Читать книгу Die Missionen 141-150 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21015 - Antje Ippensen - Страница 17
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Sobald ich den Hermionen erreiche, wendet er sich ab und beginnt, die Sperre wieder zu schließen. Das dauert seine Zeit, und ich nutze die Zeit, um zu fragen:
„ Ich dachte, es würde keine Energie mehr geben in diesen Sektoren?“
„ Gibt es auch nicht!“, antwortet der Hermione lapidar, ohne sich jedoch bei seiner Tätigkeit stören zu lassen. „Der Schließmechanismus hat eine eigene Versorgung. Ist ja auch logisch, denn im Ernstfall muss sich der Durchgang schließen lassen.“
„ Ein Ernstfall, wie er bereits eingetreten ist?“
Darauf gibt er keine Antwort mehr.
Sobald der Durchgang wieder hermetisch verriegelt ist, nickt er mir auffordernd zu.
Ich verstehe: Ich soll den weiteren Weg sichern. Offenbar ist er dazu selbst nicht in der Lage.
Jetzt erst wende ich mich in Richtung Fortsetzung des Ganges, den wir gekommen sind. Nach zehn Metern gabelt er sich. Man kann nicht sehen, was hinter den Gangbiegungen ist. Es sei denn, man setzt diese spezielle Fähigkeit ein, die mir auf wundersame Weise zur Verfügung steht. Ich frage mich schon gar nicht mehr, wieso ich das alles überhaupt vermag.
Erschrocken zucke ich zusammen: Ich kann mich sozusagen teilen. Das heißt, ich kann beide abzweigenden Gänge gleichzeitig überprüfen, und ich werde fündig: Im linken Gang befindet sich ein Dinneter, genauso wie im rechten. Der links ist neunzehn Meter entfernt von der Abzweigung. Das ist die Grenze dessen, was ich wahrnehmen kann. Rechts der Dinneter ist nur zwölf Meter entfernt. Sie bewegen sich beide sehr langsam, als hätten sie kein bestimmtes Ziel.
„ Das sind Wächter!“, schlussfolgere ich.
„ Wächter?“, echot der Hermione ungläubig.
„ Ja, in jedem Gang einer.“
„ Aber das ist doch gar nicht möglich!“, widerspricht der Hermione zu meiner Überraschung.
„ Du glaubst mir nicht?“, wundere ich mich.
„ Nein, das meine ich nicht. Natürlich glaube ich dir, dass dort zwei Dinneter lauern. Aber als Wächter? Das würde ja voraussetzen, dass sie zu völlig selbständigem Handeln fähig wären.“
„ Sind sie das denn nicht?“ Ich verstehe den Einwand nicht so ganz.
„ Natürlich nicht. Sie sind primitive Geschöpfe, die gelenkt werden müssen. Sie sind höchstens in der Lage, ganz einfache Arbeiten auszuführen, aber ansonsten sind es Arbeiter-Insektoiden im Ursprung. Zwar wurden sie modifiziert, um als Superkrieger zu taugen, aber...“
„ Moment mal!“, unterbreche ich ihn brüsk. „Soll das etwa heißen, es gibt diese Insektoiden auch in der Natur, irgendwo im All?“
„ Klar gibt es sie!“, tut der Hermione überrascht.
„ Woher soll ich das denn wissen?“, beschwere ich mich. „Du hast nur gesagt, dass sie künstlich entwickelt wurden.“
„ Ja, wurden sie auch, aber nach einer klaren genetischen Vorgabe. Es wurden mehrere Originalexemplare hierher gebracht und zur Verfügung gestellt. Mein Herr hat seine Wissenschaftler angewiesen, sie genauestens zu testen und ihre genetischen Voraussetzungen als Grundlage für weitere Experimente zu nehmen.“
„ Aha? Dabei sind also diese Biester entstanden, die du Dinneter nennst?“
„ Ja!“, antwortet er einfach.
„ Und sie müssen gelenkt werden, glaubst du?“
„ Ja!“, bestätigt er wieder.
„ Aber das passt doch überhaupt nicht zu ihrem Verhalten!“, widerspreche ich jetzt. „Die ganze Zeit über, bei allem, was ich erlebt habe, hatte ich niemals das Gefühl, jemand würde sie lenken.“
„ Ist ja auch nicht der Fall!“, trumpft jetzt der Hermione auf. Es scheint ihm gar nicht klar zu sein, dass er dadurch meine Verwirrung nur noch steigert. Ich begreife jetzt nämlich erst recht gar nichts mehr.
Natürlich findet das Gespräch nicht laut statt, sondern telepathisch. Das geringste Geräusch könnte die beiden Wächter auf uns aufmerksam machen. Das müssen wir vermeiden.
Bevor ich daran denken kann, wie wir uns den Weg freibahnen können, muss ich erst noch mehr erfahren, denn zumindest eines ist mir jetzt klar: Ich weiß eigentlich gar nichts über unsere Todfeinde! Nur wie gefährlich sie sind, das haben mir allein schon die blutigen Kleidungsstücke verraten, die wir gefunden haben.
Andererseits: Dafür benötigen die Dinneter eigentlich keine Intelligenz. Sie müssen einfach nur entsprechende Instinkte haben, um potenzielle Opfer aufzuspüren, zu töten und zu verspeisen. Insofern scheint der Hermione recht zu haben.
Andererseits jedoch...
