Читать книгу Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015 - Antje Ippensen - Страница 15

Оглавление

8


Die fünf Dinneter teilen sich auf, um systematisch das Großlabor zu durchforsten. Das bringt mich auf eine wahnwitzige Idee. Ich konzentriere mich auf den einen, der am weitesten weg ist von uns. Er krabbelt in die völlig falsche Richtung. Und dann schlage ich gnadenlos zu.

Ich weiß gar nicht, wie ich das mache. Ich will den Dinneter einfach nur vernichten – und da entsteht auf einmal das Nebelnetz, wie ich es nenne, umschlingt den Dinneter, ehe er überhaupt begreifen kann, wie ihm geschieht. Mit aller Gewalt zieht es sich zu.

Erst als der Chitinkörper laut kracht und sich erste Risse darin zeigen, werden die anderen aufmerksam. Aufgeregt geben sie ihre Suche auf und krabbeln auf den Angegriffenen zu. Sie wollen ihm helfen, doch es ist zu spät für ihn. Ich zerquetsche ihn wie eine überreife Frucht. Der gelbliche Schleim spritzt nach allen Seiten, besudelt die Einrichtung, spritzt bis zu den anderen Dinnetern hin, die jetzt die direkte Umgebung absuchen, auf der Suche nach dem Angreifer.

Deshalb habe ich den einen angegriffen, der am weitesten von uns entfernt ist.

„ Jetzt!“, befehle ich dem Hermionen und laufe geduckt in Richtung Eingang davon.

Ich kann nicht darauf achten, ob der Hermione mir sogleich folgt. Ich kann ihm nur raten, dies zu tun.

Aber er hat natürlich mitbekommen, wie ich die Dinneter abgelenkt habe. Bis sie darauf kommen, nur einem Ablenkungsmanöver auf den Leim gegangen zu sein, müssen wir draußen sein.

Und wir schaffen es tatsächlich.

„ Jetzt nach rechts!“, befiehlt diesmal der Hermione, der sich dicht hinter mir befindet.

Wir haben in der Tat keine Zeit zu verlieren. Die Dinneter dürfen überhaupt nicht merken, dass wir weggelaufen sind. Wir rennen den Gang entlang, der nach ungefähr zwanzig Metern nach rechts abknickt.

„ Wo führt er hin?“, frage ich den Hermionen. Dabei bemühe ich mich, Laute zu produzieren, die einer Sprache ähnlich kommen. Das gelingt mir noch nicht so richtig. Aber der Hermione versteht mich auch so, weil er meine Gedanken empfängt, die ich auf ihn projiziere.

Ich soll ein Telepath sein? Wenn ich diese fragmentarischen Erinnerungen deute, die immer wieder in mir aufflammen, finde ich nichts davon in meiner Vergangenheit.

Der Hermione atmet zwar, aber ich habe irgendwie den Eindruck, als müsste er das gar nicht unbedingt, trotz des schnellen Laufes. Wie komme ich überhaupt darauf? Hängt das mit meinen telepathischen Fähigkeiten zusammen? Bekomme ich Dinge mit, die mir ansonsten verborgen bleiben würden?

Ich denke an die Nebelfäden, die sich zu einem tödlichen Netz verknüpfen können, das sogar einen überaus stabilen Chitinkörper wie den eines Dinneters zerquetscht. Der Hermione hat recht: Das gelingt mir nur in Einzelfällen. Ich könnte nicht mehrere Dinneter auf einmal zerquetschen. Dazu müssten sie sich ganz dicht aneinander drängen, und dann würde ich vielleicht nicht mehr dieselbe Gewalt aufbringen können.

Gedanken, die mein Gehirn durcheilen, während ich auf die Antwort auf meine Frage warte. Und dann kommt diese endlich:

„ Die Dinneter werden in einer eigenen Anlage produziert. Die wurde extra ihretwegen überhaupt erst erbaut, als Erweiterung der gigantischen Anlage, wie sie bereits bestand. Das habe ich dir bereits gesagt. Und wir sind dabei, den Laborbereich, in dem sie entwickelt wurden, zu umgehen. Der Gang führt am Ende genau in diesen Fabrikationsbereich hinein, der extra für die Fabrikation entstanden ist. Ein streng geheimes Projekt. Die insektoiden Superkrieger, die mein Herr Dinneter nannte, sollten KYRENE aus den roten Zahlen führen.“

„ Du fliehst mit mir genau dorthin, wo diese Biester her kommen?“, hake ich ungläubig nach.

„ Natürlich, denn genau dort vermutet uns niemand. Du musst nur dafür sorgen, dass wir nicht geortet werden. Und außerdem müssen wir zusehen, dass wir die Produktion von noch mehr Dinnetern stoppen. Sie überfluten sonst den gesamten Kontinent, mit allen Bereichen. Falls es nicht schon zu spät dazu ist.“

Gemessen an dem, was ich bisher erlebt habe, kann ich eigentlich nur vermuten:

„ Es ist in der Tat möglicherweise längst zu spät!“

„ Das können wir nicht wissen, denn es gibt keinerlei Verbindung mehr zu den anderen Bereichen. Dieser Bereich hier ist ohne Energie. Vergessen?“

„ Und die Fabrikation? Ist die denn noch mit Energie versorgt?“

„ Wir werden es herausfinden!“, gibt der Hermione ausweichend Antwort.

