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13. April 2006 Donnerstag

Tag 19

Die Nacht war verdammt kalt in meinem Schlafgemach, das Thermometer zeigte heute früh gerade mal 5 Grad an. Das Gute daran ist, dass meine stechende Fan-Gemeinde sich in wärmere Gefilde verzogen hat und das hat mir gnädiger Weise einen Waffenstillstand eingebracht.

Ich fahre um die übliche Zeit los und nach circa 20 Kilometern erreiche ich Cannes. Im Zentrum besuche ich einen Internet-Point. Ich checke meine E-Mails, um mich nach dem neuesten Stand der Dinge zu Hause zu erkundigen. Dort ist alles in Ordnung, außer, dass man mich vermisst, aber das beruht eben auf Gegenseitigkeit. Da müssen wir alle durch, auch wenn es schwerfällt. Von der Basis gibt es leider nichts Neues, das heißt, Paolo hat keine weiteren Finanzierungen erreicht und auch keine neuen Sponsoren gewinnen können. Das ist leider keine gute Nachricht und für mich bedeutet es, dass ich improvisieren muss. Erst mal ist Sparen angesagt, dann nochmal sparen und als letzte Option, sparen!

Wieder nachdenklich und sehr enttäuscht fahre ich der Küste folgend weiter. Ich beobachte ein tolles Farbenspiel der Natur. Das tiefblaue Meer, die rote Felsenlandschaft der französischen Riviera, die grünen Pinienwälder und der azurblaue wolkenlose Himmel ergeben ein faszinierendes Naturschauspiel. Das hilft ein wenig meinem angeschlagenen Gemüt und wirkt sich positiv auf meine Stimmung aus.

Die Fahrradwege sind hier sehr gut ausgebaut und es macht Spaß, sie durch Orte, Pinienwälder und oftmals direkt am Strand zu befahren. So passiere ich Saint Raphael, Ste. Maxime und kurz vor Port Grimaud am Strand finde ich einen Platz für die Nacht. Ich denke, dass eine noch geschlossene Badeanstalt, die nicht umzäunt und öffentlich zugänglich ist, sich hervorragend für meine Nachtruhe eignet. Ich baue also mein Zelt auf dem trockenen Sand unter einem Baum auf, richte mich gemütlich ein und dann zünde ich ein kleines Feuer direkt am Wasser an. Während ich mein Abendbrot an der Feuerstelle genieße, werde ich durch einen Mann, der mich aufgebracht anschreit, aufgeschreckt. Er glaubt, ich sei ein obdachloser Herumtreiber, der in seinen verbarrikadierten Kiosk womöglich einbrechen will. Ich schließe daraus, dass er wohl der Besitzer der Anlage sein müsste. Klar, denke ich, die Feuerstelle habe ich angefacht, um meinen Komplizen Rauchzeichen zu geben. Das Fahrrad ist mein Fluchtfahrzeug und das Zelt habe ich aufgebaut, damit ich mich nach dem Einbruch erst mal ausruhen kann. Also versuche ich den gestikulierenden Franzosen zu beruhigen, indem ich ihm mit ruhiger Stimmlage in einer Mischmasch-Sprache erkläre, dass ich harmlos bin. Erzähle ihm, dass ich auf einer abenteuerlichen Reise bin und nur hier die Nacht verbringen möchte, weiter nichts. Der Mann mittleren Alters scheint sich allmählich zu beruhigen und als er alles versteht, entschuldigt er sich für sein Benehmen. Er habe die Situation völlig falsch eingeschätzt, da er von einer Bekannten, die mich zufällig beobachtet hat, als ich im Gelände hereingefahren bin, alarmiert wurde. Nun erlaubt er mir unter neuen Umständen auf seinem Grund zu übernachten, entschuldigt sich nochmal und lässt mich wieder meiner wohlverdienten Ruhe.

Zufrieden mit der Klärung des Zwischenfalles, kehre ich wieder zu meinem Feuer zurück.

Es ist dunkel geworden und gerade sehr idyllisch um mein Nachtlager herum. Der Vollmond spiegelt sich im Meer. Gegenüber, auf der anderen Seite der Bucht, erhellt die Stadtbeleuchtung von Saint Tropez den Nachthimmel. Die etwas feuchte Luft bewegt sich kaum und fühlt sich angenehm frisch an. Der Meeresduft massiert mein Geruchsorgan und ich fühle mich in meinem Element.

Irgendwann werde ich schläfrig und die Müdigkeit besiegt meinen Wach-Widerstand. Es ist Zeit, das Feuer zu löschen.

„Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren, und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren.

(Mahatma Gandhi)

Heute 81 km, gesamt 1711 km.

Tour der Erkenntnis

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