„ Rücke endlich mit der Sprache heraus, Hermione: Was hat es mit den Dinnetern wirklich auf sich? Wieso meinst du einerseits, man müsste sie lenken – und wieso meinst du andererseits, dass genau dies gar nicht stattfindet?“
„ Aber das ist doch ganz einfach“, behauptet er: „Sie stammen von einer Welt mit einer insektoiden Spezies. Soviel ich weiß, sind die Vorlagen für die Dinneter dort als Arbeitersklaven eingesetzt. Einfache Arbeiten können sie mehr oder weniger selbständig erledigen. Für kompliziertere Arbeiten werden sie von sogenannten Fürsten benutzt. Die Fürsten sind die wichtigste Kaste überhaupt in dieser Kultur der Insektoiden. Über ihnen gibt es nur die Königinnen. Die Drohnen, die nur den einen Zweck haben, nämlich die Königinnen zu befruchten, haben nichts zu sagen. Eigentlich haben die Fürsten die Macht, aber sie werden von den Königinnen koordiniert. Also haben diese sozusagen das letzte Wort.“
„ Eine Kollektivgesellschaft!“, kommentiere ich – und wundere mich gleichzeitig, wie ich überhaupt darauf gekommen bin. Doch dann fällt mir der Widerspruch auf: „Aber ohne Fürsten wären dann die Dinneter als Superkrieger eigentlich nutzlos.“
„ Genauso ist es. Deshalb war ja auch ein ganz besonderes Exemplar von Fürst mit dabei. Allerdings erwies es sich, dass es unmöglich ist, einen solchen Fürsten dahingehend zu manipulieren, dass er als Kommandoführer geeignet ist.“
„ Und dann hatte wohl dein Großfürst die geniale Idee, diesen Fürsten anderweitig zu ersetzen?“
„ Ich weiß natürlich nicht alles. Ich war ja nicht immer und überall mit dabei“, dämpft jetzt der Hermione meine Erwartungen. „Vergiss nicht, ich war nur eine Art Maskottchen des Großfürsten, sein Spielzeug, darauf programmiert, ihm ohne jegliche Einschränkungen ausgeliefert zu sein. Anfangs hat er an mir grausige Tests durchgeführt, nur um zu ergründen, wie weit er bei mir überhaupt gehen kann.“
„ Nicht vom Thema ablenken!“, ermahnte ich ihn.
Er schüttelt den Kopf, wie um einen Alpdruck los werden zu wollen. Dann fährt er fort:
„ Also gut, kehren wir zurück zu den Dinnetern. Soviel ich weiß, hat man den Fürsten genauestens untersucht. Dabei hat man festgestellt, wie die Befehlsstruktur abläuft: Die Denneter verständigen sich im Ultraschallbereich. Die Töne, die dabei von einem Fürsten benutzt werden, um seine Arbeiter zu lenken, können künstlich nachgeahmt werden. In den Tests hat das auch tatsächlich geklappt, auch bei den als Superkrieger modifizierten Dinnetern. Es gab nur wenige Störfaktoren.“
„ Störfaktoren?“
„ Ja, immerhin hätte das dazu führen müssen, die Experimente einzustellen oder zumindest so lange fortzuführen, bis eben keinerlei Störfaktoren mehr bestanden. Aber mein Großfürst stand dermaßen unter Erfolgszwang, dass er die Dinneter trotzdem in die Produktion gab.“
Er macht eine umfassende Geste.
„ Eigentlich ist das keine Fabrik im Sinne des Wortes, sondern eher eine Zuchtanlage, in der man Dinneter im größeren Stil produzieren kann.“
„ Um sie per künstlicher Einheit zu steuern?“, vermute ich.
„ Ganz genau! Die Steuerungsgeräte müssen einfach nur auf den entsprechenden Befehlshaber eingestimmt werden. Dadurch kann sozusagen jeder zum Fürsten der Dinneter werden.“
„ Aber dann ging es trotzdem schief?“
„ Ja, ging es. Anfangs haben die Dinneter auf die Steuerimpulse reagiert, aber irgendwie scheinen sie mehr und mehr begriffen zu haben, dass sie künstlich manipuliert wurden.“
Ich nicke heftig vor mich hin.
„ Weil man ihre Intelligenz unterschätzte!“, schlussfolgere ich. „Jetzt wird mir das endlich klar. Deine Reaktion hat es mir ja auch deutlich bewiesen: Die Dinneter sind intelligenter als ihre Vorbilder, diese insektoiden Arbeiter. Sie haben den Trick durchschaut und reagieren nicht mehr auf die künstlichen Befehle. Und jetzt sind sie sogar in der Lage, Wachen aufzustellen, damit niemand in diesen Bereich eindringen kann. Wahrscheinlich ist die nächste Generation von Dinnetern bereits in den Tanks. Sobald sie fertig sind, werden sie diesen Bereich verlassen und wie eine Seuche über die komplette Anlage herfallen. Sie werden endgültig alles Leben vernichten, bis es hier nur noch Dinneter gibt auf dem Planeten KYRENE!“
Der Hermione sieht mich voller Entsetzen an, aber er widerspricht mir nicht mehr.
Und es war richtig, dass wir hierhergekommen sind: Wir müssen alles tun, um die weitere Eskalation durch die Dinneter zu verhindern.
Obwohl ich nicht einmal den Schimmer einer Ahnung habe, wie wir das überhaupt schaffen können – allein nur auf uns beide angewiesen.