Читать книгу Tour der Erkenntnis - Antonio De Matteis - Страница 32

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18. April 2006 Dienstag

Tag 24

Ich habe eine der schlechtesten Nächte gehabt. Zu wenig und ungemütlich geschlafen. Der Wind blies die ganze Nacht und es hört jetzt immer noch nicht auf. Aus diesem Grund kann ich mir keinen Kaffee kochen. Na der Tag fängt ja gut an. Mein Kopf fühlt sich so an wie nach einem ausgeflippten Discobesuch. Was soll`s, denke ich und fange an, meine Sachen einzupacken, um den Platz zu räumen. Überall fliegt Sand herum und versteckt sich in jeder Ritze, die er finden kann. Das Zusammenrollen des Zeltes ist auch nervig bei dem Wind. Alles nervt heute Morgen, besonders der Sand in den Augen und zwischen den Zähnen. Obwohl der Strand und die Natur um mich herum wunderschön sind, kann ich mich leider nicht daran erfreuen. Vielleicht sollte ich das tun und den momentanen Zustand nicht zu negativ einstufen. Das Ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Hilft bestimmt.

Bis Agde schiebt mich der Wind noch so wie gestern, wegen der gleichen Zielrichtung. Ich bin froh und erleichtert, als ich die erste Konditorei der Stadt sehe. Jetzt gibt es endlich einen warmen Kaffee und ein Croissant. Ein echtes französisches Croissant. Allein das Wort auszusprechen, lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich wasche mir zuerst in der Lokaltoilette die Hände und die zwei Kilo Sand vom Gesicht ab. Kurz danach bin ich dankbar und glücklich, mein mageres Frühstück genießen zu dürfen.

Mit neuer Energie schaue ich anschließend, dass ich Land gewinne. Der Wind hindert mich daran, meine normale Geschwindigkeit einzuhalten. Mühsam passiere ich Serignan, Fleury und Narbonne. Am späten Nachmittag dann erreiche ich Sigean und auch mein Kraft-Limit. Ein ruhiger und geschützter Platz für die Nacht wäre jetzt hervorragend. Ein netter Senior erzählt mir von einer kleinen Gemeinde-Pension mit einer offenen Gartenanlage. Vielleicht darf ich dort im Schutz der Bäume mein Zelt platzieren. Er sagt, ich solle nach Marc fragen, der Betreiber der Herberge, er wird mir bestimmt helfen können. Ich folge seiner Wegbeschreibung und treffe auf Marc. Dieser ist wirklich nett, hilfsbereit und zudem auch ein Freund der langen Solo-Radreise. Der fünfunddreißigjährige schlanke Mann ist begeistert und hört sich gespannt meine Geschichte an. Aus meiner Erzählung entnimmt er die Wichtigkeit meiner Reise und vom Wetterstand die Notwendigkeit, mir einen adäquaten Schutz zu gewähren. Er bietet mir schlicht und einfach in seiner bescheidenen Pension ein Zimmer an. Dafür will er kein Geld, sondern einzig und allein ein Foto zusammen mit mir auf der Europatour-Seite. Ich bin sprachlos und bin mir nicht sicher, ob ich gerade träume. Mein Französisch reicht aus, um zu verstehen, dass er es ernst meint. Er möchte einfach auf seine Weise seinen Beitrag an meinem Vorhaben leisten. Ein derartiges Angebot abzulehnen wäre dumm und unhöflich von mir. Ich freue mich und nehme dankend das Geschenk mit einem breiten Lächeln an. Mein Weggefährte darf in der Eingangshalle ruhen. Ich befreie ihn von seiner Last und dann begebe ich mich nach oben in mein Zimmer mit Bad. Als erstes dusche ich ausgiebig, dann gehe ich in eine nahegelegene Pizzeria und hole mir eine Pizza „To go“. Nach dem Abendessen nutze ich die Gelegenheit, um meine Wäsche zu waschen. Draußen tobt der Sturm und ich bin sehr froh, dass ich ihn vom Fenster aus beobachten kann. Das weiche große Bett erwartet mich, ich will nicht seine Geduld strapazieren und lege mich gleich hinein, damit ich meinen Traum weiterträumen kann. Ich verabschiede mich von diesem ereignisreichen und abenteuerlichen Tag und schließe die Augen, während meine Mundwinkel sich nach oben strecken. Mein gesamter Körper bedankt sich gerade bei mir und entspannt sich. Vielen Dank an Engel Marc. Gute Nacht an die Welt.

„Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.

(Albert Schweitzer)

Heute 84 km durch den Wind geradelt, gesamt sind es 2203 km.

Tour der Erkenntnis

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