Seite zu fegen. Der irgendwie künstlich wirkende Insektoide etwa? Vollendet er sein Werk, indem er endgültig den Schwerverletzten zerfetzt, vor meinen Augen, ehe er sich mir selbst zuwendet?

Und ich bin immer noch völlig starr. Nicht nur vor Entsetzen. Eben zumindest nicht allein davon.

Nach wie vor gebe ich keinen Laut von mir, aber da scheint etwas anderes aus meiner Kehle zu kommen. Es windet sich ins Freie, wie ein gläserner Wurm, der sich tief in meinen Eingeweiden versteckt hat und jetzt sein Versteck verlässt. Ausgerechnet, um sich dem Insektoiden zuzuwenden.

Nein, dieses Ding ist zu dick für einen Wurm, der direkt aus meiner Kehle kommt. Ist der denn plötzlich dicker geworden, kräftiger? Und er wirkt auch nicht mehr wie aus Glas, sondern eher wie eine Art Nebelfinger, der auseinanderfasert, auf den Insektoiden zu schnellt, ehe der sich näher um den armen Hermionen kümmern kann oder auch um mich.

Im Nu hüllen die Nebelfasern den Insektoiden ein, der sogleich versucht, sich dagegen zu wehren, doch die Fasern wirken wie aus Stahl oder einem noch stabileren Material. Diese ungeheure Kraft in dem insektoiden Körper müsste doch ausreichen, das Netz, zu dem die Fasern werden, zu zerreißen. Immerhin ein Netz aus Nebelfäden. Das kann doch nicht so schwierig sein.

Ist es aber! Und das Netz zieht sich jetzt zu, unaufhaltsam.

Ein lautes Knacken, als der harte Chitinpanzer zu splittern beginnt. Ich sehe es mit meinen weit aufgerissenen Augen, und ich kann es nicht begreifen. Was sind das für Nebelfäden? Sind sie wirklich aus meiner Kehle heraufgestiegen, als Bündel wie ein gläserner Wurm aus meinem Mund gekommen, um auf den Insektoiden zu schießen und ihn gefangen zu nehmen?

Doch das ist nicht einfach nur Gefangenschaft, was dem Insektoiden droht, denn das Netz zieht sich weiter unbarmherzig zu. Ich begreife, dass es dabei ist, den Insektoiden zu zerquetschen wie eine durchsichtige Faust eine überreife Frucht zerquetscht. Noch zappelt der Insektoide in dieser tödlichen Umarmung, doch dann zersplittert sein Chitinpanzer endgültig, um eine eklige, gelblich-schleimige Flüssigkeit hervor spritzen zu lassen, zwischen den Maschen des Todesnetzes hindurch, wie ich die Nebelfäden unwillkürlich nenne.

Ich höre einen keuchenden Laut. Ein Laut des Entsetzens zwar, aber auch irgendwie ein Laut der Erleichterung.

Das kann nur der Hermione sein. Aber ich sehe nicht zu ihm hin. Ich kann meine Augen nicht von dem Vorgang lassen, bei dem sich das Netz immer weiter zusammenzieht, um den letzten Rest von Leben aus dem Insektoiden zu quetschen. Was übrig bleibt, ist eine stinkende gelbe Schleimlache, die knöchelhoch den Boden bedeckt, und ein Chitinklumpen, nicht einmal ein Drittel so groß wie vordem der Insektoide.

Und das tödliche Netz verschwindet von einer Sekunde zur anderen wie im Nichts. Gleichzeitig kann ich wieder atmen.

Ich pumpe meine Lunge voll mit Luft und blase sie hinaus, als wollte ich damit den Chitinklumpen davon pusten.

Der Hermione ist wieder näher bei mir.

„ Ich wusste es!“, schnarrt seine schlecht modulierte Stimme. Normalerweise klingt sie sicherlich besser, aber der Hermione ist nach wie vor mehr tot als lebendig. Und ja, ich sehe ihn als lebendes Wesen. Ich spüre deutlich, dass er mehr Lebewesen ist als manch ein Mensch es jemals hätte sein können.

„ Du hast uns gerettet!“, ächzt er.

Ich? Aber wieso? Was war das für ein Ding, das aus mir herausgetreten ist, um als Nebelnetz den Insektoiden mit einer Gewalt zu zerquetschen, die ich einfach nicht begreifen kann?

Ich spüre ein deutliches Würgen in der Kehle, allein nur beim Gedanken daran. Es bereitet mir Mühe, dieses Würgen zu unterdrücken.

Die Stimme des Hermionen wird eindringlich:

„ Du musst aufstehen! Wir müssen hier weg. Es werden mehr kommen. Gegen eine Übermacht hast du keine Chance.“

Ich habe doch sowieso keine Chance, solange ich mich noch nicht einmal bewegen kann!, will ich widersprechen, doch es gelingt mir nicht, meine Stimme zu aktivieren. Hilflos starre ich ihn an.

Doch er scheint mich trotzdem zu verstehen. Können Hermionen denn Gedanken lesen? Seit wann denn das?

Allerdings weiß ich nicht allzu viel über Hermione, und ich weiß noch nicht einmal, woher ich das Wenige überhaupt weiß. Wenn mir noch nicht einmal einfallen will, wie, verdammt noch eins, ich selber heiße!

Der Hermione bemüht sich doch tatsächlich, mir auf die Beine zu helfen, doch er ist viel zu schwach, kann sich kaum selber auf den Beinen halten. Ich bleibe liegen, als bewegungsloser Klotz.

Seine Stimme ist jetzt ganz nah an meinem Ohr:

„ Wenn du dich nicht endlich zusammenreißt, verdammt noch mal, sind wir trotz allem verloren. Wieso begreifst du das nicht? Du musst deinen Körper bewegen. Nicht wie du sonst deinen Körper bewegt hast. Denn den gibt es nicht mehr. Du kannst diesen da nicht mehr auf diese Weise bewegen. Das ist nur Fleisch. Zwar lebendig, aber... es wirkt nur beweglich. Es ist künstlich gezüchtet. Fleisch und Knochen ohne das komplizierte Nervensystem, das Bewegung erst möglich macht, obwohl du fühlen kannst mit deiner künstlichen Haut, als sei sie echt. Du musst dein Fleisch anders bewegen als du es gelernt hast in der Zeit, in der du noch ein Mensch warst.“

Was, zum lodernden Raumteufel, faselt der Hermione denn da? Der ist offensichtlich nicht nur schwer verletzt, sondern nicht mehr richtig im Kopf.

Und jetzt rüttelt er noch an mir, als würde das etwas nutzen.

Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015

Подняться наверх