Читать книгу Tour der Erkenntnis - Antonio De Matteis - Страница 26
Оглавление12. April 2006 Donnerstag
Tag 18
Wahrscheinlich habe ich gestern Abend keine gründliche Arbeit geleistet, denn ich habe einige von meinen fliegenden Freundinnen, die sich gut versteckt hatten, nicht nach draußen verbannt. Diese sind die ganze Nacht um meine Ohren geflogen und haben mich nicht schlafen lassen. Völlig entnervt und noch ziemlich müde räume ich das Feld und bin froh, weiterzufahren - natürlich erst, nachdem ich die fünfhundert Nacktschnecken von meinen Sachen entfernt habe – ich Eindringling!
Nachdem ich mir einen Kaffee in einer Bar im Dorf genehmige, durchfahre ich die letzten italienischen Städte Sanremo und Ventimiglia. Ich schieße in den jeweiligen Zentren die obligatorischen Fotos und dann komme ich nach einer langen, steilen Steigung um 13.00 Uhr an der italienisch-französischen Grenze an. Ich hole einen Stift und mein Tagebuch heraus, dann ein Blick auf den Kilometerzähler und die Eintragung in das Büchlein lautet:
„Es ist 13.00 Uhr. Ich befinde mich auf dem Zollhof von Ventimiglia, es sind noch etwa zehn Meter auf italienischem Boden zu fahren, danach betrete ich französisches Terrain. Seit der Abfahrt in Matino bin ich genau 1585 km gefahren. Ich verabschiede mich nun von Italien mit einem zweigeteilten Gefühl. Stolz und Traurigkeit gehen Hand in Hand mit mir über die Grenze. Ich bin voller Erwartungen und Neugier auf das neue Land, aber gleichzeitig traurig, mein eigenes zu verlassen.“
Die erste gallische Stadt ist Menton. Auf einer kurvenreichen Strecke und durch eine atemberaubend schöne Landschaft, die direkt an der Küste leider sehr zugebaut ist, gelange ich in das kleine Fürstentum Monaco. Die monegassische Stadt Monte Carlo ist unglaublich schön und man riecht förmlich den Reichtum. Ich spüre das Formel 1-Feeling am eigenen Leib, da ich gerade mit meinem Fahrrad die berühmteste Rennstrecke der Welt fahre und vergeblich versuche, einen Ferrari nachzuahmen. Nach einem kurzen Aufenthalt am Yachthafen und vor dem fürstlichen Palast, ziehe ich weiter zur farbenprächtigen Stadt Nizza. Die Pastelltöne der Gebäudefassaden kommen durch den hellen Sonnenschein noch mehr zum Ausdruck. Es herrschen 25 Grad und ein angenehmer Blumenduft durchzieht die Gassen der Fußgängerzone.
Es ist Abend, als ich in Antibes ankomme. In einer Seitenstraße der Strandpromenade entdecke ich einen asiatischen Fastfood-Imbissladen. Ich habe nicht viel Geld für die Reise und diesbezüglich kommen auch keine positiven Nachrichten aus Matino. Mit mehr Sponsoren oder Spendern darf ich nicht rechnen. Es tut mir zwar leid und es macht mich zudem auch noch traurig, aber ich will mein Versprechen auf jeden Fall bis zum Schluss durchziehen. Wie ich das bewerkstelligen soll, weiß ich nicht. Mein Gedanke ist, wo ein Wille ist, ist auch irgendwie ein Weg. Deshalb nutze ich auf meiner Reise ab und zu Fastfood-Küchen, auch wenn ich im Normalfall eine gesunde und zusatzfreie Ernährung vorziehe. Allerdings brauche ich unterwegs hin und wieder etwas Warmes und kann mich nicht nur von belegten Broten ernähren. Besondere Umstände erfordern besondere Handlungen.
Kurz danach baue ich mein Nachtlager direkt am Strand unweit einer Mega-Wohnanlage auf. Auch dieser Tag ist überstanden und auch heute danke ich Gott, dass alles gut gegangen ist.
„Wer nicht zufrieden ist mit dem, was er hat, der wäre auch nicht zufrieden mit dem, was er haben möchte.“
(Berthold Auerbach)
Heute 82 km, gesamt 1631 km.