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14. April 2006 Freitag

Tag 20

Ich fahre um 8.00 Uhr los und dabei denke ich über mein aktuelles Problem nach. Das Geld fehlt, um mir eine ausgewogene Ernährung zu leisten, die den Strapazen entsprechen würde, denen ich tagtäglich ausgesetzt bin. Da ich aber trotz finanzieller Sorge mit der Reise weitermachen will, muss ich mir eine adäquate Alternative suchen. Ich habe nicht wirklich viele Möglichkeiten zur Auswahl. Nach dem Ausschlussverfahren bleiben nur noch zwei Optionen übrig und ich muss mich nun für eine entscheiden. Entweder ich verpflege mich selbst mit dem Gaskocher - oder ich verpflege mich selbst mit dem Gaskocher. Ich bevorzuge die erste Option, die zweite klingt eher nach Wiederholung.

Im Industriegebiet von Hieres entdecke ich ein Geschäft für Campingausrüstung. Ich halte an, schließe mein Zweirad mit einer Kette an einem Lichtmast fest, nehme die ausziehbare Lenkertasche aus der Halterung heraus und gehe in das Geschäft hinein. Dort kaufe ich einen Camping-Gaskocher, einen kleinen Topf, einen Plastikteller, einen Alubecher und ein Besteck-Set. Damit kann ich im Zelt mein Frühstück und meine Mahlzeiten zubereiten. Dabei kann ich mir eine Menge Geld sparen. Anschließend kaufe ich in einem anderen Geschäft Proviant. Nussnougat, löslichen Kaffee, Zucker, Brot, Öl, Hülsenfrüchte in Dosen, Nudeln und vorgekochte Tomatensoße. Das ist bestimmt nicht gerade die beste Ernährung für einen Sportler, aber schlecht ist es auch nicht. Es ist günstig und das zählt momentan mehr. Ansonsten schaffe ich die Reise finanziell nicht und das wäre eine Katastrophe für mich. Außerdem muss man es positiv betrachten. Salz ist gut gegen die Muskelkrämpfe, die Nudeln mit ihren Kohlenhydraten sind gut für den Energieschub, genauso Zucker und Hülsenfrüchte.

Sicher hätte ich bei der Planung daran denken sollen, aber von einer Selbstversorgung war nie die Rede. Ich sollte eine gute und ausgewogene Ernährung bekommen, wenn das Budget gestimmt hätte, wie man es mir versprochen hatte. Nun ist es doch anders gekommen, warum auch immer, und ich will nicht mein Vorhaben deswegen aufgeben. Das gibt es bei mir nicht. Ich ziehe es durch, komme was wolle. Eine Herausforderung mehr, damit mir nicht langweilig wird.

Mittlerweile bin ich durch Toulon und Bandol gefahren. Außerhalb der Stadt auf einer terrassenähnlich angelegten Wiese schlage ich mein Zelt auf. Gegenüber verläuft die Autobahn. Das ist alles andere als ruhig, aber diesen Lärm kenne ich allzu gut. Habe viele Jahre im LKW, oft direkt an Autobahnen, meine Nächte verbringen müssen - aus Mangel an Parkplätzen.

Als es fast dunkel wird, widme ich mich der Küche. Zum ersten Mal auf dieser Reise koche - oder vielmehr wärme ich mir - mein Abendessen. Der Chef-Koch rät Bohnen a la Toni! Weiße Bohnen mit etwas Olivenöl und Salz. Ich nehme seinen Rat an und begleite jeden Happen mit etwas knusprigem Brot - lecker! Kompliment an den Koch.

Satt und zufrieden mit der Wahl des Restaurants gehe ich gegen 22.00 Uhr ins Bett. Für die Untergrundmusik sorgen die Autos auf der Piste und die LKWs begleiten gekonnt die Symphonie. Ab und zu rundet eine Einsatz-Sirene das Sonar-Spektakel ab.

„Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.

(Arthur Schopenhauer)

Heute 102 km, gesamt 1814 km.

Tour der Erkenntnis

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