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5. April 2006 Mittwoch

Tag 11

Heute Morgen ist die Luft direkt hier am Strand so feucht, dass der Sand beim Zeltaufräumen überall kleben bleibt. Auch meine Haut ist klebrig und voller Sandkörner. Zum Glück darf ich mich in der Bar-Toilette gegenüber notdürftig waschen. Nach einem leichten Frühstück setze ich mich wieder mit frischem Elan Richtung Norden in Bewegung. Der Himmel zieht sich zu und der Wind frischt auf. Er wird mit jeder Minute, die verstreicht, stärker. Das ist ein Wetterumschwung, den kein Radfahrer mag. Der Wind bläst mal von der linken Seite, mal von vorn. Das kann sehr gefährlich werden, vor allem, wenn meine ehemaligen LKW-Fahrer-Kollegen mich überholen. Ich lenke etwas gegen den Seitenwind, um nicht aus der Fahrbahn gefegt zu werden. Wenn plötzlich ein großer LKW neben mir fährt, dann ist der Wind kurz weg und ich werde quasi von dem Sog angezogen. Zieht das Fahrzeug dann an mir vorbei, bekomme ich wieder die volle Wucht des Windes ab, plus dem Luftwirbel, der durch den Brummi erzeugt wird. Das ist nicht lustig, besonders bei regem Verkehr. Ich bin angespannt, ständig konzentriert auf den Seitenstreifen und kralle mich am Lenker fest.

So durchquere ich Civitavecchia und erreiche gegen Mittag Tarquinia. Hier esse ich eine Kleinigkeit und versuche mich zu erholen. Unter diesen Umständen zu fahren ist sehr anstrengend, so dass ich mich etwas benommen fühle. Das Vorankommen ist erschwert und nagt sehr an den eigenen Kräften. Um 16.00 Uhr beschließe ich schließlich, für heute Feierabend zu machen. Gegen den starken Wind zu kämpfen, hat mich unheimlich müde gemacht. In Montalto Marina finde ich einen Campingplatz. Er befindet sich in einer Pineta und ist eigentlich noch geschlossen. Der Besitzer erlaubt mir nach einem kurzen Gespräch gegen eine geringe Gebühr dort zu übernachten. Glücklicherweise befindet er sich gerade dort, um die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnung in ein paar Tagen zu machen. Endlich darf ich also wieder duschen, meine Klamotten waschen und die Akkus laden. Ich bin ganz allein auf dem Gelände. Durch den starken Wind, der durch die Pinien pfeift, ist es ziemlich laut. Ich habe die Qual der Wahl, wo ich mein Zelt aufbauen soll. Eigentlich liegt es aber klar auf der Hand. Ich entscheide mich selbstverständlich für einen windgeschützten Platz. Die Stimmung ist etwas ungewöhnlich. Es laufen keine Leute vorbei, es ist niemand in den sanitären Anlagen, es ist keine laute Musik zu hören und kein Grillgeruch zu riechen. Ich erlebe das zum ersten Mal in einer Campinganlage. Meine Wadenmuskeln flehen mich an, sie in die Waagerechte zu legen, damit sie sich endlich erholen können. Gegen 21.00 Uhr bin ich mit allen meinen Arbeiten fertig und kann ihnen nun diesen Gefallen tun. Ich schreibe noch schnell meine Daten auf und … nanu, was ist das?! 1000 Km.! Man müsste eigentlich den ersten Tausender feiern! Die Frage ist, mit wem und womit!

„Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.

(Heinrich Heine)

Ich bin heute zwar „nur“ 87 km gefahren, aber das macht gesamt 1000 km.

Tour der Erkenntnis

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