Mir gefällt das ganz und gar nicht, aber welche Wahl habe ich? Ich muss ihm vertrauen. Wem sonst? Ohne ihn wäre ich nicht mehr am Leben. Obwohl ich nicht weiß, was für eine Art Leben das überhaupt ist.

Und da fällt mir wieder etwas ein. Es ist nur eines der Erinnerungsfragmente, aber vielleicht bedeutsam?

„ Ich erinnere mich, den fünften Koalitionskrieg überlebt zu haben. Obwohl ich nicht weiß, was das sein soll. Und da ist die Erinnerung, dass die Kommandantur von Axarabor mich hierher zur Genesung geschickt hat. Es heißt, das Imperium würde auf dieses Sternensystem und vor allem seinem wichtigsten Planeten KYRENE vertrauen. Wegen seiner mystischen Wunderheiler, wie man die besten Ärzte und ihre KI-Helfern im ganzen Quadranten nennt.“

Der Hermione reagiert darauf ungewöhnlich: Er bleibt stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Ungläubig sieht er mich an.

„ Das ist keine Erinnerung!“, behauptet er.

„ Wie bitte?“ Wieso zweifelt er?

„ Das Imperium weiß nichts von dieser Welt hier. Zumindest nicht offiziell. Nur Teile davon. Eben die Planeten, die es sich leisten können. Reiche Planeten mit noch reicheren Führungskräften. Oder glaubst du, die Dinneter seien ein Programm, das Axarabor jemals genehmigt hätte?“

„ Aber so erinnere ich mich!“

„ Und wieso sollte dich irgendeine Kommandantur von Axarabor hierher schicken? Von welchem Geld? Etwa von den Militärausgaben, die eigentlich der Raumflotte von Axarabor zustehen? Dann müsstest du nicht nur ein ranghoher Superoffizier sein, sondern...“

Er hält inne. Sein Gesicht verändert sich, aber ich weiß das nicht zu deuten. Dann fährt der Hermione fort:

„ Jetzt beginne ich zu begreifen, was mit dir läuft: Das ist überhaupt nicht dein ursprüngliches Äußeres, sondern das Äußere vielleicht irgendeines ranghohen Offiziers. Und es sind künstliche Erinnerungen, die dir selber vorgaukeln sollen, genau dieser zu sein.“

„ Und wieso sind sie nur fragmentarisch?“

„ Weil der Prozess noch längst nicht abgeschlossen ist! Du bist noch völlig unfertig. Sogar dein Körper. Deshalb ist er ohne eigene Bewegungsfähigkeit. Die wäre irgendwann noch hinzugefügt worden, um dich perfekt für den Tausch vorzubereiten.

Du wärst erst wieder zu Bewusstsein gekommen, wenn der ganze Prozess abgeschlossen gewesen wäre. Das ist wohl etwas, was nicht in wenigen Tagen erledigt werden kann. Vielleicht ist die Figur, die du spielen sollst, dermaßen wichtig, dass es sich lohnt, dich extra dafür zu erschaffen, und selbst wenn dies Jahre dauern sollte.“

„ Mich extra deswegen erschaffen?“, echoe ich und schüttele den Kopf. „Dein Herr war in der Lage, einen Menschen nach Maß zu erschaffen? Aber woraus?“

„ Aus jemand anderem!“, antwortet der Hermione überzeugt.

„ Aber welcher andere war ich vorher? Und wieso habe ich mich darauf überhaupt eingelassen?“

„ Vielleicht wäre es nützlich, genau das herauszufinden? Vielleicht wäre das sogar noch nützlicher als zu ergründen, welche Figur du in diesem perfiden Spiel überhaupt spielen solltest. Wäre das mit den Dinnetern nicht dazwischen gekommen, wärst du nach wie vor wertvoll. So aber sind wir beide auf der Flucht, und wenn wir einen Fehler machen, rettet uns nichts und niemand mehr.“

Das bedeutet für mich, dass er keine Lust hat, weiter diesem Thema zu folgen. Er rennt auch einfach davon. Ich muss mich beeilen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Obwohl ich mich dabei verzweifelt frage, wie dies alles wirklich zusammenhängt. Ich kann und will einfach nicht glauben, was der Hermione sich da zusammen spinnt.

Wer sollte denn überhaupt ein Interesse daran gehabt haben, mich zu einer Art Klon zu machen eines ranghohen Offiziers innerhalb der Raumflotte von Axarabor oder sonst einer wichtigen Figur von Axarabor?

Nein, es muss für dies alles noch eine völlig andere Erklärung geben. Davon bin ich jetzt überzeugt.

Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015

Подняться наверх