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28. März 2006 Dienstag

Tag 3

Es ist der Morgen des dritten Tages. Ich habe auf der Barbie-Unterlage nicht super, aber zumindest bedeutend besser geschlafen. Die Idee, mir eine Luftmatratze zuzulegen, war gut. Die witzige Situation und die daraus resultierende Verlegenheit haben sich auf jeden Fall gelohnt.

Es ist ein wohltuendes Gefühl, durch Vogelgezwitscher aufzuwachen. Man erlebt in einem Zelt dieses schöne akustische Erlebnis intensiver als in einem geschlossenen Raum. So als sei man mittendrin in einem Orchester der Natur. Dies ist wie eine Massage des Trommelfells, eine Aufladung des Gemüts und das tut der Seele gut. Jetzt kann der neue Tag beginnen!

Kurz nachdem ich losfahre, treffe ich auf ein Internet-Café. Jetzt kann ich die Bilder der letzten Tage und meinen Artikel, den ich in der ersten Nacht geschrieben habe, an Donato übermitteln. Damit kann er die Europatour-Seite speisen.

In Scanzano Ionico biege ich rechts ab in Richtung des Landesinneren. Ich verlasse nun die ionische Küste und strample durch das Agri-Tal, welches vorerst nur mit einer leichten Steigung beginnt. Irgendwann spüre ich auf meinen Armen ein Brennen. Mein Thermometer zeigt 23 Grad an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Sonne schon ziemlich auf meine Haut eingewirkt hatte. Ich habe einen Sonnenbrand an den Armen und an den Teilen meines Gesichts, die nicht bedeckt sind. Durch den Fahrtwind fühlte ich keine Wärme und deshalb habe ich die Wirkung der Sonnenstrahlen unterschätzt.

Ich halte kurz an einer Tankstelle an, um mich mit etwas Wasser abzukühlen. Der Betreiber hat neben den Zapfsäulen einen kleinen Stand aufgestellt, an dem er nebenher frisch gepflückte Orangen aus eigenem Anbau verkauft. Nach einem gemeinsamen Gespräch bietet er mir einige seiner Früchte an. „Um Vitamine für die Reise zu tanken“, sagt er. Ich nehme selbstverständlich die Vitaminbomben, die gleichzeitig meinen Durst auf eine gesunde Art löschen, mit Freude an.

Das Tal ist spärlich besiedelt. Die wenigen Dörfer befinden sich auf den Hügeln, welche sie wie eine Krone schmücken. Es ist Frühling und das sieht, spürt und riecht man hier besonders. Die Felder und Wiesen sind mit einem Blumenmeer überflutet. Die Bäume entfalten ihre ganze Blütenpracht in verschiedenen Farben. Die Bienen haben Hochsaison und die Vögel bevölkern den blauen Himmel, der komplett frei von Wolken ist. Es macht sehr viel Spaß durch so eine wunderschöne Naturlandschaft zu radeln.

Langsam aber sicher werden die Hügel immer höher – ja, sie werden sogar zu Bergen. Das Tal wird immer enger und die Straße kurviger. Gegen Abend erreiche ich den Stausee Pertusillo auf ca. 500 m über dem Meeresspiegel. Aus seinem klaren sauberen Wasser wird unser Salento durch ein ausgeklügeltes Aquädukt-System versorgt. Unmittelbar am Seeufer mitten im Kastanienwald mache ich ein kleines gemütliches Restaurant ausfindig. Das Lokal ist familiengeführt und die Gerichte sind deliziös. Ich bekomme die Erlaubnis, nach dem Abendessen im Wald hinterm Haus mein Zelt zu platzieren. Bei mir sind auch die zwei Hunde des Wirtes. Wir haben uns angefreundet, sie scheinen gar nicht mehr nach Hause zu wollen. Gegen 21.00 Uhr lege ich mich schlafen. Die verschiedensten Waldgeräusche begleiten mich in die Nacht. Nichts Gefährliches – es ist die Natur und das kann nur schön sein.

„Wenn man die Natur wahrhaftig liebt, so findet man es überall schön.

(Vincent van Gogh)

Heute bin ich 96 km weit gekommen, gesamt 290 km.

Tour der Erkenntnis

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